Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 85
Direktinvestitionen und realer Wechselkurs
Nach FROOT/STEIN (QJE, 1991) hängt Zufluss an
Direktinvestitionen – bei unvollk. Kapitalmärkten – positiv vom realen Wechselkurs q* ab: Wenn es zu einer realen
Abwertung kommt, dann können ausl. Investoren (aus Land II) leichter eine Firma im Inland übernehmen, da sie – in
inländischer Währung (von Land I) gerechnet – nach der Abwertung der Währung von I mehr Eigenkapital
nachweisen können, das wiederum Basis für Kreditaufnahme zur Übernahme ist. Steigt q*, dann höhere Zuflüsse!
Direktinvestionen hier vor allem betrachtet als
Internationale Merger & Acquisition (Firmenerwerb oder Beteiligung im Ausland)
Könnte aber grundsätzlich auch greenfield investment sein!
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 87
Zinsparität (zwei Länder I und II; Land I als Inland):
Offene Zinsparität (ohne Risikoprämie) besagt, dass Investor, dann indifferent zwischen I und II ist, wenn
(1) i = i* + aE (aE ist die erwartete Abwertungsrate der inländischen Währung; negatives aE bedeutet
Aufwertungsrate der Inlandswährung); da i=r+π, i*=r*+π*
gilt bei vollk. Voraussicht (1.1) r = r* + dlnq*/dt
Beispiel zu (1): In Eurozone hat Investor 100 €, i=10%, ergibt am Ende der Anlageperiode 110 €; gilt im Ausland i*=10% und eo=1€/$, so wird bei Abwertung des € auf 1,2
€/$ (e1 am Periodenende) die Rendite im Ausland ca.
10%+20%=30%; bei Aufwertung (e1=0.8 €/$) ist die Auslandsrendite aber nun 10%-20%= -10%.
Im Oktober 2013 lag US-NominalZins über Zins Eurozone?
Was folgt für den Wechselkurs €/$? (Hinweis: Zinsparität)
Offene vs. gedeckte Zinsparität
Während offene Zinsparität das Eingehen einer offenen risikobehafteten Position am Devisenmarkt bedeutet, ist bei Geschäft auf
Terminmarkt (Terminkurs f, Kassekurs e) die gedeckte Zinsparität relevant:
i= i* + [(f-e)/e]; der eckige Klammerausdruck heißt Swapsatz; die Gleichung ist eine Arbitrage- bedingung, d.h. hier kommt keine Risiko vor!
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Internationales Kapitalmarktgleich- gewicht bei unvollkommenen Bond- substituten (Bonds = Staatsobligation)
i = i* + a
E+ R (mit R für Risikoprämie...)
Beträgt langfristig a
E= π – π* (KKP-Logik), dann ist wegen R>0 der Inlandszins real langfristig höher als im Ausland
Investitionen sind daher geringer
Last der Staatsverschuldung höher
Reales Aktienkursniveau geringer als normal
ACHTUNG: Risikoprämie der osteuropäischen
Länder verschwindet zum Teil mit Beitritt zur EU
bzw. zur €-zone (Ausnahme Bankenkrise/politisches Risiko)
Wachstumsperspektiven in offenen Volkswirtschaften
z.T. abhängig von Außen- handel (bes.
kleine Länder!)
z.T. abhängig von Landesgröße und Pro-Kopf-Eink.
Wachs- tum
Statische & dy- namische Skalen-
vorteile, Wettbe- werbsintensität Technologische Basis;
Arbeits-/Kapitalausstattung (K/L)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 91
Wachstum, Handel, Direktinvestitionen
Direktinvestitionen erhöhen das Güterangebot bzw.
Produktionspotenzial (sei z.B. A Technologieniveau, K Kapitalbe-stand, L Arbeit, dann Produktionsfunktion
Y=K
ß(AL)
1-ß [mit 0<ß<1], Direktinvestitionszuflüsse tragen zu erhöhtem K und – via Technologietransfer – zu erhöhtem A, damit aber zu einer steigenden Produktionspotenzial bei;langfristig Y von Angebotsseite bestimmt!
