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Abkürzungsverzeichnis

Teil 2 – Internet-Softwarepiraterie

VI. Kommunikationswege der Warez-Szene

4. UseNet

Auch im UseNet gibt es Newsgroups, in denen Informationen über Raubkopien ausgetauscht werden. Hierbei handelt es sich überwiegend um die sogenannten Binaries-Gruppen. Dem Namen nach sind diese Newsgroups zwar nur zum Download von Dateien bestimmt, doch sie dienen auch der Kommunikation. Häufig werden die einschlägigen Newsgroups von den Serveradministratoren der großen Internetprovider gesperrt, so dass sich der Nutzer bei einem kostenpflichtigen Dienst anmelden muss, wenn er Zugriff auf News-Server erhalten möchte, die alle Newsgroups enthalten.

5. WWW

Abgesehen von den bereits erwähnten Release-Info-Seiten hat das WWW aufgrund seiner vergleichsweise geringen Flexibilität eine untergeordnete Bedeutung als Kommunikationsmedium für die Warez-Szene. Im Web finden sich dennoch zahlreiche Webseiten mit Foren (z.B. sogenannte FXP-Boards176), Listen von FTP-Servern oder Links zu Download-Seiten. Zu den Webseiten gehören vor allem die sogenannten Top-Sites (Top 50, Top 100 etc.), auf denen Linklisten zu den angeblich populärsten Webwarez-Seiten abgerufen werden können.

176 Siehe oben Teil 2, A. IV. 6.

Abbildung 37 – „Top-Site“

Abbildung 38 – „Top-Site“

VII. Wege der illegalen Softwaredistribution 1. WWW

Im Gegensatz zu seiner untergeordneten Rolle als Kommunikationsmedium spielt das Web bei der Verbreitung von Raubkopien eine tragende Rolle. Warez-Pages sind im WWW weit verbreitet, und fast immer entsteht der Eindruck, dass sie sich in der Nähe einschlägiger kommerzieller Sex-Seiten befinden177. Das liegt vor allem daran, dass viele Betreiber von Warez-Seiten mit Werbung für pornographische Homepages Geld verdienen möchten. Daher stellen sie Werbebanner der ent-sprechenden Homepages – meist Bilder von spärlich bekleideten Frauen in eindeutigen Positionen – auf ihre Warez-Seite. Hinter den Bannern liegt ein Link, der direkt zum Anbieter der pornographischen Inhalte führt. Klickt ein Besucher der Warez-Seite auf das Banner, bekommt der Betreiber der Warez-Seite von dem Betreiber der Sex-Seite eine Vergütung. Üblicherweise wird monatlich die Anzahl der Besucher gezählt, die über die Warez-Seite auf die Sex-Seite gekommen sind. In diesem Zusammenhang wird auch von „Mouseclicks“ oder „Clicks“ gesprochen. Der Betreiber der beworbenen Seite zahlt dem Betreiber der Warez-Seite beispielsweise einen Cent pro Klick auf das Werbebanner.

Im untrennbaren Zusammenhang mit der Verbreitung von Raubkopien im WWW stehen auch die sogenannten Crackz- und Serialz-Seiten. Auf Crackz-Seiten können meist Hunderte von Cracks oder Keymakers zum Download angeboten werden, da sie sehr klein sind. Das Angebot dieser Webseiten ist typischerweise alphabetisch geordnet. Dies gilt auch für die meisten Seiten, auf denen Seriennummern und Registrierungscodes zum Download bereitstehen. Die Textdateien, die ent-sprechende Informationen enthalten, sind kleiner als Cracks und Keymaker, so dass eine noch mühelosere Verbreitung möglich ist.

Bei vielen Warez-Webseiten erscheint zu Anfang ein Hinweis des Betreibers, dass er keine Verantwortung für den Inhalt der Seite übernimmt. Diese als „Disclaimer“ bezeichnete Erklärung enthält sehr oft eine irrwitzige Rechtsbelehrung: Danach handle es sich bei der auf der Webseite zu beziehenden Software um Programme, die lediglich Anschauungs- und Bildungszwecken („educational purposes“) dienen, und die man zumindest für 24 Stunden legal auf dem eigenen Rechner behalten dürfe. Danach müssten sie jedoch umgehend gelöscht werden.

177 Puscher, internet world 1/1999, 35.

Abbildung 39 – Disclaimer einer Warez-Seite

Abbildung 40 – Disclaimer einer Crack-Seite

Neben dem berühmten „24-Stunden-Disclaimer“ hat sich vor allem auf deutschen Warez-Seiten eine eher amüsante Rechtsbelehrung etabliert: In diesem Disclaimer wird eindringlich darauf hingewiesen, dass sich derjenige, der sich Raubkopien von der Seite herunterlädt, nach § 108 StGB strafbar macht.

Dass § 108 StGB die Wählernötigung unter Strafe stellt, dürfte den wenigsten Seitenbetreibern und Besuchern bekannt sein.

