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5. Diskussion

5.1 Hp-Konzentrationen in Serum, Kolostrum und reifer Milch von Sauen

5.1.3 Zusammenhänge zwischen Hp-Konzentrationen in Serum, Kolostrum und

zu rechnen. Der eigene Versuch kann diese Vermutung allerdings nicht stützen, da keinerlei Zusammenhang zwischen der Fütterung von Lebendhefe und den Hp-Konzentrationen in Kolostrum und reifer Milch zu beobachten waren.

Zusammenhang zwischen Hp-Konzentration im Kolostrum und Leistungsparametern Im eigenen Versuch konnte eine Korrelation zwischen der Anzahl der geborenen Ferkel und der Hp-Konzentration im Kolostrum beobachtet werden. Das Wurfgewicht am Tag der Geburt blieb allerdings unbeeinflusst vom vorhandenen Hp-Gehalt im Kolostrum. Kritisch zu überdenken ist jedoch, ob der Parameter Hp im Kolostrum geeignet ist, solch langfristige Zusammenhänge wiederzugeben. Von Interesse wäre eher die Frage, ob der Hp-Gehalt des Kolostrums möglicherweise die Zunahmeleistung der Ferkel beeinflusst. In Kapitel 5.6 wird dieser Aspekt diskutiert.

5.1.3 Zusammenhänge zwischen Hp-Konzentrationen in Serum, Kolostrum und reifer

Indikator für die Ernsthaftigkeit einer Infektion bzw. Mastitis sein könnten. Die Autoren Zhu et al. (2004) vertreten die Auffassung, dass das Hp im Serum der Sau zur Früherkennung einer Mastitis ungeeignet sei, da es bereits bei einer physiologischen Geburt gewissen Konzentrationsschwankungen unterliegt. Inwiefern Hp in porciner Milch als ein geeigneter Indikator zur Früherkennung von Erkrankungen im unmittelbaren postpartalem Zeitraum dienen könnte, ist aufgrund mangelnder Forschungsergebnisse zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

Mögliche Herkunft und Transportwege von Hp in der Milch

Um Hinweise über Herkunft und Transportwege von Hp in der Milch zu erlangen, sind zunächst die Zusammenhänge zwischen der Hp-Konzentration in Kolostrum bzw. reifer Milch und Serum zu betrachten. Im eigenen Versuch wurden am 21. und 28. Tag p.p.

signifikante Zusammenhänge der Hp-Konzentrationen zwischen Milch und Serum beobachtet. Aufgrund des Versuchsdesigns wurden zur Geburt und in den ersten sechs Tagen danach keine Serumproben genommen. Konkrete Aussagen zu den Zusammenhängen im engeren peripartalen Zeitraum sind im Rahmen dieses Versuchs somit nicht möglich.

Über Herkunft und Transportwege von Hp in Milch sind folgende Überlegungen denkbar.

Lokale Synthese von Hp im Milchdrüsengewebe

Hiss et al. (2004) gelang beim Rind der Nachweis, dass Hp auch in der Milchdrüse synthetisiert wird. Eine genaue Spezifizierung der Hp-exprimierenden Zellen in der Milchdrüse steht noch aus. Es wird jedoch angenommen, dass Leukozyten für die Produktion mit verantwortlich sind. Beim Schwein steht dieser Nachweis einer lokalen Hp-Produktion im Euter noch aus.

Transport von Hp in Kolostrum und Milch mittels Zellen

Im porcinen Kolostrum befinden sich rund 107 Zellen pro ml Milch von denen die polymorphkernigen Granulozyten den Hauptteil ausmachen (Evans et al., 1982). Eine Woche p.p. vermindert sich die Zellzahl und die prozentuale Verteilung der Zellarten in der reifen Milch (Evans et al., 1982). Riedel-Caspari und Schmidt (1990) beschrieben in ihrer Arbeit, dass die neutrophilen Granulozyten beim Schwein in allen Laktationsstadien dominieren.

Den Autoren Berkova et al. (1999) gelang der Nachweis, dass Hp von humanen neutrophilen Granulozyten aufgenommen, gespeichert und während der Phagozytose von diesen Zellen auch wieder sezerniert wird. Möglicherweise stehen die hohen Hp-Konzentrationen im peripartalen Zeitraum in Zusammenhang mit der großen Anzahl an neutrophilen

Granulozyten in der Milch und der damit quantitativ gesteigerten Möglichkeit, Hp intrazellulär zu speichern bzw. in die Milch abzugeben.

