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4. Theoretische Grundlagen

4.3. Video-Tutorials als Vermittler

Die Tutorials der Video-Kampagne von SCISO dienen der Vermittlung relevanter Themen aus der Wissenschaftskommunikation. Die Video-Tutorials eignen sich für die Veranschaulichung von entsprechenden Schemata, durch die sich der Zuschauer wichtige Informationen besser einprägen kann. Im folgenden Abschnitt wird der Begriff des Video-Tutorials näher erläutert, verschiedene Formen dieser Videos beschrieben und aufgezeigt, wie diese genutzt werden.

4.3.1. Begrifflichkeit

Das Wort „Video“ leitet sich aus dem Lateinischen ab, was „ich sehe“ bedeutet.

Videokameras zeichnen Bewegtbild-Inhalte auf. So werden Handlungsabläufe realistisch wiedergegeben. Ein „Bewegtbild“ ist die Anzeige einer Bildfolge in einem kurzen Zeitintervall.82 Für „Tutorial“ werden u.a. Synonyme, wie Erklärvideo, Online- oder Video-Tutorial, HowTo oder Kurzanleitung verwendet. Zudem werden Tutorials auch als bebilderte Darstellungen oder Anleitungstexte bezeichnet.83 Also zählen digitale sowie analoge Texte zu Tutorials, welche bildliche Darstellungen oder Screenshots enthalten können. Karsten D. Wolf konkretisiert Video-Tutorials als

„Videos, in denen eine Fertigkeit oder Fähigkeit im Sinne einer vollständigen

81 Vgl. (Lowe, 1999)

82 Vgl. (Hansch & Rentschler, 2012), S. 103

83 Vgl. (Kerkmann, et al., 2017), S. 59f

34 Formen von Video-Tutorials

Handlung explizit zum Nachmachen durch die Zuschauer vorgemacht werden“. Er ordnet Video-Tutorials den Erklärvideos unter. Erklärvideos sind dabei

„eigenproduzierte Filme, in denen erläutert wird, wie man etwas macht oder wie etwas funktioniert beziehungsweise in denen abstrakte Konzepte erklärt werden.“84 Das Video-Tutorial als Begriff stellt heraus, dass das Tutorial im Video-Format vorliegt.

4.3.2. Formen von Video-Tutorials

Im Folgenden werden vier grundlegende Formen von Video-Tutorials vorgestellt.

Diese basieren auf den Erkenntnissen eines Forschungsprojekts von 2015, wobei 1000 Video-Tutorials gesichtet und ausgewertet wurden. Daraus konnten vier allgemeine Ausprägungen herauskristallisiert werden. Da die Inhalte im Internet sehr schnelllebig sind, gibt es viele Arten von Video-Tutorials, die auch miteinander kombiniert werden können. Für diese Forschungsarbeit eignen sich insbesondere die folgenden vier Ausprägungen:

1. Protagonistisches Tutorial:

Video-Tutorials, die oft in Erscheinung treten, sind Tutorials mit einer Person beziehungsweise einem Referenten oder Moderator, der eine bestimmte Thematik präsentiert. Hierbei ist das Gesicht des Moderators zu sehen, während er etwas erklärt oder zeigt. Dadurch kann der Moderator vermeintlich direkten Blickkontakt zu dem Zuschauer aufbauen. Es können auch mehrere Moderatoren beziehungsweise Protagonisten eine Rolle spielen. Der Protagonist spricht i.d.R. mit seiner eigenen Stimme und wird in der Nahaufnahme gezeigt.85 Hierzu können auch Tutorials in Form von Interviews oder Berichterstattung gezählt werden.86

2. Gegenständliches Tutorial:

Bei dieser Tutorial-Art ist der Präsentierende meist nicht mit dem Gesicht zu sehen.

Der Kamerablick ist von oben auf einen Gegenstand gerichtet, der in dem Video-Tutorial thematisiert wird. Allenfalls sind die Hände des Protagonisten zu sehen. In einigen Fällen wird das Schaubild von einer Stimme begleitet, in anderen Fällen spielt

84 (Wolf, 2015), S. 123

85 Vgl. (Valentin, 2018), S.16-17

86 Vgl. (TechSmith, 2022)

35 Ein Beispiel für die Videonutzung im Internet Musik oder es werden Schriftzüge beziehungsweise Texte eingeblendet, um Inhalte zu erläutern oder den Film zu strukturieren.87