Es hat den Anschein, dass viele Betreiber von Warez-Seiten tatsächlich dem Irrglauben erliegen, sich mit derartigen Disclaimern jeglicher rechtlicher Verantwortung entziehen zu können, denn diese Meinung ist in der Szene weit verbreitet und wird nur selten in Frage gestellt.

Abschließend ist anzumerken, dass die Warez-Gruppen nicht im WWW aktiv sind, was die Verbreitung ihrer Releases anbelangt. Sogenannte Webwarez sind in der Szene verpönt und werden fast ausschließlich von Personen bereitgestellt, die keinen direkten Kontakt zu den Gruppen haben, sich jedoch ihrer Releases bedienen.

[ich habe meine Seite aus mehreren Gründen geschlossen...] ...ein weiterer Grund ist die aktuelle Lage in der deutschen Warez-Szene. Die Release-Groups boykottieren jede Seite auf der Ihre Releases zu finden sind. Ich habe in den letzten Tagen Emails von mindestens 10 Webmastern erhalten, die neue Projekte gestartet haben und fragten, ob ich sie einmal erwähnen könne. Doch nur kurze Zeit später kam eine weitere Mail in der sie mir schrieben, dass sie die Seite leider schließen mussten, da sich irgendein Mitglied von irgendeiner super-ultra-wichtigen Release-Group bei ihnen gemeldet hat und mit Gott-Weiß-Was gedroht hat wenn man die Seite nicht schließen würde....

Abbildung 41 – Auszug eines Textes von einer geschlossenen Warez-Seite

Abbildung 42 – Grafik aus einer NFO-Datei

2. FTP

Beim größten Teil der FTP-Server, die zur Verbreitung von Raubkopien eingesetzt werden, dürfte es sich um private FTP-Server handeln. Durch immer günstigere Standleitungen – vor allem in den Vereinigten Staaten – entstehen zunehmend schnelle „Kinderzimmerserver“, die permanent als Software-Umschlagplätze fungieren können.

Neben sogenannten Leech-FTPs, auf denen sich jedermann frei bedienen kann, gibt es auch Server, die als „Ratio-FTPs“ bezeichnet werden. Bei diesen ist die Serversoftware so eingestellt, dass einem Nutzer erst dann ein Download ermöglicht wird, wenn er zuvor etwas auf den Server hochgeladen hat. Demnach darf er sich bei einer Ratio von 1:5 fünf Megabyte an Daten herunterladen, wenn er zuvor ein Megabyte hochgeladen hat. Durch dieses System geht der Serverbetreiber sicher, dass er immer neue Software im Incoming- bzw. Uploads-Verzeichnis seines Servers vorfindet. In der Onjoin-Message178 oder in Verzeichnissen bzw. Textdateien, die mit dem Namen „Requests“ betitelt sind, äußern die Serverbetreiber meist Wünsche bezüglich der von ihnen gesuchten Software.

Abbildung 43 – Incoming-Verzeichnis des FTP-Servers der Universität Rostock (Februar 1999)

178 „Betritt“ man einen FTP-Server, bekommt man häufig im FTP-Client eine kurze Textbotschaft des Serverbetreibers angezeigt. Mit der Onjoin-Message werden üblicherweise die Gäste begrüßt und über den Besitzer bzw. seinen Server informiert.

Auch öffentliche FTP-Server („Pubs“) werden zum Verschieben von Raubkopien missbraucht.179 Besonders Universitäten und große Unternehmen sind hiervon betroffen, da ihre Rechner mit einer enormen Bandbreite an das Internet angeschlossen sind.180 Softwarepiraten nutzen die Incoming-Verzeichnisse der öffentlichen Server gerne als temporäre Ablagemöglichkeiten für Raubkopien.181 In diesem Zusammenhang wird von „Dump-“, „Drop-“ oder „Swap-Sites“ gesprochen. Meist werden sie nur für kurze Zeit genutzt oder an Wochenenden, wenn die Serveradministratoren nicht im Dienst sind.

Damit die illegalen Aktivitäten möglichst lange unbemerkt bleiben, richten die Piraten oftmals unsichtbare Verzeichnisse auf den Public FTPs ein. Hierbei bestehen die Verzeichnisnamen aus Leerzeichen, wodurch sie für den Serveradministrator zunächst nicht sichtbar sind. Allerdings ergeben sich zahlreiche andere Hinweise, an denen sich der Missbrauch festmachen lässt. Die SPA hat die wichtigsten Warnhinweise für Administratoren von öffentlichen FTP-Servern auf ihrer Webseite zusammengestellt:

Sieben Warnzeichen für Piraterie:

1. Stark erhöhter FTP-Dateiverkehr (Traffic) in einem Verzeichnis 2. Erweiterte Verzeichnisstrukturen

3. Übermäßiger Traffic bei einzelnen Downloadvorgängen 4. Benutzung der Begriffe Warez, Cracker oder Hacker 5. Bereitstellen von Seriennummern für kommerzielle Software 6. Erhöhte Zugriffszahlen auf bestimmte Bereiche

7. Anhäufung von verdächtigen oder versteckten Dateien bzw. Verzeichnissen Abbildung 44 – Warnhinweise der SPA für FTP-Administratoren182