Die Volkswagen AG verfolgt eine eigens definierte Strategie um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern und somit die Beschäftigung langfristig zu sichern. Für die Marke Volkswagen handelt es sich um die Strategie Mach18. Ziel ist es, Volkswagen zur innovativsten Volumenmarke der Welt zu machen. Dieses Ziel soll durch Kundenzufriedenheit, hohe Qualität und einwandfreie Prozesse geschehen. In diesem Zusammenhang soll eine Kapitalrendite von 21%
erwirtschaftet werden und es sollen 6,6 Millionen Fahrzeuge abgesetzt werden.
Zudem soll Volkswagen Top-Arbeitgeber werden. Um diese Ziele bis 2018 zu erreichen, ist es notwendig, dass VW die Produktionsprozesse optimiert. In diesem Zusammenhang müssen die Kosten gesenkt und die Qualität erhöht werden (Volkswagen AG, 2014). Die zentrale Maßnahme zur Umsetzung von Mach18 ist die Einführung eines Ganzheitlichen Produktionssystems im Rahmen des Volkswagen Weges. Dieser Weg beschreibt die Art und Weise, wie das Unternehmen in Zukunft konzernweit die Arbeit gestalten will. Dazu gehören unter anderem die allgemeine Organisation und die Prozessoptimierung. Im Rahmen der Prozessoptimierung soll Verschwendung gänzlich eliminiert werden. Entscheidende Themenfelder im Rahmen des Volkswagen Weges sind unter anderem Effizienz, Produktivität und Qualität. Darüber hinaus befasst sich der Volkswagen Weg mit der Zusammenarbeit und Ergonomie. Das Ziel ist es, Autos mit höchster Qualität und Wirtschaftlichkeit für die Kunden zu entwickeln. Die Umsetzung dieses Ziels erfolgt durch den Kontinuierlichen Verbesserungsprozess, die so genannte KVP-Kaskade. Diese Kaskade besteht aus vier Wellen, welche sich auf alle Geschäftsbereiche beziehen.
Die ersten beiden Wellen betreffen die Prozessoptimierung im eigentlichen Sinne,
wobei die erste sich auf die Produktion, den so genannten direkten Bereich, bezieht.
Die zweite Welle bezieht sich auf den indirekten Bereich, welcher nicht in den direkten Leistungserstellungsprozess mit eingebunden ist, wie zum Beispiel die Verwaltung und Forschung und Entwicklung. Die dritte und vierte Welle betreffen die Produktoptimierung. In der dritten Welle soll das Produkt vor „Start of Production“
(SOP) betrachtet und optimiert werden, sodass eine kostenintensive Optimierung zum späteren Zeitpunkt nicht notwendig ist und die vierte Welle bezieht sich auf das externe Lieferantenmanagement und die Logistikkette. Diese Kaskade eröffnet den Weg zum wertschöpfungsorientierten, synchronen Unternehmen, welcher über sieben Stufen mit aufeinander aufbauenden Inhalten in jedem dieser vier Bereiche erfolgt.
Das Produktionssystem ist ein wesentliches Element des Volkswagen-Weges, welches durch die KVP-Kaskade schrittweise eingeführt wird. Das Volkswagen Produktionssystem kann analog zum TPS-Haus als Haus dargestellt werden, in dem die Grundlagen das Fundament des Hauses bilden. Zu diesen gehören die Arbeitsorganisation, der Umweltschutz, die konsequente Eliminierung jeglicher Verschwendung, die Standardisierung von Prozessen und eine nivellierte und geglättete Produktion. Standards dienen zur Sicherstellung von Qualität, an denen die Prozessoptimierung ansetzt. Durch die Visualisierung werden Abweichungen vom Standard sichtbar gemacht und der Prozess erhält auf diese Weise Transparenz. Auf diesen Grundlagen bauen die vier Säulen des Hauses auf.
