• Keine Ergebnisse gefunden

1.5 Stadterneuerung im Sanierungsgebiet Hemshof in Ludwigshafen am Rhein

1.5.1 Historische Entwicklung des Hemshofes – eine Gebietsbeschreibung

1.5.2.1 Zielvorstellungen

Auf der Grundlage umfangreicher Bestandserhebungen für den Städtebaulichen Bereich (GEWOS, Hamburg 1967) und den sozialen Bereich (ISO, Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft, Saarbrücken 1974) wurden Zielvorstellungen zur Erneuerung des Sanierungsgebietes ausgearbeitet und vom Stadtrat am 03.03.1975 verabschiedet.13 Es wird in diesem Beschluss unterschieden nach Zielvorstellungen

- im städtebaulichen Bereich, - im baulichen Bereich, - im sozialen Bereich,

- im Bereich der Bürgerbeteiligung.

13 Bauverwaltungsamt Ludwigshafen; Hemshof-Sanierung Sozialplanung, Grundsätze zur Erneuerung, 1975

Zielvorstellungen zur Erneuerung des Sanierungsgebietes

Im städtebaulichen Bereich

Ausgehend von der Gunst der citynahen Lage, soll aus dem Stadtteil Hemshof wieder ein wohnwertes Wohngebiet geschaffen werden. Dieser gewachsene, in sich abgeschlossen Stadtteil soll erhalten und mit allen notwendigen Versorgungseinrichtungen ausgestattet werden. Neben neuzuschaffendem Wohnraum soll insbesondere der Altstadtcharakter hervorgehoben werden. Die Bevölkerungsentwicklung im Sanierungsgebiet Hemshof (1961: ca. 14.000 EW, 1970:

ca. 12.000 EW, 1973: ca. 11.500 EW) soll aufgefangen und wieder gesteigert werden.

Durch eine bauliche Verdichtung wird eine Erhöhung der Bevölkerungszahl auf über 15.000 angestrebt.

Die spezielle Struktur von Handel und Gewerbe im Sanierungsgebiet soll prinzipiell erhalten bleiben und den wirtschaftlichen und örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Hauptfunktion ist die Nahversorgung des Wohngebietes.

Die Faktoren der Umweltbelästigung, wie Lärm, Schmutz, Staub und Geruch, sind auf ein Minimum zu reduzieren.

Das Straßennetz bleibt im Wesentlichen erhalten. Der Durchgangsverkehr ist auf das Notwendigste zu beschränken. Die Erschließung und Versorgung der angrenzenden Geschäfte und Wohnungen soll durch ein leistungsfähiges inneres Verkehrssystem gesichert werden. Die gute Zugänglichkeit für Besucher des Hemshofes muss garantiert sein.

Die günstige Lage des Sanierungsgebietes mit der Möglichkeit einer guten Anbindung an die Innenstadt, an andere Stadtteile und das Verkehrsnetz und vorhandene Naherholungsgebiete soll genutzt werden.

Im baulichen Bereich

Es ist ein Kompromiss aus der Anschauung der 60er Jahre – als im gesamten Bundesgebiet die Meinung vorherrschte, alle alten Gebäude abzubrechen – und der heute immer mehr zu Tage tretenden Meinung – dass alles, was „ALT“ ist, auch erhaltenswert ist, anzustreben. Dabei sollte jedoch als oberster Grundsatz bei der jeweiligen Betrachtungsweise und Argumentation stehen, dass ohne

Modernisierungsmaß-Dazu ist es erforderlich, dass die Bereitschaft privater Eigentümer zur Modernisierung und Objektsanierung geweckt wird. Die im Prinzip 5-geschossige Bauweise ist zur Grundlage jeder weiteren Bautätigkeit zu erheben. Für die Neubauprojekte sind Interessenten innerhalb und außerhalb des Gebietes zu gewinnen. Die Attraktivität der Wohnungen ist durch ausreichende Belichtung, Besonnung, Belüftung, Ausstattung, Grundrissgestaltung und Anpassung an die Wohnbedürfnisse zu erhöhen.

