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Naturräumliche Gegeben- Gegeben-heiten und ihr Einfl uss auf die

4.1 Die Metropole an der Elbe Hamburg liegt an der Mündung der

4.1.1 Naturräumliche Gegeben- Gegeben-heiten und ihr Einfl uss auf die

Stadtentwicklung

Das Stadtgebiet Hamburgs wird durch ein weiträumiges, verästeltes Gewäs-sersystem geprägt. Die Elbe ist der markanteste Fluss und teilt sich im Hamburger Stadtgebiet in Norder- und Süderelbe. Sie umfließt die Elbinsel, die aus den vier Stadtteilen Wilhelms-burg, Veddel, Kleiner Graasbrook und Steinwerder besteht.51 Das Stadtzentrum Hamburgs befindet sich nördlich der Norderelbe.

Der Einfluss der naturräumlichen Ge-gebenheiten kann am Erscheinungsbild und Charakter der Stadt abgelesen werden. So entstanden die historischen Siedlungskerne des heutigen Ham-burgs, bestehend aus Hamburg52, Al-tona, Bergedorf und Harburg, auf der Geest (siehe Abb. 08).

1932 formulierte der damalige Ham-burger Oberbaudirekter Fritz Schuma-cher: „Die Geest (ist) das natürliche großstädtische Wohngebiet, (während) die Marsch durch ihre 5 Meter tiefere, nicht sturmflutfreie Lage nur künstlich und deshalb teuer zum großstädtischen Wohngebiet herrichtbar (ist)“.53

Bevorzugtes Wohngebiet waren bzw.

sind die hochwassergeschützten Flä-chen der Geest.54 Aufgrund großer Wohnungsnot wurden jedoch schon vor dem 2. Weltkrieg großräumige Wohnungsbauprojekte auf der Elbinsel realisiert (siehe auch Abb. 12).55

DER LANDSCHAFTSRAUM

Der Landschaftsraum Hamburgs ist durch den Gegensatz der höher gele-genen, mehr oder weniger bewegten Geestlandschaft und der großflächi-gen, ebenen Marschenlandschaft ge-prägt. Eiszeitliche und nacheiszeitliche Landformungen haben die Gliederung und den Aufbau des Naturraumes im Wesentlichen beeinflusst. Durch das Schmelzwasser abtauender Gletscher entstand das Urstromtal der Elbe, dass sich noch heute im Höhenrelief

43 FHH 2011

44 FHH 2008b: S. 22

45 FHH 2011a

46 Deutscher Wetterdienst

47 Statistikamt Nord 2011: Statistisches Jahr-buch Hamburg 2010/2011, S. 237

48 FHH 2011b

49 B-Pläne können in bestimmten Situationen auch durch die BSU bearbeitet werden, wie beispielsweise beim Projekt „Mitte Altona“.

50 Weitere Informationen zum Hafengebiet können dem Anhang entnommen werden.

51 vgl. Stokman et al. 2008: S. 21

52 Die Ursprünge Hamburgs stellt die Hamma-burg dar. Bereits im 8. Jahrhundert könnte es eine ortsfeste Siedlung an der Alstermündung (dem heutigen Domplatz) gegeben haben. Im Jahr 810 wurde die Hammaburg erstmalig ur-kundlich erwähnt (vgl. Küster 2007: S. 232).

53 Grosse-Bächle 2011: S. 14

54 FHH 1997: S. 7

55 vgl. Grosse-Bächle 2011: S. 14

Abb. 09: Das Marschgebiet im ehemaligen Urstromtal der Elbe

der Stadt ablesen lässt. Im Urstromtal entstanden durch Sand- und Schlick-ablagerungen die Marschengebiete. In Kombination mit der Tidedynamik der Elbe bildete sich hier ein Stromspal-tungsgebiet, in dem sich die heutige Elbinsel befindet.

Die durch den Einschnitt der Elbe ent-standenen Geestkanten sind noch heu-te dominanheu-te Reliefstrukturen, die den Übergang zwischen Marsch und Geest markieren (siehe Abb. 09 und 10). Hoch anstehendes Grundwasser befindet sich vor allem im Bereich der Fließgewässer.

Auch in den höher gelegenen Flächen in der Marsch steht der Grundwasser-spiegel nur einen bis vier Dezimeter un-ter der Bodenoberfläche an (grün/blaue Bereiche in Abb. 10).56

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Abb. 10: Das Höhenrelief Hamburgs. Das tiefer gelegene Urstromtal der Elbe (blau/grün) zeichnet sich deutlich

in der Topographie ab. Die Geestbereiche liegen im Durchschnitt etwa 10 bis 15 m höher. 56 Poppendieck et al. 2011: S. 18ff.

