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NH4_N (mg/l)

12:00

Abbildung 40: Synoptische Darstellung des Verlaufs der gemessenen Parameter für das RÜB Langenargener Straße in Tettnang.

Die Niederschlagswerte stammen von der DWD-Wetterwarte Weingarten.

5 10 10

5

10

6

E. coli (Keime/100ml)

Niederschlag [mm]

2000 4000

Pgel.

P (µg/l)

Pges.

100 200

300 CSB (mg/l)

4 8

24:00 12:00

24:00 15:00

NH4_N (mg/l)

RÜB RV 25.09. - 27.09.06

Abbildung 41: Synoptische Darstellung des Verlaufs der gemessenen Parameter für das RÜB Mariatal in Ravensburg bei einem Überlaufereignis. Die Niederschlagswerte stammen von der DWD-Wetterwarte Weingarten.

5 10 10

5

10

6

E. coli (Keime/100ml)

Niederschlag [mm]

2000

4000 P (µg/l)

Pges.

Pgel.

100 200

300 CSB (mg/l)

4 8

2:00 14:00 2:00

RÜB BW 08.08. - 09.08.07

NH4_N (mg/l)

14:00

Abbildung 42: Synoptische Darstellung des Verlaufs der gemessenen Parameter für das RÜB Riedmühle in Bad Waldsee bei zwei aufeinander folgenden Überlaufereignissen. Die Niederschlagswerte stammen von der DWD-Wetterwarte Aulendorf.

03:00 09:00 15:00 21:00 5

10 10

5

10

6

E. coli (Keime/100ml)

Niederschlag [mm]

2000

4000 P (µg/l)

Pges.

Pgel.

100 200

300 CSB (mg/l)

4

8 NH4_N (mg/l)

RÜB Ettishofen 09.07.07

Abbildung 43: Synoptische Darstellung des Verlaufs der gemessenen Parameter für das RÜB Berg auf der Kläranlage der AMS bei einem Überlaufereignis. Die Niederschlagswerte stammen von der DWD-Wetterwarte Weingarten.

Direkte Abschätzung des Einflusses der Regenüberläufe auf Vorfluter

Bei den Regeluntersuchungen zeigte sich, dass die quantitative Abschätzung des Beitrags von Regenüberläufen aus den Konzentrationsmessungen entlang des Flussverlaufs der Schussen i. d. R. nicht möglich ist, da dort zu viele mögliche alternative Eintragsquellen eine klare zeiträumliche Zuordnung der Ursachen von Belastungsän-derungen verhindern. Deshalb wurde am Fallbeispiel der kleinen Nebenflüsse des Breitenrainbaches (Vorfluter für RÜB Langenargener Straße in Tettnang) und der Steinach (Vorfluter für RÜB Riedmühle in Bad Wald-see) mit den dort übersichtlicheren Eintragsverhältnissen versucht, ereignisbezogene Beprobungen zeitgleich im RÜB sowie vor und nach der Einleitung vorzunehmen. Hierzu wurden insgesamt je drei Überlaufereignisse am Breitenrainbach und an der Steinach im Zeitraum Juni – August 2007 erfasst. An der Steinach ergab sich die Besonderheit, dass ca. 1 km nach Einleitung des Regenüberlaufs auch die Kläranlage Bad Waldsee einleitet.

Damit konnten an diesem Beispiel die kombinierten Effekte beider Einleitungen zusammen bewertet werden. In Abbildung 45 und 46 ist je ein Fallbeispiel für beide Regenüberläufe dargestellt. Es wurden zum Vergleich jeweils zusätzlich auch die am selben Tage in Tagesmischproben an der Station Lochbrücke miterfasst.

Abbildung 44: Lageplan Probenstellen Breitenrainbach

Breitenrainbach CSB (vor Regen

0 20 40 60 80 100 120 140

vor RÜB RÜB nach RÜB KA Eriskirch

mg/l

Breitenrainbach CSB (bei Regen)

0 20 40 60 80 100 120 140

vor RÜB RÜB nach RÜB KA Eriskirch

mg/l

Breitenrainbach Gesamt-P (vor Regen)

0 200 400 600 800 1000

vor RÜB RÜB nach RÜB KA Eriskirch

µg/l

Breitenrainbach Gesamt-P (bei Regen)

