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Eine Stadt voller innovativer Technik für jede Lebenslage – das ist die Vision vom Berlin der Zukunft. Die Smart City ist in nahezu jeder Metropole ein Thema. Auch in der Haupt-stadtregion arbeiten viele Unternehmen und Forschungs-einrichtungen daran, möglichst viele Lebensbereiche mitei-nander zu vernetzen.

Der Senat hat im April 2015 seine Smart-City-Strategie auf den Weg gebracht – ein ehrgeiziges Projekt. Bessere Lebens-qualität für die Bürger sowie neue Technologien und Lö-sungen aus der Hauptstadt sind das Ziel. Die Entwicklung zur digitalen Stadt ist aber kein Selbstläufer. Zum internati-onalen Vorbild wird es Berlin nur bringen, wenn Smart-Ci-ty-Technologien künftig in möglichst jedem Lebensbereich eingesetzt werden, von der Energieversorgung über die Stadtbeleuchtung, die Elektromobilität, die Verkehrslen-kung oder die Verwaltung bis zur Gebäudetechnik. Dazu sind zusätzliche Investitionen nötig.

Berlin ist kompetent in den Technologiefeldern, die für Metro-polen besonders wichtig sind, etwa Energietechnik, Mobili-tät, Verkehr und Logistik. Hier muss die Stadt ihren Vorsprung verteidigen. Die UVB begleitet deshalb die Cluster-Strategien und hilft, sie fortzuschreiben. Ein gutes Signal ist der Umzug

der international renommierten Messe „Metropolitan So-lutions“ von Hannover nach Berlin in den neuen City Cube der Messe. Einen Neustart gab es zudem bei der Berliner Wirtschaftskonferenz, zu der Senato-rin Yzer einlädt. Sie richtet sich an ein internationales Publikum und soll über mehrere Jahre das Leitthema „Crea-ting Urban Tech“ beleuchten. Auch die Asien-Pazifik-Wochen (APW), die bedeutendste Plattform in Europa für den Dialog mit der Region Asien-Pazifik, drehte sich in Ber-lin 2015 ganz um die Herausforderungen von „Smart Cities“.

Die UVB unterstützt die APW seit deren Gründung.

Schlaue Mobilität für eine schlaue Stadt

Die Mobilität wandelt sich – wegen des technischen Fort-schritts, schärferer Umweltgesetze und geänderter Vorlie-ben der Nutzer. Die Elektromobilität ist ein Schlüssel zu ei-nem smarten und nachhaltigen Verkehrssystem der Zukunft.

Die Hauptstadtregion ist inzwischen Deutschlands größtes Praxislabor der Elektromobilität. Berlin und Brandenburg

SMART CITY

Auf dem Weg in die Stadt von morgen

30 VME Jahresbericht 2015 Wirtschaftspolitik

Smart City

zeigen als eines der vier bundesweiten Schaufenster der Elektromobilität, was diese Technologie kann: Forschung und Entwicklung stärken, zusätzliche Wertschöpfungsket-ten und Arbeitsplätze schaffen, Mobilitätslösungen für die Metropolen von morgen entwickeln. Die UVB unterstützt als Mitinitiator und Premium-Partner die Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) seit ihrer Gründung.

Bereits zum dritten Mal fand am 25. März 2015 mit intensi-ver Unterstützung durch die UVB die Hauptstadtkonferenz Elektromobilität im Berliner Rathaus statt. Mehr als 500 Ex-perten und Führungskräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Politik und Verwaltung trafen sich dort, um aktuelle Fragen und Trends zu diskutieren. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und Wirtschaftssenatorin Cor-nelia Yzer waren mit von der Partie.

Die Elektromobilität hat Berlin 2015 sogar das erste Autoren-nen seit bald zwei Jahrzehnten beschert: Auf dem Tempel-hofer Feld fand ein Rennen der Formel E statt.

