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Die wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren in der Mutterkuhhaltung stellen die Gesundheit und das Wachstum des Kalbes dar. Aus diesem Grund müssen Kälbererkrankungen und Kälberverluste so gering wie möglich gehalten werden. Eine klinische Untersuchung wird durch das Brutpflegeverhalten und die Wehrhaftigkeit der Mutterkuh erschwert. Besondere Bedeutung erlangt somit die Beurteilung des Verhaltens zur Detektion von Störungen in ihrer Anfangsphase.

Ziel dieser Arbeit ist es daher, an einem Kollektiv von Mutterkühen und ihren Kälbern anhand der Beobachtungshäufigkeit ausgewählter ethologischer Parameter, das maternale und neonatale Verhalten und dessen Veränderungen innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Geburt zu charakterisieren. Jedes der 60 Kuh - Kalb – Paare wurde zu 36 Zeitpunkten beobachtet. Zur Auswertung kamen 2160 Einzelbeobachtungen. Desweitern sollte ermittelt werden, ob und welchen Einfluß die Rasse des Muttertieres, die Parität, der Geburtsverlauf, das Geschlecht des Kalbes und die Tageszeit auf die Beobachtungshäufigkeit der Verhaltensparameter ausübt.

Folgende Ergebnisse wurden erzielt:

- Vom Muttertier ausgehende Kontaktaufnahmen zum Neonaten wurden mit 67,3

% am häufigsten in der ersten Stunde post partum beobachtet. In den ersten 72 Stunden nach der Geburt nahm die Häufigkeit der Kontaktaufnahmen ab (p = 0,0001). Tagsüber nahmen Muttertiere häufiger Kontakt zu ihren Kälbern auf (p = 0,01). Das Beriechen und Belecken des Neonaten durch die Kuh waren in der ersten Stunde post partum mit 76,3 %, bzw. mit 65,3 % am häufigsten zu beobachten. In den ersten 72 Stunden nach der Geburt nahm die Häufigkeit des Beriechens (p = 0,0001) und Beleckens (p = 0,0001) ab. Am Tag konnten ein Beriechen (p = 0,01) und Belecken (p = 0,04) des Neonaten durch das Muttertier häufiger beobachtet werden.

- Ein direkter Kontakt zwischen Muttertier und Neonat trat mit 71,4 % am häufigsten in der ersten Stunde nach der Geburt auf. Für die ersten 72 Stunden nach der Geburt wurde eine abnehmende Häufigkeit des direkten Kontaktes ermittelt (p = 0,0001). Männliche Neonaten hatten häufiger direkten Kontakt zu ihren Müttern als weibliche (p = 0,003).

- Die durchschnittliche Distanz zwischen Muttertieren und Neonaten war mit einem geometrischen Mittelwert von 0,09 Metern in der ersten Stunde nach der Geburt

am geringsten. In den ersten 72 Stunden nach der Geburt nahm die durchschnittliche Distanz zu (p = 0,0001). Bei Fleckviehmüttern (p = 0,05) und am Tag (p = 0,03) war die durchschnittliche Distanz geringer.

- Muttertiere in Bewegung wurden mit 73,5 % in der ersten Stunde am häufigsten registriert. Die Häufigkeit von Bewegung nahm in den ersten 72 Stunden post partum ab (p = 0,0001). Nachts wurde bei den Muttertieren weniger Bewegungsaktivität nachgewiesen (p = 0,0003). Im Zeitraum zwischen der 13.

und der 18. Stunde post partum lagen mit 54,2 % die meisten Kühe. Die Häufigkeit liegender Muttertiere nahm über den Beobachtungszeitraum zu (p = 0,0003). Mütter von männlichen Kälbern standen häufiger und Mütter von weiblichen Kälbern lagen häufiger (p = 0,003).

- Ruheverhalten konnte in der ersten Stunde post partum mit 18,4 % der Beobachtungen am seltensten und im Zeitraum zwischen der 13. und der 15.

Stunde post partum (66,7 %) am häufigsten beobachtet werden. In den ersten 72 Stunden nach der Geburt wurden zunehmend mehr Muttertiere ruhend angetroffen (p = 0,005). Nachts ruhten deutlich mehr Kühe (p = 0,0001). Schlaf wurde bei den Muttertieren nur bei 2,1 % der Beobachtungen registriert.

- Muttertiere wurden zunehmend häufiger bei der Nahrungsaufnahme beobachtet.

Die Aufnahme von Silage konnte am häufigsten mit 20,8 % der Beobachtungen im Zeitraum zwischen der 49. und der 60. Stunde post partum registriert werden.

Für die Häufigkeit der Aufnahme von Silage wurde innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Geburt wurde eine Zunahme registriert (p = 0,0001). Die wenigsten Muttertiere nahmen in der zweiten Stunde nach der Geburt Silage auf (1,7%). Muttertiere mit Spontangeburten (p = 0,003) und Mütter mit weiblichen Kälbern (p = 0,01) konnten häufiger bei der Nahrungsaufnahme beobachtet werden. In der vierten Stunde nach der Geburt wurden mit 15 % der Beobachtungen Muttertiere am häufigsten bei der Placentophagie beobachtet. Ab der 13. Stunde post partum trat Placentophagie nicht mehr auf (p = 0,0001).

- In der ersten Stunde nach der Geburt konnten nur zwei % der Muttertiere beim Wiederkäuen registriert werden. In den ersten 72 Stunden nach der Geburt nahm die Häufigkeit wiederkäuender Muttertiere deutlich zu (p = 0,0001). Im Zeitraum

als Kühe. Nachts wurden mehr Muttertiere wiederkäuend angetroffen (p = 0,0001).

