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5.3 Verwendete Geräte

5.3.3 Narkoseüberwachungsgerät

5.3.3.4 Noninvasive Blutdruckmessung

Für wissenschaftliche Untersuchungen wird der Blutdruck meist direkt im Ge-fäßsystem bestimmt (Erhardt und Henke 1996). Im Klinikbetrieb ist jedoch eine indirekte Methode vorzuziehen, da die direkte Methode neben dem apparativen Aufwand folgende Nachteile hat (Guillebeau 1979, Sander et al. 1996):

1. Chirurgische Präparation oder perkutane Punktion eines Gefäßes mit In-fektionsgefahr,

2. Gefahr von Hämatomen, Thrombose und Verschluss der Arterie sowie Embolien,

3. zeitweiliges erhebliches Abweichen des Blutdrucks von den unter Ruhe-bedingungen gemessenen Werten durch den Eingriff,

4. Notwendiger Gebrauch von Antikoagulantien.

Bei den eigenen Untersuchungen erfolgte die Messung des Blutdrucks bei Hunden aller Gruppen auf indirektem Weg (noninvasiv), mit unterschiedlichen, der Hundegröße angepassten Manschetten. Um genauere Ergebnisse zu er-zielen, wurde bei den zur Operation seitlich gelagerten Hunden das jeweils oben liegende Hinterbein auf Höhe der Metatarsalia geschoren. Dieses Hinter-bein wurde deshalb für die Blutdruckmessung herangezogen, weil so das Ope-rationsfeld am Kopf des Tieres nicht beeinträchtigt war. Im Hinblick auf die Lo-kalisation der Manschette gibt es in der Literatur unterschiedliche Auffassun-gen. So fanden Sawyer et al. (1991) keine signifikanten Unterschiede zwischen der Messung am Metatarsus oder Metakarpus, während Geddes et al. (1980) ihre Messungen ausschließlich am Metakarpus vornahmen. Bei narkotisierten Hunden ergeben Manschetten, die am Schwanz angebracht werden, die beste Übereinstimmung zur blutigen Methode, vor allem bei den systolischen Werten.

Am Hinterbein angebrachte Manschetten liegen an zweiter Stelle (Bodey et al 1994). Messungen am Schwanz der Tiere schieden bei den eigenen Untersu-chungen aber aus, da einzelne Hunde kupiert waren.

Nach dem Scheren wurde der Puls manuell gesucht und die Manschette ent-sprechend dem Umfang des Hinterbeins ausgewählt. Danach wurde die Man-schette mit den Anschlüssen nach dorsal angelegt und zusätzlich mit Klebe-band gesichert (Abbildung 16). Nach Möglichkeit wurde sie nach dem ersten erfolgreichen Messvorgang nicht mehr versetzt.

Abbildung 16: Anlegen der Blutdruckmanschette (nach Guillebeau 1979) Der eigentliche Blutdruckmessvorgang erfolgte mit dem in den Cardiocap ein-gebauten, noninvasiven Blutdruckmonitor, der nach der oszillometrischen Me-thode arbeitet. Er registriert die Druckoszillationen innerhalb der Manschette während des langsamen automatisch gesteuerten Druckablassens und ermittelt den systolischen, mittleren und diastolischen arteriellen Druck in einstellbaren

Zeitabständen. Das Ergebnis wird digital als Zahlenwert im mittleren Teil der für die Ziffernausgabe vorgesehenen Bildschirmfläche angezeigt und kann als Zahlenkolonne auf einem grafischen Trenddrucker ausgegeben werden. Dem Verfahren liegt die Beobachtung zugrunde, dass der Zeiger eines Manometers beim Absinken des Manschettendruckes Oszillationen ausführt, die zunächst sehr klein sind, dann bis zu einem Maximum zunehmen und sich schließlich wieder verkleinern. Diese Schwingungen können mechanisch vergrößert oder nach elektronischer Verstärkung an den Zeigerausschlägen eines Milliampère-meters abgelesen oder grafisch registriert werden.

Die Oszillationen entstehen durch die veränderten Strömungsverhältnisse des Blutes unter der Manschette. Solange der Manschettendruck höher ist als der systolische Blutdruck, sind die unter der Manschette befindlichen Gefäße ver-schlossen. Die Pulswelle wird am proximalen Rand der Manschette reflektiert und das Aufschlagen der Pulswelle bewirkt minimale Schwingungen der Luft-säule in der Manschette. Unterschreitet der Manschettendruck den systolischen Blutdruck, so öffnen sich die Gefäße kurzzeitig während der Systole und die Pulswelle läuft unter der Manschette hindurch. Bei weiter nachlassendem Man-schettendruck dringt die Pulswelle allmählich tiefer unter die Manschette vor, bis sie den Manschettendruck überwindet und die ganze Manschette durch-dringt. Nun werden die Oszillationen allmählich höher, weil größere Blutmengen passieren. Am Punkt höher werdender Oszillationen wird der systolische Blut-druck gemessen; dies entspricht dem 1. Kriterium in Abbildung 17. Noch spä-ter befindet sich die Manschette im Schwingungsoptimum, die Oszillationen sind nun am höchsten. An diesem Punkt wird der mittlere Blutdruck gemessen (2. Kriterium in Abbildung 17). Danach wird die Manschette schlaffer, die Ver-bindung zwischen Manschette und Messarterie lässt nach und die Oszillationen nehmen wieder ab. Am Punkt niedrig bleibender Oszillationen wird der diastoli-sche Blutdruck gemessen (Werner 1972, Guillebeau 1979).

