• Keine Ergebnisse gefunden

» In Skandinavien beharren nicht wir Planer auf einem

Im Dokument Räume für die Wissenschaften (Seite 38-41)

ganzheitlichen Ansatz, sondern wir werden von der Gesellschaft aufge-fordert, integrativ und in-terdisziplinär zu denken. «

einen Campus gar nicht schaffen. Darüber hinaus gibt es zwei Bestandbauten, die heutige Copenhagen Business School. Zusätzlich hat die Schule jede Menge Funktionen verstreut in der Stadt und die man nun gerne in einem Campus sammeln will.

Wenn wir einen guten Campus machen wollen und stadtintegriert arbeiten wollen, dann müssen wir erst einmal mit dem öffentlichen Raum anfangen. Wir haben daher

vorgeschla-IBA_LAB N°3 | Julian Weyer ▸ 39 Stadt gleichzeitig sind. Das Projekt befindet sich derzeit in Planung und das ist ein ganz klares Beispiel dafür, wie viel Wert in Däne-mark auf Stadtintegration gelegt wird.

Das zweite Beispiel entstand aus derselben Idee heraus: der so genannte nördliche Campus in Kopenhagen. Kopenhagen hat momentan zwei Hauptuniversitätscampuszent-ren. Aber eigentlich gibt es sogar drei: es gibt den historischen Zentralcampus, der aber winzig klein ist, dann gibt es einen großen nördlichen, der sehr stadtintegriert ist und dann gibt es einen südlichen, der früher mal ein Vorstadtcampus war, jetzt aber in die Stadt hineingewachsen ist. Der nördliche Campus benötigte dringend einen grundsätzlichen Strukturplan für eine langfristige Zeitspanne.

Vor dem eigentlichen langen Planungsprozess wurde daher eine umfangreiche Großanalyse des gesamten Campusgebiets gestellt. Nur ca.

jedes dritte Gebäude auf dem Campus hat eine Universitätsnutzung, der Rest sind eher

zufällige Stadtfunktionen, zum Beispiel Wohnungsbauten. Dennoch gehört das Ge-

lände räumlich zusammen. Nicht alle Gebäude der Uni können mit der Durchmischung umgehen oder davon profitieren. Wir haben uns also gefragt: Wo liegt hier das Potential für mehr Stadtintegration? Wo kann man bessere Situationen schaffen? Dieses Gebiet ist sehr zentral in Kopenhagen gelegen und fußläufig zu erreichen. Doch dann fällt das Panum Institut auf, ein wirklich ausgeprägtes Beispiel für den dänischen Brutalismus. Wenn auch architektonisch spannend, ist es ein heftiger Bau. In vielerlei Hinsicht ist das kein schlechtes Bauwerk, aber es ist absolut das Gegenteil von stadtintegriert, es ist vollkom-men abgeschottet, vollkomvollkom-men verschlossen.

Für uns ergab sich daran angedockt die Auf- gabe, einen neuen Bau zu schaffen, der all das kann, was der Bestand nicht kann, und noch viel mehr dazu. Denn der ergänzende Neubau

soll zum Drehpunkt des gesamten nördlichen Campus in Kopenhagen werden. Nach dieser Analyse gab es einen internationalen Wettbe-werb, den wir mit folgender Idee gewonnen haben: wir möchten Labore in ein Hochhaus packen. Dazu muss man wissen: Kopenhagen hat von Grund auf nur wenige Hochhäuser, die Skyline von Kopenhagen wird sehr ge- schützt, speziell von den Bürgern. Wenn normalerweise jemand versucht, den Finger hochzurecken, wird das sofort abgeschossen.

Aber in diesem Falle hat sich unsere Idee durchgesetzt und tatsächlich wird das jetzt auch gebaut. Es ist das erste Hochhaus in Kopenhagen, das die Kopenhagener nicht hassen. Ich glaube, das ist eine viel größere Errungenschaft als irgendwelche Forschungs-resultate. Die Idee eines Hochhauses ist auf Grund des extrem begrenzten Platzes entstan-den. Wir benötigen ganz, ganz viel Fläche und haben ganz, ganz wenig Platz, ein typisches Problem, dass die Universitäten in städtischen Kernzonen haben. Und die Lösung war also,

Julian Weyer (links) im Gespräch mit Johan Deburchgrave, IBA-Kuratorium

© IBA Heidelberg/Christian Buck

IBA_LAB N°3 | Julian Weyer ▸ 40

bekommen? Die Balance zu finden zwischen groß genug und nicht größer, hat natürlich viel Arbeit gekostet. Und die Idee ist es auch, in diesem Bau die Forschung greifbar und sicht- bar zu machen. Der transparente Teil der Fassade, das Atrium, ist unser „Schlüsselloch zur Forschung“. Es ermöglicht, dass man von außen hineinsieht , was hier vorgeht. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, mit dem Bau noch weiter zu interagieren. Genau in diesem Schlüsselloch sind die Gemeinschaftszonen und genau hier sind die vertikalen Erschlie-ßungen, die sicherstellen, dass die Kollegen auch nicht nur ein Stockwerk jeweils bespie-len, sondern auch drei oder vier untereinander teilen können und damit auch eine zukünftige Flexibilität geben. Der Bau kann sehr unter-schiedlich genutzt werden. Wir sehen diesen Bau wie einen Baum, der steht zwar hoch und schlank in der Stadt, aber er hat Wurzeln und das heißt, er breitet sich zum Boden hin aus, greift in die Stadt hinaus oder hinein. Daher liegen in einem großzügigen Sockelbereich alle öffentlichen Funktionen – Hörsäle na- türlich, aber auch Restaurants, Läden und andere Dinge, die mit zur Stadt gehören.

Und oben drauf kommt dann der eigentliche Forschungsturm, der dann durch seine extrem hier einen hohen Bau zu platzieren, um damit

auch mehr Freifläche am Boden zu schaffen.

Das ist natürlich eine simple Gleichung, wenn man sagt, wir türmen das auf, das gibt dann mehr Freifläche. Wir müssen die Freifläche aber auch für irgendetwas nutzen: nur weil mehr Freifläche da ist, kriegen wir nicht automatisch eine bessere Stadtsituation. Aus städtebaulicher Sicht waren wir hier extrem gefordert. Wenn man in Kopenhagen ein Hochhaus bauen möchte, dann muss man auch wirklich etwas zeigen, was auf die Situation reagiert und etwas Besonderes kann. Wir haben im Prinzip ein dreieckiges Gesamt-grundstück mit dem Panum Institut und einer historischen Kirche, das ist schon mal richtig schwierig. Und dann haben wir in der Mitte unsere dreieckige Parzelle mit unserem dreieckigen Bau. Das wirkt natürlich ein bisschen faul, aber das hat seine Gründe. Die Idee ist zunächst einmal, dass der Bau aus allen Perspektiven unterschiedlich erscheint.

Von manchen Seiten extrem schmal, extrem schlank von anderen Seiten groß. Denn es wird sehr schnell eine Diskussion geben, wie viel ist die richtige Grundfläche für einen Forschungsbau und wie groß müssen die Labore sein, um die richtige Flexibilität zu

Maersk Building, Panum Institute Copenhagen © CFM

C. F. Møller Architects planen eine Ergänzung für das Panum Institut in Kopenhagen. Ein transparentes Atrium fungiert als „Schlüsselloch zur Forschung”.

IBA_LAB N°3 | Julian Weyer ▸ 41

» Ich glaube, dieses

Im Dokument Räume für die Wissenschaften (Seite 38-41)