0 200 400 600 800 1000

vor RÜB RÜB nach RÜB KA Eriskirch

µg/l

Breitenrainbach NH4-N (vor Regen)

0 0,5 1 1,5 2

vor RÜB RÜB nach RÜB KA Eriskirch

mg/l

Breitenrainbach NH4-N (bei Regen)

0 0,5 1 1,5 2

vor RÜB RÜB nach RÜB KA Eriskirch

mg/l

Breitenrainbach E.coli (vor Regen)

10 100 1000 10000 100000 1000000 10000000

vor RÜB RÜB nach RÜB KA Eriskirch

Keime/100ml

Breitenrainbach E.coli (bei Regen)

10 100 1000 10000 100000 1000000 10000000

vor RÜB RÜB nach RÜB KA Eriskirch

Keime/100 ml

Abbildung 45: Beispiel einer quasi simultanen Beprobung des als Vorfluter für den Regenüberlauf Langenargener Straße in Tett-nang dienenden Breitenrainbachs. Es wurde je eine Probe ca. 30 m vor der Einleitung und ca. 200 m nach der Einleitung entnom-men (siehe Abbildung 44). Zum Vergleich sind die zeitgleich gemessenen Konzentrationswerte des RÜB und die mittleren Ablauf-werte der zum Kanalnetz gehörigen Kläranlage Eriskirch (siehe Tabelle 5) angegeben.

Steinach CSB (vor Regen)

0 10 20 30 40 50

vor RÜB RÜB nach RÜB KA nach KA

mg/l

Steinach CSB (bei Regen)

0 10 20 30 40 50

vor RÜB RÜB nach RÜB KA nach KA

mg/l

Steinach Gesamt P (vor Regen)

0 100 200 300 400 500 600

vor RÜB RÜB nach RÜB KA nach KA

µg/l

Steinach Gesamt P (bei Regen)

0 100 200 300 400 500 600

vor RÜB RÜB nach RÜB KA nach KA

µg/l

Steinach NH4-N (vor Regen)

0 0,5 1 1,5 2

vor RÜB RÜB nach RÜB KA nach KA

mg/l

Steinach NH4-N (bei Regen)

0 0,5 1 1,5 2

vor RÜB RÜB nach RÜB KA nach KA

mg/l

Steinach E.coli (vor Regen)

1 10 100 1000 10000 100000 1000000

vor RÜB RÜB nach RÜB KA nach KA

Keime/100 ml

Steinach E.coli (bei Regen)

1 10 100 1000 10000 100000 1000000

vor RÜB RÜB nach RÜB KA nach KA

Keime/100 ml

Abbildung 46: Beispiel einer quasi simultanen Beprobung der als Vorfluter für den Regenüberlauf Riedmühle in Bad Waldsee dienenden Steinach. Es wurde je eine Probe ca. 50 m vor der Einleitung und ca. 1 km unterhalb der Einleitung und zusätzlich nochmals 1 km weiter flussabwärts unterhalb der Einleitung der Kläranlage entnommen. Zum Vergleich wurden auch die zeitgleich gemessenen Konzentrationen im RÜB und die mittleren Ablaufwerte (siehe Tabelle 5) der in die Steinach einleitenden Kläranlage dargestellt (siehe Abbildung 47)

Ergänzende Bestandsaufnahme zur aktuellen Schadstoffbelastung der Schussen

Parallel zu den Untersuchungen der Nährstoff- und Keimbelastungen wurden vom Institut für Seenforschung in Zusammenarbeit mit dem Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe in der Zeit von Mitte Oktober bis Ende No-vember 2006 in vier Kampagnen Stichproben aus der Wolfegger Ach und der Schussen auf organische Spuren-stoffe untersucht. Als Probenstellen in der Wolfegger Ach wurden W2 Neckenfurt und W3 Niederbiegen gewählt und in der Schussen waren dies die drei Stellen S1 Mochenwangen, S2 Berg und S5 Lochbrücke.

Die Untersuchung umfasste synthetische Komplexbildner (NTA, EDTA, DTPA, PDTA und ADA), Alkyl-phenole mit endokriner Wirkung (Octylphenol, Nonylphenol und Bisphenol A) und eine Reihe perfluorierter Verbindungen. Weiterhin wurden die Proben auf die bakterizid und fungizid wirkenden Isothiazolinone sowie einige als Komplexbildner eingesetzte organische Phosphonate analysiert.

