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6. Erhebung

6.2. Methodik

Im Rahmen der empirischen Forschung dieser Arbeit werden verschiedene Methoden der investigativen Datenerhebung verwendet. Der Versuchsaufbau, der Inhalt der Untersuchung sowie der Ablauf der Inhaltsanalyse werden im Folgenden erläutert.

45 Versuchsaufbau

6.2.1. Versuchsaufbau

Standardisierte Fragebögen stellen eine Praktik zur Sammlung von validen und reliablen Informationen dar.93 In dieser Forschungsarbeit wird die empirische Untersuchung online durchgeführt. Als Untersuchungsmethoden dienen dabei ein Online-Survey vorab und persönliche Interviews mit den Probanden. Die Befragungsmethoden sind auf Deutsch oder Englisch, da die Teilnehmer aus unterschiedlichen sprachlichen Kontexten kommen. Die Muttersprache des Interviewenden ist Deutsch, deswegen wurden die Interviews mit deutschsprachigen Probanden auf Deutsch geführt. Zur Vorbereitung der Befragungen erfolgt ein Pre-Test mit einer Pre-Testperson, um die einzelnen Methoden zu testen. Teilnehmer für die Befragung werden über E-Mail-Verteiler und private Kontakte gesucht. Die Teilnehmer sind Mitglieder der Zielgruppe, welche aus Nachwuchswissenschaftlern verschiedener Fachbereiche besteht.

Der Online-Survey dient als Instrument zur Erhebung demografischer Daten der teilnehmenden Personen und der Sammlung von Informationen zu deren Nutzungsverhalten bezüglich Video-Tutorials. Der Online-Fragebogen wird über die Plattform https://www.umfrageonline.com erstellt. Der Fragebogen ist auf Englisch.

Zur Datenerhebung wird auf das Instrument des leitfadengestützten Interviews zurückgegriffen, welches zu den nicht standardisierten Interviews gehört. Diese Methode gehört zu den qualitativ-offenen Befragungsformen. Durch den Leitfaden werden die Interviews strukturiert. Die Befunde bleiben durch die Strukturiertheit vergleichbar.94 Der Leitfaden für die Zielgruppeninterviews wird aufbauend auf den Erkenntnissen der vorangegangenen Recherche formuliert. Er zielt darauf ab, Erkenntnisse über die Tauglichkeit der Animationen als Unterstützung der Informationsvermittlung einzelner Themen aus der Wissenschaftskommunikation zu gewinnen. Durch gezielte Evaluationsfragen sollen Effekte und Eindrücke gesammelt werden, die die Gestaltung der Video-Tutorials hervorruft. In den Interviews werden den Probanden zwei englischsprachige Video-Tutorials von SCISO vorgeführt. Ein Video-Tutorial enthält keine Animationen, in dem anderen Tutorial sind Animationen

93 Vgl. (Möhring & Schlütz, 2013), S. 53ff.

94 Vgl. (Loosen, 2016)

46 Inhaltliche Untersuchung

integriert. Die Probanden werden nach ihrer Beobachtung und Einschätzung zu den einzelnen Video-Tutorials des SCISO-Projekts befragt. Die Erkenntnisse der Interviews mit Wissenschaftlern verschiedener Forschungsbereiche und beruflicher Erfahrung sollen im Anschluss zusammengefasst werden mit dem Ziel, ein möglichst umfassendes Bild zu erlangen und herauszustellen, ob sich forschungsbezogene Annahmen bestätigen oder nicht. Die Plattform BigBlueButton dient als Medium für die Interviews. Sie wurde gewählt, da hier Besprechungen über den Browser durchgeführt, diese aufgezeichnet und online abgespeichert werden können, ohne dass eine zusätzliche Applikation genutzt werden muss. Die Plattform ist über folgende URL zu erreichen: https://bigbluebutton.org/.

6.2.2. Inhaltliche Untersuchung

Inhaltlich erfolgte bei der Untersuchung die Gegenüberstellung zweier Varianten der SCISO-Video-Tutorials. Dazu wurden zwei Video-Tutorials der SCISO-Kampagne gewählt, die sich inhaltlich sehr ähneln. Das erste Tutorial trägt den Titel Writing understandably. Dieses Video behandelt schriftliche Kommunikation in der Wissenschaft. In dem Video wird ein Modell sowie praktische Punkte präsentiert, auf die beim schriftlichen Arbeiten geachtet werden sollten, um Texte möglichst einfach und verständlich zu formulieren. Das zweite Video heißt A framework for communicating science. Das Thema dieses Videos handelt von Wissenschaftskommunikation im Allgemeinen. Hier wird wiederum ein praktisches Modell erklärt und wichtige Punkte aufgezählt, die für jegliche Formen wissenschaftlicher Kommunikation von Bedeutung sind. Die Videos thematisieren beide Themen der wissenschaftlichen Kommunikation. Sie geben praktische Tipps und Beispiele, wie Wissenschaft schriftlich und verbal kommuniziert werden kann.

Außerdem wird in beiden Tutorials jeweils ein Modell zur Wissenschafts-kommunikation vorgestellt. Sie sind somit gut miteinander vergleichbar.

