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Untersuchungsdesign

6. Zugang der Untersuchung

6.2 Forschungsansatz

Es wurde ein deskriptives Forschungsdesign mit einem qualitativem Methodenreper-toire gewählt, d. h. das leitfadengestützte, teilstandartisierte Interview entlang einem re-lativ stark strukturierten Leitfaden mit detailliert vorformulierten Fragen, die in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet wurden.

Diese Methode ist ein bewährtes Mittel zur Informationsgewinnung. Eine mündliche Befragung ermöglicht es den Befragten, ihre individuellen Gedanken, Sichtweisen und Erfahrungen mitzuteilen. Die InterviewpartnerInnen können daher die persönlichen An-sichten, Erlebnisse und Überzeugungen frei formulieren (Hopf 1991: 177). Die Perso-nen sollen also möglichst viel über sich selbst erzählen.

Die Vorteile des qualitativen Ansatzes liegen in der Alltagsnähe, im konkreten Informa-tionsgehalt und in der Flexibilität des Untersuchungssettings (vgl. Steinert / Thiele 2000: 35ff). Qualitative Forschung und ihre Fragestellungen zielen auf wenige Personen oder eine geringe Anzahl von Gruppen ab. Das Interesse ist auf Aussagen einer definier-ten Klientel ausgerichtet, d. h. wie das gegenwärtige (oder das vergangene) Erleben, Handeln und Wahrnehmen gestaltet ist. Die erhaltenen Antworten lassen sich dann in Form von Typologien generalisieren, die Anlass für Hypothesen über das Untersuchte sein können.

Eine Repräsentativität der Untersuchungsergebnisse ist auszuschließen, da die geringe Anzahl der Alten(pflege)heime bzw. der GesprächspartnerInnen dies nicht zulässt.

Da mit qualitativen Forschungsansätzen komplexe Tatbestände über Erhebungen be-schrieben werden können und schon einige Konturen des zu beforschenden Themenfel-des bekannt waren, wurde ein induktives Vorgehen angestrebt, um neue Untersuchungs-inhalte zu erschließen und damit Fragen zu beantworten, die quantitativ nicht eruierbar sind.

Wie erwähnt, wurde vorab ein Leitfaden konstruiert, um teilstandardisierte Interviews durchführen zu können. Dieses Vorgehen ergab sich einerseits aufgrund der Sprach-kompetenz der InterviewteilnehmerInnen, andererseits um so die Vorannahmen struktu-riert abarbeiten zu können. Die Interviews orientierten sich an vorformulierten

Frage-stellungen, deren Abfolge festgelegt war, wobei jedoch nicht stets eine konsequente Handhabung des Leitfaden erfolgte, vielmehr wurde mit Hilfe einer flexiblen Vorge-hensweise auch während eines Interviews ad hoc auf aktuelle Themenbereiche einge-gangen und Fragen bei Bedarf vorgezogen. Weiterführende Erzählungen der Befragten wurden jedoch ermöglicht, da zur Beantwortung der Fragen keinerlei Antworten oder Auswahlvorgaben vorformuliert waren. Das Vorwissen des Forschers und seine An-nahmen flossen in den Leitfaden ein, so dass einzelne Themengebiete vorgegeben wur-den. Dieses Vorgehen bei den Leitfadeninterviews erleichtert einerseits die Vergleich-barkeit der erhobenen Daten, andererseits werden die GesprächspartnerInnen nicht in übertrieben Maße zeitlich oder psychisch beansprucht, was zu gewährleisten war, um die Hemmschwelle zur Bereitschaft abzusenken und nicht zu viele Ablehnungen von potenziellen GesprächspartnerInnen zu bekommen12.