Die Ergebnisse zeigen in der Wolfegger Ach und in der Schussen an den Probenahmestellen unterhalb der Einleitung der Abwässer aus Papierfabriken (W3 und S2) Konzentrationserhöhungen bei den Komplexbildnern EDTA und DPTA (Abbildung 48). In einer groß angelegten Studie aus den Jahren 1999/2000 wurde das Vor-kommen und die Herkunft dieser Komplexbildner in der Schussen schon zuvor untersucht [Komplexbildner in der Schussen UBR Projekt II U14, 2000]. Die damals beobachteten EDTA-Konzentrationen werden durch die vorliegenden Ergebnisse im Wesentlichen bestätigt. Allerdings haben die DTPA Konzentrationen an der Station Lochbrücke seit 1999 von im Mittel 34 µg/l auf etwa 61 µg/l zugenommen. Dies gewinnt umso mehr an Bedeu-tung, als sich bereits von 1995 bis 1999 die DTPA-Fracht in der Schussen mehr als verdoppelt hat und jüngste Stichproben aus dem Jahr 2007 [pers. Mitteilung TZW Karlsruhe] auf noch höhere DTPA-Konzentrationen im

Abbildung 47: Lageplan Probenstellen Steinach

Bereich der Schussenmündung hinweisen. Die Zielvorgabe der LAWA für nicht leicht abbaubare Stoffe von 10 µg/l ist hier in erheblichem Maße überschritten, so dass hier weiterer Untersuchungs-, Aufklärungs- und Hand-lungsbedarf besteht.

Häufig nachgewiesen wurden die Alkylphenole Octylphenol (<5-32 ng/l), Nonylphenol (<25-160 ng/l) und Bisphenol A (<5-41 ng/l) sowie die perfluorierten Tenside Perfluoroctanoat (PFOA, <1-12 ng/l) und Perfluo-rooctylsulfonat (PFOS, <1-4 ng/l). Bei diesen Spurenstoffen ist jedoch im Verlauf der Wolfegger Ach und Schus-sen keine Abhängigkeit von Kläranlagen- oder Industrieeinleitungen zu erkennen.

Die restlichen untersuchten Stoffe wurden in den Vorflutern nicht oder nur vereinzelt in Konzentrationen knapp über der Bestimmungsgrenze nachgewiesen.

Gewässergüte der Schussen, Steinach und Wolfegger Ach in den Jahren 2006 und 2007 Die Gewässergüte basiert primär auf dem biologisch-ökologischen Befund, d. h. der qualitativen und quantita-tiven Zusammensetzung des Makrozoobenthos. Sie gibt in erster Linie die Belastung eines Fließgewässers mit mikrobiell leicht abbaubaren Stoffen wider. Die Rückkoppelung auf die Gewässerbiozoenose erfolgt dabei vor allem über den Sauerstoffhaushalt und die allochthone Nahrungs- bzw. Energiezufuhr.

Es wurden zwei Güteerhebungen in der Schussen und ihren wichtigsten Zuflüssen durchgeführt. Im Sommer 2006 wurde eine flächenbezogene Aufsammlung nach dem Verfahren der Wasserrahmenrichtlinie (AQUEM-Methode) und im Herbst 2007 eine Güteerhebung nach DIN 38410 durchgeführt. Während die Erhebung nach der WRRL, die in größeren Fließgewässern im Sommer durchzuführen ist, vorrangig das Ziel verfolgt, eine möglichst große Artenvielfalt im Gewässer zu erfassen, um damit auch die Degradation bewerten zu können, kommt in der Herbstaufnahme nach DIN 38410 die saprobielle Belastung des Gewässers i. d. R. deutlicher zum Ausdruck und zwar aufgrund der vorangegangenen Niedrigwasserphase und der erhöhten Wassertemperaturen.

In Abbildung 49 ist der Verlauf der Saprobienindices entlang der Schussen sowie der Steinach und der Wolfegger Ach dargestellt.

