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SeaCat Sonde Fischbach/Utwil - Wasserburg

3 Kleine Seen in Baden-Württemberg

3.2 rohrsee

ausgangssituation

Der Rohrsee ist ein 53 ha großer Flachsee (Abb. 3.3), der von einem Hauptzufluss - dem Rohrbach - gespeist wird und keinen oberflächlichen Abfluss besitzt. Vom ISF wurde der Rohrsee in den Jahren 1994, 1999 und 2009 intensiv untersucht. Während 1999 noch 2m Wassertiefe gelotet wurden, konnte im Verlauf des Jahres 2009 eine abnehmende Tiefe von 1,5 m im April bis unter 1 m im November beobachtet werden.

Der Rohrsee war ursprünglich ein artenreicher Makro-phyten-See, bis Ende der 60er Jahre die Wasserpflanzen ganz verschwunden waren und vermehrt Algenblüten auf-traten. Inzwischen sind die Makrophyten wieder zurück-gekehrt und waren während der 2009er Probenahme in dichten Beständen zu beobachten.

Vom Aktionsprogramms oberschwäbische Seen wurden zahl-reiche Maßnahmen initiiert, so wie z.B. eine Reduzierung der punktuellen Einträge vor allem durch häusliche Abwässer, der Bau eines Sedimentationsbeckens am Rohrbach im Jahr 1997 und die Extensivierung von landwirtschaftlichen Flächen.

abb. 3.2: Planktonentwicklung 2009 für den Federsee

0 5 10 15 20 25

Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.

0 5 10 15 20

Phytoplankton-Leitpigmente

Phytoplankton-Biomasse

g/m²

Sonstige Dinoflagellaten Chlorophyceen Cyanophyceen Cryptophyceen Diatomeen Chrysophyceen 0

10 20 30 40 50

µg/l

Peridinin Chlorophyll-b Zeaxanthin Alloxanthin Fucoxanthin Chlorophyll-a

abb. 3.3: Probenahme am Rohrsee

chemische Untersuchungen 1994, 1999 und 2009

Die Untersuchungen 2009 haben insgesamt ergeben, dass die Trophie des Rohrsees vergleichbar zu 1999 weiterhin stabil im Bereich eutroph1 liegt, was dem natürlichen Refe-renzzustand nach LAWA entspricht, während der Flachsee 1994 noch als eutroph 2 eingestuft wurde (Tab. 3.1).

rohrsee 1994 1999 2009

Parameter einheit jahresmittel Mrz.-Nov.

Leitf µS/cm 251 221 208

pH 8,1 8,4 8,4

Härte 1/2 mmol/l 2,8 2,5 2,3

Alkalinität mmol/l 2,5 2,4 2,2

ges-P µg/l 95 39 39

gel-P µg/l 70 17 16

o-P µg/l 49 5,8 3,7

O2 mg/l 8,5 10,0 9,2

an.-N mg/l 346 164 326

NH4-N µg/l 83 18 274

SiO2-Si µg/l 290 -- 773

Fe µg/l 108 45 56

Mn µg/l 12 14

Cl mg/l 7,9 4,9 3,8

As gel. µg/l 0,04

Al gel. µg/l 12 17

Cu gel. µg/l 0,4 2

Pb gel. µg/l 0,1 0,1

Zn gel. µg/l 2 1

Chlorophyll a µg/l 11,9 15,7

LAWA Trophie e2 e1 e1

Die Gesamt-Phosphorkonzentration im Jahresmittel hat sich von 1994 auf 1999 im Rohrsee von 95 auf 39 µg/l deutlich verringert. Hier zeigen insbesondere die Maßnah-men im Bereich Siedlungswasserwirtschaft ihre Wirkung, die vor allem in den Jahren 1996 bis 1998 umgesetzt wur-den. Für das Jahr 2009 ergibt sich der gleiche Jahresmit-telwert wie 1999. Die P-Konzentration hat sich damit auf einen für Flachseen typischen Wert stabilisiert.

Im Jahresverlauf der P-Parameter o-P, gelöst-P und gesamt-P zeigt sich 1994 noch eine ausgeprägte Saiso-nalität mit hohen Spitzenwerten im Juli/ August durch Rücklösung von P aus dem Sediment (Abb. 3.4). Dies wird auch durch den Vergleich mit den Zuflusskonzen-trationen und den gleichzeitigen Fe-Maxima im See bestä-tigt. 1999 und 2009 hat hingegen die P-Rücklösung keine Bedeutung mehr für den Rohrsee und man findet im Jah-resverlauf konstante P-Konzentrationen ohne jahreszeit-lichen Trend.