3. Animations-Tutorial:

Diese Art von Tutorial ist meist aus computererstellten Animationen aufgebaut. Von lernunterstützenden Animationen gibt es verschiedene Arten. Dazu zählen beispielsweise Animationen auf Whiteboards oder animierte Infografiken. Auf einem Whiteboard zeichnet z.B. ein Künstler ein Storyboard, also eine Visualisierung eines Drehbuchs. Oft wird hier eine Audiospur hinterlegt, sodass eine Stimme die Visualisierung begleitet. So entsteht eine Lernhilfe, die audiovisuell-gestützt ist. Bei der Veranschaulichung von großen Datenmengen stellen animierte Infografiken eine hervorragende Alternative dar. Diese können Diagramme und Graphen illustrieren, die durch animierte Effekte die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf bestimmte Informationen richten können. Die animierten Infografiken können durch Textinformationen ergänzt werden.88

4. Screencast-Tutorial:

Bei einem Screencast wird die Bildschirmaktivität mithilfe einer Videoaufnahme aufgezeichnet. Diese Form eignet sich beispielsweise für die Erklärung von Funktionen, Anwendungen und Software-Programmen des Computers. Diese Tutorials können narrativ oder musikalisch begleitet werden. Animierte Grafik- und Textelemente wirken dabei unterstützend, sind aber nicht obligatorisch. Durch Screencasts lassen sich technische Aufgaben gut vermitteln.89

4.3.4. Ein Beispiel für die Videonutzung im Internet

Eine aktuelle Studie der TechSmith Corporation von 2021 untersucht die Sehgewohnheiten und Videonutzung von 914 Probanden aus sechs unterschiedlichen Ländern. Die Studie zeigt, dass die Beliebtheit von Videos immens ist und Videos gegenüber Audio- oder Textproduktionen bevorzugt werden, wenn es sich um Arten von Lerninhalten oder Anleitungen handelt. 83% der Befragten präferieren

87 Vgl. (Valentin, 2018), S.16-17

88 Vgl. (TechSmith, 2022)

89 Vgl. (TechSmith, 2022)

36 Ein Beispiel für die Videonutzung im Internet

diesbezüglich Videos. Die Mehrheit der Befragten sieht sich im Monat mindestens ein informatives Video an, 52% der Befragten sogar mehrmals die Woche. Zudem wurde untersucht, warum sich die Probanden Informations- und Anleitungsvideos ansehen.

25% der Probanden schauen diese Art von Videos, um sich beruflich weiterzubilden.

Weitere 23% gaben an, dass sie allgemein mehr über ein Thema lernen wollen. Die meistgenutzte Plattform, auf der informative Videos angeschaut werden, ist YouTube oder ähnliche öffentliche Videoplattformen, wie Vimeo. Der Studie nach zu urteilen, nutzen Menschen, die nach Informationen, Fakten oder Anleitungen suchen, immer häufiger Videoformate, welche diese Informationen verständlich und nachvollziehbar strukturieren. Sie wollen Aufgaben effizienter lösen oder mehr über Themen ihres Interessengebiets lernen.90

Die Studie geht außerdem auf die Gestaltung von Video-Tutorials ein und welche Videoelemente enthalten sein sollen, denn eine gute Produktionsqualität von Videos ist ausschlaggebend für deren Erfolg. Insgesamt zeigte die Studie, dass die Probanden ein Video bevorzugen, dessen Inhalten leicht zu folgen ist, von einem dynamischen Sprecher präsentiert wird und die Präsentation lebendig ist. Die Befragung nach den wichtigsten Stil- und Inhaltselementen eines Videos ergab, dass Teilnehmer professionelle Stilelemente und Grafiken neben einer guten Ton- und Bildqualität priorisieren. Die Grafiken müssen durchdacht sein, Fakten unterstreichen und in dem Video sollten praxisnahe Beispiele aufgezeigt werden.91

Die Studie der TechSmith Corporation zeigt, dass das öffentliche Bedürfnis nach Videoinhalten stetig wächst. Die Studie bezieht sich auf die allgemeine Nutzung von Videoformaten mit frei gewählten Inhalten. Sie untersucht nicht die Nutzung von Videos im wissenschaftlichen Kontext, zum Beispiel im Rahmen der Wissenschaftskommunikation. Sie zeigt auf, dass Videos, die eine Anleitung und Lerninhalte vermitteln, immer beliebter werden. Somit erhärtet sich der Gedanke, dass Videos auch im wissenschaftlichen Rahmen unweigerlich mehr genutzt werden sollten. SCISO folgt also einer richtungsweisenden Strategie, indem das Team wissenschaftliche Video-Tutorials, die als Anleitung für Wissenschaftler und Forschende dienen, produziert und öffentlich bereitstellt. Diese Forschungsarbeit geht tiefer in die Materie der Wirkung und Informationsvermittlung durch Animationen und erforscht, inwiefern die Nutzung von animierten Video-Tutorials im

kommunikations-90 Vgl. (TechSmith Corporation, 2021), S.6-10, 28

91 Vgl. (TechSmith Corporation, 2021), S.18, 24

37 Umfrage der NaWik wissenschaftlichen Kontext für Nachwuchswissenschaftler interessant sind und angenommen werden.