7.4 Untersuchungen der phonetischen Wörter
7.4.3 Phonetische Untersuchung zu Artikeln und Pronomen
7.4.3.2 Untersuchungsergebnisse zu Artikeln und Pronomen
Im ersten Teil des Kapitels (7.4.3.2.1) werden die Wörter <der>, <die> und <das> vorgestellt, die in unterschiedlicher grammatischer Funktion als bestimmter Artikel, Relativ- oder Demonstrativprono-men auftreten können. Im zweiten Teil (7.4.3.2.2) werden die unbestimmten Artikel <ein> und <eine>
auf ihre Reduktionen hin untersucht.
7.4.3.2.1 Bestimmte Artikel und homophone Wörter <der>, <die>, <das>, <dem>, <den>
<der>
Das Wort <der> wurde in folgenden grammatischen Kategorien untersucht:
z bestimmter männlicher Artikel (Sg. Nom.) <der>
z bestimmter weiblicher Artikel (Sg. Dat.) <der>
z Demonstrativpronomen <der>
z Relativpronomen <der>
Der Wort <der> kam mit folgenden Varianten vor: [dEå], [dEå2], [då], [d9å], [då2], [d9O]/[d9Å], [nå], [å], [´]. Diese Varianten verteilten sich auf die oben angeführten grammatischen Kategorien wie in Tabelle 28 angegeben.
Tabelle 28: Varianten von <der>
Varianten
[dEå] [dEå2] [då] [d9å] [då2] [d9O] [nå] [´] Summe
Art. Sg. mask. Nom. 0 1 4 2 0 1 1 0 9
Art. Sg. fem. Dat. 0 0 1 3 2 0 0 2 8
Dem.pron. 2 0 0 0 0 0 0 0 2
Rel.pron. 1 0 0 0 1 0 0 0 2
Summe 3 1 5 5 3 1 1 2 21
Im untersuchten Materialausschnitt traten beim Wort <der> keine Varianten mit geschlossenem [e:]
auf. Einige wenige Realisationen wurden mit dem Vokalanteil [Eå] oder [Eå2] gebildet, wobei die zweite Form mit dem rückverlagerten, unsilbischen Tiefschwa [å2] besonders regional markiert war.
Ansonsten überwogen bei den bisegmentalen Varianten die Realisationen mit dem zentralen Tief-schwa [å] in [då], [d9å] und [nå]. Als regional markierte Formen wurden besonders die bisegmentalen Varianten [då2] und [d9O] gesehen, obwohl sie im abgehörten Teil insgesamt nur dreimal vorkamen. An unisegmentalen Varianten existierten für <der> die Formen [å] und [´], die im abgehörten Material nur je einmal vorkamen. Aufgrund der geringen Anzahl in den einzelnen grammatischen Rubriken konnten hier keine allgemeinen Schlüsse gezogen werden.
