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4 Empirische Untersuchung zur Umweltleistungsbewertung

4.3 Ergebnisse

4.3.3 Wahrnehmung umweltrelevanter Fragestellungen und Ziele

Als Einstiegsfrage in das Themenfeld Umweltleistungsbewertung wurde den befragten Un-ternehmensvertreter fünf Aussagen vorgelegt200, mit deren Hilfe die Einstellung zu umweltre-levanten Fragestellungen ermittelt werden sollten. Von den sieben EMAS-validierten Molke-reien sind lediglich drei Unternehmensvertreter (42,9 %) der Auffassung, dass Umweltprob-leme zu den wichtigsten gesellschaftlichen ProbUmweltprob-lemen zählen, gleichwohl vertreten alle be-fragten Unternehmensvertreter geschlossen die Forderung, das zum einen entscheidende Verhaltensänderungen in der Gesellschaft zur Lösung der Umweltprobleme notwendig sind.

Auch in den Schweizer Studien201 erhält diese Forderung die größte Zustimmung. Zum an-deren sind sich aus unternehmerischer Perspektive alle Befragten darüber einig, dass ohne Umweltmanagementsysteme und mehr Eigenverantwortung der Wirtschaft die zukünftigen Umweltanforderungen nur schwer zu lösen sind. Skeptischer sind die Unternehmensvertreter allerdings, wenn es um die Frage geht, ob der Endverbraucher etwas mehr für ein umwelt-freundliches Produkt ausgeben würde. Lediglich ein Vertreter kann sich die finanzielle Hono-rierung umweltfreundlicherer Molkereiprodukte vorstellen.

200 Die Aussagen wurden dem Fragekatalog des „Umweltmanagement-Barometers“ entnommen (vgl. BAUMAST,A. UND DYLLICK,TH (2001)) und damit eine vergleichende Interpretation der Er-gebnisse ermöglichen.

201 Vgl. hierzu BAUMAST,A. UND DYLLICK,T. (2001) sowie DYLLICK,T. UND HAMSCHMIDT,J.(2000).

Wenn es um die Bedeutung der Verschärfung von Umweltgesetzen zur Verbesserung des umweltgerechten Handelns von Unternehmen geht, ist ein Vergleich der Beurteilung der validierten Molkereien mit den Aussagen ihrer Kollegen aus den nicht EMAS-validierten Unternehmen in Baden-Württemberg interessant: Während sechs der sieben vali-dierten Molkereien (85,7 %) der Aussage nicht zustimmen, dass die Verschärfung der Um-weltgesetze der einzige Weg ist, Unternehmen zu umweltgerechtem Handeln zu bewegen, ist dies im Gegensatz dazu für sieben der elf Unternehmensvertreter (63,6 %) der nicht vali-dierten baden-württembergischen Molkereien der einzige Weg um Verbesserungen im um-weltgerechten Handeln von Unternehmen herbeizuführen.

Wenngleich zu den anderen Aussagen von den nicht validierten Molkereien ähnlich hohe Einschätzungen gegeben werden, wird der Implementierung von Umweltmanagementsyste-men und der Eigenverantwortung der Wirtschaft eine etwas geringere Bedeutung eingeräumt (vgl. Abb. 23).

Bei den EMAS-validierten Molkereien geben alle sieben Befragten einstimmig an, dass die Verbesserung der Stoff- und Energieflüsse und die Senkung der Kosten als Ziel der Einfüh-rung des Umweltmanagementsystems zu sehen ist. Für jeweils sechs der sieben antworten-den Unternehmensvertreter ist der Imagegewinn und die Gewährleistung der Rechtskonfor-mität von Bedeutung, wobei für fünf der Befragten dabei umweltrechtliche Erleichterungen ein eher wichtiges Ziel ist.

27,3

63,6 81,8 63,6

81,8

63,6

18,2 27,3

9,1

9,1 9,1

9,1

18,2

9,1

9,1

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Endverbraucher unseres Industriezweiges sind bereit, etwas mehr für ein

umwelt-freundliches Produkt auszugeben Ohne UMS und mehr Eigenverantwortung der

Wirtschaft werden zukünftige Umweltan-forderungen schwer handhabbar sein Um Umweltprobleme umfassend zu lösen,

bedarf es einschneidender Verhaltens-änderungen in der Gesellschaft Das Verschärfen der Umweltgesetze ist der einzige Weg, der Unternehmen zu

umwelt-gerechtem Handeln veranlasst Umweltprobleme gehören zu den wichtigsten

gesellschaftlichen Problemen

weder noch fehlende Angaben trifft zu trifft nicht zu

Abb. 23: Aussagen nicht EMAS-validierte Unternehmen der Milchwirtschaft zur ökologischen Wahrnehmung (BW, N=11).

