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3.7.1 Angebotsformen

Die Analyse der Tarifformen ergibt, dass bei etablierten Versorgungsunternehmen die meisten Angebote (68 %) in Form eines Aufschlages auf den Normaltarif abge-rechnet werden (Tarifform 3). Im Laufe des Jahres 1999 sind aber auch zunehmend Tarifangebote auf den Markt gekommen, die in Form eines eigenständigen Tarifs, differenziert in Grund- und Arbeitspreis, angeboten werden (Tarifform 1). Der aktuelle Anteil dieser Form liegt bei der Gruppe der VDEW-Mitgliedsunternehmen bei knapp

16 Beim Vergleich der Teilnehmerquoten ist zu berücksichtigen, dass die Teilnehmerzahl von Beteiligungsmodellen in der Regel durch die Anzahl der Anteile begrenzt ist.

30 %. Bei den geplanten Angeboten hat die Form eines eigenständigen Tarifs einen Anteil von fast 50 % und wird daher in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Bei den Ökostromhändlern dominiert diese Angebotsform mit 95 %, da hier eine Möglichkeit zur Kopplung mit einem normalen Stromangebot üblicherweise nicht besteht17.

Die zunehmende Relevanz von Tarifformen, die nicht an ein Basisangebot gekoppelt sind, verdeutlicht, dass Grüne Angebote verstärkt den Charakter eigener Angebote erhalten. Dies führt dazu, dass der Bereich grüner Strom mehr und mehr zu einem eigenständigen Marktsegment wird. Diese Entwicklung wird durch den Markteintritt von Ökostromhändlern, die ausschließlich Grüne Angebote offerieren, unterstützt.

Tabelle 18: Anteile der einzelnen Tarifformen bei der Gruppe der VDEW-Mitglieds-unternehmen

Anteil ...

Angebotsform im Frühjahr 2000 an geplanten Angeboten zu erwarten Ende 2000

Tarifform 1 29 % 46 % 32 %

Tarifform 2 0,7 % 0 % 0,6 %

Tarifform 3 68,7 % 50 % 65,4 %

Tarifform 4 1,6 % 4 % 2 %

Ermittelt auf Grundlage der Umfrage im Frühjahr 2000.

Bei der Analyse der Tarifformen konnten auch Grüne Angebote identifiziert werden, die den bestehenden Normaltarif bei gleichbleibendem Preis ersetzt haben, während der bisherige Normaltarif für konventionellen Strom gesenkt wurde. In Verbindung mit einem automatischen Wechsel in das Grüne Angebot, was zu keinen Mehrkosten beim Verbraucher führt, können diese Konzepte bezüglich der Teilnehmerquote sehr erfolgreich sein. Für eine abschließende Beurteilung dieser Angebote ist das aktuelle Datenmaterial jedoch nicht ausreichend. Angebote der Tarifformen 2 und 4, die nicht oder nur teilweise dem Verbrauchsprinzip genügen, spielen gegenwärtig mit einem Anteil von 3 % bei der Gruppe der VDEW-Mitgliedsunternehmen keine nennenswerte Rolle.

3.7.2 Eingesetzte Anlagen

Bei der Analyse der Angebotsformen sowie der Bewertung der mit den unterschied-lichen Angeboten verbundenen Umweltauswirkungen sind die zur Erzeugung von grünem Strom eingesetzten Anlagen von Bedeutung. Als wichtige Eigenschaft Grüner Angebote wird die in Kapitel 3.2 diskutierte Zusätzlichkeit genannt. In diesem Zusammenhang ist es unter anderem von Bedeutung, ob der im Rahmen des Angebots verkaufte grüne Strom in eigens für das Angebot errichteten neuen Anla-gen oder in bestehenden AltanlaAnla-gen produziert wird.

17 Die verbleibenden fünf Prozent realisieren ein entkoppeltes Tarifangebot oder beliefern nur Großkunden auf Basis von Sonderverträgen.

