3 Vergleichende Nachhaltigkeitsbewertung gebündelter und ungebündelter Infrastrukturen am
4.2 Ergebnisse
4.2.1 Wirkungsbezogene Vergleichsergebnisse
Im Rahmen der Analyse wurden vier Umweltwirkungen festgestellt, für die ein Vergleich einer gebündelten mit einer ungebündelten Verlegung von Infrastrukturleitung durchgeführt werden konnte. Das Vergleichsergebnis konnte anschließend als Faktor ausgedrückt werden.
Die Bauphase betreffend sind das die Umweltwirkungen
► Flächeninanspruchnahme durch die Trassenvorbereitung bei der Anlage des Arbeitsstrei-fens und der Lagerung des Oberbodens und des Erdaushubs,
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► Bodenverdichtung, Bodenauf- und -abtrag (einschließlich Aushub, Umlagerung, Austausch, Bodendeponien) sowie
► Emissionen von Stäuben und Gasen bei der Trassenvorbereitung und der Grabenherstellung.
Bezogen auf die anlagenbedingte Umweltwirkung betrifft das
► Nutzungsbeschränkungen in holzfrei zu haltenden Leitungsstreifen durch die Anlage des Schutzstreifens.
Betriebsbedingte Umweltwirkungen, die für den Vergleich relevant sein könnten, wurden nach dem zugrunde gelegten Analyseraster nicht identifiziert. Alle Wirkfaktoren, die während des Be-triebs auftreten können, äußern sich in Form geringer Emission von Gasen und Lärm, temporä-rer Flächeninanspruchnahme oder treten in Verbindung mit Kontrollmaßnahmen und in Hava-riefällen auf (Fröhlich & Sporbeck et al. 2002).
Aus den in den Falluntersuchungen für die einzelnen Vergleichsfaktoren ermittelten Werte wird deutlich, dass die Mehrheit eintretender Umweltwirkungen durch eine gebündelte Verlegung im Vergleich zu Einzelverlegung gemindert werden können. Das trifft vor allem auf die Bauphase zu und betrifft dort die Flächeninanspruchnahme durch die Lagerung des Oberbodens sowie den Bodenauf- und -abtrag durch die Grabenherstellung mittels Planierraupe/Spezialbagger. Dar-über hinaus tritt eine geminderte Störung des Bodengefüges bei der Grabenverfüllung auf. Auch bezogen auf die anlagebedingten Wirkungen konnten bei allen Falluntersuchungen durch eine gebündelte Verlegung positive Effekt auf die Umwelt nachgewiesen werden.
Bezogen auf den während der Bauphase auftretenden Bodenverlust durch das nicht zum Wie-dereinbau verwendbaren Erdaushubmaterials konnten bei der Untersuchung in keinem der be-trachteten Fälle Unterschiede festgestellt werden. Im Zusammenhang mit der vierten Fallkons-tellation (TK&LWL) wurde darüber hinaus festgestellt, dass auch, bezogen auf die Emissionen während der Trassenvorbereitung sowie der Grabenherstellung, die Bündelung im Vergleich zur Einzelverlegung keine geringeren Effekte zeigt.
Die Größe des Faktors, mit dem die Umweltwirkungen durch Bündelung reduziert werden kön-nen, steigt mit der Anzahl verlegter Leitungssysteme und Leitungen. Gleiches gilt für die Dauer der Emission von Stäuben und der Flächeninanspruchnahme für den Schutzstreifen. Die Größe des Faktors verändert sich in zwei Fällen. Eine Erklärung für dieses Ergebnis bieten die Vorga-ben zur Kalkulation von InfrastrukturvorhaVorga-ben für die Einzel- und Mehrfachverlegung in den Regelwerken des Tiefbaus. Aus der DIN 4124 geht hervor, dass der äußere, horizontale Lei-tungs- bzw. Rohrschaft-Durchmesser (OD) nicht nur die erforderliche Mindestbreite, sondern auch das Erfordernis eines Arbeitsraumes im Graben bestimmt und somit auch die Grabenart und seine Tiefe vorgibt (vgl. DIN 4124b). Der OD bestimmt darüber hinaus die Breite des Gra-bens, des Arbeitsstreifens und des Schutzstreifens und gibt somit gewissermaßen die Größe und Leistung der Baufahrzeuge und -geräte vor.