Der maskuline bestimmte Artikel <der> im Nominativ trat vorrangig in den Varianten [då], [d9å], [d9O] und [nå] auf. Formen wie [´] oder [å]traten hier nicht auf, da sie in ihrer maskulinen Bedeutung den unbestimmten Artikel <ein> kennzeichneten. Als regionaltypisch für das Hallische waren insbeson-dere die Formen [då2] und [d9O] mit nach hinten verlagertem Tiefschwa[å2]oder [O] einzuordnen. Das sollen die Beispiele (1) und (2) illustrieren:
(1)da kam der erste URenkel (0415) [da g(am d9å2 Eå≥Sd9´ "u…å2/ENg(l`]
(2)der GROße (0722) [då "kÂ9OoUs´]
<der> als Dativform des femininen bestimmten Artikels <die> trat meist in Kombination mit einer Präposition auf. Im analysierten Korpusausschnitt wurden die Varianten [då], [d9å], [då2] und [´] reali-siert, wobei die letzten drei Varianten als regionale Marker des Hallischen gelten. Die Beispiele (3) bis (6) können das belegen:
(3)es=war auch bei=der POST eine HARte zeit(0435) [s vA… Ox§ b9a då2 "b9O+¶sd9 ´6nå "Ha2§d9´6 d9saItÓ]
(4)bei=der enerGIEversorgung (0830) [baEdŒ2 /E6nŒ"g(i∑fOzoÉg>k]
(5)aus=der SCHUle (0227) [«s≈« "Su…l´]
(6)aus=der geFANgenschaft (0820) [a0†sÅ´ j´"fa2NSaf†]
Beim Wort <der> in Verwendung als Demonstrativpronomen trat nur die Variante [dEå] auf und wird an den Beispielen (7) und (8) verdeutlicht:
(7)wo=der gebOren wurde (0426) [vo dEå j´"b9o¶…On vY¶Â¤d9´†]
(8)aber der WAR nicht (0912) [aB« d9Eå "va2… nI‚]
Als Relativpronomen kam<der>in den Varianten [dEå] und [d9å2] vor. Beispiel (9) zeigt die regional-typische, reduzierte Variante [ [d9å2]:
(9)der war schon DREIzehn (0705) [d9å2 vO† SO+n "d9ÂaE6tse+§…n]
<die>
Das Wort <die> wurde in folgenden grammatischen Kategorien untersucht:
z weiblicher bestimmter Artikel (Sg. Nom.)
z weiblicher bestimmter Artikel (Sg. Akk.)
z bestimmter Artikel (Pl. Nom.)
z bestimmter Artikel (Pl. Akk.)
z Demonstrativpronomen (Sg. und Pl.)
<die> trat mit folgenden 12 Realisierungsvarianten in den Rubriken Artikel und Demonstrativprono-men auf: [di:], [di∑], [d9i∑], [di], [dI], [d9I], [d´], [d9´], [d´…], [d9Œ], [d9], [ZI]. Die einzelnen Varianten von
<die> sind in Tabelle 29 aufgeführt.
Tabelle 29: Varianten von <die>
<die> [di:] [di∑] [d9i∑] [di] [dI] [d9I] [d´] [d9´] [d´…] [d9Œ] [d9] [ZI] Summe
Art. Sg. Nom. fem. 1 0 0 0 1 0 2 0 0 0 0 1 5
Art. Sg. Akk. fem. 0 0 0 0 1 2 1 1 0 0 0 0 5
Art. Pl. Nom. 0 1 1 0 2 1 0 0 0 1 0 0 6
Art. Pl. Akk. 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 2
Demonstrativpro-nomen 1 4 0 1 3 0 0 0 0
0 0 0 9
unklar 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 1 0 3
Summe 2 5 1 1 8 3 5 1 1 1 1 1 30
Der vokalische Anteil der Artikelformen von <die> im Singular und Plural verteilte sich allgemein vom [i:] bis zum zum [´], wobei der Fokus beider Gruppen bei der Qualität [I] (bei der Realisierung von [dI]/[d9I]) lag. Bei den Pluralformen kamen mehr geschlossene Varianten als bei den Singularfor-men vor. Des Weiteren traten bei den SingularforSingularfor-men mehr zentralisierte Varianten von [´]/[Œ] im vokalischen Anteil auf. Die Ergebnisse sollen an den Beispielen (1) bis (3) verdeutlicht werden:
(1)noch zwei JAHre hielt sich die fIrma (0321) [nOx tsvae "jA6…§ hi…lt z9IÇ d´ ÆfY§mA6…]
(2)ich=hatte SÄMTliche kInder (---) die KINder (-) ENkelkin-der (--) alle bei mir WOHnen (0419)
[ç≈HAd9´ "sEmtlIç´ g(Ind9å2 d9I g(Ind9å2 /ENg(l`g(Ind9å2 a2l´ b9aE mi…å2 vo§…n…]
(3)und dass dAdrunter auch die HEIMbewohner mitleiden (0630) [U0n da6s sadÂuntå2 o0∑x d9å "HAEmb9´vo∑nå2 mId9laEd9n`]
Die häufigsten Fälle von <die> kamen in der grammatischen Rubrik der Demonstrativpronomen vor.