0 25 50 75 100 125

W2 W3 S1 S2 S5

EDTA µg/L DTPA µg/L

Abbildung 48: Konzentrationen der Komplexbildner EDTA und DTPA an einzelnen Stationen von Wolfegger Ach und Schussen;

Mittelwert aus vier Stichproben im Zeitraum Oktober bis November 2006

Die Gewässergüte der Steinach befindet sich an der ersten Untersuchungsstelle, ca. 700 Meter unterhalb des Schlosssees in Bad Waldsee, mit einem Saprobienindex von 2,35 eindeutig im Bereich der Güteklasse II - III und damit eines nur „mäßigen“ ökologischen Zustands. Die „kritische“ organische Belastung der Steinach resultiert im Wesentlichen aus der starken Eutrophierung des Schlosssees. Bis zur nächsten Untersuchungsstelle oberhalb der Kläranlage Bad Waldsee war nur ein leichter Rückgang des Saprobienindex von 2,35 auf 2,28 zu beobachten.

Das bedeutet, dass sich die organische Belastung trotz der Selbstreinigung auf diesem 1,4 km langen Streckenab-schnitt nicht wesentlich verringert hat. Neben der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, die mitunter bis an die Böschungsoberkante reicht, muss auf diesem Fließabschnitt auch die Entlastung des RÜB Riedmühle in Betracht gezogen werden. Da dieser stark ausgebaute, begradigte und weitgehend unbeschattete Steinachabschnitt zudem deutlich eutrophiert ist, liegt hier auch eine nicht unbeträchtliche Sekundärbelastung infolge der hohen Algen- und Makrophytenbiomasse vor, die sich gütemindernd auswirkt.

Unterhalb der Einleitung der Kläranlage Bad Waldsee bleibt die saprobielle Belastung unverändert hoch (siehe Abbildung 49). Das bedeutet, dass die Kläranlageneinleitung nicht zu einer weiteren Verschlechterung – aber auch nicht zu einer Verbesserung dieses relativ hohen Belastungszustandes beiträgt.

Die Wolfegger Ach befindet sich bei Bolanden mit einem Saprobienindex von 1,66 noch in der Güteklasse I - II („gering organisch belastet“) und damit auch relativ nahe an dem „sehr guten ökologischen Zustand“ nach der WRRL (siehe Abbildung 48). Bis zur zweiten Untersuchungsstelle unterhalb von Baienfurt, beim Pegel Rainpa-dent, kommt es zu einer deutlichen Verschlechterung des saprobiellen Zustandes. Mit einem Saprobienindex von

1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4 2,6

Steinach AL Schloßsee oh. KA Bad Waldsee uh. KA Bad Waldsee Wolfegger Ach bei Bolanden uh. Baienfurt Schussen Mochenwangen Kanzachmühle bei Vorberg Weissenau uh. RÜB Mariatal uh. KA Langwiese Lochbrücke oberhalb Mündung

S-Index

Sommer 2006 (AQUEM) Herbst 2007 (DIN38410)

Schussen Wolfegger Ach

Steinach

Abbildung 49: Der Verlauf der Saprobienindices in der Schussen, Steinach und Wolfegger Ach in der Aufnahme vom Sommer 2006 (AQUEM-Methode nach der WRRL) im Vergleich zur Erhebung im Herbst 2007 (nach DIN 38410). Der Bereich zwischen der blauen und grünen Linie kennzeichnet den „guten ökologischen Zustand“, der von der WRRL gefordert wird. Unterhalb der blauen Linie befindet sich der „sehr gute“ und oberhalb der grünen Linie der nur „mäßige“ Zustand, welcher Sanierungsbedarf anzeigt. Alle Saprobienindices erfüllen die Gültigkeitsanforderungen nach DIN 38410 hinsichtlich Streuungsmaß und Abundanzsumme.

1,87 (Sommer 2006) bzw. 1,90 (Herbst 2007) befindet sich die Wolfegger Ach im Unterlauf jedoch eindeutig in der Gewässergüteklasse II bzw. im mittleren Bereich des „guten ökologischen Zustandes“. Hauptverantwortlich für diesen Anstieg des Saprobienindex ist die Einleitung der gereinigten Produktionsabwässer der Stora Enso in Baienfurt. Als weitere, untergeordnete Belastungsquellen sind auf diesem Abschnitt der Wolfegger Ach die Klär-anlage Bergatreute sowie Regenentlastungen im Bereich von Baienfurt anzuführen. Insgesamt ist festzustellen, dass sich die saprobielle Belastung im Unterlauf der Wolfegger Ach heute auf dem Niveau der Schussen bewegt (siehe Abbildung 49).