Steigt Y, dann steigt aber Importnachfrage J, denn J=J(Y,q*), wobei realer Wechselkurs q*=eP*/P; mit e für nominaler
Kurs, P Preisniveau, * = Ausland; ggf. J=J(Y,q*,K**/K), wobei K** Direktinv.bestand im Inland; J z.T. Intra-Konzernhandel
Im kurzfristigen Makromodell trägt steigender Außenbeitrag (Nettogüterexport X‘=Export X – q*J) zu erhöhtem Y bei:
Y = cY + I(r) + G + {X(q*,Y*) – q*J(q*,Y)}
Güterangebotsseite (k‘=K/(AL) als Kapitalintensität in Effizienzeinheiten, y‘=Y/(AL), j‘=J/(AL), n bzw. a Wachstumsrate von L bzw. A (Technologienvieau); e Wechselkurs, P Preisniveau, * Symbol für Ausland
Gesamtwirtschaftlich wird Angebotsseite durch das
Produktionspot Ypot(K,AL);Kapital K, Arbeit L, A Techn.niveau
In einer offenen Volkswirtschaft können auch importierte Vorprodukte J ein Faktorinput sein: Gleichgewichtsbedin- gung für Gütermarkt für Fall, dass Import z.T. Vorprodukte sind: Ypot(K,AL,bJ)= cY+dK/dt +δK+ γY +xY– jq*J;
Sei Produktionsfunktion linear-homogen & Wettbewerb, gilt (r+δ)K+w[AL]+q*bjY=[c+ γ+x]Y+dK/dt –jq*Y; Division/AL:
(r+δ)k‘ +w + q*j(b+1)k‘ß}=[c+γ+x]k‘ß+dk‘/dt+δk‘; w=(1-ß)y‘
dk‘/dt = [q*j(b+1)+1-ß -(c+γ+x)] k‘ß –(n+a-r)k‘;
Gleichgewicht k‘# (dk‘/dt=0 bzw. t gegen Unendlich):
k‘#= {[q*j(b+1)+1-ß -(c+γ+x)]/(n+a-r)}1/1-ß
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 93
Handel, Wachstum, Direktinvestitionen
Handel mit bzw. Import von
technologieintensiven Vorprodukten kann
Technologieniveau A in Produktionsfunktion erhöhen;
Handel mit ähnlichen Gütern wirkt
wettbewerbsintensivierend, was ebenfalls A erhöhen kann
Handel, der bessere Nutzung von Skalenvorteilen erlaubt, erhöht quasi Produktionspotenzial (bei
entsprechender Produktionsfunktion)
Nationales vs. internationales Outsourcing
Nationales outsourcing z.B. im Kontext
Mit Überschreiten der mindestoptimalen Betriebsgröße
Regionales Verfügbarkeitsproblem bei qualifizierten Arbeitskräften
Notwendigkeit, näher an regionale Nachfrage zu gehen
Internationales Outsourcing (k, k*) etc.
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 95
Elastizität (relative Änderung
abhängige Variable zu rel. Änderung unabhängige Variable); X=X(q*,Y*);
J=J(q*,Y)
Eine Elastizität EX‘,q* gibt an, um wieviel % sich X‘
(Nettogüterexport) ändert, wenn sich der reale
Wechselkurs ändert (dlnX‘/dlnq*); beachte, dass man statt dlnX‘ auch dX‘/X scheiben kann, entspr. für q*
Wichtige Bedingung bei Unterbeschäftigung ist Marshall- Lerner-Bedingung: reale Abwertung (q* steigt)
verbessert Außenbeitrag, wenn Summe der Import- elastizitäten im In- und Ausland betragsmäßig>1.
Bei Annäherung an Vollbeschäftigung sind auch
Angebotselastizitäten im In- und Ausland zu beachten
=Robinson-Bedingung
Außenbeitragsreaktion bei Änderung von q*=eP*/P
alternative Herleitungder Marshall-Lerner-Bedingung
Wenn alle Güter handelbar sind, dann ist Zahlungsbilanz in inländischer Währung:
Nominal Zahlungsbilanz ist Zn = PX(q*) –eP*J(q*) bzw.