Über Jahrhunderte war das Hamburger Gewässernetz zahlreichen Verände-rungen ausgesetzt: „Vordeichsflächen wurden eingedeicht und Überschwem-mungsgebiete reduziert, Gewässer wurden zugeschüttet, vernässte Niede-rungen trockengelegt, Bäche wurden verrohrt.“57 Hinzu kam die zunehmen-de Bebauung zunehmen-des Stadtgebietes (siehe Abb. 11 und 12). Diese Veränderun-gen stellten gravierende Eingriffe in den Naturhaushalt und insbesondere in den Wasserhaushalt dar.

MARSCH

Als Marsch (auch Schwemmland ge-nannt), bezeichnet man das holozäne Gebiet der nordwestdeutschen Küsten und Flüsse sowie vergleichbare Land-schaftsformen weltweit, die durch all-mähliche Verlandung entstanden sind.

Marschen sind generell flache Land-striche ohne natürliche Erhebungen.

Sie liegen in etwa auf Höhe des Mee-resspiegels landeinwärts des Watts und der Salzwiesen und reichen bis zur Geest. Hier befinden sich überwiegend tonreiche Böden, aber auch sandige Ufer entlang der ehemaligen Flussar-me.62

Das Marschgebiet wird in Hamburg durch ein Entwässerungssystem tro-cken gehalten, dass aus Gräben, Wet-tern (Entwässerungsgraben im Marsch-gebiet) und Pumpstationen besteht. Die natürliche Wasserbilanz stellt sich hier wie folgt dar: über 60% des Nieder-schlagswasser verdunstet, 35% fließt aufgrund des bindigen Bodens an der Oberfläche ab und die Grundwasser-neubildungsrate ist nur sehr gering.63 GEEST

(gest oder güst: niederdeutsch für tro-cken, unfruchtbar 58)

Die Geest bezeichnet einen Land-schaftstyp, der in Norddeutschland, den nördlichen Niederlanden und Dä-nemark vorkommt. Er ist durch Sand- und Geröllablagerungen der Gletscher während der Eiszeiten entstanden und bildet höher gelegene Flächen aus. 59 In Hamburg befinden sich in diesen Be-reichen – je nach standörtlichen Bedin-gungen – Sande, Geschiebelehm, Ge-schiebemergel, Geschiebedecksande, Schmelzwassersande und Sandlöss.60 Auf sandigen oder kiesigen Böden mit einem geringen Schluff- bzw. Tonanteil erfolgt eine schnelle Versickerung des Niederschlags in den Boden. Dage-gen weisen Böden mit einem hohen Schluff- und Tonanteil (beispielsweise Geschiebelehm und Geschiebemer-gel) nur eine sehr eingeschränkte Versi-ckerungsleistung auf. Je nach Topogra-phie bleibt das Niederschlagswasser oberflächig stehen, läuft oberflächig ab bzw. versickert nur langsam in den Untergrund. 61

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Abb. 11:

Die Eingriff e in den Wasserhaushalt werden auch anhand der Prinzipschritte durch das Urstromtal in Höhe des Stromspaltungsgebiets deutlich.

Oben: Zustand nach der letzten Eiszeit;

Unten: heutiger Zustand

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Geest Eichen- und

Buchenwald Schilf- und

Binsengürtel Elbe Schwemmgebiet mit

Schilf und Auwald Elbe Moor

Geest

Geest

Elbe mit vertiefter

Fahrrinne (14,7m) Hafenbecken Elbe

Geest

Deich-vorland Deich entwässertes durch

Deiche geschütztes Land Deich

aufgehöhter Hafenpolder

57 FHH 1997: S. 28f.

58 Poppendieck et al. 2011: S. 22

59 FHH 2009: S. 16

60 Poppendieck et al. 2011: S. 19ff.

61 vgl. HAMBURG WASSER 2010: S. 51 ff.

62 Poppendieck et al. 2011: S. 21 und S. 24

63 IBA 2009: S. 21

1860

1200 1600 1800

Abb. 12: Die städtebauliche Entwicklung Hamburgs und die Veränderungen der Gewässer von 1200 bis 2008.64 Von 1200 bis 1800 liegen keine fl ächendeckenden Informationen vor.64

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1910 1955 2008

Abb. 13: Versiegelungsgrad der Böden in Hamburg

4.1.2 Flächenversiegelung und