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5. Studie 2: Personmerkmale und Internetwissen

5.5 Ergebnisse

5.5.1 Testtheoretische Prüfungen

„Computerspe-zifisches Begabungskonzept“, jedoch ebenso 4 (von 9) Items der Skala „Sicherheit im Um-gang mit dem PC“ (mit eindeutigen Ladungen > .60). In einem weiteren Schritt wurde aus drei auf diesem Faktor sehr hoch ladenden Items (Ladung >.80) der Begabungskonzept-Skala und drei ebenfalls hoch ladenden Items (Ladung >.70) der Skala „Sicherheit im Umgang mit dem PC“ eine gemeinsame Skala testtheoretisch geprüft. Es ergaben sich Trennschärfen zwischen .62 und .88 sowie eine interne Konsistenz (Cronbach’s Alpha) von .91. Dies kann als Hinweis darauf interpretiert werden, dass das Instrument zur Erhebung der PC-Umgangssicherheit entweder nur mäßig valide ist, und/oder dass auf theoretischer Ebene beide Konstrukte inhalt-liche Überlappungen aufweisen können, dies wird in der Diskussion aufgegriffen.

Ausdauer

Die Skala der motivationalen Strategie „Ausdauer“ (Zempel, 1995) war die Grundlage eines daran adaptierten computerbezogenen Instrumentes. Die ursprüngliche Skala enthielt folgende Items:

Ich zeige große Ausdauer in meinem Vorgehen.“

• „Ich verfolge meine Überlegungen die ganze Zeit weiter.“

• „Ich arbeite an Problemen so lange, bis ich sie gelöst habe“.

• „Ich zeige wenig Durchhaltevermögen bei der Lösung von Problemen.“ (recodiert)

Die Skala erweist sich mit einem Reliabilitätskoeffizienten von .74 und Trennschärfen zwi-schen .47 und .66 als zufrieden stellend. Das Instrument wurde für den Umgang mit dem PC adaptiert. Es folgt ein Überblick über die Items der adaptierten Skala „Ausdauer bei der Arbeit mit dem PC“ (Modus s. o.):

• „Ich arbeite an Problemen mit dem PC so lange, bis ich sie gelöst habe.“ (in Anlehnung an Zempel, 1995)

• „Wenn ich bei der Informationssuche im Internet auf Schwierigkeiten stoße, gebe ich schnell auf.“ (Eigenes Item, recodiert)

• „Ich verfolge meine Überlegungen auch bei Problemen am PC die ganze Zeit weiter.“ (in An-lehnung an Zempel, 1995)

• „Ich zeige wenig Durchhaltevermögen bei der Lösung von PC bedingten Problemen.“ (in An-lehnung an Zempel, 1995, recodiert)

• „Ich zeige große Ausdauer beim Arbeiten am PC.“ (in Anlehnung an Zempel, 1995)

• „Auch bei Schwierigkeiten mit einem Textverarbeitungsprogramm ‚bleibe ich am Ball’.“ (Ei-genes Item)

Die testtheoretischen Kennwerte erweisen sich als zufriedenstellend: Es finden sich ein Reli-abilitätskoeffizienten (Cronbach’s Alpha) von .87 und Trennschärfen zw. .56 und .79 (detail-liert in Anhang B).

Fehlerbelastetheit am PC

Es folgt eine Aufstellung der Items der Skala „Fehlerbelastetheit“ (Rybowiak et al., 1997, 5-stufig von „trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft völlig zu“.), da sie die Grundlage der compu-terbezogenen Skala „PC-Fehlerbelastetheit“ darstellt:

• „Ich empfinde es als belastend, einen Fehler zu machen.“

• „Ich habe öfter Angst davor, Fehler zu machen.“

• „Wenn mir ein Fehler passiert ist, schäme ich mich dafür.“

• „Wenn ich bei meiner Arbeit einen Fehler mache, dann verliere ich den kühlen Kopf und ärgere mich.“

• „Ich mache mir während meiner Arbeit öfter Sorgen, etwas falsch zu machen.“

Der Reliabilitätskoeffizient Cronbach’s Alpha von .87 und Trennschärfen zwischen .58 und .78 weist auch dieses Instrument als brauchbar aus. Die Items wurden an die Arbeit mit dem Computer folgendermaßen angepasst:

• „Wenn ich bei meiner Arbeit am PC einen Fehler mache, dann verliere ich den kühlen Kopf und ärgere mich.“

• „Wenn mir beim Arbeiten mit dem PC ein Fehler passiert ist, schäme ich mich dafür.“

• „Ich mache mir während der Arbeit am PC öfter Sorgen, etwas falsch zu machen.“

• „Am PC einen Fehler zu machen, empfinde ich als belastend.“

• „Ich habe manchmal Angst davor, am PC Fehler zu machen.“ (Eigenes Item)