Nettoposition nominal Z‘n= PX(q*)/eP*J(q*)
Reale Zahlungsbilanz in inl. Gütereinh. Zr = X(q*) – q*J(q*) bzw. reale Nettoposition Außenhandel Z‘r=X(q*)/q*J(q*);
lnZ‘r = lnX(q*) – lnq* - lnJ(q*);
dlnZ‘r/dlnq*=dlnX/dq*- 1/q* -dlnJ/dq*; dlnX/dq*=dlnJ*/dq*
EZ‘r/q* >0 falls dlnX/dlnq* -dlnJ/dlnq* >1: Marshall-Lerner- Bedingung, d.h. ist die Summe der Importelastizitäten dem Betrage im In- und Ausland nach größer 1, dann verbessert reale Abwertung den realen
Außenbeitrag. Kurzfristig ist Elastizität kleiner als langfristig (J curve effect)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 97
ROBINSON-Bedingung (Herleitung Dieckheuer)
Hier gehen neben der Importelastizität im
Inland (E
J) und der im Ausland E*
J*auch die Angebotselastizitäten E‘ der Exporte im Inland bzw. im Ausland (E“) ein:
Bezeichnet man mit X“=X-q*J, dann dlnX“/dlnq*>0, falls
[EJE*J*/(E‘E“)](1+E‘+E“)>1+EJ+E*J*
Direktinvestitionen und Handel
Eine reale Abwertung verbessert die
Nettoexportposition bei relativ geringer
Preiselastizität im Außenhandel kaum bzw. gar nicht, wenn man Marshall-Lerner folgt;
Einwand: Da Direktinvestitionszuflüsse nach FROOT/STEIN (1991, QJE) positive Funktion von q* sind, ist wahre
Elastizität anders:
X=bX“ + (1-b)X“‘, wobei X“‘ Nachfrage des relevanten Teils des Auslandes entspricht, b Parameter im Intervall 0,1:
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 99
Überlegung für heterogene Konkurrenz bei offener
Volkswirtschaft (WELFENS, 2005)
Ein Teil der Exportmärkte ist angebotsbe-
schränkt (X“); Anstieg der Exportproduktion nur bei rel. Preiserhöhung. Anders bei X“‘, wo es
Konkurrenzprodukte gibt. Ähnliches Idee bei J:
X= bX
“+ [1-b]X“‘ = bq*
σ+ (1-b)q*
и*;
Importe J= b‘J*
s‘+ [1-b‘]J
d‘ =b‘q*-
σ*+[1-b‘]q*-
и
Bedingung Spezialfall b=b‘=0.5; nun
E (X/J),q*>0
wenn σ+σ*+и+и*>1; X/q*J= q*
σ+и*/q*
1-и-σ*Dimensionen der
Wettbewerbsfähigkeit
WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Innovation Export;Import
(Handel)
Direktinvestitions- zuflüsse DI/Y
Direktinvestitions- abflüsse DI*/Y
RDIj Lizenz-
bilanz RCPATi
Realer Aktien- kurs P’/P
DI/DIW RDIi
Welt- markt-
anteil RCAi
relative Export-
durch- schnitts
erlöse
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Messung von
Wettbewerbsfähigkeit (Land-,
Industrie- oder Fimenperspective)
RCA
iim Handel ln[(X
i/J
i)/(X/J)]
Relativer Exportdurchschnittswert (Vergleich zu benchmark country; „relevant“ market)
Weltmarktanteil (share in global sales)
Anteilserhöhung bei Weltmarktanteil geht bei
arbeitsintensiven Gütern einher mit sinkenden
relativen Lohnstückkosten =Preisvorteil!
Handel, Direktinvestitionen, Wachstum
Wenn auch aus theoretischer Sicht Handel und Direktinvestitionen zu höherem Y bzw. Pro-
Kopf-Einkommen y beitragen, so ist doch der Prozess der außenwirtschaftlichen
Liberalisierung schwierig
Protektionismusdruck insbes. bei Rezession
Ausländische Multis sind politisch nicht immer
willkommen; ihr Verhalten selbst kann kritikwürdig sein (bei stabilem Staat: eher die Ausnahme)
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Direktinvestitionen als Investition multi- nationaler Unternehmen im Ausland
Direktinvestitionen (foreign direct investment: FDI) sind im Gegensatz zu renditeorientierten Portfolio-Investitionen stets auch unternehmerisch motiviert: Ziel ist Aufbau einer dauerhaften Produktionspräsenz im
Ausland;
Wichtige Basis für Direktinvestitionen – als überlegene Alternative zu
Bedienung eines Auslandsmarktes durch Exporte (oder Lizenzvergabe an Firma im Ausland) sind eigentümerspezifische Wettbewerbsvorteile (z.B.
Technologievorsprung): OLI-Ansatz nach Dunning:
Ownership specific advantages (eigentümerspezifische Vorteile; z.B.
Patente/Technologie)
L=location (Standortvorteile: z.B. Infrastrukturausstattung, Verfügbarkeit qualifiziertes Personal, gute Zuliefererstruktur, politische Stabilität),
I=internalization (Internalisierungsvorteil: vgl. Transaktionskosten im Markt vs. firmenintern Transaktionskosten; sind letztere relativ gering, Argument für Direktinv.!