Im sozialen Bereich

Bei der Sanierung des Hemshofes müssen neben der Behebung baulicher Mängel vorrangig soziale Probleme gelöst werden. Die Stadt stellt sich deshalb zur Aufgabe, Vorstellungen über die zukünftigen sozialen Gegebenheiten im erneuerten Gebiet zu entwickeln.

Die Analyse der Sozialstruktur des Hemshofes zeigt auf, dass er im Vergleich zur Gesamtstadt Ludwigshafen, vor allem von sozial schwächeren Bevölkerungsschichten bewohnt wird. Er ist charakterisiert durch einen überdurchschnittlichen Anteil von Arbeitern, Personen mit Volksschulbildung und niedriges Durchschnittseinkommen.

Hinzu treten stark ausgeprägte Problemgruppen wie Ausländer, alte Menschen, kinderreiche Familien und Obdachlose.

Ziel ist deshalb eine sozialstrukturelle Aufwertung des Hemshofes.

Dem überwiegenden Teil der jetzigen Bewohnerschaft soll ermöglicht werden, weiterhin im Hemshof wohnen zu können. Durch gezielte Maßnahmen ist der Zuzug höherer sozialer Schichten anzustreben. Für notwendige Umsetzungsmaßnahmen sind im Sanierungsgebiet Wohnungen mindestens in der gleichen Anzahl zur Verfügung zu stellen.

Auch nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen werden im Hemshof zum weitaus überwiegenden Teil Mietwohnungen angeboten. Deshalb ist ein sozial tragbares Mietniveau anzustreben.

Die Durchführung der Sanierungsmaßnahmen wird vor allem für die oben genannten Problemgruppen ein entscheidender Eingriff in ihr bisheriges Dasein bedeuten. Ziel ist es, durch geeignete Maßnahmen die Integration dieser Gruppen zu fördern; wobei der Anteil der Ausländer auf ein vertretbares Maß reduziert werden soll.

Die Errichtung bzw. der Ausbau sozialer Einrichtungen wie Kinderspielplätze, Kindertagesstätten, Schulen, Altenwohnungen, Altenwohnheime, Sportanlagen, Kommunikationszentren etc. sind nach dem zukünftigen Bedarf des erneuerten Gebietes auszurichten.

Im Bereich der Bürgerbeteiligung

Die Belange der Betroffenen, insbesondere der Eigentümer, der Mieter und Pächter, und die der Allgemeinheit sind gegeneinander abzuwägen. Den Betroffenen soll Gelegenheit gegeben werden, bei der Vorbereitung und Durchführung der einzelnen Maßnahmen mitzuwirken.

Der Stadtrat und seine Ausschüsse ist durch eine umfassende Information in die Lage zu versetzen, seine demokratischen Kontroll- und Entscheidungsfunktion wahrnehmen zu können.

Zur Verwirklichung der Sanierungskonzeption und zum Abbau der vorgefassten negativen Einschätzung des Hemshof ist die Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege zu intensivieren.

Zentrale Aspekte waren dabei, die Attraktivität der Wohnungen durch ausreichende Belichtung, Besonnung, Ausstattung, Grundrissgestaltung und Anpassung an die Wohnbedürfnisse zu erhöhen und durch Neubaumaßnahmen die Bevölkerungsabnahme im Sanierungsgebiet aufzufangen und wieder zu steigern; erhaltenswerte Gebäude sollten modernisiert werden.

Die Wohnverhältnisse der sozial schwächeren Bevölkerungsschichten sollten spürbar verbessert werden, ohne dass ihre Mietzahlungsfähigkeit überbeansprucht wurde, wobei durch den Zuzug höherer Sozialschichten grundsätzlich eine gewisse sozialstrukturelle Aufwertung des Gebietes angestrebt wurde.

Zur Erleichterung der Integration sollte der Anteil der Ausländer im Gebiet beschränkt werden.

Neben der Behebung baulich-technischer Missstände sollte die Sanierung also auch zur Lösung sozialstruktureller Probleme beitragen.

Die Sanierung wurde als Instrument des geplanten und grundsätzlich auch planbaren sozialen Wandels angesehen und auch eingesetzt. Man ging davon aus, dass baulich-technische und auch soziale Rückständigkeiten aufzuheben waren.