Die erste Säule bezieht sich auf den Takt, welcher besagt, dass der Kundentakt als gleichmäßiger Schrittmacher fungieren soll. Volkswagen definiert im Rahmen des Volkswagen Weges die Taktzeit als gleichmäßiger Rhythmus zur Herstellung von Produkten in allen Gewerken der Produktion. Die Taktzeit wird von der Kundennachfrage bestimmt und entspricht somit dem Kundentakt. Die Taktzeit ergibt sich, indem man die verfügbare Netto-Arbeitszeit durch das vom Markt benötigte Produktionsvolumen teilt (Volkswagen AG, 2012b). Dieser Takt gibt an in welchem Zeitabstand der Kunde das Produkt abruft. Ziel ist es, in diesem Takt zu produzieren. Durch den Kundentakt wird ein routinierter Arbeitsablauf ermöglicht, welcher einen direkten Einfluss auf die Qualität hat. Die zweite Säule nimmt Bezug auf den Fluss der Produktion. Die Reduzierung der Durchlaufzeit und die Entwicklung einer kontinuierlichen Fließfertigung werden als Ziele dieser Säule vermittelt. Zusätzlich werden durch die Fließfertigung Qualitätsprobleme, zum
Beispiel durch Unterbrechung des Produktionsflusses, aufgezeigt. Die Einführung von ziehenden Prozessen ist Bestandteil der dritten Säule. Bei dieser Form der Steuerung, dem so genannten Pull-Prinzip, sollen Teile nur dann gefertigt werden, wenn sie direkt benötigt werden. Es soll ein standardisierter Puffer eingeführt werden, welcher die Produktion auf Lager ersetzen soll. Durch ein Unter- und Überschreiten des Puffers werden Qualitätsprobleme ebenso sofort aufgezeigt. Die letzte Säule bezieht sich auf perfekte Prozesse. Durch diese Säule wird eine Null-Fehler-Qualität und Effizienz gefordert. In diesem Zusammenhang soll unter anderem eine so genannte Reißleine eingeführt werden, welche gezogen werden muss, sobald der Prozess vom Standard abweicht. Diese Maßnahme dient zur Visualisierung von Fehlern. Auf diese Weise werden Fehler unmittelbar sichtbar gemacht und der Mitarbeiter ist dazu verpflichtet diesen Fehler sofort zu beheben.
Die vier Säulen ermöglichen eine wertschöpfungsorientierte, synchrone Produktion.
Im Rahmen von KVP-Workshops werden die Inhalte der Säulen den Mitarbeitern vermittelt, sodass diese aktiv an der Prozessoptimierung in ihren Bereichen teilnehmen.
Begründet durch den demografischen Wandel wird das Thema Ergonomie für alle produzierenden Unternehmen zunehmend wichtiger. Diese Entwicklung wird durch globale gesetzliche Regelungen als auch durch Rahmentarifverträge innerhalb der Unternehmen gefördert. Der Begriff Ergonomie kommt aus dem Altgriechischen und setzt sich zusammen aus dem Wort ergon, was mit Arbeit übersetzt werden kann, und dem Wort nomos, was mit Gesetz übersetzt werden kann. Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich das Thema Ergonomie mit der optimalen Gestaltung von Arbeit befasst. In diesem Zusammenhang werden die Arbeitsaufgabe, die Mensch- und Maschine-Interaktion sowie Umwelteinflüsse analysiert und optimiert. Ergonomie bedeutet in der Arbeitsgestaltung das Schaffen eines optimalen Zusammenwirkens von Menschen, Betriebsmitteln und Arbeitsgegenständen durch die zweckmäßige Organisation der Arbeitssysteme bei gleichzeitiger Miteinbeziehung der Leistungsfähigkeit und Bedürfnisse des Mitarbeiters (Volkswagen AG, 2013b).
Im Rahmen des Volkswagen Weges ist die Ergonomie bei der Volkswagen AG ebenso ein wichtiges Thema und ist bei den Grundlagen des Volkswagen Produktionssystems einzuordnen. Es wird bei der Volkswagen AG eine gesamtheitliche Betrachtung angestrebt und infolgedessen kooperieren verschiedene Abteilungen miteinander, um Standards zu entwickeln und zu
etablieren. Hierzu zählen das Gesundheitswesen, der Betriebsrat, der Arbeitsschutz sowie die zuständige Abteilung „Konzern Produktionsergonomie“. Die Volkswagen AG hat sich das Ziel gesetzt in Rahmen der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung menschengerechte Arbeitsplätze zu schaffen, um die Gesundheit und Einsatzfähigkeit der Mitarbeiter unter der Berücksichtigung des demografischen Wandels langfristig zu erhalten. Dabei soll die Wirtschaftlichkeit von Arbeitsplätzen verbessert werden. Eine optimale ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen erfordert die Berücksichtigung von Mensch, Technik und Organisation. Beim Menschen müssen in diesem Zusammenhang Belastungsgrenzen und Qualifikationen betrachtet werden. Zur Technik gehören beispielsweise die Arbeitsplatzgestaltung und die Produktgestaltung. Schichtmodelle und Teamarbeit zählen zu den organisatorischen Faktoren, welche in die Betrachtung miteinbezogen werden sollten (Volkswagen AG, 2013c).