Die UVB hat die eMO 2015 auch bei der Entwicklung des Kompetenzatlas unterstützt. Er gibt einen Überblick über die Akteure, die in der Region die Elektromobilität weiter-entwickeln. Das Internetportal stellt die Kernkompetenzen der Unternehmen, Startups, wissenschaftlichen Einrich-tungen und Verbänden kompakt vor und dient als Marke-tingtool ebenso wie als Instrument zur Vernetzung bei der Suche nach neuen Partnern.

2.000

Elektrofahrzeuge sind in der Hauptstadtregion im Einsatz

Als assoziierter Partner unterstützt die UVB zudem das vom Bundesumweltministerium geförderte eMO-Projekt „Ini-tiativE Berlin-Brandenburg“. Es ermöglicht Unternehmen, Elektroautos und die dafür notwendige Lade-Infrastruktur vergünstigt zu beschaffen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) begleitet das Projekt wissenschaftlich, wodurch Unternehmen auch Daten zur Wirtschaftlichkeit alternativer Fahrzeuge bekommen. Mehr als 100 Elektro-fahrzeuge hat das Projekt bereits auf die Straßen gebracht.

Die Nationale Konferenz Elektromobilität der Bundesregie-rung hat im Juni 2015 in Berlin gezeigt, dass Deutschland bei der Marktvorbereitung seit 2011 gut vorangekommen ist. Mit bereits rund 30 elektrisch angetriebenen Modellen sind deutsche Hersteller ein wichtiger Anbieter. Die Zulas-sungszahlen von Fahrzeugen mit Elektroantrieb steigen zu-sehends. Im internationalen Vergleich der Leitmärkte liegt Deutschland aber nur im Mittelfeld. Auch wenn die Verkäu-fe stark wachsen, bleiben zusätzliche Anreize und Impulse erforderlich, um die gesteckten Ziele bis 2020 zu erreichen.

Hier sollte sich der Staat stärker engagieren. Schließlich geht es um die Zukunftsfähigkeit einer der Schlüsselbranchen Deutschlands. Die Debatte über dieses Thema läuft schon sehr lange. Jetzt muss es Entscheidungen geben.

Eine Region macht Wind – und Energie

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat im Rahmen des Wettbewerbs „Schaufenster intelligente

VME Jahresbericht 2015 Wirtschaftspolitik 31

Smart City

Energie - Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG)“

fünf Modellregionen ausgewählt, in denen innovative Technologien und Verfahren für die Energieversorgung der Zukunft untersucht werden. Zu den ausgewählten Schau-fenstern gehört das Konsortium WindNODE („Wind in Nord-ostdeutschland“), welches das Netzgebiet von 50Hertz in den fünf ostdeutschen Bundesländern und Berlin umfasst.

WindNODE wird getragen von mehr als 70 Partnen aus den Bereichen Technologie und Industrie.

Die UVB hat an der erfolgreichen Bewerbung des Konsor-tiums als Beirat mitgearbeitet. Das Ziel ist die gemeinsame, intelligente Vernetzung von Energieerzeugung und -ver-brauch durch den Einsatz innovativer Netztechnologien und Betriebskonzepte. Nötig sind ganzheitliche Lösungen für das gesamte Energiesystem. Der Schwerpunkt soll auf digitalen Technologien liegen („Internet der Energie“). Das BMWi fördert die Projekte in den Modellregionen mit bis zu 230 Millionen Euro über vier Jahre. Das Ministerium kalku-liert, dass dadurch private Investitionen von rund 600 Milli-onen Euro in die Digitalisierung des Energiesektors fließen werden. Die Einzelprojekte in den Schaufenstern starten ab dem zweiten Halbjahr 2016.