Im Jahre 1975 wurde eine Architektengruppe von der Universität Kaiserslautern beauftragt, einen Strukturplan über das gesamte Sanierungsgebiet zu erstellen.

„Zweck und Inhalt dieser Arbeit sollte sein, zusammen mit der Stadt Ludwigshafen, - die vorhandenen Bestandsaufnahmen aus den Jahren 1967 und 1968 zu

ergänzen und fortzuschreiben,

- die bisherigen Zielvorstellungen und Planungen der Stadt Ludwigshafen an die geänderte Auffassung über Sanierung anzupassen (Modernisierung statt Flächensanierung; Forderung nach Schutz städtebaulich bedeutsamer Gebäudeteile, Einzelgebäude, Gebäudegruppen, Ensembles),

- ein übergeordnetes Neuordnungsmodell zu entwickeln, das die Einzelbeiträge der Sanierungsträger in einen Planungszusammenhang bringt und dem Bürger eine durchschaubare Zielsetzung und Planung vermittelt.“

Im Strukturplan Hemshof von 197714 wurde ein Rahmenkonzept für die Sanierung erstellt, das aufgrund seiner Kombination aus städtebaulicher Gesamtschau für das Gesamtgebiet und der vielfältigen kleinräumigen Aussagen die Möglichkeit eröffnete, alle erforderlichen Teilbebauungspläne aufeinander abzustimmen.

Auszüge aus dem Strukturplan

Ziele der Stadtentwicklungsplanung

14 Stadtplanungsamt Ludwigshafen am Rhein (Hrsg.): Strukturplanung Ludwigshafen am Rhein – Hemshof-Sanierung, 1977

Mit dem Stadtentwicklungsplan im Jahr 1975 und dem Flächennutzungsplan im Jahr 1976/77 wurde ein langfristiges Entwicklungskonzept für den Stadtteil Hemshof angeboten und vom Stadtrat akzeptiert.

Nach diesen so genannten äußeren Zielvorstellungen ist der Stadtteil Nord/Hemshof wichtiges Bindeglied zwischen der City und den Vorortbereichen Friesenheim, Oppau, Edigheim, Pfingstweide, dem Werksgelände der BASF und den Freizeiträumen Willersinnweiher und Rosslache und stellt den Beginn der nördlichen Stadtachse dar.

Der Stadtteil soll auch künftig vorwiegend die Funktion eines citynahen Wohngebietes erfüllen.

Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Hauptgeschäftsachse der City findet ihre Fortsetzung in der Prinzregentenstraße, die die City mit dem Hauptarbeitsbereichen (BASF) und den Stadtteilzentren nördliche Prinzregentenstraße und Goerdelerplatz verbindet.

Die Hauptaufforderung des Stadtentwicklungskonzeptes ist demnach, die noch bestehende, durch die Verkehrslage des Brückenkopfes der Kurt-Schumacher-Brücke bedingte räumliche Unterbrechung dieser Achse durch den Bau des Rathaus-Centers aufzuheben.

Ebenso wichtig bei den äußeren Zielen ist die Schaffung von ablesbaren, attraktiven Anbindungen an die übrigen Kristallisationspunkte der Stadt, zum Grünzug Ebertpark-Innenstadt und – soweit möglich – Nutzbarmachung der Rheinuferzone.

Bestandsaufnahme

Zur Erarbeitung der inneren Zielvorstellungen und des abschließenden Neuordnungsmodells ist es notwendig, eine umfassende Bestandsaufnahme in den einzelnen Sanierungskriterien vorzunehmen.

Zu den neuralgischen Punkten gehören:

- ungesunde Sozialstruktur

- Immissionen seitens der Hochstraßen sowie der umliegenden Industrie- und Gewerbegebiete

- Verkehrsprobleme

- unzureichende Belichtung, Belüftung, Besonnung im Blockinnern

- unzureichende Grünflächen durch Bebauung im Blockinnern - übermäßig hohe GFZ und GRZ durch Bebauung im Blockinnern - schlechte Zugänglichkeit der Blockinnenhöfe im Brandfall - fehlende Spielplätze

- zweckentfremdende gewerbliche Nutzung.