Direktinvestitionen fließen unter Berücksichtigung von relativen
Standortbedingungen, Marktdynamik, Renditeaussichten und Risiken
Direktinvestitionsquellen- Länder und -zuflussländer
Aus theoretischer Sicht sind kapitalreiche Länder bzw.
solche mit technologisch führenden Unternehmen – aus EINIGEN Sektore - typische Quellenländer für Direktinvestitionen; unter Technologieaspekt kann
Land daher sowohl Quellen - als auch Zuflussland sein (für OECD-Länder typisch: two way FDI)
Zuflussland muss attraktive Standortbedingungen
aufweisen; z.B. großer Markt, anhaltendes Wachstum, vorhersehbare effiziente Wirtschaftspolitik,
politische Stabilität
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 105
Arten von Direktinvestitionen
Horizontale Direktinvestitionen = Zukauf von internationalen Produktionskapazitäten (= mehr Marktmacht?)
Vertikale Direktinvestitionen (DI auf
Vorleistungsebene); wichtiges Phänomen bei
Fragmentierung
– mit offshoring; Fragmentierungbedeutet, dass Komponentenproduktion international ausgelagert (ggf. kombiniert mit nat. outsourcing)
Konglomerate Direktinvestitionen = DI in verschiedenen Branchen (Diversifizierung über Sektoren hinweg)
Arten von Direktinvestitionen
(Land I Quellenland, II Zielland)
Greenfield Investment (neue Werke bauen)
Internationale Beteiligungen und Zusammenschlüsse
Ausbau von Produktionskapazitäten im Ausland (offshoring);
ANDERS als internat. outsourcing =Vorlieferung aus Ausland
Zugang zu Märkten mit hohen Zollhürden (tariff jumping)
Zugang zu staatlichen Ausschreibungen im Ausland
Zum Ausbau der eigenen Marktmacht (horizontale DI)
Outsourcing-Vorteile nutzen (vertikale DI: Vorprodukte in II)
Zur Stärkung der eigenen technologischen basis (asset see- king foreign direct investment; high tech Firma in II kaufen)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 107
Für Direktinvestitionsentschei- dungen relevante Größe...
e ULC*/ULC = e[W*/(Y*i/L*i)]/[W/(Yi/Li)], wobei ULC unit labor costs (Lohnstückkosten), e Wechselkurs, W Nominallohnsatz; wichtig für arbeitsintensive Prod.;
ähnlich relative Kapital- oder Energiekosten wichtig...
eP‘*/P‘, was Verhältnis der Aktienkurse bezeichnet:
Firma aus Land mit hoher Aktienkursbewertung kann ausländische Unternehmen leichter übernehmen
Y*/Y, was relative Marktgröße anzeigt
ePN*/PN im Sektor der nichthandelsfähigen N-Güter, was relative Profitabilität von DI im N-Sektor anzeigt.
Direktinvestitionseffekte im
Zufluss-Land – bei flexiblem
Wechselkurs; C(Y,M/P);
W Nominallohn
Direktinvestitionszufluss (Reihefolge Effekte)
1) Währungsaufwertung (e sinkt!) – wegen erhöhter Kapitalimporte: siehe Devisenmarkt…
2) Sinken des Preisniveaus: P= (PN)α (eP T*)1-α ; es sinkt Inlandspreis von handelsfähigen Gütern!
Reallohn W/P steigt (dL<0); auch M/P steigt: dC>0
3) Güterexporte sinken wegen 1 [und da Produktion von N-Gütern steigt – deren relativer Preis gestiegen!];
Außenbeitrag vermindert,Yd reduziert, ggf. dJ>0 (K**!)
4) YPot steigt (wegen dK>0), also dX>0 wegen Angebots-
Wenn DI-Zufluss nur im N- Sektor
1) Aufwertung nominal u. real
2) Preisniveau sinkt kaum, höchstens wegen Sinken von P
Nvia Produktivitätsforschritt
3) Ggf. Angebotsüberschuss im N-Sektor = Sinken der Löhne im N-Sektor UND im T-
Sektor
4) Also steigen Güterexporte wegen
verbesserter Preiswettbewerbsfähigkeit
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 109
Zahlen zu Direktinvestitionen (Zufluss-Seite hier betont)
* ggf. plus andere langfristige Kapitalimporte, wobei hoher Anteil an lang- fristigen Kapitalimporten (inkl. DI) eine geringe Verletzlichkeit für Ände- rungen von Stimmungen in globalen Kapitalmärkten bedeutet
Direktinvestitionen
Absolutes Niveau p.a.(Zah- lungsbilanzeffekt)
Skalierung durch Division durch BIP oder Investitionen
Kumulierte Di- rektinvestition (s. Produktions-
potenzial!!)
