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3.2 Ex-Post Evaluierung des Aktivierungspotenzials von Stakeholderdialogen und Kooperationsbörsen Stakeholderdialogen und Kooperationsbörsen
3.2.2 Evaluation des Stakeholderdialogs Landwirtschaft .1 Einleitung und Überblick .1 Einleitung und Überblick
3.2.2.5 Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Beteiligungsformats Stakeholderdialog Empfehlungen für eine repräsentativere Zusammensetzung der Teilnehmenden Empfehlungen für eine repräsentativere Zusammensetzung der Teilnehmenden
Die hier vorgelegte Evaluierung des Stakeholderdialogs Landwirtschaft stellt nur eine sehr begrenzte Datengrundlage zur Verfügung, um Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Beteiligungsformats Stakeholderdialog zu erstellen. Die Ergebnisse zu der Zusammensetzung der Teilnehmenden des Stakeholderdialogs Landwirtschaft weisen aber darauf hin, dass noch stärkere Anstrengungen zur Gewinnung von Vertreterinnen und Vertretern aus der Wirtschaft für die Teilnahme an Stakeholderdialogen unternommen werden könnten. Auch
zivilgesellschaftliche Organisationen (inkl. Umwelt- und Sozialverbände) könnten verstärkt angesprochen werden. Um diese beim Stakeholderdialog Landwirtschaft kaum repräsentierten Akteurs- bzw. Stakeholdergruppen zur Teilnahme zu bewegen, könnten Werbe- und
Ansprachestrategien entwickelt werden, die diese Gruppen mit für sie relevanten Botschaften
(Grothmann 2017a) weisen darauf hin, dass zur Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschafts- und zivilgesellschaftlichen Organisationen Botschaften und Beteiligungsprozesse hilfreich sein könnten, die einem Visionsentwicklungsparadigma statt einem
Risikominderungsparadigma folgen. Bei einem Visionsentwicklungsparadigma geht es primär um die Entwicklung und Kommunikation einer positiven Zukunftsvision (z. B. hinsichtlich einer klimaresilienten Zukunft) und wie diese erreicht werden kann. Dieses Paradigma unterscheidet sich grundlegend von einem Risikominderungsparadigma, bei dem ausgehend von der
Kommunikation von negativen Klimawandelrisiken Anpassungsmaßnahmen zu deren Reduktion diskutiert werden. Diesem Risikominderungsparadigma folgen auch die Stakeholderdialoge im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie, da in ihnen zuerst Klimawandelrisiken und danach Anpassungsmaßnahmen diskutiert werden.
Empfehlungen zur Verbesserung der Wirkung der Veranstaltung auf die psychologischen Einflussfaktoren der Anpassungsmotivation
Um die Wirkung der Stakeholderdialoge auf die psychologischen Einflussfaktoren der Anpassungsmotivation und damit die Anpassungsmotivation zu erhöhen, kann auf die nachgewiesene Wirkung insbesondere zur Erhöhung der kollektiven
Wirksamkeitsüberzeugungen aufgebaut und diese Überzeugungen gegebenenfalls noch gezielter angesprochen werden. Daneben sollten aber auch möglichst weitere psychologische
Einflussfaktoren der Anpassungsmotivation wie Selbstwirksamkeitsüberzeugungen,
wahrgenommene Eigenverantwortung, Risikowahrnehmungen, klimawandelbezogene Sorgen sowie auch Risiko- und Anpassungswissen adressiert werden, um die Anpassungsmotivation möglichst umfassend zu stärken.
Zu der Frage, welche Rolle die Wissensvermittlung bei zukünftigen Stakeholderdialogen spielen sollte, bieten die Ergebnisse des Stakeholderdialogs Landwirtschaft einige Ansatzpunkte. Den höchsten positiven und trotz der geringen Stichprobengröße noch statistisch signifikanten Zusammenhang mit der Anpassungsmotivation gab es für das Anpassungswissen. Zudem korrelierte das Anpassungswissen recht deutlich mit den kollektiven
Wirksamkeitsüberzeugungen und der wahrgenommenen Eigenverantwortung zur
Klimaanpassung. Für das Risikowissen zeigten sich hingegen geringere Zusammenhänge mit der Anpassungsmotivation, der Risikowahrnehmung und den klimawandelbezogenen Sorgen.
Folglich könnte das Anpassungswissen bei den Teilnehmenden von Stakeholderdialogen, die oftmals Fachexpertinnen und -experten für ihr jeweiliges Thema sind, die
Anpassungsmotivation stark beeinflussen. Entsprechend scheint die Empfehlung begründet, dass auch bei zukünftigen Stakeholderdialogen die Wissensvermittlung und -integration zu Klimaanpassungsmaßnahmen einen großen Raum einnehmen sollte. Inhaltlich könnte diese Wissensvermittlung und -integration noch stärker auf Wissen zu kollektiv umsetzbaren und kollektiv wirksamen Anpassungsoptionen fokussieren, um kollektive
Wirksamkeitsüberzeugungen noch besser steigern zu können.