Abbildung 17: Oszillationen der Blutströmung unter der Blutdruckmanschette.

Dargestellt ist der Druckverlauf als Funktion der Zeit bei konti-nuierlich nachlassendem Manschettendruck (nach Werner 1980) Die Mess-Intervallzeit beträgt in der Grundeinstellung der Betriebsart „Automa-tik“ fünf Minuten. Sind kürzere Zeitabstände für ein automatisches Intervall ein-gestellt (1,2 oder 3 Minuten), so wird die Intervallzeit nach 10 Minuten automa-tisch wieder auf 5 Minuten zurückgesetzt.

Während des ersten Messversuches wird die Manschette bis auf 190 mmHg aufgepumpt. Beträgt der systolische Druck mehr als 170 mmHg, wird erneut aufgepumpt, da der Aufpumpdruck mindestens 20 mmHg höher sein muss als der systolische Druck.

Es erscheint dann die Nachricht am Monitor: MAN.DR.GERING (Manschetten-druck gering). Der Aufpump(Manschetten-druck steigt, falls notwendig, bis auf 280 mmHg an.

Das noninvasive Blutdruck-Messsystem (NIBD-System) besitzt eine Sicherheit-seinrichtung, die Überdruck oder verlängertes Aufpumpen der Manschette ver-hindert. Der maximale Aufpumpdruck wird automatisch auf 280 mmHg

be-grenzt. Zur Erhöhung der Redundanz ist zusätzlich ein mechanisches Sicher-heitsventil vorhanden, das bei einem Manschettendruck von 330 mmHg an-spricht.

Der Messbereich beträgt bei einer akzeptierten Herzfrequenz von 30 bis 200 Schlägen pro Minute 35 bis 255 mmHg. Die Messdauer liegt bei 30 Sekun-den, dabei nimmt die Ablassrate 4 mmHg/s und die Aufpumprate (20 bis 100 mmHg) 25 mmHg/s ein.

Der Transducer arbeitet mit einer Genauigkeit von mehr als ±3 mmHg (Bedie-nungsanleitung Datex®). Aus der Literatur ist bekannt, dass bei der oszillome-trischen Blutdruckmessung Messwertfehler im Bereich von 30 bis 40% möglich sind (Lee et al. 2002). Aus diesem Grund wurden bei den eigenen Untersu-chungen vor allem die Trends und zeitlichen Verläufe der Blutdruckmesswerte verglichen und kein Schwerpunkt auf absolute Werte gelegt. Um weitere Feh-lerquellen auszuschließen, wurde stets unter gleichen Bedingungen mit dieser Methode gemessen.

Wichtig für die Genauigkeit der Blutdruckmessung ist die Breite der Manschette, die, wie bereits erwähnt, der Hundegröße angepasst werden muss. Dies ist we-gen der durch die Manschette verursachten Weichteilverdrängung nötig.

Abbildung 18: Die Weichteilverdrängung der Blutdruckmanschette (nach Werner 1972)

Abbildung 18 zeigt schematisch diese Weichteilverdrängung. Die Manschette verursacht, wenn sie aufgepumpt ist, eine Verjüngung des Querschnitts am Messglied. Die Randzonen der Manschette drängen weiches Gewebe und Flüssigkeit nach proximal und distal unter der Manschette heraus. Diese Man-schettenteile und ihre Druckarbeit gehen für den eigentlichen Messvorgang, bei dem Druck auf die tiefliegende Arterie aufgebracht werden muss, verloren. Eine Manschette ist zu schmal, wenn sie nur aus weichteilverdrängenden Abschnit-ten besteht. Um die in der Tiefe liegende Arterie zu komprimieren, muss eine zu schmale Manschette auf einen Wert oberhalb des systolischen Blutdrucks auf-gepumpt sein. Dadurch gibt sie den Wert für den systolischen Druck zu hoch an. Je mehr Weichteile vorhanden sind oder je größer der Umfang des Mess-gliedes ist, desto breiter muss die Manschette sein (Werner 1972). Vereinfacht gilt: eine zu schmale Manschette gibt die Werte zu hoch an, während eine zu breite Manschette sie zu niedrig anzeigt. Daher muss die Manschettenbreite ein bestimmtes Verhältnis zum Umfang des Messgliedes haben (Werner 1980). Als Faustregel gilt Kirschsiepers Verhältnis von Manschettenbreite zu Gliedumfang entsprechend 1:2 bis 1:2,5 und Fruchts Regel, wonach die Manschette etwas breiter sein muss als der Durchmesser des Messgliedes, oder Bordleys Regel, dass die Manschette um ein Fünftel breiter sein soll als der Glieddurchmesser (Werner 1972). Geddes et al. (1980), Sawyer et al. (1991) und Sander et al.

(1996) geben als optimale Manschettenbreite 40 bis 60% des Umfanges der Hintergliedmaße des betreffenden Hundes an. Bei den eigenen Untersuchun-gen wurde stets eine Manschettenbreite von 40% des Gliedmaßenumfangs an-gestrebt. Bezüglich des Durchmessers der Manschette folgt aus der Literatur und aus eigenen Untersuchungen, dass dieser etwa 20% größer sein sollte als der Durchmesser der Hintergliedmaße. Verwendet wurden bei eigenen Unter-suchungen Manschetten vom Typ "Neonatal Disposa-Cufs" (Fa. Critikon) in verschiedenen Größen (1-5).