Direktinvestitionen*
relativ zu Gesamt- kapitalimport
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 111
Zunehmende Bedeutung von FDI
Quelle: UNCTAD,
World Investment Report 2003
FDI-Zuflussländer I
Quelle: UNCTAD,
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 113
FDI-Zuflussländer II
Quelle: UNCTAD,
World Investment Report 2003
Rendite vs. Risiko – Das Länderrisiko
Wer erstellt Länderrisikoanalysen (LRA)?
Für wen werden LRA erstellt?
Welche Modelle der LRA werden angewendet?
Komponenten des Länderrisikos:
Wirtschaftliche Risiken
Politische Risiken
Rechtssicherheitliche Risiken
Administrative Risiken
Sonstige Risiken (soziale/kulturelle...)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 115
Großes Problem: Korruption
Corruption Perception Index 2003
Quelle: Transparency International
Effekte von Direktinvestitionszu- flüssen und -abflüssen aus
Quellenlandsicht
<<Bei relativ hoher Auslandsrendite wird Bruttonationaleinkommen ansteigen
Direktinvestitionsbestand im Ausland kann erhöhte Exporte nach sich ziehen (Maschinen oder
Vorprodukte)
Direktinvestitionszuflüsse erhöhen sektorales Produktionspotenzial (insbes. bei greenfield
investment), ggf. Technologiespillovers von i zu j
Direktinvestition (i) bringt Technologietransfer,dY>0
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 117
Kapitalallokation in offener Volkswirtschaft und bei Steuersatz 0 im Ausland: Besteuerung Inland führt zu
Profitreduktion= FE0E1; Arbeitseinkommen wL [und parallel Jobzahl] sinkt; Rückgang Arbeitseink.=-d(wL)= E1E0K0K1
YK
YKo
YKonet
0 K1 K0 K
YK* YK(1-τ)
F
Z A
E0
E1
Steuereinnahmen T= Steuersatz x K1;
Zunächst Y(K,L) bzw. YK(K,L); falls aber Y(K,L,Z‘) mit Z‘ für Technologieniveau, ist denkbar, dass Steuereinnahme zur F&E-För- derung verwendet wird, was YK-Funktion nach rechts verschiebt: unklar, ob K2<K0. Bei internationalem F&E-spillover, steigt Y*K!
Exkurs: Joint Ventures
Mind. zwei Unternehmen schließen sich zu einem Unternehmen zusammen (greenfield oder acquisition)
Alle Partner geben Input (DC: Kapital, Techn. Know-how; LDC:
Billigere Arbeitskräfte, Standort-Know-how...)
JV haben leichter Zugang zu staatlichen Förderprogrammen und bessere Chancen bei der Vergabe staatlicher Aufträge
JV waren beliebtes Internationalisierungsmittel in den post- sozialistischen Transformationsstaaten
Viele JV-Projekte sind mittlerweile gescheitert (Korruption, geringere Rendite als erwartet, unterschiedliche
Unternehmenskulturen...)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 119
EU-Erweiterungseffekte
Handelsschaffungseffekte (steigender Außenhandel bewirkt beiderseitig Spezialisierungsvorteile, Skaleneffekte und
dynamische Wettbewerbseffekte)
Entfallen der politischen Risikoprämie: bedeutet erhöhten Zufluss an Direktinvestitionen
Zugleich wegen hoher Renditeerwartungen auch
Portfoliokapitalzuflüsse; allerdings auch Abflüsse aus Diversifizierungs- und Renditemotiven
Restrukturierung des Bankensektors, Direktinvestitionen
Frage nach Euro-Mitgliedschaft (Defizitquote, Inflation z.T. als Problem).