Die Schussen weist auf fast der gesamten Untersuchungsstrecke von Mochenwangen bis zur Einmündung in den Bodensee hinsichtlich der saprobiellen Belastung einen „guten ökologischen Zustand“ auf, was auch der Gewässergüteklasse II („mäßig organisch belastet“) entspricht. Lediglich der Mündungsbereich war in beiden Untersuchungen wesentlich stärker belastet (s. Abbildung 49) und erreicht daher in der Bewertung für die WRRL nur einen „mäßigen ökologischen Zustand“. Dennoch konnten vor allem bei der Güteuntersuchung im Herbst 2007 leichte aber signifikante Veränderungen im Längsverlauf der Schussen beobachtet werden.

Zwischen Mochenwangen und Niederbiegen kam es bei der Herbstbeprobung 2007 zu einer leichten Verbesse-rung des Saprobienindex bis fast an die Grenze der Güteklasse I - II. An der nächsten Untersuchungsstelle bei Vorberg, nach der Einmündung der Wolfegger Ach und der Einleitung der SKA Berg wurde dagegen eine leichte Erhöhung der saprobiellen Belastung festgestellt. Der Saprobienindex stieg hier deutlich von 1,84 auf 1,99 an.

Gleichzeitig verringerte sich auf diesem Abschnitt in der Schussen die Anzahl der Taxa; d. h. der Arten bzw.

Artengruppen innerhalb des Makrozoobenthos, wobei vor allem verschmutzungssensitive Arten hier teilweise verschwinden (siehe Abbildung 50).

Schussen: Anzahl der Makrozoobenthostaxa

0 10 20 30 40 50 60

Mochenwangen Kanzachmühle bei Vorberg Weissenau uh. RÜB Mariatal uh. KA Langwiese Lochbrücke oberhalb Mündung

Anzahl Taxa

Sommer 2006 (AQUEM) Herbst 2007 (DIN38410)

Abbildung 50: Der Verlauf der Taxazahlen des Makrozoobenthos entlang der Schussen, in der Aufnahme im Sommer 2006 und Herbst 2007.

Bis zum Ende des Siedlungsraumes Weingarten/Ravensburg an der Probenstelle Weissenau stiegen die Arten-zahlen in beiden Untersuchungsdurchgängen markant an; sie erreichten hier sogar im Sommer 2006 ihr Maxi-mum, wie aus Abbildung 50 eindeutig hervorgeht. Auch der Saprobienindex verbesserte sich auf dieser Fließstre-cke insbesondere bei der Herbstaufnahme 2007.

Bis zur nächsten Messstelle, unterhalb der Einleitung des RÜB Mariatal kam es in beiden Aufnahmen zu einem deutlichen Rückgang der Artenzahlen (siehe Abbildung 49). Als Ursache hierfür kommt im Wesentlichen nur die Entlastung des RÜB Mariatal in Betracht, wobei sich die Entlastung weniger organisch belastend auswirkt, sondern sehr wahrscheinlich auch einen hydraulischen Stress für die Gewässerbiozoenose verursacht. Organisch stark belastete Sedimente wurden auch unterhalb des RÜB Mariatal nur in geringem Umfang festgestellt; auch Faulschlammablagerungen traten hier nicht auf. Im Wesentlichen existieren hier als kleinste Korngrößenfraktion nur Sandablagerungen.

Die Besiedlungsdichte der Oligochaeten (Würmer), die aufgrund ihrer Ernährungsweise als Indikatoren für die organische Belastung der Sedimente herangezogen werden können, erhöhte sich unterhalb des RÜB Mariatal im Vergleich zur Probenstelle Weissenau nur in geringem Umfang.

Generell muss hier aber angemerkt werden, dass der Anteil der Oligochaeten innerhalb der Gewässerbiozoenose der Schussen im Vergleich zu den meisten anderen Fließgewässern in Baden-Württemberg relativ hoch ist, was auf eine nicht geringe Belastung mit leicht abbaubaren partikulären organischen Stoffen hinweist. Als Quelle dieser partikulären Belastung kommen zum einen partikuläre Austräge aus Kläranlagen sowie aus der Regen-wasserbehandlung und zum andern der Eintrag aus der Landbewirtschaftung (Erosion) und aus eutrophierten Stillgewässern in Betracht.