Digitale Netze - mehr Tempo für den Daten-Schnellweg

Für die umfassende Digitalisierung von Wirtschaft und Ge-sellschaft braucht es einen weiteren Ausbau der Breitband-infrastruktur – in Brandenburg ebenso wie in Berlin. Nur dann haben auch innovative Technologien und Geschäfts-modelle eine Chance. Der Bedarf an großen Bandbreiten steigt rasant, insbesondere im mobilen Bereich. Einer Stu-die des Netzwerk-Ausrüsters Cisco zufolge wird der mobi-le Datenverkehr in Deutschland bis zum Jahr 2020 um das Siebenfache steigen. Damit wächst er noch stärker als der Verkehr über IP-Leitungen.

In Berlin hat die dynamische Digitalisierungs- und Startup- Szene hier besonders hohe Ansprüche. Das Ziel muss vor-erst eine Datenrate von 200 Mbit pro Sekunde sein – 50 Mbit können nur ein Zwischenschritt sein. Kabellos bietet sich Berlin als Modellregion für den 5G-Standard an, der die LTE-Technik mittelfristig ablösen wird. Angesichts der Ent-wicklung zu einer Wirtschaft 4.0 mit digitalen Wertschöp-fungsprozessen im Internet der Dinge wird es allerdingsin wenigen Jahren einen ganz anderen Bedarf an Breitband-

Netzen geben. Vermutlich werden Datenraten im Gigab-it-Bereich nötig werden, um auch international mithalten zu können. Der Anschluss von Industriestandorten und Gewer-begebieten mit dieser Technik muss hier prioritär behandelt werden. Neben dem Tempo wird es in Zukunft auf die Über-tragungsqualität auf der Datenautobahn ankommen, kom-biniert mit geringsten Datenverlusten und ebenso hohen Up- wie Download-Geschwindigkeiten. Perspektivisch gibt es daher zu Investitionen in eine flächendeckende Glasfaser-in fra struktur keGlasfaser-ine Alternative.

Dr. Hartmuth Zeiß, Vorstandsvor-sitzender Vattenfall Europe Mining und UVB-Präsidiumsmitglied

„Elektromobilität ist eine Zukunftstechnologie - für den Transport und als Stromspeicher“

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Impulse für alle

Die Industrie bleibt ein wichtiger Impulsgeber in der Haupt-stadtregion, vor allem für die industrienahen Dienstleistun-gen. Im Verarbeitenden Gewerbe arbeiteten in Berlin Ende 2015 rund 110.000 sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigte, das waren 1,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Perso-nalstand ist also stabil, so wollen es die Unternehmen auch 2016 halten. Auch dank der starken Nachfrage aus den USA, dem Nahen Osten und Europa kann die Berliner Industrie eine überdurchschnittliche Exportquote vorweisen.

Norbert Mensing, Geschäftsführer Tornado Antriebstechnik

„Die Industrie ist ein wichtiger Impulsgeber für Berlin.

Nur mit guten Standortbedingungen können Unterneh-men wie unseres weiter wettbewerbsfähig bleiben und innovative Produkte in der Stadt entwickeln. Darum muss sich die Politik kümmern.“

Dazu haben auch der günstige Euro-Wechselkurs und das billige Öl beigetragen. Exportschlager sind unter anderem Geräte zur Elektrizitätserzeugung, Pharmazeutische Erzeug-nisse sowie Gasturbinen und Motoren. In Brandenburg

da-gegen ist die Exportquote der Industrie mit rund 30 Prozent weiterhin vergleichsweise niedrig. Die Auftragseingänge der Industrie in der Region bleiben jedoch verhalten. Hier spielt nach wie vor die Unsicherheit in vielen Unternehmen eine Rolle – die Russland-Sanktionen hinterlassen ebenso Spuren wie die zähe Erholung im Euroraum.

Platz für die Firmen von heute und morgen

Der Standort Berlin muss auch morgen konkurrenzfähig sein. Darum kümmert sich der Steuerungskreis Indust-riepolitik (SKIP) beim Regierenden Bürgermeister Michael Müller. Zusammen mit den industrierelevanten Senatoren, Kammern und Gewerkschaften diskutiert die UVB dort die entscheidenden Themen. Ganz oben auf der Agenda steht die Digitalisierung – der SKIP will etwa die Zusammenarbeit von etablierten Unternehmen mit innovativen Startups in-tensivieren.