Rolle von Direktinvestitionen in Osteuropa/Transfo.ländern
0 q0
q1
q q*0 q*1 q*
DD0
E0
Z
F*
p
p1
A*0 A1
E*1
E*0
DD*0
DD*1
k’*1
k’*0
C*
A
a) Outsourcing-Effekt im Quellenland
b) Direktinvestitionseffekte im Zielland
B*
p*
E1
p0 J K
D* H
Z*
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 121
Welthandel
Exporte, Importe von Gütern und Dienstleistungen
Export/BIP=Exportquote x (gering für große Länder)
Import/BIP=Importquote j (gering für große Länder);
je höher j, desto geringer der Fiskalmultiplikator im Mundell-Flemming-Modell
Regionale Handelsorientierung (z.B. Irland und UK stark von USA abhängig, Osteuropa stark von EU bzw. BRD abhängig)
Sektorale Außenhandelsstruktur: Auf welche Sektoren spezialisieren sich die jeweiligen Länder? Wie
verändert sich Spezialisierung im Zeitablauf?
Theorie des Außenhandels
Unterscheide Handel:
Intersektoral
Intrasektoral (intra-industriell: dominiert OECD)
Theorie des Außenhandels kann ansetzen an
Substitutionsmodell (zunächst graphische Analyse)
Verfügbarkeitsmodellen (natürliche oder techno- logische Monopolposition von Land I bzw. II)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 123
Substitutionsmodell (Autarkie vs.
Offene Wirtschaften); p‘ ist
Autarkiepreis, e ist Wechselkurs
p‘1<ep‘*1 (Gut 1 des Inlands billiger als im Ausl.); also p‘1/p‘*1<e
p‘2>ep‘*2 (Gut 2 im Inland teurer als im Ausl)
Also e<p‘2/p‘*2 und daher
p‘1/p‘*1<e<p‘2/p‘*2
Land I exportiert Gut 1, importiert Gut 2
Wechselkurs e bei Autarkie noch offen
Substitutionsmodell des Außenhandels
Güter können grundsätzlich in Land I oder II erstellt werden, in beiden
nachgefragt.
Potenziell doppelte
Substitution (Angebotsseite;
Nachfrageseite)
Gibt es keinen Kapitalverkehr bzw. internationale Kredit- beziehungen, so muss gelten die Zahlungsbilanzrestriktion PX
= eP*J; daraus ergibt sich dann e =PX/P*J;
Wenn Exportwert steigt und P*J konstant, dann steigt e, also nominale Abwertung
Alternativ: P=eP* wegen Arbitrage (homogene Güter!)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 125
Substitutionsmodell Außenhandel
ep1* p1
SS1* SS1
DD1* DD1
SS2* SS2
DD2
DD2*
A B C D
ep2* p2
F G H I
q1
q2
q11 q10
q21 q20
q1*
q2* 0
0
Land 1 (Ausland) als Exporteur bei Gut 1 bzw. Importeur
bei Gut 2
Verfügbarkeitsmodell(e)
Wenn im Inland Angebot Null ist,
dann bestimmt allein inländische
Nachfrage den
Weltmarktpreis mit;
Wie zuvor, aber
ohne Angebotskurve für Gut 1 in II (für Gut 2 in I)
Modellansatz kann
grundsätzlich auf Substitutionsansa tz zurückgeführt werden.
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 127
Raumwirtschaftsmodell des Außenhandels
Landesgrenze S2
S2* S1
S1*
Import Land 1 Export Land 1
LAND 1
Divergierende Nachfragestrukturen als Ursache des Außenhandels
Wenn in Land I relativ
starke Präferenz für Gut 1, so wird der relative Preis p1/p2 dort hoch sein; in Land II – starke Präferenz für Gut 2 - entsprechend wird p2/p1 relativ hoch sein; unterschiedliche
Relativpreise wieder Anlass für Außenhandel
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 129
Ricardo-Modell
Unterschiedliche Technologien aus Ausgangspunkt für Außenhandel;
Ansatzpunkt auch verschiedenartige
Ausstattung mit Ressourcen in Land I bzw.
II
BEACHTEN: Unterschiedlichkeit der Technologien in Land I und II ist im Gegensatz zum (später behandelten) Heckscher-Ohlin-Modell
Heckscher-Ohlin-Modell
Gleiche Technologie, aber unterschiedliche relative
Faktorausstattung (z.B. K/L>K*/L*)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 131
Starke Regionalisierungs-
tendenzen seit 60er Jahren
NAFTA: USA-CDN-MEX, wobei letztere beide
asymmetrisch von USA abhängig sind (ca. 60% des Außenhandels)
MERCOSUR in Lateinamerika (Bra, Arg., Urug., Chi);
funktioniert mit Problemen/Regelverletzungen
EU: 1957 mit 6 Ländern (Italien, Frankreich,
Deutschland, Benelux gestartet), ab 1.5.2004 25 Länder (EU-Osterweiterung=+8 Länder, plus Malta plus Zypern); Teil der EU mit Euro (11 Länder *1999)
ASEAN: 10 Länder in Asien mit Ziel Freihandelszone + ggf. monetäre Integration
Regionale Integration vs.
