• Keine Ergebnisse gefunden

Spitzentechnologie der Bürosessel – Holz auf dem Rückzug

2 Der Möbelproduzent Wilkhahn in Bad Münder

2.1 Aspekte der Unternehmensgeschichte

2.1.5 Spitzentechnologie der Bürosessel – Holz auf dem Rückzug

Schlingmann hat bereits 1931 einen harten Konkurrenzkampf zwischen Holzmöbel- und Metallmöbelindustrie auf dem Gebiet der Fabrikate für die breite Masse vo-rausgesagt. Als Vorteile der Sitzmöbel aus Metall hat er die »erreichbare Billigkeit infolge der Leichtigkeit der Verarbeitung des Rohstoffes und Anwendung rationeller Methoden« und die »besonders dauerhafte Haltbarkeit und Festigkeit« angeführt.

Als weiteren Vorteil hat er die moderne Stilrichtung mit glatten Formen und gera-den Linien ausgemacht, die das Metall zur Möbelherstellung wie geschaffen ma-che.212 Zu dieser Zeit war der Einsatz von Kunststoffen für die Sitzschalen noch nicht realisierbar.

I. Leowalds Schalenstühle

Frühzeitig entschieden sich Hahne und Wilkening, wohl auch unter dem Einfluss ihrer Architekten-Designer, Möbel für den wachsenden Bedarf an Ausstattungen von öffentlichen Gebäuden und Objekten wirtschaftlicher, kultureller, kirchlicher und sozialer Einrichtungen zu produzieren. Dazu bot Wilkhahn passende gepols-terte Stühle und Sessel aus Holz oder mit Kunststoffschalen und Metallgestellen an.

In den 1960er-Jahren verstärkte sich der mit dem Modell 2002213 eingeleitete Trend vom Holz-Stuhl-Hersteller zum Polyester-Verarbeiter mit Programmen von Georg Leowald, Walter Papst und Friso Kramer.214 Auch wenn die neuen Materialien Kunststoff und Metall auf dem Vormarsch waren, konnten sie das Sitzmöbel aus Holz nicht gleich gänzlich verdrängen. Mit dem Schichtholzprogramm 480215 von Wilhelm Ritz wurde 1964 eine an der HfG entwickelte Innovation der Holzverwen-dung im Stuhlbau mit Erfolg in ein marktgängiges Produkt umgesetzt. Charakteris-tisches Element des Programms ist das aus verleimten Buchenfurnieren aufgebaute einteilige Seitenelement der Stühle. Bis zum Ende der 1980er-Jahre betrieb Wilkhahn eine Sägerei, und es waren Stapel von Holzkanteln auf dem Werksgelände in Eimbeckhausen zu sehen (Abb. 124 u. 133).

Georg Leowald entwarf im Laufe der 1960er-Jahre eine Reihe von Schalendreh-stühlen aus Polyester mit Gestellen aus Aluminium, die im Vergleich zu den Bü-rostühlen aus Holz als High-Tech-Produkte216 bezeichnet werden können. Als

212Schlingmann 1931, S. 66.

213 Becker/Lutz 2007, Abb. S. 109.

214 Wilkhahn stellte zeitweise Fassaden-, Wand- und Decken-Elemente aus glasfaserverstärktem Kunststoff her. Siehe Unterabschnitt 3.2.3 dieser Arbeit.

215 Becker/Lutz 2007, Abb. S. 179.

216 Der Begriff wurde von Wilkhahn nicht verwendet. Er taucht in Wilkhahn-Publikationen erst-mals als Zitat von Falk Jaeger auf, der ihn zur Charakterisierung der Produktionshallen von

Beispiel sei der vollgepolsterte, höhenverstellbare Drehsessel 262/5217 mit 5-armi-gem Drehkreuz mit Rollen und verstellbarem Neigungsregler aus dem Jahr 1967 genannt.218 Das ist einer der ersten Stühle, auf den die Feststellung von Schwarz zutrifft, dass aus dem Bürostuhl die reinste Sitzmaschine geworden sei, »so dass Spötter meinten, es bedürfe bald eines Führerscheins, um sich an den Schreibtisch zu setzen«.219