Die Qualität und Quantität des vokalischen Anteils streute sehr breit von [i:], [i∑] über [i] zu [I]. Zen-tralisierte Varianten wie das Schwa [´] traten nicht auf. Die Beispiele (4) bis (5) können das demons-trieren:
(4)die ist dirEkt im büRO (2611) [dI≈s dIƧEkt Im b9y"Â9o…]
(5)aber die mit den JUNgen (0701) [/ABå≥2 dI mId9 d9e†n "jUN…]
<das>
Das Wort <das> wurde in folgenden grammatischen Kategorien untersucht:
z sächlicher bestimmter Artikel (Sg. Nom.) <das>
z sächlicher bestimmter Artikel (Sg. Akk.) <das>
z Demonstrativpronomen <das>
Dabei traten von <das> folgende Realisierungsvarianten auf: [das], [d9as], [da2s], [d9a2s], [dEs], [d´s], [d9´s], [s], [daS]. Die Verteilung wird aus Tabelle 30 ersichtlich:
Tabelle 30: Varianten von <das>
<das> [das] [d9as] [da2s] [d9a2s] [dEs]/[d9Es] [d´s] [d9´s] [s] [daS] Summe
Art. Sg. Nom. neutr. 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1
Art. Sg. Neutr. Akk 0 0 0 0 0 0 0 3 1 4
Demonstrativpro-nomen
3 6 5 2 2 2 1 0 0 21
unklar 0 1 0 1 0 0 0 0 0 2
Summe 3 8 5 3 2 2 1 3 1 28
Das Wort <das> in Verwendung als Artikelform zeigte sich nur in einigen Fällen im abgehörten Ma-terial und wurde mit den drei Varianten [d9as], [daS] und [s] gebraucht. Am häufigsten trat davon die Form [s] auf. Es folgt das Beispiel (1), in dem <das> nach Pause proklitisch in der Realisierung [d9as]
auftritt:
(1)da hatten die das HINgestellt (--) das BIER (0719)
[d9A≈d9n di∑ d9Es "hInj´SdEld9 das "b9i…å2≥]
Die Beispiele (2) und (3) belegen die Kürzung von <das> zu [s] in Verbindung mit den Präpositionen
<für> und <in> und die enklitische Anlehnung von [s] an diese Präpositionen. [s] verliert seine Sil-bigkeit und bildet ein phonetisches Wort mit den Präpositionen:
(2)für=das (---) persoNAL (0621) [fY≥s på≥z´"na…l]
(3)in=das BAD rein (0718) [In≈s "b9Aat Â9aEn]
Das Wort <das> wurde überwiegend als Demonstrativpronomen verwendet und trat hier in einer gro-ßen Variantenbreite auf: [das], [d9as], [da2s], [da2s], [dEs], [d´s] und [d9´s]. Im vokalischen Anteil wurden hellere und dunklere A-Varianten ([a], [a2]) zu fast gleichen Anteilen verwendet. Hier spielte meines Erachtens die Ausprägung der regionalen Merkmale bei einem Sprecher eine Rolle, d. h. bei starker regionaler Ausprägung der phonetischen Merkmale bezüglich des Hallischen wurde eher das hintere [A] verwendet. Des Weiteren kamen im vokalischen Anteil [E] und zentralisiertes [´] vor. Der wich-tigste Unterschied zu den verwendeten Artikelformen von <das> bestand darin, dass keine extreme Reduktionsform wie [s] gebraucht wurde. Die Beispiele (4) bis (8) zeigen einige Fälle von <das> in der Verwendung als Demonstrativpronomen:
(4)es ist auch SCHWIErig das AUSzusprechen (0517) [/Es /Is o0∑x "Svi∑´ÂIç das a0O+¶sU+¶Sb9ÂEçn`]
(5)und dann (-) gEht das (0509) [´n dan… g(e…d9 d9as]
(6)das wUrde irgendwie so so (-) noch ein bIsschen geLEIert (0115)
