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8 ERGEBNISSE

8.10 Zusammenfassung

Die Annahme, dass das Geschlecht des Kindes und das frühkindliche Temperament signifikante Zusammenhänge mit dem sprachgebundenen kognitiven Entwicklungsstand des 30 Monate alten Kindes aufweisen, kann somit für das Merkmal Geschlecht des Kindes bestätigt werden, nicht jedoch für die frühkindlichen Temperamentsmerkmale „positive Emotionalität“ und „negative Emotionalität / Irritierbarkeit“.

8.9.3 Bedeutung der depressiv-ängstlichen Verstimmung der Mutter

Untersucht werden soll die Annahme, dass die im Alter des Kindes von 4, 8, 12 und 30 Monaten erfasste depressiv-ängstliche Verstimmung der Mutter signifikant negativ mit dem sprachgebundenen kognitiven Entwicklungsstand im Alter von 30 Monaten korreliert.

Aus Tabelle 8-31 geht hervor, dass die mütterliche Depressivität / Ängstlichkeit und die sprachgebundene kognitive Entwicklung zum Erhebungszeitpunkt 30 Monate signifikant negativ korrelieren. Das heißt, die depressiv-ängstliche Verstimmung der Mutter geht zu diesem Erhebungszeitpunkt mit einem geringeren sprachgebundenen kognitiven Entwick-lungsscore einher. Die Annahme eines signifikant negativen Zusammenhangs zwischen den beiden Merkmalen kann somit für den Erhebungszeitpunkt 30 Monate bestätigt werden.

Tabelle 8-31: Korrelationstabelle MDI-V und mütterliche Depressivität / Ängstlichkeit Depressivität /

Ängstlichkeit (4)

Depressivität / Ängstlichkeit (8)

Depressivität / Ängstlichkeit (12)

Depressivität / Ängstlichkeit (30)

MDI-V (30) -.030 -.154 -.171 -.229

P .414 .139 .108 .049

N 54 52 54 53

Anmerkungen: Einseitiges Signifikanzniveau; Produkt-Moment-Korrelationen; In Klammer: Alter der Kinder zum Untersuchungszeitpunkt.

Abkürzungen: MDI-V = sprachgebundener kognitiver Entwicklungsstand; N = Stichprobengröße; p = Signifikanzniveau.

Kontingenz, erhoben im 12. bzw. 30. Lebensmonat, zeigte sich signifikant positiv mit dem kognitiven Entwicklungsstand im Alter von 30 Monaten assoziiert, ebenso wie der in der Mutter-Kind-Interaktion erhobene negative Affektausdruck des vier Monate alten Säuglings.

Diese Ergebnisse zeigen sich auch für das Kriterium sprachgebundene kognitive Entwicklung, wobei statt des positiven Zusammenhangs mit dem viermonatigen negativen Affektausdruck ein negativer Zusammenhang mit der 30monatigen negativen Gestimmtheit des Kindes zu beobachten war.

Von den mütterlichen Interaktionsvariablen korrelierte die mütterliche Variabilität (8 Monate) tendenziell positiv mit dem kognitiven Entwicklungsstand 30 Monate und die mütterliche Steuerung (30 Monate) korrelierte signifikant positiv mit dem zeitgleich erhobenen kognitiven sowie kognitiv-sprachlichen Entwicklungsstand.

8.10.2 Vorhersage der Veränderung des kognitiven Entwicklungsstandes

Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die mit dem kognitiven Entwicklungsstand des Kindes im Alter von 30 Monaten assoziierten Interaktionsmerkmale auch noch unter Kontrolle der kognitiven Entwicklungsparameter im ersten Lebensjahr, signifikant zur Varianzaufklärung des kognitiven Entwicklungsstandes im Alter von 30 Monaten beitragen.

Diese Hypothese lässt sich für den im Alter von vier Monaten erhobenen negativen Affekt-ausdruck des Säuglings bestätigen, welcher zusätzliche 12% an den kognitiven Ent-wicklungsunterschieden erklärt. Tendenziell trägt auch noch die Reaktivität des 12 Monate alten Kindes zur Vorhersage der Veränderung des kognitiven Entwicklungstandes bei.

8.10.3 Moderatorvariable Geschlecht des Kindes

Zunächst kann festgehalten werden, dass bedeutsame Zusammenhänge zwischen dem Geschlecht des Kindes und seinem sprachgebundenen kognitiven Entwicklungsstand bestehen. In der vorliegenden Studie wiesen Mädchen tendenziell günstigere kognitive und signifikant bessere sprachgebundene kognitive Entwicklungsparameter auf als Jungen.

Auch die Hypothese, dass Interaktionseffekte zwischen Geschlecht und mütterlichen Interaktionsvariablen einen Beitrag zur Varianzaufklärung der kognitiven Entwicklungs-unterschiede im Alter von 30 Monaten leisten, bestätigte sich für die viermonatige mütterliche Variabilität und tendenziell auch für die im Alter von 12 Monaten erhobene mütterliche Variabilität. Die graphische Veranschaulichung der Interaktionseffekte zeigte, dass eine höhere mütterliche Variabilität nur bei Jungen mit einem höheren kognitiven Entwicklungsstand verknüpft ist, nicht jedoch bei Mädchen. Im Alter von 30 Monaten zeigte

sich dagegen für Jungen und Mädchen, dass eine höhere mütterliche Steuerung mit einem höheren kognitiven Entwicklungsstand einhergeht. Die mütterliche Reaktivität zeigte sich zum Erhebungszeitpunkt vier Monate in der Tendenz relevant.