II. Wachsender Erfolg im In- und Ausland

Zur Situation der Möbelindustrie im Deister-Süntel-Raum hat Schnitzer für das Jahr 1964 eine Liste der Beschäftigtenzahlen der holzverarbeitenden Betriebe er-stellt.220 Danach waren in Eimbeckhausen in sechs Betrieben 641 Personen beschäf-tigt. Die für Wilkhahn angegebene Zahl von 214 Beschäftigten schließt die rund 180 Beschäftigten in Espelkamp-Mittwald nicht ein. Diese mitgerechnet war Wilkhahn hinter den Firmen Holzwerk Fr. Bähre in Springe (1024 Beschäftigte) und Casala Carl Sasse in Lauenau (804 Beschäftigte) der drittgrößte Möbelproduzent im Deis-ter-Süntel-Raum. Der Phase der Hochkonjunktur seit 1959 folgte 1966 ein erster gravierender Einbruch im Höhenflug der deutschen Wirtschaft.

Die von Friso Kramer 1970 entworfene Bank 120221 für das »Warte-Sitzen« kam zu einer Zeit heraus, in der es für den Ausbau von Stationen der Verkehrsnetze einen großen Bedarf an geeignetem Mobiliar gab. Eigentlich hatte Wilkhahn mit dem Pro-gramm Schalter- und Hotelhallen im Blick. Es stellte sich heraus, dass die aus glas-faserverstärktem Polyester und Aluminium gefertigten Bänke wie geschaffen waren für die Wartebereiche der U-Bahn-Stationen und Flughäfen. Die Olympia-Linie der Münchener U-Bahn wurde komplett mit dem Banksystem 120 ausgestattet und auch für den damaligen Flughafen von Hongkong erhielt Wilkhahn einen Auftrag zur Aufstellung der Bänke von Kramer.222 Im Sommer 1971 besuchte die Nieder-sächsische Landespressekonferenz Wilkhahn in Eimbeckhausen. Zentrales Thema des Besuches war die Sozialpolitik des Unternehmens und das kurz zuvor einge-führte Wilkhahn-Modell der Ergebnisbeteiligung. Ein weiteres Interesse stellte die

Thomas Herzog verwendet hat. In dieser Arbeit steht Hightech für Produktinnovationen in Bezug auf bisher übliche Produkttechniken. Im Design und in der Architektur bezieht der Begriff die Be-tonung der sichtbaren technischen Komponenten.

217 Becker/Lutz 2007, Abb. S. 209.

218 Deutsche Fotothek: Wilkhahn Drehsessel 262/5 von Georg Leowald, 1967. URL siehe Internet-quellen. Das war einer der letzten Entwürfe von Leowald, der 1969 im Alter von 61 Jahren verstarb.

219 Schwarz 2000, S. 115.

220 Vgl. Schnitzer 1966, S. 253f.

221 Becker/Lutz 2007, Abb. S. 211. Die dortige Jahresangabe 1968 ist falsch.

222 Schwarz 2000, S. 106f.

Tatsache dar, dass Wilkhahn sämtliche U-Bahnhöfe Münchens mit dem Banksys-tem von Friso Kramer ausstatten sollte. Diese Nachricht wurde von den großen Nachrichtenagenturen Associated Press und dpa »buchstäblich in alle Welt verbrei-tet.«223 Die Frankfurter Allgemeine Zeitung brachte aus diesem Anlass einen um-fangreichen Artikel über die Unternehmens-Philosophie und die Absicht der ge-meinsamen Produktion mit Rosenthal mit der Überschrift »Wahrhaftig im Design – fair zu den Mitarbeitern«.224

Wilkhahn hat seit Firmengründung in unterschiedlich hohem Maß auf den Ex-port gesetzt. Von den Anfängen einer Internationalisierung konnte man sprechen, als 1955 in Chicago die Schwesterfirma Hanseatic Furniture Company für den nord-amerikanischen Markt entstand und die Exportrate auf Werte über 20 Prozent des Umsatzes gestiegen ist. 225 Das war 1972 der Fall, wie Fritz Hahne während der Jah-resabschlussfeier im Dezember des Jahres bekannt gab. Der Umsatz war auf 27,5 Millionen DM gesteigert worden. Zur Belebung des Exportumsatzes wurde in Paris eine Vertriebs-Tochtergesellschaft gegründet.226 Die Neue Deister Zeitung berich-tete im April 1974 über einen »1,6 Millionen-Auftrag« von IBM aus den USA für Wilkhahn.227