Wichtig für den flachen Rohrsee ist der N-Haushalt. Von Mai bis September ist 1999 und 2009 in der Wassersäu-le kein Nitrat mehr nachweisbar, obwohl eine weitere Zufuhr über den Zufluss erfolgt (Abb 3). Auch die NH4-N Werte sind in diesem Zeitraum niedrig, in den Som-mermonaten Juni, Juli und August 1999 und 2009 sogar stets kleiner oder gleich 30 µg/l, so dass auch der gesamte anorganische Stickstoff unter oder gleich 30 µg/l bleibt.

tab. 3.1: Vergleich wichtiger Parameter 1994, 1999 und 2009

Wie für viele Flachseen mit vergleichbaren Nährstoffkon-zentrationen typisch, kommt in der warmen Jahreszeit auch den N-Verbindungen eine das Pflanzenwachstum begrenzende Rolle zu. 2009 steigt dann ab Oktober die NH4-N-Konzentration innerhalb kurzer Zeit auf knapp unter 1000 µg/l an. Dies wird vermutlich durch den Abbau abgestorbener Biomasse im Zusammenhang mit der bei kalten Temperaturen verlangsamt ablaufenden Nitrifikation verursacht.

Die Ergebnisse der Schwermetallmessungen, wie z.B.

Arsen, Aluminium, Kupfer, Blei oder Zink zeigen keine

nennenswerte Belastung des Sees durch anthropogene Punktquellen an.

Der heutige Verlauf der Nährstoffkonzentrationen kommt dem natürlichen Referenzzustand des Rohrsees schon sehr nahe. Ein Problem stellt der im Spätsommer sehr niedrige Wasserstand dar, der aber auch schon in früheren trockenen Jahren beobachtet wurde.

P im Rohrsee 1994-1999-2009

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

Mrz. 94 Apr. 94 Mai. 94 Jun. 94 Jul. 94 Aug. 94 Sep. 94 Okt. 94 Nov. 94 Dez. 94 Mrz. 99 Apr. 99 Mai. 99 Jun. 99 Jul. 99 Aug. 99 Sep. 99 Okt. 99 Nov. 99 Apr. 09 Mai. 09 Jun. 09 Jul. 09 Aug. 09 Sep. 09 Okt. 09 Nov. 09

µg/l

PO4-P gel.-P ges.-P

P im Rohrbach 1994-1999-2009

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

Jan. 94 Feb. 94 Mrz. 94 Apr. 94 Mai. 94 Jun. 94 Jul. 94 Aug. 94 Sep. 94 Okt. 94 Nov. 94 Dez. 94 Jan. 99 Feb. 99 Mrz. 99 Apr. 99 Mai. 99 Jun. 99 Jul. 99 Aug. 99 Sep. 99 Okt. 99 Nov. 99 Dez. 99 Mrz. 09 Apr. 09 Mai. 09 Jun. 09 Jul. 09 Aug. 09 Sep. 09 Okt. 09 Nov. 09

µg/l

PO4-P gel.-P ges.-P

abb. 3.4: Verlauf der Phosphorkonzentrationen dargestellt als o-P, Gelöst-P und Gesamt-P im Rohrsee und seinem Zufluss

NO3 und NH4 im Rohrsee 1994-1999-2009

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100

Mrz. 94 Apr. 94 Mai. 94 Jun. 94 Jul. 94 Aug. 94 Sep. 94 Okt. 94 Nov. 94 Dez. 94 Mrz. 99 Apr. 99 Mai. 99 Jun. 99 Jul. 99 Aug. 99 Sep. 99 Okt. 99 Nov. 99 Apr. 09 Mai. 09 Jun. 09 Jul. 09 Aug. 09 Sep. 09 Okt. 09 Nov. 09