[da6s ÆvU§Â§d9´ YÂg>vi… z9o… z9o∑ nOx n ÆbIsç´n j´"la2Üåd9]
(7)da wird das LIla (0302) [dAvY§d9d9a2s"li…la…]
(8)ähm dAs=ist (4.0) (0640) [/Em d´s≈Is]
<dem> und <den>
Wesentlich war bei der Verwendung von bestimmten Artikeln im Dativ und Akkusativ die häufige Verbindung mit Präpositionen. Die Verbindungen wurden für das Deutsche als „junkturlose, phoneti-sche Wörter“ beschrieben (SCHIERING 2002, 33). Viele dieser Verschmelzungsformen wie <im>
(<in dem>), <am> (an dem>), <vom> (<von dem>) sind bereits als feste Bestandteile in die Orthogra-fie übergegangen. Für die hallische Umgangssprache kann das an den Beispielen (1) und (2) für die Wörter <im> und <am> gezeigt werden:
(1)im senIOrentheater (0105) [I0m zEn"jO…Ânthea0∑då]
(2)und am dritten JUli habe=ich JA gesagt (0902) [/Un /am tÂ9Itn` "ju…la6E HaB≈Iç ja… j´sa2xd9]
<dem>
Das Wort <dem> kam nur in geringer Anzahl (4 Fälle) im untersuchten Teilkorpus vor, deshalb wer-den nur beispielhafte Einzelfälle beschrieben. Der Artikel <dem> kam als deklinierte Form des Dativs von <der> und <das> in Verbindungen mit Präpositionen viermal vor und wurde in den Varianten [m]
und [n] realisiert. Die folgenden Beispiele zeigen eine Verwendung von <dem> im gleichen Wortkon-text in Verbindung mit der Präposition<auf>(hier realisiert als [Of]/[«f]]), die im Fall (1) korrekt den Dativ mit [Of≈m] wiedergibt. Der Fall (2) dagegen wurde als Akkusativ gebraucht, und zwar in der Realisierung mit [«f≈n].Hier zeigte sich ein grammatisches Typikon des Hallischen. In beiden Fällen wurde von Präposition und Artikel ein phonetisches Wort gebildet, in dem sich [m] bzw. [n] als unbe-tonte Silbe – parallel dem Verhalten unbeunbe-tonter Silben im Deutschen – an <auf> ([Of]/[«f]) anlehnte.
(1)auf=dem WEIHnachtsmarkt (0108.1) [/Of≈m "vaEnaxtsma…k]
(2)auf= dem halleschen WEIHnachtsmarkt (0108.2) [´f≈n halESn` "vaEna6xtsma2…§kt]
In Beispiel (3) ließ sich für die Verbindung der Präposition<an> mit dem Artikel <dem> und dessen Reduktion zu [n] eine Anlehnung nachweisen. Diese Verbindung wurde hier akkusativisch verwendet, obwohl von der Standardaussprache eine dativische Verwendung gefordert war. Weiterhin fand hier die Verschmelzung des Artikels [n] mit der Präposition <am> zu [An] und damit die Elision von [m]
statt:
(3)da sitzt der jUnge an=dem BIERhahn (0721) [d9a6 sIts dEå2 ÆçUN´ A0n "bi…åHA6…n]
Im letzten Beispiel (4) zum Artikel <dem> finden wir die typische Verwendung von Präpositionen wie
<wegen>, die in der Standardaussprache korrekterweise den Genitiv verlangen (hier <wegen des Per-sonals>), in dativischer Form:
(4)wegen=dem=personal (0606) [ve§…ç3n`≈m≈pE≥z9´na…l]
<den>
Das Wort <den> wurde in insgesamt 9 Fällen in folgenden grammatischen Rubriken untersucht:
z maskuliner Artikel (Akk.)
z Artikel (Pl. Akk.)
z Demonstrativpronomen
Die Varianten von <den> werden nach grammatischen Kategorien geordnet in Tabelle 31 angegeben.
