• Keine Ergebnisse gefunden

Ernährungssicherheit trotz Klimawandel: ohne Wasser nicht zu haben

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ernährungssicherheit trotz Klimawandel: ohne Wasser nicht zu haben"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Ernährungssicherheit trotz Klimawandel:

ohne Wasser nicht zu haben

Von Waltina Scheumann und Elke Herrfahrdt-Pähle, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

vom 21.11.2016

(2)

Ernährungssicherheit trotz Klimawandel: ohne Wasser nicht zu haben

Bonn, 21.11.2016. Am Freitag ging in Marrakesch die 22. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkon- vention der Vereinten Nationen (UNFCCC) zu Ende, auf der es um die Umsetzung des vor einem Jahr in Paris unterzeichneten Klimaabkommens ging. Darin wurde die Anpassung an den Klimawandel endlich als gleich- rangiges Thema neben der Vermeidung von Treib- hausgasen anerkannt. Nun ging es darum, die be- schlossenen Zielvereinbarungen mit Leben zu füllen.

Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Initi- ative Adaptation of African Agriculture to Climate Change (AAA) des Gastgeberlandes Marokko. Sie soll helfen, die afrikanische Landwirtschaft in den Fokus der Debat- ten um die Anpassung an den Klimawandel zu rücken und Finanzmittel für Anpassungsmaßnahmen zu mo- bilisieren. Dieser Vorstoß ist ebenso zu begrüßen wie überfällig. Denn nur fünf Prozent der für Vermeidung und Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung stehenden Gelder fließen nach Afrika, obwohl der Kon- tinent mit am stärksten von den Folgen des Klimawan- dels betroffen ist.

Die wachsende Weltbevölkerung kann nur durch eine leistungsfähige Landwirtschaft ernährt werden. Gerade in Subsahara-Afrika steht aber die ungewisse Ernäh- rungslage in unmittelbarer Beziehung zur Menge der produzierten Nahrungsmittel, im Unterschied etwa zu Südasien, wo Ernährungsunsicherheit vor allem der schwachen Kaufkraft und der Verteilung geschuldet ist.

Die Agrarminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer hatten sich bereits 2015 in Istanbul dazu verpflichtet, für die Ernährungssicherung einer bis zum Jahr 2050 auf neun Milliarden Menschen anwach- senden Bevölkerung zu sorgen. Nun erhalten sie Rü- ckendeckung durch die oben erwähnte Anpassungsini- tiative.

Gerade die Landwirtschaft muss sich erheblich an Kli- maveränderungen anpassen. Bereits heute sind in Sub- sahara-Afrika starke Niederschlagsschwankungen so- wohl im Jahresdurchschnitt als auch über längere Peri- oden kennzeichnend. In vielen Gegenden sind die Nie- derschläge schlicht unzureichend und Dürreperioden üblich. Daher ist die Anpassung der Landwirtschaft ohne Wasserspeicher und Bewässerungsanlagen sowie ein entsprechendes Boden- und Wassermanagement nicht zu meistern.

Ein wichtiger Weg führt hierbei über den Ausbau der Bewässerungslandwirtschaft, um den Anbau von Nah- rungsmitteln unabhängig von unzuverlässigen Nieder- schlägen zu machen und die vor allem in Sub-Sahara Afrika vielerorts bestehende geringe Fruchtbarkeit und Wasserspeicherfähigkeit der Böden auszugleichen.

Obwohl die landwirtschaftlichen Erträge durch Bewäs- serung um die 50 Prozent angekurbelt werden könn-

ten, werden dort Nahrungsmittel fast ausschließlich im von Wetterextremen abhängigen Regenfeldbau pro- duziert. Doch bisher werden in Sambia und Tansania zum Beispiel, nur zwischen fünf und zehn Prozent der kultivierten Flächen bewässert; in Asien sind es 37 und in Lateinamerika 14 Prozent. Während Ertragssteige- rungen schon für sich genommen ein schlagkräftiges Argument sind, steigen Einkommen nach der Umstel- lung auf Bewässerung, so z.B. in Äthiopien um 50 und in Tansania um 86 Prozent.