Dass die Vorträge kaum Informationen enthielten, was die vor allem anwesenden Behörden- und Forschungsvertreterinnen und -vertreter konkret zur Unterstützung der Klimaanpassung in der deutschen Landwirtschaft tun können, und dass für die Diskussion dieser Frage nur wenig Zeit blieb, weist darauf hin, dass bei zukünftigen Stakeholderdialogen noch stärker auf eine Passung zwischen dem vermittelten Wissen zu Anpassungsmaßnahmen und den
Handlungsmöglichkeiten der Teilnehmenden, diese Anpassungsmaßnahmen auch selbst umzusetzen, geachtet werden sollte.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die psychologischen Einflussfaktoren, die sich auf die
beziehen. Bei den Befragten aus dem Stakeholderdialog Landwirtschaft, die fast ausschließlich aus staatlichen Organisationen stammen, hatte die Einschätzung, dass allein staatliche
Maßnahmen zum Schutz vor Schäden durch den Klimawandel ausreichen, und die Einschätzung, dass die Anpassung an den Klimawandel vor allem eine staatliche Verantwortung ist, offenbar einen positiven Effekt auf ihre Anpassungsmotivation. Andererseits haben diese zwei
Einschätzungen bei nicht-staatlichen Akteurinnen und Akteuren einen negativen Effekt auf die Motivation, selbst Anpassungsmaßnahmen umzusetzen, weil diese als nicht notwendig oder nicht als eigene Verantwortung angesehen werden. Dieser negative Effekt auf die
Anpassungsmotivation zeigte sich so auch bei den teilnehmenden nicht-staatlichen Akteurinnen und Akteuren der Kooperationsbörse in Kempten (siehe Kapitel 3.2.3). Folglich sollte bei
zukünftigen Stakeholderdialogen die in der vorliegenden Analyse des Stakeholderdialogs Landwirtschaft festgestellte Erhöhung der Einschätzung, dass Anpassung vor allem eine staatliche Verantwortung ist, vor allem bei teilnehmenden nicht-staatlichen Akteurinnen und Akteuren vermieden werden. Daher könnte bei zukünftigen Stakeholderdialogen noch stärker betont werden, dass die Anpassung an den Klimawandel eine gleichermaßen geteilte
Verantwortung zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteurinnen und Akteuren darstellt und staatliche Akteurinnen und Akteure nicht die Hauptverantwortung dafür tragen können, weil viele Schäden an Leib und Eigentum aufgrund von Klimafolgen nicht allein durch staatliche Maßnahmen verhindert werden können. Darüber hinaus könnte überlegt werden, die
Organisation der Stakeholderdialoge stärker in die Hände nicht-staatlicher Akteurinnen und Akteure zu legen, um das Thema Klimaanpassung nicht zu sehr an „den Staat“ zu binden.
Empfehlungen zur Verbesserung von Einschätzungen zur Veranstaltungsqualität
Aus den Ergebnissen zu den Qualitätskriterien der Veranstaltung kann gefolgert werden, dass zwar alle Befragten alle Qualitätskriterien als zumindest in gewissem Maße erfüllt angesehen haben und der Stakeholderdialog vor allem hinsichtlich der Ermöglichung von Austausch und Vernetzung mit anderen Teilnehmenden als positiv bewertet wurden, bei allen Kriterien aber noch Verbesserungspotenzial besteht. Wie bereits zuvor dargestellt, scheint die Empfehlung berechtigt, die Qualität der Wissensinputs bzw. Vorträge noch stärker auf die Anwesenden und deren Handlungsmöglichkeiten auszurichten. Zudem wird es bei einem allgemeinen
Wissenszuwachs zu Klimafolgen und Anpassungsoptionen in vielen Handlungsbereichen immer schwieriger, Teilnehmenden von Stakeholderdialogen noch neues Wissen zu vermitteln. Um durch Wissensinputs besser auf bei Teilnehmenden bestehende inhaltliche Interessen eingehen zu können, könnten systematische Vorbefragungen der Teilnehmenden hinsichtlich ihrer Wissensbedarfe und -bedürfnisse zum Standard werden. Um bei der Wissensintegration im Rahmen der Tischdiskussionen die bei den Teilnehmenden bestehenden Wissensbestände vollständiger erfassen und systematischer integrieren zu können, wäre die professionelle Moderation jeder Tischdiskussion ein wahrscheinlich hilfreiches Mittel. Dies wurde auch von einer Teilnehmerin des Stakeholderdialogs Landwirtschaft vorgeschlagen.
Da die unterschiedlichen erfassten Indikatoren der Veranstaltungsqualität bei den Teilnehmenden des Stakeholderdialogs Landwirtschaft offenbar für unterschiedliche
psychologische Einflussfaktoren des Anpassungshandelns relevant waren und fast alle mit den Zunahmen der Anpassungsmotivation korrelierten, sollte wahrscheinlich auf alle erfassten Qualitätskriterien geachtet werden, wenn es darum geht, in zukünftigen Stakeholderdialogen auf eine Erhöhung der Anpassungsmotivation hinzuwirken.
3.2.3 Evaluation der Kooperationsbörse in Kempten am 20.06.2017