Für die Untersuchung wurde das Video-Tutorial Writing understandably so bearbeitet, dass die Animationen nicht mehr zu sehen sind. Diese wurden anschließend einer Testgruppe präsentiert. Diese Testgruppe besteht aus Teilnehmern der Zielgruppe, also Doktoren und Doktoranden. Somit wird ein Vergleich geschaffen, bei dem das Video-Tutorial ohne Animation im Hintergrund und das Original-Tutorial mit

47 Deduktive Inhaltsanalyse Animationen direkt gegenübergestellt werden und sich der Effekt der Animationen direkt herausstellen lässt.

Es gilt, mit den gesammelten Erkenntnissen eine Aussage darüber zu treffen, welche Erfolgsfaktoren grafische Animationen in Video-Tutorials haben und ob diese einen entscheidenden Beitrag bei der Wissensvermittlung leisten. Insgesamt soll die Wahrnehmung der Probanden erforscht werden. Weiterführend sind Störfaktoren und Änderungsmöglichkeiten in Bezug auf die Gestaltung der Animationen zu ermitteln.

6.2.3. Deduktive Inhaltsanalyse

Die Auswertung der Interviews orientiert sich an der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.95 Die Aussagen der Probanden werden auf deduktiver Ebene ausgewertet.

Hierzu werden entsprechende Vergleichskategorien aus der Theorie und den Interviews gefiltert und für die Einordnung der Aussagen verwendet. Die deduktive Kategorienanwendung nach Mayring dient dazu, das gewonnene Material in eine bestimmte Struktur zu bringen. Dazu wird ein Kategoriensystem aufgestellt. Es findet eine systematische Extrahierung aller Textbestandteile statt, die sich in die vorher definierten Kategorien einordnen lassen. Mayring nennt Kriterien, nach denen das Kategoriensystem aufgebaut werden kann. Aus der vorherigen Recherchearbeit, den Forschungsfragen und den definierten Hypothesen leiten sich die Kategorien zur Auswertung der Interviews ab.

Das Kategoriensystem kann eine nominale oder ordinale Skala haben. In dieser Arbeit handelt es sich um ein ordinales Kategoriensystem. Das bedeutet, dass die Kategorien nach einer Rangordnung (z.B. K1: sehr zufrieden, K2: eher zufrieden, K3: eher unzufrieden, K4: sehr unzufrieden96) angeordnet sind, die sich besonders für Evaluationsstudien, wie diese, eignen. Die Aufstellung des Kategoriensystems erfolgt nach folgenden Schritten:

1. Kategorien werden definiert,

2. geeignete Ankerbeispiele werden aus dem Textmaterial gewählt und 3. Kodierregeln festgelegt.

95 Vgl. (Mayring, 2022)

96 (Mayring, 2022), S. 96

48 Deduktive Inhaltsanalyse

Daraus ergibt sich der Kodierleitfaden, der das Kernstück der Auswertung ist. Er ist eine regelgeleitete Konzeption, nach der Textstellen den deduktiv aufgestellten Kategorien zugeordnet werden können. Zunächst müssen dazu Analyseeinheiten betrachtet werden. Hier gibt es Kodiereinheiten und Kontexteinheiten. Die Kodiereinheit ist dabei ein Textbestandteil, der einer Kategorie zugeordnet werden kann. Wenn das Material in einer Auswertungseinheit erkennen lässt, dass es sich um vermittelte Informationen oder den Eindruck beziehungsweise die Wirkung handeln, kann die Textstelle kodiert werden. Die Kontexteinheit betrifft alles vorliegende Material, was bei einem Fall vorliegt. In der Materialbearbeitung werden also relevante Textstellen gesucht. Wenn sich diese klar kodieren lassen, werden sie als Ankerbeispiele in den Kodierleitfaden aufgenommen und so den entsprechenden Kategorien zugeordnet. Wenn sich Textpassagen nicht eindeutig zuordnen lassen, wird eine Entscheidung getroffen, wie die Einordnung in eine bestimmte Kategorie von den anderen Kategorien abgegrenzt wird. Diese wird als Kodierregel im Kodierleitfaden festgehalten. So können die Kategorien im ordinalen System präzisiert werden. Bei diesem Prozess ist eine regemäßige Revision des Modells von hoher Bedeutung, um das Festlegen der Kategorien zu legitimieren.

Nachdem der Kodierleitfaden erstellt und bearbeitet sind, kann eine Einschätzung der Kodierungen vorgenommen werden. Dazu wird eine Übersicht der Anforderungen für die einzelnen Kodierungen erstellt. Diese lässt sich quantitativ auswerten. Die Zitate des Kodierleitfadens werden aufsummiert und als Fundstellen der Anforderungen verwendet. Das zeigt die Häufigkeiten der Zuordnung zu den einzelnen Kategorien.

Die Auswertung nach Häufigkeiten ist in diesem Falle interessant, da sich dadurch die Unterschiede und Ausprägungen zwischen den einzelnen Kategorien besser demonstrieren lassen. Die Einschätzung wird im Anschluss kurz begründet.97

Die praktische Anwendung der deduktiven Inhaltsanalyse nach Mayring für die vorliegende Studienarbeit wird im Kapitel 8.2.1. vorgestellt. In dem Kapitel wird die deduktive Kategorienanwendung, also die Erarbeitung eines Kodierleitfadens angepasst auf die Forschungsergebnisse aus den Interviews, erklärt.

97 Vgl. (Mayring, 2022), S. 96-103

49 Gütekriterien