Die AAA-Initiative kann das Thema Wasser in der Landwirtschaft aufwerten und ihm eine neue Dynamik geben: Die vielerorts entstandenen Investitionslücken in Wasserspeicher müssen geschlossen, marode Infra- struktur modernisiert, in Bewässerungsmethoden und Technologien mit Standortvorteilen investiert und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung umgesetzt wer- den. Landwirtschaftliche Wassernutzung und ein pro- fessionelles, an die Folgen des Klimawandels angepass- tes Wassermanagement müssen allerdings Teil eines Gesamtpakets sein, das die Produktivität landwirt- schaftlicher Betriebe fördert. Dazu zählen der Zugang zu Krediten, Betriebsmittel, stabile Märkte und weiter- verarbeitende Firmen.

Die Klimakonferenz in Marrakesch hat in dieser Hinsicht einige Impulse geliefert. Nachdem das Thema „Klima- wandel und Wasser“ bereits vor einem Jahr in Paris aufgegriffen worden war, wurde ihm in Marrakesch erstmals ein ganzer Tag gewidmet. Neue Initiativen wurden auf den Weg gebracht, z.B. Water for Africa und das Blue Book on Water and Climate, das sich u.a. für ein integriertes und nachhaltiges Wassermanagement und eine Action Agenda for Water stark macht. Auch die auf der Konferenz viel diskutierten nationalen Klimapläne (NDCs) vieler Entwicklungsländer heben sowohl die Anpassung der Landwirtschaft als auch des Wasserma- nagements als prioritär hervor.

Daher sollte die deutsche Entwicklungszusammenar- beit an der starken Förderung des Wassersektors fest- halten, aber auch Wasser in der Landwirtschaft höher auf die Agenda setzen. Sie sollte ihre Zurückhaltung gegenüber Infrastrukturprojekten, also Wasserspei- chern und Bewässerungsanlagen, aufgeben. Dazu gehört allerdings auch, dass funktionsfähige Wasserin- stitutionen und transparente Genehmigungsverfahren für Wassernutzungsrechte aufgebaut werden, um flexibel auf Bedarfsentwicklungen und klimatische Schwankungen reagieren zu können. Nur so kann die Landwirtschaft im Verbund mit den Institutionen des Wassermanagements auf die Erfordernisse des Klima- wandels angemessen reagieren und ihren Beitrag zur Ernährungssicherung leisten.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 21.11.2016

www.die-gdi.de | twitter.com/DIE_GDI | www.facebook.com/DIE.Bonn | www.youtube.com/DIEnewsflash

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das zeigt, dass sowohl in der Wasserversorgung als auch in der Abwasserentsorgung die lau- fenden Aufwendungen durch die Einnah- men mehr als gedeckt sind, jedoch wurden dabei

Eine Erhöhung der Nachfrage nach Alpenwasser kann sich nicht nur da- durch ergeben, dass der Wasserbedarf innerhalb der Alpenregion selbst steigt, sondern dass Knappheiten in

Alle Bindungen der Ketten sind in trans-Konformation (Abbildung 3.5). 2.) Die von einer Kette beanspruchte Fläche ist im Vergleich zu den übrigen drei Phasen am geringsten [35].

Lege das Ei vorsichtig auf den Esslöffel und lasse es behutsam in das Wasser des Glases ohne Salz gleiten. Nimm nun das Ei heraus und lasse es vorsichtig in das

Wasserversorgung verbessern sollen und auf Landnutzer zielen, Probleme für die Ernährungs- sicherheit und andere soziale Auswirkungen (für die Verkäufer) stromaufwärts mit sich

Ohne Investitionen, Innovationen und Koordination zwischen Agrar- und Wasserwirtschaft sind die Nach- haltigkeitsziele nicht zu erreichen und werden wertvol- le Ressourcen für

[r]

„Hinsehen, Analysieren, Einmischen“ – unter diesem Motto engagiert sich Germanwatch für globale Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen und konzentriert sich da- bei