El Ghmati et al. (1996) vertraten hingegen die Auffassung, dass humanes Hp über Rezeptoren an neutrophile Granulozyten, Monozyten und an T-Zellen bindet und ihre Funktionen verändert. Dabei gingen die Autoren von einer „Down-Regulation“ der Immunantwort durch die Bindung von Hp an die entsprechenden Zellen aus.

Vor diesem Hintergrund wäre der Hp-Verlauf, wie er sich in diesem Versuch darstellt, erklärbar. Die hohen Konzentrationen von Hp zum Geburtszeitpunkt könnten durch den hohen Gehalt an neutrophilen Granulozyten im Kolostrum, mit denen das Hp in das Eutersekret gelangen könnte, begründet sein. Ungefähr eine Woche nach der Geburt kommt es zu dem von Magnusson et al. (1991) beschriebenem „Switch“ in den Anteilen der verschiedenen Zelltypen. Der Anteil der neutrophilen Granulozyten und somit auch die Zahl der Bindungspartner des Hp nehmen zu Gunsten der Epithelzellen ab. Im Konzentrationsverlauf des Hp zeigt sich dies möglicherweise in dem quantitativ deutlich verringerten Gehalt an Hp in der Milch beginnend 7 Tage p.p. bis hin zum Laktationsende 28 Tagen nach der Geburt. Zusammengefasst würde dies bedeuten, dass eine hohe Zahl von neutrophilen Granulozyten, Monozyten und T-Zellen in der Milch auch mit einem hohen Gehalt von Hp einher geht.

Die Blut-Euter-Schranke

Bei der Diskussion über Herkunft und Transportwege von Hp in der Milch ist die Blut-Euter-Schranke zu erwähnen. Sie stellt einen geschlossenen Zellverband dar, der allerdings einen gewissen Durchtritt von Zellen und Molekülen erlaubt (Wendt, 1992). Es ist vorstellbar, dass Hp über Diffusion oder anhand passiver bzw. aktiver Transportmechanismen aus dem Blut über die Blut-Euter-Schranke in die Milch gelangt. Physiologische Prozesse zum Ende der Gravidität bewirken im engen peripartalen Zeitraum eine Lockerung der epithelialen Barriere, insbesondere durch die Funktion der sogenannten „tight junctions“ im Alveolarepithel (Nguyen et al., 2001). „Tight junctions“ verschließen sich während und kurz nach der Geburt zu einer vergleichsweise undurchlässigen Barriere und verhindern so einen Übertritt der im Kolostrum vorhandenen hoch konzentrierten Bestandteile in den Blutkreislauf. Inwieweit Hp-Konzentrationen in Kolostrum und reifer Milch durch die Alterationen der „tight junctions“

im peripartalen Zeitraum beeinflusst wird, vermag zum heutigen Wissensstand nicht abschließend beantwortet zu werden.

Mögliche Wirkung von Hp in Kolostrum und Milch

Über die Funktion, die Hp lokal im Euter ausübt und über die mögliche Wirkung, die es im Ferkel nach Aufnahme über das Kolostrum und die reife Milch erzielt, gibt es derzeit keine Publikationen. Ein moderat erhöhter Hp-Gehalt im Kolostrum könnte aufgrund seiner biologischen Funktionen positive Wirkung auf Muttersau und Ferkel besitzen.

Durch die Bildung des Hp-Hb-Komplexes und dem damit verbundenem Eisenentzug für die Mikroorganismen, kommt es zu einer bakteriziden Wirkung des Hp (Wassell, 2000).

Zusätzlich werden mikrobizid wirksame, reaktive Sauerstoff-Spezies gebildet.

Möglicherweise besitzt Hp lokal im Euter eine ähnliche bakterizide Wirkung. Die im peripartalen Zeitraum ohnehin erhöhte Mastitisgefahr könnte dadurch reduziert werden. Ein in Maßen erhöhter Hp-Gehalt in der Milch könnte somit durchaus eine erwünschte Wirkung haben, da er im peripartalen Zeitraum vor den Auswirkungen von Infektionen und Entzündungen schützen könnte.

5.2 IgG-Konzentrationen in Serum, Kolostrum und reifer Milch von Sauen