Tabelle 31: Varianten von <den>
<den> [de:n] [d9e§:n] [dEn] [d´n] [d´6n] [n] Summe
Art. mask. Akk. 0 0 0 1 1 2 4
Art. Pl. Akk. 0 0 0 1 0 0 1
Dem.pron. 2 1 1 0 0 0 4
Summe 2 1 1 2 1 2 9
Bei den bestimmten Artikelformen von <den> konnten nur die zentralisierten Varianten [d´n] und [d´6n] bzw. die stark reduzierte Variante [n] festgestellt werden. Hier folgen zwei Beispiele für die re-duzierte Variante [n], die sich in Beispiel (1) enklitisch an die Präposition <auf> anlehnt, seine eigene Silbigkeit behält und ein phonetisches Wort mit <auf> bildet:
(1)die liebe auf=den ersten BLICK (0916) [d9I li…B´ aÜfÅ n E0åsn` "b9lIk]
In Beispiel (2) fällt der Artikel [n] aus und das auslautende [n] in<in>übernimmt die grammatische Funktion der akkusativischen Anzeige:
(2)die tIppt immer (--) SCHWARZfahrer in=den computer ein und so (2625)
[d9I ÆtIpt≈ Imå2 "Sva2ÂtsfA…´2 I0n kOmpjU+¶då /aEn n z9o0∑]
Für <den> als Demonstrativpronomen wurden die Varianten [de:n], [d9e§…n] und [dEn] ermittelt. Das heißt, dass in den vorliegenden Fällen nur für das Demonstrativpronomen geschlossene Varianten mit Länge bzw. die offene Variante von [E] verwendet wurden. Die Demonstrativpronomen trugen im Gegensatz zu den Artikelformen den Haupt- bzw. oder Kontrastakzent der Äußerungseinheit. In den Beispielen (3) bis (5) werden einige Belege dazu gegeben:
(3)da=habe=ich den (.) !JE!den TA:G (0423) [d9aBIç d9e§…n "çe…d9´n "d9A…x]
(4)und dEn das SAMMle ich (0506) [Un Æde…n… da6s "z9aml≈Iç…]
(5)da=habe=ich den ALle TA:ge (0425) [daBIç dEn "/al´ "d9a…´]
7.4.3.2.2 Unbestimmter Artikel <ein>, <eine>
<ein>
Der unbestimmte Artikel <ein> kam im untersuchten Material in folgenden Realisierungsvarianten [´n], [n] und [´] vor und wurde insgesamt 14 mal gezählt (vgl. Tabelle 32).
Tabelle 32: Varianten von <ein>
Variante von <ein> [´n] [n] [´]
Häufigkeit 2 9 3
Vollformen von <ein> traten im analysierten Materialausschnitt überhaupt nicht auf. Das nachfol-gende Beispiel zeigt die bisegmentale Realisierung [´n]. Hier kann nicht von einem Klitikon oder phonetischen Wort gesprochen werden, da eine Pause den unbestimmten Artikel <ein> (hier [´n]) vom Substantiv <Bierfass> trennt.