Die Methode des teilstandardisierten Interviews bot sich hinsichtlich der zu befragenden Personen an. Da 50% der Untersuchungsklientel über einen Migrationshintergrund ver-fügen sollte und nicht absehbar war, wie ausgeprägt das deutsche Sprachverständnis bzw. die Kommunikationskompetenz in Deutsch war, erschien das Stellen von vorfor-mulierten, einfachen Fragen die beste Methode, um an Informationen zu gelangen. Da-rüber hinaus ermöglicht dieses Vorgehen dem Interviewer, Themen, die über den Leit-faden hinausgehen, zu behandeln. In einem derartigen Gesprächskontext ist es dann möglich, Bereiche zu klären, ohne dass der Antwortcharakter an die strikte Dichotomie ja / nein gebunden ist (Hopf 1978: 100).

Dies bedeutet, dass mittels gezielter Nachfragen, die der Interviewer spontan stellen kann, dem Interviewten vermittelt wird, dass Interesse und ein "sich-aufeinander-einlassen" möglich ist. Es findet kein strukturiertes Abfragen des Leitfadens statt, son-dern es besteht die Möglichkeit zu einem wechselseitigen Austausch. Dadurch wird u.

U. die Spontaneität bei den GesprächsteilnehmerInnen unterstützt und gegebenenfalls die Dynamik der Antworten positiv beeinflusst. Wenngleich im Umkehrschluss der In-terviewer unter dem Druck steht, seine persönlichen Ansichten im Gespräch nicht zum Tragen kommen zu lassen.

Der Ansatz ermöglicht es dem Fragensteller zusätzlich, bei ProbandInnen, die

12 Da die Beschäftigten in der Altenhilfe vielfachmit Zeitdruck, Hektik und Arbeitstintensitäten zu kämpfen haben, hätte die Ankündigung eines breiten Zeitfensters, das ein Gespräch (z. B. im Rahmen eines narrativen Interviews) in Anspruch genommen hätte, die Interviewbereitschaft bei einzelnen ProbandInnen gegebenenfalls absenken können.

lend rasch oder lange zögernd mit "ja" oder "nein" antworten, Nachfragen zu stellen.

Das kann einerseits über eine konkrete Nachfrage bzw. eine abgewandelte Wiederho-lung der Frage geschehen ("Ist es wirklich so, wenn...") oder andererseits mittels dem Anbieten verschiedener Interpretationen bzw. Antwortvariationen ("Kann es sein, dass..."). Somit bietet sich die Möglichkeit, einem provozierten Antwortverhalten durch suggestiv formulierte Fragen vorzubeugen.

Zusätzlich können über die einzelnen Fragenkomplexe hinaus Erklärungen auf beiden Seiten notwendig sein. Auf der Seite des Fragestellers ist es oftmals nötig, die Fragen spontan umzuformulieren oder inhaltlich besser auszudrücken. Rückblickend war dies v. a. bei den Pflegenden mit Migrationshintergrund der Fall. Unabhängig von Schulab-schluss oder Bildungsniveau war die Ausgeprägtheit von Eloquenz und Aussagebereit-schaft oder der Kenntnisumfang von deutschem Vokabular teilweise eingeschränkt. Ei-nige ProbandInnen antworteten sehr stockend, eiEi-nige formulierten ihre Aussagen unzu-sammenhängend, einige äußerten lediglich ja- oder nein- Formulierungen, einige sahen sich nicht in der Lage, auf den Inhalt einer Frage zu antworten. Diese Kommunikations-probleme führten dazu, dass der Interviewer weitere Fragen stellen musste, um Informa-tionen zu erhalten. Ebenso wurden teilweise inhaltlich die Aussagen der Befragten reformuliert, um abzugleichen, ob das Gesagte richtig verstanden bzw. interpretiert wurde.

Die Formulierung der Fragestellungen gestaltete sich nach folgenden Kriterien: auf-grund der im Vorfeld nicht abzusehenden Kommunikationsfähigkeit bot es sich an, ein-fache d. h. leicht verständliche Fragen zu erstellen. Trotz des alltäglichen Gebrauchs von Fachvokabularien, was in den Einrichtungen heutzutage auch als professionelles Kriterium gesehen wird, wurden derartige Begrifflichkeiten nicht verwendet. Ebenso waren die Sätze nicht zu lang strukturiert.