Bei 48 % der erfassten Tarifangebote von VDEW-Mitgliedsunternehmen stammt der grüne Strom ausschließlich aus bereits bestehenden Anlagen. In weiteren 32 % der Fälle erfolgt eine kombinierte Produktion in bereits vor Angebotsbeginn bestehenden Anlagen sowie in Anlagen, die für das Angebot errichtet wurden. Lediglich 20 % der Angebote setzen vollständig auf neu errichtete Anlagen. Bei der Gruppe der Ökostromhändler konnten zu diesem Themenkomplex nur wenige Angaben erhoben werden. Aus den verfügbaren Informationen geht hervor, dass bei 28 % der Ange-bote Neuanlagen in das Anlagenportfolio integriert sind.

Daraus wird deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Angebote dem Kriterium der Zusätzlichkeit nicht oder nur teilweise gerecht wird, weil durch die Nutzung bereits bestehender Stromerzeugungsanlagen der Anteil an grünem Strom an der gesamten Stromerzeugung nicht erhöht wird und daraus keine zusätzliche Umwelt-entlastung resultiert.

Die Nutzung von bestehenden Anlagen im Rahmen der Neueinführung eines grünen Angebots kann jedoch dann positiv bewertet werden, falls in der Folgezeit aufgrund der großen Nachfrage Neuanlagen installiert werden müssen oder falls dadurch der weitere Betrieb bestehender Anlagen gesichert werden kann, die ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung durch die Kunden des grünen Angebots stillgelegt werden müssten (siehe auch Kapitel 3.2). Aus diesem Blickwinkel erfolgt durch die beschrie-benen Grünen Angebote eine Vermeidung zusätzlicher Umweltbelastungen aufgrund der Liberalisierung.

3.7.3 Kosten einer Teilnahme

Aufgrund ihrer übergeordneten Bedeutung werden zum Vergleich der finanziellen Beiträge (brutto) von Kunden im Rahmen von Tarifmodellen das Modell 1 („eigen-ständiges Angebot“) und das Modell 3 („Aufschlag-Angebot“) einander gegenüber-gestellt. Da beide Tarifformen aufgrund der unterschiedlichen Tarifgestaltung nicht unmittelbar vergleichbar sind, wird zum Vergleich ein Privathaushalt mit 2-3 Perso-nen und einem jährlichen Stromverbrauch von 3000 kWh herangezogen, wobei von einer Vollversorgung ausgegangen wird.

Die jährlichen Stromkosten von Tarifmodell 1 errechnen sich aus dem Jahres-verbrauch multipliziert mit dem Arbeitspreis zuzüglich eines eventuellen jährlichen Grundpreises. Beim Tarifmodell 3 ergeben sich die jährlichen Stromkosten des Haushaltes durch die Addition des Preisaufschlags des Grünen Angebots und des Arbeitspreises des Standardtarifs multipliziert mit dem Jahresverbrauch zuzüglich eines eventuellen Grundpreises. Als Arbeits- bzw. Grundpreis des Standardtarifs werden 21,50 Pf/kWh bzw. 152,08 DM/a angenommen18. Der Grundpreis des Tarif-modells 1 liegt im Mittel unter dem für Standardangebote ermittelten Grundpreis. Die Arbeitspreise des Modells 1 und der Kombination von Modell 3 und Standardtarif unterscheiden sich nur geringfügig.

18 Der mittlere Arbeitspreis kann aus den Umfrageergebnissen berechnet werden, während der durchschnittliche Grundpreis auf Basis von Daten zu 31 Standardtarifangeboten für Haushalte mit einem Verbrauch von 3000 kWh pro Jahr bestimmt wurde (vgl. http://www.stromtarife.de, Stand Mai 2000).

Es stellt sich weiterhin die Frage, ob Angebote existieren, die typischerweise mit hohen zusätzlichen Kosten für den Teilnehmer verbunden sind, oder ob es im Vergleich besonders günstige Angebote gibt. Für die Untersuchung dieser Frage-stellung werden die Tarifangebote in Angebote, die vollständig auf Photovoltaik-anlagen aufbauen, Angebote mit einem Anteil kleiner als 100 % Photovoltaikstrom sowie Angebote ohne photovoltaisch erzeugten Strom unterteilt und für die resultie-renden Klassen die durchschnittlichen Stromkosten für den Beispielhaushalt ermittelt (Tabelle 19). Daten zu Angeboten mit 100 % Photovoltaikanteil konnten im Rahmen der durchgeführten Umfragen im Frühjahr und im Herbst des Jahres 2000 nicht in ausreichendem Umfang ermittelt werden. Daher sind Auswertungen für diese Ange-botskategorie nicht möglich.