In Tabelle 17 werden die Ergebnisse der Einschätzung über die Bündelungseffekte getrennt nach Bau und Anlage dargestellt, während die daraus resultierenden Umweltwirkungen dezi-diert nach Ursache, Wirkung potenziell betroffener Schutzgüter sowie der zugrunde gelegten Vergleichseinheit gezeigt werden. Zur besseren Orientierung wurden die Ergebnisse farblich un-terschieden. Grün wurden alle Ergebnisse hervorgehoben, für die durch die Bündelung eine Min-derung der Umweltwirkungen erreicht werden kann. Pink sind diejenigen Wirkungen darge-stellt, für die die Einzelverlegung umweltschonender ist.
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Tabelle 18: Vergleichstabelle ermittelter Faktoren zur Darstellung der Umweltwirkungen aus der Gegenüberstellung der Bündelung und der Einzelverle-gung während des Baus und der Anlage gebündelter und ungebündelter unterirdischer Infrastrukturen
ID Umwelt-
wirkung Ursache Wirkung Pot. Betr.
Schutzgut Vergleichseinheit1 1. Fall (II.10) 2. Fall (I.40) 3. Fall (I.60) 4. Fall (III.90) Faktor Effekt Faktor Effekt Faktor Effekt Faktor Effekt 1 Flächen-
inanspruch- nahme
Trassen- vorbe- reitung
Flächeninanspruch-nahme durch die Anlage des Arbeitsstreifens für die Verlegung des unter- irdischen Leitungs- systems während der Grabenherstellung
Boden, Fläche Tiere, Pflanzen, Biologische Vielfalt
Breite des erforderli-chen Arbeitssteifens bei ausreichenden Platz-
verhältnissen in m
2,1 2,6 3,2 0,84
Breite des erforderli-chen Arbeitssteifens bei beengten Platz- verhältnissen in m
2,3 2,7 3,3 0,95
Flächeninanspruch-nahme durch die Lage-rung des Oberbodens
Boden, Flä-che Tiere, Pflanzen, Biologische Vielfalt
Zur Verfügung ste-hende Fläche für die Lagerung des Oberbodens in m² pro Trassenmeter bei ausreichenden Platz- verhältnissen
3 3,75 4,5 1,71
Flächeninanspruch- nahme durch die Lage-rung des Erd-
aushubs
Boden, Flä-che Tiere, Pflanzen, Biologische Vielfalt
Zur Verfügung ste-hende Fläche für die Lagerung des Erdaus-hubs in m² pro Tras-senmeter bei ausrei-chenden Platzver-hältnissen
2,2 2,4 3 0,8
2 Bodenver- dichtung, Bodenauf-
Trassen- vorbe- reitung
Bodenauf- und -abtrag durch die Grabenher- stellung mittels Planier-
Boden, Flä-che
Oberbodenvolumens pro Trassenmeter in m³
11,33 12,87 11,33 1,55
77 ID Umwelt-
wirkung Ursache Wirkung Pot. Betr.
Schutzgut Vergleichseinheit1 1. Fall (II.10) 2. Fall (I.40) 3. Fall (I.60) 4. Fall (III.90) Faktor Effekt Faktor Effekt Faktor Effekt Faktor Effekt und
-abtrag (ein-schl.) Aus-hub, Umla-gerung, Aus-tausch), Bo-dende- ponien)
raupe/Spezialbagger (Volumen)
Tiere, Pflanzen, Biologische Vielfalt
Erdaushubvolumen unterhalb des teilge-böschten Bereichs pro Trassenmeter in m³
1,75 1,7 2,0 1,05
Graben- verfüllung
Störung des Bodengefü-ges/ der Bodenfunktion unter-
halb des teilgeböschten Bereiches durch Wieder- einbau des entnom- menen Erdaushub- materials
Boden, Flä-che Tiere, Pflanzen, Biologische Vielfalt
Einbettungsvolu-mens vom Erdaus-hubmaterial in m³ pro Trassenmeter
1,84 1,80 2,1 1,05
Bodenverlust des nicht zum Wiedereinbau ver-wendbaren Erd- aushubmaterials (Über-schussmasse)
Boden, Flä-che Tiere, Pflanzen, Biologische Vielfalt
Überschussmasse in m³ pro Trassenmeter
1 k. U. 1 k. U. 1 k. U. 1 k. U.