Bevölkerung

Zweck: - Feststellung der Bevölkerungsdichte und –verteilung

- Aufschluss über Wirtschaftlichkeit und Standortbestimmung für Gemeinbedarfseinrichtungen

- gleichzeitig Überblick über den Ausländeranteil an der Bevölkerung der einzelnen Blöcke.

Analyse: Die Bevölkerung ist entsprechend der Bebauungsdichte gleichmäßig über das Gebiet verteilt. Auffallend ist, dass der Anteil der Ausländer in den Blocks am größten ist, in denen der Gebäudezustand und die Ausstattung mangelhaft sind.

Ziele: - Abbau des übergroßen Ausländeranteils (Ghettobildung)

- Optimale Zuordnung von Gemeinbedarfseinrichtungen zu den Bevölkerungsschwerpunkten.

Nutzungskonzept

Wesentliches Oberziel für die Nutzung des Gebietes ist die Umwidmung zum attraktiven zentralen Wohngebiet. Ein ausgewogenes System von Nutzflächen, Fahrstraßen, Anlieferung, Parkraum, Fußgängerbereichen sowie die optimale Anbindung an die City und die umliegenden Gebiete in Zusammenhang mit einem gut funktionierenden öffentlichen Verkehrsmittel garantiert eine dauerhafte Existenz und ist Voraussetzung für eine positive Entwicklung.

Die bereits vorhandenen Stadtteilzentren Goerdelerplatz und obere Prinzregentenstraße sollen in ihrer Funktion abgerundet und aufgefüllt werden und somit Schwerpunkt des Einzelhandels, der Dienstleistung und anderer Aktivitäten darstellen.

Die Anziehungskraft dieser Bereiche ergibt sich aus der direkten Fortführung und Ausstrahlung der City-Einkaufsachse über das Rathaus-Center und die untere Prinzregentenstraße. sie wird unterstützt durch eine angenehme von Verkehrsbelästigung (Goerdelerplatz nur bedingt) nicht beeinträchtigten Einkaufsatmosphäre.

Die gewerblichen Nutzungen werden in den Randzonen des Gebietes so angesiedelt, dass sie keine Störung der Hauptfunktion „Wohnen“ verursachen. Im Gebiet verbleiben sollen jedoch die typischen nichtstörenden Handwerks- und Kleingewerbebetriebe. In besonders geeigneten Bereichen (z. B. an der Rohrlachstraße, am Goerdelerplatz, an der Prinzregentenstraße) soll außerdem durch größere Bautiefe im Erdgeschoss der nötige Entwicklungsraum angeboten werden.

Die Bebauung entlang der Carl-Bosch-Straße soll zur Abschirmung des von der Stadtschnellstraße ausgehenden Verkehrslärms dienen. Die Wohnungen in diesen Gebäuden müssen ausschließlich nach Westen ausgerichtet werden. Entsprechende Aussagen hierzu werden durch ein Lärmschutzgutachten und in einem anschließenden Architektengutachten getroffen.

Durch die Beibehaltung der Blockstruktur entsteht im Innern des Gebietes eine interessante Wohnumgebung, die zugleich Privatheit, wie auch die Möglichkeit der Teilnahme am Gemeinschaftsleben bietet.

Soweit es die Qualitätsansprüche erlauben, soll eine hohe Wohndichte angestrebt werden. Dies garantiert die innere Funktionsfähigkeit des Gebietes im Hinblick auf Auslastung der Stadtteilzentren, Wirtschaftlichkeit der Gemeinbedarfseinrichtungen, Urbanität in den Kommunikationsbereichen und Ausnutzung des Angebotes für den öffentlichen Nahverkehr. Ebenso spricht die Citynähe für eine hohe Ausnutzung.

Bei den Folgeplanungen ist darauf zu achten, dass ein vielfältiges Wohnungsgemenge (auch im Hinblick auf die Forderungen des Sozialplans) die erwünschte Mischung sozialer Gruppen ermöglicht. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Wohnungen nach Größenordnung, Raumverteilung und Ausstattung den heutigen Wohnansprüchen gerecht werden.