Ohne attraktive Flächen in allen Bezirken geht es aber nicht, gerade in der Industrie. Angesichts des Wachstums der Stadt muss der Senat dafür sorgen, dass es keine Konfl ikte gibt zwischen den Bedürfnissen moderner Unternehmen einerseits und zusätzlicher Wohnbebauung andererseits.

Die UVB hat gemeinsam mit der IHK Berlin im SKIP 2015 dazu ein Positionspapier vorgelegt. In dem Kreis ist auch der berufl iche Nachwuchs ein großes Thema. Es ist wich-tig, die duale Ausbildung zu stärken. Zusammen mit dem DGB hat die UVB dazu gemeinsame Vorschläge erarbeitet.

Die Ausbildung im Verbund auszubauen, ist vor allem für kleine Unternehmen eine Möglichkeit, auch in Zukunft über genügend Fachkräfte zu verfügen.

32 VME Jahresbericht 2015 Wirtschaftspolitik

INDUSTRIE

VME Jahresbericht 2015 Wirtschaftspolitik 33

Industrie

Ein neues Bündnis für die Industrie Im März 2015 hat Bundeswirtschaftsminister Sig-mar Gabriel das Bündnis „Zukunft der Industrie“

ins leben gerufen – zusammen mit BDI, BACV, BDA, Gesamtmetall, HDB, VCI, VDA, VDMA, ZVEI sowie IG Metall, IG BAU, IG BCE und dem DGB.

Das oberste Ziel ist es, Deutschland als Standort für Forschung und Produktion zu sichern. Fünf Ar-beitsgruppen beschäftigen sich mit den Themen Akzeptanz der Industrie, Stärkung der Investiti-onstätigkeit, Zukunft der Arbeit in Industrie und industrienahen Dienstleistungen, Wertschöp-fungsstrukturen der Zukunft und Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Das UVB-Mitglied VME konzentriert sich im Auftrag von Gesamtmetall in einer Arbeitsgruppe des Bündnisses auf die Fra-ge, welche Weichenstellungen für mehr Investiti-onen am Standort Deutschland nötig sind.

STANDORT DEUTSCHl AND

Vorzeigbar: Die lange Nacht der Industrie 2015

Industrie live erleben, als Wirtschaftsfaktor, Arbeitgeber, Aus-bilder: Das ist die Idee hinter der Langen Nacht der Industrie (im Internet: www.lndi.de). In Berlin ist die UVB eine der Ini-tiatoren, hier ist sie eine der größten Veranstaltungen ihrer Art in Deutschland. Bei der vierten Auflage am 6. Mai 2015 öffneten 30 Industriebetriebe in der Region ihre Tore. Mehr als 1.200 Besucher auf 17 verschiedenen Touren kamen und informierten sich. Die Lange Nacht zeigt modernste Pro-duktionsstätten, innovative Arbeitsabläufe und interessante Berufsfelder. Mittelständler und Global Player präsentieren neue Technologien und Produkte, ihre Lösungskompetenz und ihre Vorteile als Arbeitgeber. Vor allem Schülerinnen und Schüler können sich hier über die Ausbildungs- und Karrierechancen in Berlins Industriebetrieben informieren.

Was die Industrie an Spree und Havel ausmacht, hat zudem die Imagekampagne von Berlin Partner wieder gezeigt. Die UVB hat das Projekt von Beginn an unterstützt und arbeitet an der Weiterentwicklung mit. 2015 waren neue Interviews,

Vor-Ort-Videos, Ausstellungen und Social-Media-Aktivitäten die Schwerpunkte.