µg/l

NO3-N NH4-N

NO3 und NH4 im Rohrbach 1994-1999-2009

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000

Jan. 94 Feb. 94 Mrz. 94 Apr. 94 Mai. 94 Jun. 94 Jul. 94 Aug. 94 Sep. 94 Okt. 94 Nov. 94 Dez. 94 Jan. 99 Feb. 99 Mrz. 99 Apr. 99 Mai. 99 Jun. 99 Jul. 99 Aug. 99 Sep. 99 Okt. 99 Nov. 99 Dez. 99 Mrz. 09 Apr. 09 Mai. 09 Jun. 09 Jul. 09 Aug. 09 Sep. 09 Okt. 09 Nov. 09

µg/l

NO3-N NH4-N

abb. 3.5: Verlauf der NO3-N und NH4-N-Konzentrationen im Rohrsee und seinem Zufluss

Planktonentwicklung 2009

Wegen der langen Eisbedeckung konnte erst im April mit den Probenahmen begonnen werden. Die Algenpigmente zeigten einen ersten Anstieg im April, danach folgte in den Sommermonaten Juni und Juli ein erstes starkes Maximum, das von dem Blaualgenpigment Zeaxanthin dominiert war. Nach einem deutlichen Abfall im Spät-sommer und Herbst wurde nochmals im November ein sehr hoher Wert erreicht, für den eine starke Dominanz des Leitpigments für Cryptophyceen kennzeichnend war (Abb. 3.6).

Es zeigt sich eine sehr interessante Phytoplanktonent-wicklung mit einer vom üblichen Muster abweichenden Arten-Zusammensetzung: Auffällig ist der geringe Anteil an Kieselalgen, lediglich bei der Frühjahrsblüte nach dem Eisaufgang erscheinen Cyclotella pseudostelligera und Fragilaria tenera. Auch im August wird der Kieselalgen-anteil von diesen beiden Arten gebildet. Im Juni und Juli ist der Anteil der Blaualgen (Cyanobakterien) hoch, auch im August findet sich noch ein beträchtlicher Anteil. Im

abb. 3.6: Phytoplankton-Biomasse 2009 im Rohrsee

abb. 3.7: Anabaena lemmermannii

abb. 3.8: Aphanothece clathrata

Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.

0 2 4 6 8 10

Phytoplankton-Leitpigmente

Phytoplankton-Biomasse

g/m²

Sonstige Dinoflagellaten Chlorophyceen Cyanophyceen Cryptophyceen Diatomeen Chrysophyceen 0

10 20 30 40 50

µg/l

Peridinin Chlorophyll-b Zeaxanthin Alloxanthin Fucoxanthin Chlorophyll-a

0 5 10 15 20 25

Juni ist Microcystis aeruginosa stark vertreten, die als ein-zige der in den drei Monaten gefundenen Blaualgen ein Eutrophierungs-Anzeiger ist. Stark vertreten sind außer-dem Anabaena lemmermannii (Abb. 3.7) und Aphano-thece clathrata (Abb. 3.8). Sehr stark sind über mehrere Monate die Chrysophyceen vertreten, was für ein eutro-phes Gewässer sehr ungewöhnlich ist; wichtige Arten sind dabei Uroglena americana, Erkenia subaequiciliata und Pseudopedinella erkensis (Abb. 3.9).

sedimentproben rohrsee

Am Rohrsee wurden Sedimentker-ne entnommen, die aber wegen der Sedimentbeschaffenheit (organische Mudde) am ISF nur auf Kohlenstoff-parameter untersucht werden sollen.

Wegen Schwierigkeiten mit dem Ana-lysegerät sind die Daten aber noch nicht verfügbar. Teilproben wurden im Zentrallabor der LUBW auf Metal-le untersucht. Die anthropogenen Metalle (als Beispiel Zn) erreichen nach einem Belastungshöhepunkt wieder niedrigere Werte. Die Phos-phorkonzentration steigt zur Oberflä-che hin an, hier ist siOberflä-cher ein Rücklö-sungspotential vorhanden (Abb. 3.10).

Pestizide im rohrsee

Bei der Untersuchung des Rohrsees auf Pestizide und deren Abbauprodukte wurden die Pestizide Ametryn, Atrazin, Metolachlor, Penconazol und Terbutylazin knapp

über der Bestimmungsgrenze von 1 ng/L gefunden. Vom Abbauprodukt Desethylterbutylazin waren bis zu 9 ng/L vorhanden.

Im Dokument ISF Arbeitsbericht 2009/2010 (Seite 49-53)