Die saprobiellen Verhältnisse änderten sich auf der weiteren Fließstrecke bis zum Pegel Lochbrücke nicht mehr wesentlich. Die beiden Untersuchungen zeigten hier teilweise eine gegenläufige Entwicklung, wobei die Ergeb-nisse der Herbstbeprobung 2007 hier die größere Aussagekraft besitzen, wie einleitend erläutert wurde. Danach ist unterhalb der Kläranlage Langwiese ein leichter Anstieg des Saprobienindex zu beobachten, der bis zur Pro-benstelle Lochbrücke wieder zurückgeht.

An der letzten Untersuchungsstelle im Bereich der Panzerbrücke, 0,5 km oberhalb der Mündung in den Boden-see, wurde in beiden Beprobungen eine sehr deutliche Verschlechterung der Güteverhältnisse festgestellt (siehe Abbildung 49), die mit einer starken Abnahme der Taxazahlen verbunden war (siehe Abbildung 50). Die Schussen befindet sich auf dem letzten Abschnitt bezüglich der Saprobie1 nicht mehr innerhalb des von der WRRL gefor-derten „guten ökologischen Zustands“, sondern muss hier als nur „mäßig“ eingestuft werden2.

Die Kläranlage Eriskirch, die nur 100 Meter oberhalb der Panzerbrücke am linken Ufer einleitet, scheidet als Ursache für diese Verschlechterung aller Wahrscheinlichkeit nach aus, da zwischen Kläranlageneinleitung und Untersuchungsstelle noch keine Vermischung erfolgt ist und der negative Befund an beiden Flusshälften fest-stellbar ist. Durch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit in diesem gefällearmen Bereich kommt es zu einer verstärkten Sedimentation organischer Stoffe aus dem Einzugsgebiet der Schussen, was sich insbesondere auf die Sauerstoffverhältnisse am Gewässergrund und letztlich auf den Gütebefund negativ auswirkt. Der sich zeitweise im Jahr bis hierher auswirkende Rückstau vom Bodensee her trägt zusätzlich zu einer verstärkten

Sedimenta-1 Saprobie bezeichnet die Belastung eines Gewässers mit fäulnisfähiger organischer Substanz.

2 Anzumerken ist hier noch, dass bei dieser Probenstelle nicht nur das Feinsediment und die größeren Steine auf der Sohle im Brückenbereich, sondern auch die flutende, submerse Vegetation (v. a. Moose) beprobt wurde.

tion und damit zur Verschlechterung der Güteverhältnisse bei. Dass der Abbau der organischen Belastung im Sedimentbereich die Sauerstoffversorgung des Sedimentes aus dem Freiwasser übersteigt, wird an der teilweisen Schwarzfärbung der Steinunterseiten bzw. tieferer Sedimentschichten deutlich (Eisensulfidbildung).

Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass die Schussen heute auf dem größten Teil der Untersuchungs-strecke zwischen Mochenwangen und dem Bodensee auf Grundlage ihrer saprobiellen Belastung in die Gewäs-sergüteklasse II bzw. in den „guten ökologischen Zustand“ gemäß WRRL eingestuft werden kann. Lediglich der letzte Fließabschnitt oberhalb der Mündung muss als organisch „kritisch belastet“ bewertet und damit der Güteklasse II - III bzw. einem nur „mäßigen“ Zustand nach WRRL zugeordnet werden.

Bei der Interpretation der vorliegenden Gütebefunde ist allerdings zu berücksichtigen, dass aufgrund des über weite Strecken eingeengten und begradigten Gewässerbettes, zusammen mit dem relativ hohen Gefälle der Schussen, die organische Fracht, die z. B. aus den Regenentlastungen resultiert, größtenteils sehr schnell in den Bodensee weiter transportiert wird und sich nur in geringem Umfang negativ auf die Güteverhältnisse der Schussen selbst auswirken kann. Dieser „Rhithralisierungseffekt“ bewirkt im größten Teil der Schussen zwischen Mochenwangen und der Lochbrücke tendenziell etwas zu guten Bewertungen der Gewässergüte. Der schlechte Gütebefund oberhalb der Schussenmündung wird dagegen durch den sich zeitweise im Jahr bis hierher auswir-kenden Rückstaueffekt des Bodensees negativ verstärkt.

Anteile der verschiedenen Belastungsquellen an der