Digitales land: Industriekonferenz Brandenburg

Auch Brandenburg kümmert sich um die Zukunft der In-dustrie. Mehr als 250 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wis-senschaft, darunter Wirtschaftsminister Albrecht Gerber, trafen sich im Juli 2015 in Cottbus zur 3. Industriekonferenz Brandenburg. Dort ging es um die künftigen Herausforde-rungen durch Digitalisierung und Automatisierung sowie um die Fachkräftesicherung. Die Kernfragen: Wie kann das Land noch stärker werden bei Innovationen? Wie können Forschungsergebnisse schneller in die Unternehmen trans-feriert werden? Eines von drei Panels moderierte UVB-Ge-schäftsführer Sven Weickert.

Öffentliche Aufträge: weniger Bürokratie, mehr Flexibilität

Der Berliner Senat hat in 2015 die Vergaberegeln überarbeitet. Dafür hatte die UVB zusammen mit Innungen und Handwerk lange gekämpft.

Jedes Jahr vergibt die öffentliche Hand Aufträ-ge für mehr als vier Milliarden Euro. WeAufträ-gen des hohen bürokratischen Aufwands hatten sich aber immer weniger Unternehmen darum bemüht.

Die Änderungen könnten das ändern. Sie legen eine höhere Wertgrenze für freihändige Vergaben und beschränkte Ausschreibungen fest. Außer-dem soll es weniger Bürokratie geben – etwa durch eine zunehmende elektronische Vergabe, weniger und einfachere Formulare und Verbes-serungen beim elektronischen Unternehmens- und lieferantenverzeichnis. Es wurde zudem ein Internetportal eingerichtet unter Federführung der Technologiestiftung Berlin, das die rund 2.000 Vergabestellen in der Stadt bei der Auswahl neu-er, innovativer Produkte unterstützen soll.

VERGABERECHT

Der Großraum Berlin wächst – also muss die Infrastruktur mitwachsen. Hält der Zustrom der zurückliegenden Jah-re an, ist die Vier-Millionen-Einwohner-Schwelle schon vor 2030 erreicht. Überdies ist eine arbeitsteilige Wirtschaft auf funktionierende Verkehrswege angewiesen. Dies gilt nicht nur für die Logistikwirtschaft, die in der Hauptstadtregion gut aufgestellt ist. Generell steigt die Arbeitsteilung in der Wirtschaft - und damit die Vernetzung.

Das ist vor allem für die Straßeninfrastruktur ein Problem – sie ist über Jahre vernachlässigt worden, die Investitionen in den vergangenen Jahren waren viel zu niedrig. So gel-ten 79 Brücken in der Stadt als marode. Schuld daran ist der Sparkurs der vergangenen 20 Jahre. Betrug der Investitions-haushalt für den Brückenerhalt in den 1990er Jahren noch 20 Millionen Euro pro Jahr, hat der Senat 2014 nur noch 8,5 Millionen Euro dafür ausgegeben. Bei Straßen und Brücken liegt der Investitionsstau mittlerweile bei rund einer Milli-arde Euro. Der schlechte Zustand hemmt bereits die Wirt-schaftsdynamik. Zwar bemühen sich viele Unternehmen,

schwere Maschinen und Bauteile per Schiff zu transportie-ren. Doch der Transport über die Straße ist für viele unver-zichtbar – oft aber mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Aus Sicht der UVB muss umgesteuert werden. Die Investi-tionen in das Straßennetz müssen deutlich steigen. Es darf allerdings nicht mehr darum gehen, nur Risse und Schlag-löcher zu stopfen. Wirtschaftlicher ist eine grundhafte In-standsetzung. Die Investitionshaushalte für Brücken- und Straßensanierungen müssen in den kommenden Jahren auf mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr erhöht werden, um bereits entstandene Schäden zu beseitigen. Hierfür müssen in stärkerem Maße als bisher auch die Mittel aus dem Son-dervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA) aus den Haushaltsüberschüssen genutzt werden.