Globalisierung?
Regionale Integrationsräume (wie z.B. EU oder ASEAN oder NAFTA) könnten handels- mäßige regionale Blockbildung begünstigen, was freien globalen Handel behindert
Von daher Frage, wie regionale
Integrationsräume ihre Beziehungen
untereinander entwickeln: idealerweise auch
globale Handelsliberalisierung (WTO)
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 133
Aussenhandel und
multinationale Unternehmen
(1) Aussenhandel ist ein wichtiger Motor des Wohlstands/Wachstums
(2) 1/3 des Außenhandels im OECD-Raum ist Intra- Firmenhandel; also Handel innerhalb multina-
tionaler – vertikal international integrierter – Unter- nehmen. Bedeutung gehandelter Zwischenprodukte
(3) Multinationale Unternehmen=die, die im Ausland investieren (Direktinvestitionen; in der Statistik als Beteiligung > 10%); Direktinvestition und Handel
also z.T. parallel. MNCs dominieren internationa- len Technologietransfer (inkl. cross-licensing)
Welthandel: WTO-Report
Quelle: World Trade Report 2003, S. 11
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 135
Güterarten und Handel
Waren (Handelsbilanz)
Normale Waren
Digitale Produkte
Dienstleistungen (Dienstleistungsbilanz)
Herkömmliche Dienstleistungen
Digitale Dienstleistungen
Handelsstruktur: interindustriell vs. intraindustriell
Interindustrieller Außenhandel: Austausch von i- Sektor-Güter gegen j-Sektor-Güter (typischer für
1860-1960): Spezialisierung und Strukturwandel schmerzhaft
Intraindustrieller Außenhandel: beide Länder
(im 2-Länder-Modell der Weltwirtschaft) produzieren und exportieren ähnliche bzw. differenzierte i-Güter und j-Güter; Spezialisierung im Kontext von
Innovation und Produktdifferenzierung
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 137
Handel und MNCs
Intra-Firmen-Handel = Handel mit Vorprodukten, was auf vertikale Produktintegration hinausläuft; 1/3 des OECD-Warenhandels:
MNCs dürften 3/4 des Außenhandels repräsentieren
MNCs tragen mit Direktinvestitionen zu höherem BIP (Y) im Ausland bei, was handelsförderlich ist: J(q*,Z), X(q*,Z*), wobei BSP Z=Y+Saldo der Erwerbs- und
Vermögenseinkommen zw. In- und Ausland ist!
Handel mit Vorprodukten und Exporte (vs. Wertschöpfung)
Industrielle Exporte Deutschlands steigen
schneller als industrielle Wertschöpfung, was auf wachsende Importanteile in exportierten Produkten (insbes. aus Osteuropa) hindeutet – Vorsicht also bei Interpretation steigender Exporte bzw. Exportquote Deutschlands;
unterscheiden Wettbewerbsfähigkeit von
Firmen vs. Wettb.fähigkeit von BRD!
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 139
Allokationsdynamik:
Patente u. andere
Innova- tionen
Human- kapital- bestand F&E-Politik
Bildungs- politik
Multinationale Unternehmen relevant für Innovationen, Produktionspotential, Handels- volumen und –struktur; Entwicklung der Humankapitalnachfrage u. des H.kap.angebots
Handels-
struktur gestrukturNachfra-
Technolo- giestruktur
Produktions- struktur
Makroökonomische Perspektive von Produktinnovationen v (und
Direktinvestitionen);WELFENS, 2003)
Y=C(Y,v) + I(r,r*,v) + G + Xnet(…)
Konsum C hängt positiv von v ab!
Investitionen hängen negativ vom
inländischen Realzins r und von r* (* für Ausland) ab; sowie positiv von
Produktinnovationsrate v – je mehr Produktinnovationen, um sehr mehr profitable Investitionsmöglichkeiten.