Zusätzlich hinzugenommen wurden schließlich noch weitere Items, die die Tendenz des aggressiven Reagierens auf erlebte Fehler (i.S.v. Reaktion auf Frustration, vgl. Berkowitz, 1989) abbilden sollten:

• „Wenn beim Arbeiten mit dem PC Probleme auftauchen, fluche ich hin und wieder.“

• „Wenn der PC während einer wichtigen Tätigkeit abstürzt, könnte es passieren, dass ich meine Wut an dem Gerät auslasse.“

• „Ich habe meinen PC schon mal beschimpft.“

• „Ich würde bei Schwierigkeiten am PC niemals ‚meinen Frust’ an dem Gerät (PC, Monitor, Tastatur) auslassen.“ (recodiert)

Zugrunde liegen hier durch den Autor übersetzte Items aus dem US-amerikanischen Gebrauch, es fehlen allerdings Angaben über Item- und Skalenkennwerte (Skala „Rage against the PC“, Norman, 2001, vgl. auch Kap. 7 der Arbeit).

Schließlich wurden noch die Items „Manchmal bekomme ich den Computer einfach nicht dazu das zu tun, was ich will.“ und „Ich fühle mich hin und wieder hilflos am PC.“ hinzuge-nommen. Sie sollten eine Hilflosigkeitskomponente darstellen (vgl. dazu Seligman, 1979). Die Skala erweist sich als reliabel mit einem Reliabilitätskoeffizienten von .84 und Trennschärfen zwischen .42 und .60. Sie ist damit möglicherweise zur Erfassung von Scham- Ärger- und Hilflosigkeitskomponenten geeignet (vgl. Anhang D).

Erste empirische Evidenz für die Validität der Skala „PC-Fehlerbelastetheit“ findet sich zu-mindest tendenziell durch eine durchgeführte Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation, vgl. Diehl & Kohr, 1999). Wie bereits erläutert, sollte diese Skala ver-schiedene Komponenten widerspiegeln, nämlich Scham/Angst, Hilflosigkeit und Ärger/Wut.

Es ließen sich drei Faktoren identifizierten (Daten erhoben zu t2 mit n = 118). Sie waren in-haltlich zufrieden stellend zu interpretieren als Scham/Angst-, Hilflosigkeits- und Wutkompo-nenten. Gemeinsam klärten diese Faktoren ca. 67% der Gesamtvarianz auf (Hauptkomponen-tenanalyse mit Varimax – Rotation). Die erste Komponente (Scham/ Angst) klärte 28%, die zweite (Hilflosigkeit) 20% und die dritte (Wut/Ärger) 19% der Varianz auf. Es gab allerdings auch inhaltliche Überlappungen, besonders bezüglich des Items „Wenn bei Arbeiten am PC Probleme auftauchen, fluche ich hin und wieder“. Das Item lud auf den Faktoren Wut und Hilflosigkeit. Das Gleiche galt für das Item „Ich habe meinen PC schon mal beschimpft“. Die dritte (Wut/Ärger-) Komponente schien stark nach außen gerichtete Aggression zu repräsen-tieren. Die hier entsprechend hoch ladenden Items waren „Ich würde bei Frust am PC niemals meine Wut am Gerät auslassen.“ und „Wenn der PC während einer wichtigen Tätigkeit ab-stürzt, könnte es passieren, dass ich meine Wut am Gerät auslasse.“ sowie „Ich habe meinen

PC schon mal beschimpft.“ Weitere Hinweise auf die Inhalts- und Konstruktvalidität, s.u., eine Übersicht über die Faktorenanalyse findet sich im Anhang D). Diese Skala stellt somit zunächst eine verbesserungswürdige Zwischenlösung dar.

Internetwissen

Der bereits eingeführte Internet-Wissenstest (Internet-Literacy, Yom, 2001), diente als Kri-terium in nachfolgenden Analysen. Es schien angezeigt, die zwei vorhandenen Subskalen des Tests (deklarative und prozedurale Skala) zunächst getrennt voneinander zu analysieren. Ers-tens wird dies durch den Auswertungsschlüssel nahe gelegt, zweiErs-tens unterliegt die Skala

„Prozedurales Internetwissen“ möglicherweise dynamischeren Veränderungen (vgl. die Items dazu in Anhang B).

Ein Beispiel für prozedurales Internetwissen ist: „Bei der Benutzung von Suchmaschinen zur Informationssuche verwende ich häufig logische Verknüpfungen.“ (Modus 5-stufig von „trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft völlig zu“). Ein Beispiel für deklaratives Wissen ist: „Das Inter-net besteht aus folgenden Diensten (Mehrfachnennung möglich): WWW, FTP, E-Mail, Use-net, TelUse-net, weiß ich nicht“.