III. Zusammenarbeit mit Philip Rosenthal

Wilkhahn verfügte 1972 in Eimbeckhausen über den Neubau eines Gebäudekom-plexes aus vier Hallenabschnitten von 100 Meter Länge und je 30 Meter Breite. Die Notwendigkeit größerer Fertigungskapazitäten ergab sich auch aus der Absicht, den Standort in Espelkamp-Mittwald aufzugeben. Hahne sprach von einer »völlig neuen Fabrik«, in der der Wunsch nach einer besseren Arbeitsumwelt erfüllt werden sollte.228 Die Altbauten der Fabrik auf der Nordseite des Baches blieben weiterhin für die Produktion in Betrieb. In dieser Situation ergab sich die Möglichkeit, ge-meinsam mit der Rosenthal Porzellan AG aus Selb eine neue Gesellschaft, die

223 Rudolf Schwarz: Niedersächsische Landespressekonferenz, in: Die Wilkahn Zeitung 1 (1971), Heft 2, S. 15.

224 Klaus Wiborg: Wahrhaftig im Design – fair zu den Mitarbeitern, in: FAZ v. 10.08.1971, Kopie abgedr. in: Die Wilkahn Zeitung 2, S. 15.

225 Hahne 1990a, S. 66. Mitgesellschafter war der aus Deutschland nach dem Krieg eingewanderte Innenarchitekt Kurt Hoefer, den Fritz Hahne bei einem Firmenbesuch in Michigan kennengelernt hatte. 1982 wurde die Gesellschaft aufgelöst und durch einen Lizenzvertrag mit der Firma Vecta ersetzt. Eine weitere Schwesterfima kam Mitte der 1960er-Jahre mit dem Spanier Tasio Flors in Castellón zustande, der dort bereits für eine andere Firma Möbel baute (Hahne 1990a, S. 81).

226 Anonym 1972: Menschlichkeit als unternehmerische Maxime, in: NDZ 98 (1972), Nr. 303 v. 30.12.1972, S. 3.

227 Achim Linck: 1,6 Millionen-Auftrag, in: NDZ 100 (1974), Nr. 81 v. 5.4.1974, o. P.

228 Anonym 1972.

Rosenthal-Einrichtungs-GmbH, zu gründen, die in den freiwerdenden Räumen in Espelkamp die Herstellung einer Kollektion neuartiger Wohnmöbel aufnehmen und einen Teil des Personals weiterbeschäftigen wollte.

Die Fabrikanten Philip Rosenthal jun. und Fritz Hahne haben sich Ende der 1960er-Jahre auf Initiative von Hahne persönlich kennengelernt. Vor allem Rosenthals Sozialverständnis und die Art und Weise der Markenbildung auf der Ba-sis seiner ästhetischen Ambitionen weckten Hahnes Interesse und seinen Wunsch, mit dem Vorbild Kontakt aufzunehmen.229 Rosenthal war seit 1958 Vorstandsvor-sitzender der Rosenthal AG in Selb. Auf seine Initiative hin hat das Unternehmen Anfang der 1960er-Jahre eine Zusammenarbeit mit international renommierten Designern und Künstlern begonnen, deren Entwürfe für Geschirr, Zierartikel und Figuren aus Porzellan unter der Marke Studio Linie in eigens dafür eingerichteten Geschäften verkauft wurden. Schlagzeilen hatte er als Bauherr eines Fabrikneubaus in Selb gemacht, der mit den Namen Walter Gropius und Alexander Cvijanovic aus dem amerikanischen Büro The Architects Collaborative verbunden ist. Bereits beim ersten Treffen der beiden Fabrikanten in einem Frankfurter Hotel verabredeten die

»ungleichen Brüder«230, gemeinsam Möbel zu bauen. Rosenthal wollte das Sorti-ment erweitern, Hahne konnte für seine durch Neubauten in Eimbeckhausen obso-let werdende Fabrik in Espelkamp eine neue Verwendung finden. In der firmenin-ternen Zeitung Bild-Post kündigte Rosenthal 1968 die Zusammenarbeit mit Wilkhahn an. Im Artikel heißt es, die Firma Rosenthal stelle die Künstler und De-signer, das technische Knowhow bringe die Firma Wilkhahn ein.231 Zu dieser Zeit hatte sich Wilkhahn bereits den Ruf als »einer der am stärksten beachteten west-deutschen Möbelproduzenten im höherklassigen Preissegment«232 erworben, was der Absicht von Philip Rosenthal entgegenkam, mit Künstlern gestaltete Wohnmö-bel in genau diesem Preissegment am Markt zu platzieren. Das Ziel lautete, Manu-faktur des »gedeckten Tisches« zu werden.233 In Zusammenarbeit mit namhaften Möbeldesignern sollten Möbel hergestellt werden, die »beste Material- und Verar-beitungsqualität« aufweisen. Rosenthal verfolge den Anspruch nach Authentizität und Originalität, so das Credo der Firma in Espelkamp.234 Die in Eimbeckhausen

229 Fritz Hahne: PR … wie Public Relations …, in: Mit Kunst leben. Hommage Philip Rosenthal, hg.

von: Rosenthal AG, Selb 2003, S. 88–92 (88).