Insgesamt 100 Millionen Euro will Brandenburg bis 2019 zu-sätzlich zur Verbesserung maroder Durchgangsstraßen und Brücken investieren. Von den insgesamt 5.700 Kilometern Landesstraßen gelten 39 Prozent als sanierungsbedürftig.

Deshalb müssen aus Sicht der UVB die Investitionen in den Erhalt der Landesstraßen aufgestockt werden – um jährlich mindestens weitere 80 Millionen.

INFRASTRUKTUR

Mobil bleiben, mehr investieren

VME Jahresbericht 2015 Wirtschaftspolitik 35

Infrastruktur

Axel Wunschel, Hauptgeschäftsführer Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg:

„Damit die Region als Wirtschaftsstandort auch in der Zukunft attraktiv bleibt, dürfen geeignete Standortvo-raussetzungen – wie der Erhalt der Infrastruktur – nicht in Vergessenheit geraten.“

Schneller unterwegs auf neuen Straßen

Die Pflege der Infrastruktur in Berlin und Brandenburg ist das eine. Das andere sind zusätzliche Verbindungen von überre-gionaler Bedeutung in den kommenden Jahren. In Berlin ge-hört dazu die Verlängerung der A100 über den im Bau befind-lichen 16. Bauabschnitt hinaus bis zur Frankfurter Allee. Die Kosten übernimmt der Bund, das Land muss die Planungs-voraussetzungen schaffen. Die UVB ist davon überzeugt, dass nur eine vollständige A100 andere Straßen wirkungsvoll entlasten und so den Verkehr in der Stadt spürbar flüssiger machen kann. Andere Strategien, etwa für eine Begrenzung oder Einschränkung des Verkehrs in der Region halten wir für verfehlt. Verkehr bedeutet Wachstum. Der Staat darf daher Mobilität nicht einschränken, sondern muss sie befördern.

Weitere wichtige Verkehrsprojekte für die Hauptstadtregion sind die Tangentialverbindung Ost (TVO) im Nordosten Ber-lins und die A14 in Brandenburg. Die TVO ist dabei ein gutes Beispiel, wie durch eine frühzeitige und starke Einbindung der Anwohner Investitionsentscheidungen mit hoher Ak-zeptanz umgesetzt werden können. In Brandenburg ist der Neubau der A14 auf gutem Weg. Wichtige Teilabschnitte sind 2015 fortgesetzt und abgeschlossen worden. Der 155 Kilometer lange Neubau zwischen Wismar und Magdeburg wird die Region noch besser an nationale und internationa-le Fernstraßen anbinden.

UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck:

„Die Entscheidung für die Verlängerung der A100 ist richtig. Die Stadtautobahn im Westteil entlastet die Hauptverkehrsstraßen und Wohngebiete dort spürbar.

Einen solchen Effekt hat auch der Ostteil der Stadt längst verdient.“

Damit die Bahn kommt: lücken schließen

Das ÖPNV-Netz an Spree und Havel ist vergleichsweise dicht. Dennoch machen das Wachstum der Stadt und stei-gende Passagierzahlen einen gezielten Ausbau erforderlich.

Dazu zählen die Anbindung des Berliner Hauptbahnhofs und des Flughafens BER als überregional bedeutende Ver-kehrsknotenpunkte, Lückenschlüsse in den Bestandsnetzen von U- und Straßenbahn sowie die Anbindung von dicht besiedelten Stadtrandsiedlungen.

Von überregionaler Bedeutung ist die Dresdner Bahn. Sie wird dafür sorgen, dass der BER in nur 20 Minuten Fahrzeit von der Berliner Innenstadt aus zu erreichen ist. Die Dresd-ner Bahn entlastet zugleich bestehende Trassen wie die Anhalter Bahn und den Berliner Außenring – das schafft Kapazitäten für die europäische Verbindung Berlin-Dres-den-Prag-Wien. Seit Mitte 2015 liegt der Planfeststellungs-beschluss des Eisenbahnbundesamtes vor. Nun muss aus Sicht der UVB schnellstmöglich gebaut werden.