Die Skala „Prozedurales Internetwissen“ weist z.T. sehr schlechte Trennschärfen auf, ent-sprechend mäßig fällt die Reliabilität von .64 (Cronbach’s Alpha) aus. Z.B. waren den meisten Untersuchungsteilnehmern die angegebenen Suchmaschinen gänzlich unbekannt, das spiegelt sich auch in dem geringen maximalen Punktwert von 26 (von 35) wider. Hier manifestiert sich aber m.E. ein generelles Problem der Erfassung von Internet-Literacy, nämlich die geringe

„Halbwertszeit“ der Kriterien, bedingt durch die sehr dynamische technische Entwicklung des Mediums. Es wurde für weitere Analysen schließlich eine verkürzte und verbesserte Skala verwand mit einer internen Konsistenz (Cronbach’s Alpha) von .70 und Trennschärfen zwi-schen .33 und .58 (Anhang B). Für den deklarativen Teil waren maximal 35 Punkte zu errei-chen, die Punkthöchstzahl betrug in der untersuchten Stichprobe 34. Bildet man aus beiden Subskalen (die verbesserte Skala „Prozedurales Internetwissen“ und die Subskala „Deklarati-ves Internetwissen“) nun eine gemeinsame Skala, so ergaben sich Trennschärfen von .22 - .83 und ein Gesamtmaß der internen Konsistenz von .91. Somit war die Erhebung dieses

Kriteri-ums testtheoretisch vertretbar. Die folgende Tabelle 10 zeigt die deskriptiven Statistiken aller Variablen im Überblick.

Tabelle 10: Variablen der Untersuchung 2003. Mittelwerte, Streuung, Reliabilität und Stichprobengröße

Variable und Messzeitpunkte Range Mitem SDitem α n

Studienspezifische Selbstwirksamkeit (Schiefele & Moschner,

1997)1), t1 1-4 2,94 ,38 .84 184

Computerspezifisches Selbstkonzept eigener Begabung

(Dickhäuser, 2001), t1 1-5 4,10 ,90 .94 182

Sicherheit im Umgang mit dem PC (Richter, Naumann &

Groeben, 2001), t1 1-5 3,71 ,60 .79 182

Ausdauer (Zempel, 1995), t1 1-5 3,72 ,64 .74 183

Ausdauer am PC, t2 1-5 3,67 ,74 .87 118

Fehlerbelastetheit (Rybowiak et al., 1997), t1 1-5 2,78 ,83 .87 181

Fehlerbelastetheit am PC, t2 1-5 2,18 ,65 .84 118

Planvolle Handlungsstrategie (Zempel, 1995), t1 1-5 3,48 ,55 .74 180 Prozedurales Internetwissen (nach Yom, 2001), t2 0-35 13,29 5,30 .70 114 Deklaratives Internetwissen (Yom, 2001), t2 0-35 15,75 9,91 .91 114 Internetwissen (gekürzte Gesamtskala nach Yom, 2001), t22) 0-65 29,5 14,25 .91 108 Anmerkungen: t1 = erster Messzeitpunkt; t2 = zweiter Messzeitpunkt; n = Anzahl der Probanden, die die Skala bearbeitet haben; Mitem = Arithmetisches Mittel der individuellen Itemkennwerte; SDitem = Standardabweichung der individuellen Item-mittelwerte; α = Cronbach’s Alpha; 1) 4-stufig von „trifft nicht zu“ bis „trifft voll zu“; 2) Max. Punktwert = 35.

Internet- und PC spezifische Nutzung sowie Kompetenz- Selbsteinschätzung

Neben der Internet-Kompetenz waren weitere medienrelevante Variable von Interesse. Dies wurde durch die in Tabelle 11 dargestellten Items (subjektive Angaben, Mittelwerte und Stan-dardabweichungen) erhoben:

Tabelle 11: Internet- und PC-Nutzung (Items nach Yom, 2001), Untersuchung 2003

Items Kürzel M SD

Seit wie vielen Jahren nutzen Sie das WWW?

(von < 1 Jahr bis > 5 Jahre) wwwj 3,76 1,33

Wie viel Zeit verbringen Sie durchschnittlich in der Woche im WWW? Abzgl.

der Zeit f. Schreiben und Lesen von Emails oder anderen Internetdiensten

(FTP, Telnet, IRC etc.) verwenden ab! (von < 2 St. - > 6 St.) wwwze 2,7 2,0 Wie viel Zeit verbringen Sie durchschnittlich in der Woche am PC? (von < 2

St. bis > 6 St.) pcze 5,1 1,38

Anmerkungen: n = 119; t2 = zweiter Messzeitpunkt; M = Itemmittelwerte; SD = Standardabweichung der Einzelitems.