230 Ebd., S. 89.

231 Anonym: Wilkhahn und Rosenthal planen Programm für Möbel, in: Bild-Post Nr. 5/1968, S. 2, zit. n. Siemen-Butz 2013, S. 106, Fn. 31. Zur Rosenthal AG gehörte seit 1957 eine weitere Möbelfab-rik für Laden- und Ausstellungseinrichtungen, die Teil der neuen Einrichtungsgesellschaft wurde.

232 Grossmann 2018, S. 196.

233 Hahne 2003, S. 89.

234 Rosenthal Einrichtung: Homepage, Memento v. 6.6.2002. URL siehe Internetquellen.

entwickelte erste Kollektion wurde Anfang 1972 vorgestellt.235 Kurz danach zog sich Wilkhahn aus der Gesellschaft zurück, als erkennbar wurde, dass Philip Rosenthal ein »gänzlich anderes Segment« bedienen wollte.236

IV. Die FS-Linie

Ein Meilenstein für den Ruf und den nachhaltigen Erfolg der Firma Wilkhahn war die Einführung der ersten Modelle der FS-Linie237, die 1980 auf der Büromöbel-messe Orgatec in Köln präsentiert wurden (Abb. 11). Die Designer Klaus Franck und Werner Sauer hatten für die Bürodrehsessel und -stühle dieser Linie eine gegenüber dem Vorgängermodell optimierte Synchronautomatik entwickelt, die die Nachteile der zu schweren und anfälligen Mechanik des Programms DIN238 beseitigte. Mitte der 1970er-Jahre erreichte die Entwicklung von Bürostühlen bezüglich der Verstell-möglichkeiten ihren Höhepunkt. Fritz Hahne und die Wilkhahn-Entwickler erkann-ten, dass dieser Trend sich über kurz oder lang umkehren würde. »Es konnte nicht angehen, daß der Gebrauch immer komplizierterer Bürostühle schließlich einen Führerschein erforderte […].«239 Für die FS-Linie gab es 1981 nach Einschätzung von Fritz Hahne weltweit nur zwei maßgebliche Wettbewerbsfabrikate. Eines war der Vitramat, der bereits fünf Jahre früher vorgestellt wurde und die erste Eigen-entwicklung der Vitra AG in diesem Marktsektor war.240 Delta-Design hatte eben-falls 1976 für Wilkhahn einen Bürostuhl aus dem DIN-Programm241 mit einer Syn-chronmechanik entwickelt, die Rückenlehne und Sitzfläche koppelt, sodass eine Rückwärtsneigung synchron beide in ihren Positionen verändert. Die Mechanik er-wies sich als zu schwer und anfällig. Das Programm wurde von den Stühlen der FS-Linie242 verdrängt. Die vielfach ausgezeichneten Produkte des Programms FS-Linie

235 Rudolf Schwarz: Kooperation Wilkhahn/Rosenthal, in: Die Wilkhahn Zeitung 1 (1971), Nr.2, S. 6. Die Gesellschaft bestand bis 2009, Wilkhahn war bis 1972 Minderheitsgesellschafter.

236 Schwarz 2000, S. 133.

237 »FS« steht für die Namen der Designer Franck und Sauer.

238 Becker/Lutz 2007, Abb. S. 233 u. 235.

239 Fritz Hahne: Wilkhahn Information: Die FS-Linie im Vergleich. Eine Betrachtung zu ihrer Marktposition, Typoskript o. D. [Dezember 1981], in: Ordner SO2153 Dokumente 1979–1995, a. a. O.; vgl. Hahne 1990a, S. 117f.