Hingegen ist die ökologische Verbesserung der Produkte und das Erfüllen der Anliegen von Anspruchsgruppen für die Befragten von untergeordneter Bedeutung: Drei Unternehmens-vertreter (42,9 %) geben Verbesserungen in der Produktökologie und lediglich ein Unter-nehmensvertreter das Erfüllen der Anliegen von Anspruchsgruppen als „eher wichtige“ Ziele bei der Einführung des Umweltmanagementsystems an (Abb. 23).

81,8 63,6 45,45 36,4 18,2

72,7 81,8 72,7

81,8

9,1 18,2

45,45 54,6 63,6

18,2 9,1 18,2

9,1

9,1 18,2

9,1 9,1 18,2

9,1 9,1 9,1 9,1

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

... durch Verbesserungen im Management die Umweltleistung zu verbessern

... Kosten zu senken ... Anliegen von Anspruchsgruppen zu

erfüllen

... Produkte ökologisch zu verbessern ... umweltrechtliche Erleichterungen zu

erhalten

... Rechtskonformität zu gewährleisten ... die Stoff- und Energieflüsse zu verbessern ... das Image des Unternehmens zu erhöhen ... die Umweltauswirkungen zu senken

eher wichtig eher unwichtig fehlende Angaben

Abb. 24: Ziele betrieblicher Umweltmanagementsysteme aus der Perspektive nicht EMAS-validierter Molkereiunternehmen (BW, N=11).

Wie in Abb. 24 dargestellt sind von den Vertretern der nicht validierten Molkereien in Baden-Württemberg neun der elf Befragten (81,8 %) der Auffassung, dass die Einführung eines Umweltmanagementsystems die Verringerung der Umweltauswirkungen, die Verbesserung der Stoff- und Energieflüsse und Verbesserungen im Management zum Ziel hat und damit der Verbesserung der operativen und managementorientierten Umweltleistung dient.

Für jeweils acht der elf Unternehmensvertreter ist die Verbesserung des Images und die Gewährleistung der Rechtskonformität eine eher wichtiges Zielsetzung wobei im Gegensatz zu den Kollegen aus den EMAS-validierten Unternehmen für die überwiegende Mehrzahl, nämlich sieben der Befragten (63,6 %), das Erhalten umweltrechtlicher Erleichterungen ein eher unwichtiges Ziel ist.

Etwas differenzierter als die Unternehmensvertreter der „EMAS-Unternehmen“ gehen die baden-württembergischen Molkereivertreter mit der Zielsetzung „Erfüllung von Anliegen der Anspruchsgruppen“ um: Von den 10 Unternehmensvertretern sind 5 der Auffassung, das dies ein wichtiges Ziel bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems ist, die andere Hälfte hält dies für „eher unwichtig“.

Für die Themenfelder „Wahrnehmung umweltrelevanter Fragestellungen“ und „Ziele der Ein-führung betrieblicher Umweltmanagementsysteme“ lassen sich folgende ausgewählte Er-gebnisse zusammenfassend festhalten:

-

Die Aussage, dass Umweltprobleme zu den wichtigsten gesellschaftlichen Problemen zählen, findet bei der überwiegenden Mehrheit der Befragten Unternehmensvertreter (un-abhängig davon, ob es sich um EMAS-validierte Unternehmen handelt oder nicht) ebenso eine breite Zustimmung wie die Forderung nach entsprechenden Verhaltensänderungen in der Gesellschaft.

-

Die Aussage, dass die Verbesserung umweltgerechten Handelns von Unternehmen nur durch die Verschärfung der Umweltgesetze verbessert werden könne, wird von der über-wiegenden Mehrheit der Vertreter der EMAS-validierten Unternehmen nicht unterstützt.

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Unterstützt wird von den EMAS-Standorten hingegen die Aussage, dass ohne die Einfüh-rung eines betrieblichen Umweltmanagementsystems und mehr Eigenverantwortung der Wirtschaft zukünftige Umweltanforderungen nur schwer handhabbar sein werden.

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Im Gegensatz dazu ist für sieben der elf Unternehmensvertreter der nicht validierten ba-den-württembergischen Molkereien die Verschärfung der Umweltgesetze der einzige Weg, um Verbesserungen im umweltgerechten Handeln von Unternehmen herbeizufüh-ren.

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Unabhängig davon, ob es sich um EMAS-validierte Unternehmen handelt oder nicht, wird mit der Implementierung eines Umweltmanagementsystems das Ziel der Verbesserung der Umweltleistung sowie des Unternehmensimages verfolgt. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang jedoch, das das Erfüllen der Anliegen von Anspruchsgruppen als Zielset-zung bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems eine untergeordnete Rolle spielt.