- In der ersten Stunde post partum wurden mit 38,8 % der Beobachtungen Lautäußerungen am häufigsten registriert. In den ersten 72 Stunden nach der Geburt nahm die Häufigkeit von Lautäußerungen ab (p = 0,0001). Bei Kühen (p = 0,01) und Muttertieren mit Schwergeburten (p = 0,02) wurden Lautäußerungen häufiger registriert.

- Vom Kalb ausgehende Kontaktaufnahmen zum Muttertier wurden mit 30 % der Beobachtungen am häufigsten in der vierten und der sechsten Stunde post partum registriert. Für vom Kalb ausgehende Kontaktaufnahmen wurde eine abnehmende Häufigkeit nachgewiesen (p = 0,0001). Männliche Kälber nahmen häufiger Kontakt zu ihren Müttern auf (p = 0,04).

- Am häufigsten wurden Kälber mit 21,7 % der Beobachtungen in der dritten Stunde post natum bei der Eutersuche registriert. Im weiteren Verlauf nahm die Häufigkeit dieser Beobachtung ab (p = 0,0001). Tagsüber wurden Neonaten häufiger beim Saugen beobachtet (p = 0,02). Die Häufigkeit, mit der Kälber beim Saugen registriert werden konnte, nahm in den ersten 72 Stunden nach der Geburt ab. In der vierten Stunde post natum saugten Neonaten mit 21,7 % der Beobachtungen, die häufigsten in antiparalleler Stellung. Die Häufigkeit, mit der Kälber in antiparalleler Stellung saugten, nahm über den Beobachtungszeitraum ab (p = 0,0001). Die häufigsten Beobachtungen für im 90° Winkel saugende Kälber konnte mit 1,4 % für den Zeitraum zwischen der 19. und der 24. Stunde post natum registriert werden. Die Häufigkeit, mit der Kälber im 90° Winkel an ihren Muttertieren saugten, nahm zu (p = 0,04).

- Bewegungsaktivität bei Neonaten wurde mit 46,7 % am häufigsten in der zweiten Stunde post natum registriert. Die Häufigkeit, mit der Bewegungsaktivität beobachtet werden konnte, nahm in den ersten 72 Stunden nach der Geburt ab (p

= 0,0001). Die wenigsten Neonaten wurden mit 48,3 % in der zweiten Stunde post natum liegend beobachtet. Die Häufigkeit, mit der Kälber liegend angetroffen wurden, nahm zu (p = 0,0001).

- Das Ruheverhalten der Neonaten wurde nur durch den Geburtsverlauf beeinflusst. Kälber aus Schwergeburten wurden häufiger ruhend angetroffen (p = 0,0001).

- Schlafende Kälber wurden mit 41,3 % der Beobachtungen am häufigsten im Zeitraum zwischen der 61. und der 63. Stunde nach der Geburt beobachtet. Über den Beobachtungszeitraum stieg die Häufigkeit schlafender Kälber an (p = 0,0001).

- Von den Brustbauchlagen konnte für die Brustbauchlage links eine Zunahme der Häufigkeit in den ersten 72 Stunden post natum nachgewiesen werden (p = 0,002). Die Seitenlagen wurden ebenfalls zunehmend häufiger eingenommen (p = 0,0001). Kälber aus Kreuzungsmüttern konnten häufiger in Seitenlage beobachtet werden (p = 0,02). Für die Beobachtungshäufigkeit aller Gliedmaßenhaltungen wurde in den ersten 72 Stunden nach der Geburt eine Zunahme der Häufigkeit ermittelt (p = 0,0001). Kälber aus Schwergeburten wurden häufiger mit einem angehobenen Kopf beobachtet (p = 0,0005). Am häufigsten wurden Neonaten mit 51,8 % der Beobachtungen in der achten Stunde post natum mit einem abgelegten Kopf registriert. In den ersten 72 Stunden nach der Geburt nahm die Häufigkeit mit der Kälber mit abgelegtem Kopf registriert werden konnten zu.

Nachts (p = 0,01) und spontan geborene Neonaten (p = 0,0004) wurden häufiger mit abgelegtem Kopf beobachtet.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Beobachtungshäufigkeit bestimmter Verhaltensweisen von Muttertieren und Neonaten innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Geburt deutlich verändert. Dies muß im Rahmen der adspektorischen Gesundheitsüberprüfung Berücksichtigung finden. In den ersten Stunden nach der Geburt hat der Aufbau einer stabilen Mutter – Kind – Bindung und die erste erfolgreiche Kolostrumaufnahme des Neonaten für beide Seiten Priorität. Dies ist ersichtlich aus der Häufigkeit des direkten Kontaktes, der Häufigkeit der

beiderseitigen Kontaktaufnahmen, das Beriechen und Belecken des Neonaten durch das Muttertier, der Häufigkeit der Lautäußerungen, sowie die Häufigkeit der

Bewegungsaktivität des Neonaten und die Eutersuche. Danach gewinnen individuelle Bedürfnisse an Bedeutung. Beim Muttertier ist dies gekennzeichnet durch die Abnahme der Häufigkeit von Bewegungsaktivität, der Zunahme der Häufigkeit des Ruheverhaltens, der Nahrungsaufnahme und des Wiederkäuens.

BeimNeonaten ist dies gekennzeichnet durch die Abnahme der Häufigkeit von