Abschließend sollte überprüft werden, ob die bisher identifizierten Haupt- und Interaktionseffekte auch zur Vorhersage des Verlaufs der kognitiven Entwicklung vom Säuglings- zum Kleinkindalter beitragen. Dies war für die Interaktion zwischen Geschlecht und der viermonatigen mütterlichen Variabilität der Fall. Tendenziell bedeutsam war auch nach wie vor der Interaktionseffekt mit der viermonatigen mütterlichen Reaktivität. Dagegen zeigte sich die Interaktion „Geschlecht × Mutter Steuerung (30 Monate)“ bei vorheriger Berücksichtigung der kognitiven Entwicklungsparameter nicht mehr als statistisch bedeutsam.

8.10.4 Moderatorvariable Temperament des Kindes

Geprüft wurde, ob die frühkindlichen Temperamentsmerkmale „positive Emotionalität“ und „negative Emotionalität / Irritierbarkeit“ signifikant mit dem kognitiven bzw. sprachgebundenen kognitiven Entwicklungsstand 30 Monate zusammenhängen. Die Korrelationsanalysen ergaben jedoch keine signifikanten Zusammenhänge mit den beiden Kriteriumsvariablen, d.h., die zwei geprüften Hypothesen ließen sich nicht bestätigen.

Im Hinblick auf die kognitive Entwicklung wurde weiterhin der Frage nachgegangen, ob relevante Interaktionseffekte zwischen kindlichem Temperament und den mütterlichen Interaktionsmerkmalen bestehen. Für das Temperamentsmerkmal negative Emotionalität / Irritierbarkeit konnten jedoch keine signifikanten Interaktionseffekte aufgezeigt werden.

Jedoch tragen die Interaktionen mit der viermonatigen mütterlichen Reaktivität sowie mit der mütterlichen Steuerung (30 Monate) tendenziell über die vorher eingegebenen Haupteffekte hinaus zur Varianzaufklärung der kognitiven Entwicklungsunterschiede im Alter von 30 Monaten bei.

Dagegen zeigten sich für die positive Emotionalität signifikante Interaktionseffekte mit der viermonatigen mütterlichen Variabilität und mit der mütterlichen Steuerung (30 Monate). Dabei geht der im Alter von vier Monaten gezeigte Abwechslungsreichtum im mütterlichen Verhalten nur bei den Kindern positiv mit dem kognitiven Entwicklungsstand (30 Monate) einher, die im Alter von vier Monaten selten positiven Emotionsausdruck in den standardisierten Situationen zeigten. Für häufig positiv gestimmte Säuglinge zeigte sich dagegen ein negativer Zusammenhang zwischen Prädiktor und Kriterium. Die mütterliche Steuerung ist dagegen sowohl für die häufig als auch für die selten positiv gestimmten Säuglinge positiv mit dem Kriterium assoziiert. Allerdings ist der Zuwachs bei den selten

positiv gestimmten Kindern höher und erreicht bei maximaler Steuerungsfähigkeit der Mutter einen kognitiven Entwicklungsstand, der dem Entwicklungsstand von häufig positiv gestimmten Kindern entspricht. Weiterhin trägt der Interaktionseffekt zwischen frühkind-licher positiver Emotionalität und der mütterlichen Reaktivität (12 Monate) signifikant und über die Haupteffekte hinausgehend zur Varianzaufklärung der kognitiven Entwicklungs-unterschiede im Alter von 30 Monaten bei.

Zur Vorhersage des Verlaufs der kognitiven Entwicklung zeigt sich der Interaktions-effekt zwischen den im Alter von vier Monaten erhobenen Variablen positive Emotionalität und mütterliche Variabilität als relevant.

8.10.5 Bedeutung der depressiv-ängstlichen Verstimmung der Mutter

Von der im Alter des Kindes von 4, 8, 12 und 30 Monaten erfassten depressiv-ängstlichen Verstimmung der Mutter korrelierte die 30-Monats-Variable signifikant negativ mit dem sprachgebundenen kognitiven Entwicklungsstand. Für den kognitiven Entwicklungs-stand zeigte sich ein tendenzieller Zusammenhang zwischen der im Alter von 30 Monaten erfassten Depressionsneigung der Mutter und dem kognitiven Entwicklungsstand.

Außerdem wurde angenommen, dass der Zusammenhang zwischen der depressiv-ängstlichen Verstimmung der Mutter und dem 30-monatigen kognitiven Entwicklungsstand des Kindes von den mütterlichen Interaktionsmerkmalen vermittelt wird. Da die mütterliche Depressivität / Ängstlichkeit (30 Monate) jedoch keinen signifikanten Beitrag zur Aufklärung der kognitiven Entwicklungsunterschiede im Alter von 30 Monaten leistete, war eine statistische Überprüfung dieser Hypothese nicht mehr notwendig.