(1)und hatten ein (--) ein (-) BIER (--) fass (-) sich be-STELLT (0712)
[/Un Hatn` /´n /´n "b9i…å2? fAs z9Iç b9´"Sd9Eld9}]
Am häufigsten kam die unisegmentale Variante [n] vor, die silbisch und unsilbisch auftrat. Unsilbisch wurde sie beispielsweise bei der Anlehnung an das Wörtchen <so> verwendet, wobei dann ein einsil-biges [zo+¶≈n ], also ein phonetisches Wort mit sehr enger Bindung, entstand (vgl. Bsp. (2)). Wenn es sich hingegen an einen vorausgehenden oder nachfolgenden Plosiv oder Frikativ anlehnte, blieb [n]
silbisch (vgl. Bsp. (3) und (4)):
(2)hatten die mal so=ein STÜCK aufgeführt (0106) [hatn` di∑ maÜ zo+¶≈n "Sd9Yg( /a2O+¶fç´fy…´7t]
(3)also wobEI das jEtzt nicht Unbedingt sIcherlich ein=HALlescher beGRIFF ist (0114)
[/EzO+¶ vo…Æb9aE d´s ÆjEts nIç ÆU+µb9´6dINtÓ Æz9Içå2lIç n≈"ha2lESå2≥ b9´"kÂ9I7f /Is]
(4) das wUrde irgendwie so so (-) noch=ein bIsschen geLEIert (0115)
[da6s ÆvU§Â§d9´ YÂg>vi… z9o… z9o∑ nOxÅn ÆbIsç´n j´"la2Üåd9]
Die Form [´] für <ein>, die dreimal auftrat, war regional stark markiert. Dafür spricht die Umgangs-sprach- und Dialektliteratur sowie das Vorkommen dieser Form in den als „stark dialektal“ einge-schätzten Interviewausschnitten. Die Wortgrenze wurde hier aufgehoben, da neben dem [n]-Abfall und der Monophthongierung und Zentralisierung von [aE] zu [´] kein Neueinsatz [/] auftrat. Die Beispiele (5) und (6) dienen als Beleg für diese Realisierungsvariante:
(5)und dAnn (0.7) GINgen wir noch=ein paar (0320) [nU0+n Æd9A6n "jIN mO nOÂ≈´ b9OA…]
(6)war schon=ein gewAltiger UNterschied (0945) [vA… So+…n≈´ g(´ÆvAltjO "U0nt´Si§…tÓ]
<eine>
Der unbestimmte Artikel <eine> wurde im untersuchten Material nur fünfmal mit zwei Varianten [´6nå] und [n´] in proklitischer Stellung realisiert.
Das Beispiel (1) zeigt die zweisilbige Variante [/´6nå], an der man die Variabilität der Qualität zentra-ler Laut sehen kann. In der ersten Silbe fand eine Monophthongierung von [aE] zu einer erhöhten Va-riante des [´] statt. Die zweite Silbe, bei der man ein [´] erwarten würde, passte sich im Klang mit [å]
koartikulatorisch dem nachfolgenden A-Laut in <harte> ["Ha2§d9´6] an.
(1)es=war auch bei=der POST eine HARte zeit (0435) [/Es vA… /O…x b9a då2 "b9O+¶sd9 ´6nå "Ha2§d9´6 d9saItÓ]
Bei den weiteren Beispielen (2) und (3) ist nur die reduzierte einsilbige Variante von <eine> [n´] vor-handen. Hier fällt die erste Silbe (der Diphthong [aE]) aus und es wird nur die zweite Silbe [n´] ge-sprochen. Beispiele (2) und (3) demonstrieren das:
(2)der hat eine eigene WOHnung (2512) [dEåt n´ E0g(N´ "vo
…
U+¶nUNk](3)die haben eine schÖnere sprache wie WIR (1207) [di≈am n´ ÆSP§…nå2§´ Sb9ÂA…´ vi∑ "vi…å2?]
Im analysierten Teilkorpus konnten keine für das Hallische in der Literatur als typisch angegebenen Varianten nachgewiesen werden (z. B. die Monophthongierung von [aE] zu [e:] wie in [e:n]). Dazu muss noch weiteres Material untersucht werden.