Projekte wie die Verlängerung der U9 bis Pankow, die An-bindung des zukünftigen Gewerbeparks TXL (Urban Tech Republic) und der dort geplanten 10.000 neuen Wohnun-gen an die U6 oder die Verlängerung der U1 von Warschau-er Straße zum Ostkreuz müssen zügig auf Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit hin untersucht und dann realisiert werden.

36 VME Jahresbericht 2015 Wirtschaftspolitik

Infrastruktur

2016 ist für den BER das Jahr der Entscheidung

Berlin ist international gefragt. Das zeigen die seit Jahren steigenden Tourismus- und Passagierzahlen. Seit mehr als 20 Jahren wächst das Passagieraufkommen durchschnitt-lich um mehr als 5,5 Prozent. Das zeigt: Das Wachstumspo-tenzial ist enorm, die wirtschaftliche Grundlage für den neu-en Flughafneu-en BER ist hervorragneu-end. Auch deshalb muss der BER schnellstmöglich eröffnen.

Trotz einiger Rückschläge gibt es bei den Bauarbeiten am BER insgesamt deutliche Fortschritte. Das gilt etwa für die Abarbeitung der gesetzten Meilensteine. Da das Projekt leicht hinter dem Zeitplan vom Dezember 2014 liegt, hat die Flughafengesellschaft das Tempo auf der Baustelle u. a.

durch die Einführung einer Sechs-Tage-Woche erhöht. Aus Sicht der Wirtschaft muss gegebenenfalls das Tempo noch weiter erhöht werden, um den geplanten Eröffnungstermin im zweiten Halbjahr 2017 zu halten. Denn der BER ist als Infrastrukturprojekt für die Region von herausragender Be-deutung. Einmal eröffnet, wird er eine enorme Auswirkung auf die Wirtschaftsentwicklung in der gesamten Region haben. Als Drehscheibe im internationalen Luftverkehr wird der BER eine starke Anziehungskraft für Ansiedler und Inves-toren haben. Alle Beteiligten müssen nun an einem Strang ziehen, damit der BER in Kürze an den Start gehen und den Standort stärken kann. Das wird auch für Berlins Renommee insgesamt positive Wirkungen haben.

Beim Direktverkehr liegt Berlin mit Frankfurt am Main und München inzwischen auf Augenhöhe. Allerdings spielen die beiden bei den Umsteigeverkehren in einer anderen Liga. Das wirtschaftliche Potenzial liegt daher im Ausbau der Umsteige-verkehre und dem Ausbau des BER zu einem Drehkreuz.

Alles deutet darauf hin, dass der Flugverkehr in den kom-menden Jahren weiter zunehmen wird. Für das Jahr 2023 rechnet die Flughafengesellschaft bereits mit 40 Millionen Passagieren. Wichtig ist, dass es nach der Eröffnung des BER und der kurz darauf folgenden Schließung von Tegel wei-terhin genügend Flughafen-Kapazitäten in der Hauptstadt gibt. Aus diesem Grund ist es richtig, dass der Flughafen die mittelfristige Kapazitätserweiterung auf den Weg gebracht hat. So ist ein zusätzliches Terminal in Planung, zudem soll Schönefeld Alt länger genutzt werden. Langfristig führt aber an der regulären Erweiterung durch die im Planfeststel-lungsbeschluss ursprünglich vorgesehenen Ausbaumodule kein Weg vorbei.

Insgesamt ist wichtig, die weitere Entwicklung des Passagier- und Frachtaufkommens genau im Blick zu behalten und das Ausbau-Tempo gegebenenfalls rasch zu erhöhen.

Berliner Flughäfen

Passagiere in Mio. seit 2003

13,0 17,3 21,5 25,8

2005 2010 2015

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller mit UVB-Präsident Dr. Udo Niehage und Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck beim Flughafengespräch im Haus der Wirtschaft