240 Vgl. Fritz Hahne: Wilkhahn Information: Die FS-Linie im Vergleich. Eine Betrachtung zu ihrer Marktposition, a. a. O. (a) Das zweite von Hahne erwähnte Modell war der Vertebra des italieni-schen Herstellers Anonima Castelli. (b) Der Vitramat ist im Gegensatz zur FS-Linie kein Klassiker geworden und wurde nur bis 1996 produziert.

241 Becker/Lutz 2007, Abb. S. 233 u. 235.

242 Becker/Lutz 2007, Abb. S. 243. Siehe auch Deutsche Fotothek: Wilkhahn Drehsessel 211/8 der FS-Linie von Klaus Franck u. Werner Sauer, o. D. URL siehe Internetquellen.

wurden zu einem nachhaltigen Erfolg und zur wirtschaftlichen Voraussetzung für die ambitionierte Architektur der Werkserweiterungen ab 1986.243

Der Auslandsanteil erhöhte sich im Geschäftsjahr 1984 – dem Jahr vor der Be-auftragung von Frei Otto – erstmals auf über vierzig Prozent am Gruppenumsatz von knapp 64 Millionen DM. Tochtergesellschaften bestanden in Frankreich, in Spanien und in der Schweiz, Büros in den Niederlanden und Österreich, Vertretun-gen in 27 Ländern.244 Bis 1989 – dem Jahr der Beauftragung von Thomas Herzog – erhöhte sich der Auslandsanteil auf über fünfzig Prozent am Gruppenumsatz in Höhe von 105 Millionen DM. Hinzugekommen waren Tochtergesellschaften in Ja-pan und Großbritannien, weitere acht Auslandsvertretungen und ein Büro in Mai-land. Darüber hinaus produzierten Lizenzpartner weltweit Wilkhahn-Produkte im Wert von rund 60 Millionen DM. 1990 plante Wilkhahn den Bau einer Fabrik im spanischen Castellón. Die Planung von Thomas Herzog wurde nicht realisiert und das Projekt später gänzlich aufgegeben, da die Absatzzahlen in Spanien hinter den Erwartungen zurück blieben. 1996 war in der NDZ zu lesen, dass Wilkhahn in den US-Markt einsteige und sich dort mit der gesamtem Produktpalette ausweiten möchte. Dazu schloss Wilkhahn einen umfassenden Lizenzvertrag mit der Firma Vecta. Das Unternehmen der Steelcase Design Partnership konnte damit das ge-samte Wilkhahn-Programm herstellen und exklusiv in den USA verkaufen.245

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts reduzierte sich die Zahl der Möbelhersteller im Deister-Süntel-Raum auf drei: die Firmen Kracke in Hülsede, Wilkhahn in Eimbeckhausen und Dyes & Co. in Hachmühlen, seit 1999 eine Tochterfirma des US-amerikanischen Konzerns Haworth. Die beiden letzteren Firmen haben sich auf den Büromöbelmarkt fokussiert, Dyes bereits seit 1901 in ihrem vormaligen Sitz in Hannover, Wilkhahn schrittweise seit den 1970er-Jahren, in erster Linie mit Sitz-möbeln und Tischen für Büros, Konferenz- und Versammlungsräume sowie Möbeln für Wartebereiche.246 Beide Firmen haben rechtzeitig auf die neuen Materialien im Möbelbau Kunststoff und Metall gesetzt

243 Vgl. Wilkhahn: FS-Linie Programm 21, digitale Broschüre 21-FS-01-SR-190502-1241,

o. D. [2012]. URL siehe Internetquellen. Seit 1981 wurden in 30 Jahren 2 Millionen Stück aus dem Programm verkauft.

244 Wilkhahn: Übersicht Tochtergesellschaften, Büros und Vertretungen, in: Der Wilkhahn 1, Januar 1984, hinterer Umschlagdeckel.

245 Stefan Suska: Wilkhahn schließt US-Allianz, in: NDZ, 122 (1996), Nr. 281 v. 28.11.1996 0. P.

246 Beispielsweise wurde der neue Flughafen von Hongkong (Arch. Norman Foster) 1997 von Wilkhahn mit dem Banksystem Tubis ausgestattet. Der Auftrag über 10 Millionen Mark war der bis dahin größte in der Firmengeschichte (Guido Erol Hesse-Ötzdanil: Hongkong fährt ab – auf Möbel aus Bad Münder, in: DWZ 151 (1998), Nr. 100 v. 30.4.1998, S. 22).

2.1.6 Handlungsmaßstab Ökologie – Wilkhahn soll grün werden