Nettogüterexporte X‘ (Y,Y*,q*,v); ∂X‘/∂v>0
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 141
Außenbeitrag X
net
Y=C(Y-T, A‘,v) +I(r,r*,v) +G + X
net(q*,Y,Y*,v)
v steht für Produktinnovationsrate, A‘ ist Realver- mögen, q*=eP*/P, T ist Steuern bzw. t Steuersatz
Xnet hängt u.a. ab von q*, was langfristig sinken wird, falls Exportpreisniveau P dank (relativer) Produktinnovationen angehoben werden kann
Xnet hängt positiv ab von Produktinnovationsrate v;
in diesem Kontext ist allerdings
Product Cycle
Trade (VERNON) zu beachten!
Produkt-Zyklus-Handel
Produktzyklus-Handel geht mit VERNON davon aus, dass
Produktinnovation in führendem OECD-Land („Land I“) stattfindet; dort zunächst in
Markteinführungsphase Produktion und Verkauf plus Export – Handelsbilanzaktivierung!
In Standardisierungsphase Produktionsverlagerung in lohnseitig günstigere andere OECD-Länder,
Land I wird von dort importieren;
Handelsbilanzpassivierung
In Ausreifungsphase Produktionsverlagerung in LDCs; Handelsbilanzpassivierungstendenz
Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.eiiw.eu) 143
Sinnvoll, sektorale Exportentwicklungen zu betrachten (Sektoren i=1,2…n)
RCA (Revealed Comparative Advantage)
misst relative sektorale Nettoexportposition:
ln(Xi/Ji)/(X/J): falls >0 ist die sektorale Export- Importrelation besser als für alle Güter, was als Hinweis auf komparative Vorteile im betrachteten Sektor interpretiert wird
Ähnlichen Indikator kann man für Patente
betrachten als Reflex von Patentspezialisierung
Makroaspekte von Produktinnova- tionsrate v (Welfens, 2003):
„Schumpeter-Multiplikator“ dY/dv
Y=C(Y(1-τ), A‘,v)+I(r,r*,v)+G+X
net(q*,Y,Y*,v)
Y=c(1-t)Y+c‘A‘ +c“v + {bv/[a‘r+a“r*]} + G + x‘q* -jY + j*q*Y* +x“v; linearisierter Ansatz!
dY/dv={{b/[a‘r+a“r*]}+c“+x“}/(1-c(1-τ)+j)>0
Produktinnovationsmultiplikator mit Blick auf Y
um so größer, je stärker Investition, Konsum
und Nettoexporte darauf reagieren; Geldmarkt
etc. einzubauen (geringfügige Modifikation)
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Leistungsbilanz (traditionelle Sicht)
Leistungsbilanzsaldo definiert als Saldo
Außenbeitrag (Handelsbilanzsaldo plus Dienstleistungsbilanzsaldo)
Bilanz der einseitigen Übertragungen
Leistungsbilanzüberschuss führt zu realer
Aufwertung der Währung, also eP*/P sinkt (e
in Preisnotierung: €/Dollar)
Leistungsbilanzausgleich (beachte q*=:eP*/P); Annahme, dass Y
(Y*) Lieferfähigkeit bei X (J) stärkt
Betrachtet man nur Außenhandel, dann erfordert Leistungsbilanzausgleich:
PX(q*,Y*) = eP*J(q*,Y), also Exportwert = Importwert in inländischer Währung/kann alternativ in ausländischer
Währung geschrieben werden.
Es gelte X= x(q*,Y)Y* und J= j(q*,Y*)Y bzw. konkret X=q*α Yß‘Y*, J=q*-α*Y*ß‘*Y, so gilt
e=[P/P*][Y1-ß‘/Y*1-ß‘*]1/(1+α+α*)=; 1-ß‘>0?; 1-ß‘*>0?
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Wechselkurs: Nominal und
real; und T- bzw. N-Güterpreis
Nominaler Wechselkurs (e; Preisnotierung €/$)
Realer Wechselkurs q*=eP*/P (oder Kehrwert): beeinflusst mengenmäßigen Güterexport und –import sowie
Direktinvestitionen (FROOT/STEIN)
Realer effektiver Wechselkurs: mit Handelsanteilen gewichteter realer Kurs; konjunkturell wichtig!!
Gibt es nichthandelsfähig N-Güter und T-Güter (handelsfähige), dann gilt – falls PT=ePT*:
(1) P=: (PT)b(PN) 1-b =: φ(1-b)PT;
(2) P* =: φ1-b* PT* und mit b=b* und PT=ePT*
(3) q*=eP*/P =[φ/φ*]1-b; also ist realer Wechselkurs das inernationale Verhältnis der relativen N-Preise!!