Tabelle 19: Vergleich der Stromkosten des Beispielhaushaltes bei verschiedenen Angeboten

VDEW-Mitgliedsunternehmena Ökostromhändlerb Technologiemix der Angebote

Tarifmodell 1 Eigenständiges

Angebot

Tarifmodell 3

Aufschlag-Angebot

Tarifmodell 1 Eigenständiges

Angebot Photovoltaik Anteil < 100% 1087,61 DM/a 1012,73 DM/a 1116,08 DM/a

ohne Photovoltaik 1017,68 DM/a 940,68 DM/a 987,91 DM/a

a: Umfrage Frühjahr 2000

b: Umfrage Herbst 2000

Aufgrund mangelnder Daten ist eine Auswertung zu Angeboten mit 100 % Photovoltaikanteil nicht möglich.

Wie aus den Ergebnissen in Tabelle 19 ersichtlich wird, gibt es bei der Gruppe der eigenständigen Angebote Preisunterscheide zwischen Ökostromhändlern und VDEW-Mitgliedsunternehmen. Bei Angeboten mit Photovoltaikanteil sind die Händler für den gewählten Beispielhaushalt um rund 30 DM/a teurer. Bei Angebote ohne Photovoltaik sind die Ökostromhändler mit einem Preisvorteil von 30 DM/a billiger.

Der Preisvorteil bei den Angeboten ohne Photovoltaik ist darauf zurückzuführen, dass es einige Angebote von Ökostromhändlern gibt, die Strom aus KWK-Anlagen enthalten. Bei VDEW-Mitgliedsunternehmen konnten keine derartigen Angebote identifiziert werden. Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass die auftretende Differenz mit einem Betrag von 30 DM/a gering ist. Bei den Angeboten der VDEW-Mitgliedsunternehmen repräsentieren Aufschlag-Angebote die kostengünstigste Alternative. Hier beträgt der Preisunterschied zum eigenständigen Angebot etwa 75 DM/a.

Zum Vergleich der Angebotsvarianten 1 und 3 mit normalen Stromangeboten werden auf Basis des Beispielhaushaltes die Mehrkosten des Grünen Angebots im Vergleich zu einem Normalangebot bestimmt19. Die sich ergebenden Aufpreise sind in Tabelle 20 dargestellt20.

19 Der Arbeits- und der Grundpreis werden auf Basis von 31 Standardtarifangeboten für Haushalte mit einem Verbrauch von 3000 kWh pro Jahr berechnet (Arbeitspreis: 23,24 Pf/kWh, Grundpreis:

152,08 DM/a) (vgl. http://www.stromtarife.de, Stand Mai 2000).

20 Die Ergebnisse bezüglich des Preisunterschieds zwischen Händlern und VDEW-Mitgliedsunternehmen sind nicht durch den Umstand, dass das EEG zwischen den beiden

Tabelle 20: Vergleich der durchschnittlichen Mehrkosten pro kWh für einen Privat-haushalt bei einem Stromverbrauch von 3000 kWh/a

VDEW-Mitgliedsunternehmena Öko-stromhändlerb Technologiemix der Angebote Tarifmodell 1

Eigenständiges Angebot

Tarifmodell 3

Aufschlag-Angebot

Tarifmodell 1 Eigenständiges

Angebot Photovoltaikanteil < 100% 7,94 Pf/kWh 5,45 Pf/kWh 8,89 Pf/kWh

ohne Photovoltaik 5,61 Pf/kWh 3,05 Pf/kWh 4,6 Pf/kWh

a: Umfrage Frühjahr 2000

b: Umfrage Herbst 2000