3 Emission von Stäuben, Ga-sen
Trassen- vorbe- reitung
Emission durch die Nut-zung von Planierraupe / Spezialbagger bei Anlage des Arbeitsstreifens
Klima, Luft Schadstoffemission von Kohlenstoff- dioxid CO2 durch die Nutzung einer Pla-nierraupe bei der An-lage des Arbeits- streifens in kg CO2
3 4 5 1 k. U.
Emission durch die Nut-zung von Planier-
Klima, Luft Dauer der Graben- herstellung in d
2,2 2,8 3,5 0,9
78 ID Umwelt-
wirkung Ursache Wirkung Pot. Betr.
Schutzgut Vergleichseinheit1 1. Fall (II.10) 2. Fall (I.40) 3. Fall (I.60) 4. Fall (III.90) Faktor Effekt Faktor Effekt Faktor Effekt Faktor Effekt Graben-
herstel- lung
raupe/Spezialbagger, Seitenbaum-Traktoren und Backfiller zur Gra-benherstellung9
Klima, Luft Schadstoffemission von Kohlenstoff- dioxid CO2 bei der Grabenherstellung in kg CO2
2,3 3 3,7 1 k. U.
4 Nutzungs- beschränk- ungen in holzfrei zu haltenden Leitungs- streifen
Schutz- streifen
Flächeninanspruch-nahme durch Anlage ei-nes Schutzstreifens in Folge der Nutzungsbe- schränkungen eines holzfrei zu haltenden Leitungsstreifens
Boden, Flä-che Tiere, Pflanzen, Biologische Vielfalt Klima, Luft Landschaft
Breite des dauerhaft von der Nutzung frei-zuhaltenden Steifens in m² pro Trassenki-lometer
3,8 4,8 5,8 1,8
Legende
1 = Ausführliche Vergleichsergebnisse der Hauptumweltwirkungen in Tabelle 45; Geb. gebündelt verlegte Infrastrukturleitungen; ungeb. ungebündelt verlegte Infrastrukturleitungen; k. O. Kein Oberbodenlager vorgesehen; k. E. Kein Erdaushublager vorgesehen; k. B. Keine Böschung; k. U. kein Unterschied; : Bündelung reduziert die Wirkung auf die Umwelt; : Bündelung reduziert die Wirkung auf die Umwelt nicht (Einzelverlegung ist umweltschonender.); Text: Kalkulationsformel
9 Grabenherstellung umfasst die Grabenöffnung mit der Planierraupe/dem Spezialbagger, das Absenken der Leitungssysteme mit dem Seitenbaum-Traktor und die Grabenschließung mit dem Backfil-ler. (Vgl. Tabelle 14 und Tabelle 15).
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Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die mit der Bauphase verbundenen temporären Umweltwirkungen in der großen Mehrzahl und die, bezogen auf die Anlage ermittelten dauerhaften Wirkungen, durch eine Bündelung gemindert werden können.
Das Ausmaß, mit dem Umweltwirkungen durch Bündelung reduziert werden können, ist abhängig von der Anzahl und der Dimension der verbauten Leitung. Im Westeifelprojekt wurden in den drei ver-schiedenen Bauabschnitten bis zu fünf verschiedene Leitungssystemtypen geplant. Für die Vergleichs-untersuchung wurden aus dem Westeifelprojekt vier Teilabschnitte mit jeweils einer unterschiedli-chen Anzahl von Leitungssystemen herausgegriffen. Dabei zeigen die Ergebnisse für den integrierten Bau von zwei Leitungen, der integrierte Bau eines Lichtwellenleiters zum Breitbandausbau und als Steuerkabel in Verbindung mit einer Trinkwasserleitung, im Vergleich zu den Trassenabschnitten, in denen fünf bzw. drei Leitungssysteme verbaut wurden, die positiven Bündelungseffekte weniger deut-lich ausgeprägt sind.
Darüber hinaus zeigen die Vergleichsergebnisse der vierten Fallkonstellation mit zwei verschiedenen verbauten Leitungssystemen (Trinkwasserleitung und Lichtwellenleiter), dass die Einzelverlegung der beiden Leitungssysteme geringere Umweltwirkungen mit sich bringen würde, weil im Falle der Einzel-verlegung des Lichtwellenleiters statt des konventionellen Tiefbaus das mit deutlich geringeren Um-weltwirkungen verbundene Pflugverfahren verwendet werden kann.
4.2.2 Identifikation von Räumen mit besonderer Wertigkeit und besonderer Empfindlichkeit