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menschlich bleiben“

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 77-80)

Beim ersten „Schorfheider Kamingespräch“ 2013 stand die Frage, ob bei Gesundheit und Bildung Gemeinwohl und Betriebswirtschaft unter einen Hut gebracht werden können

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m biblischen Verständnis haben alle Menschen ein Recht auf soziale Teilhabe. Mit einem Zitat von Friedrich Schorlemmer läutete Prof. Dr. Michael Schäfer das erste „Schorfheider Kamingespräch“ in diesem Jahr ein. Es ging um Daseinsvorsorge im Spannungsfeld von Gemeinwohl, Wettbewerb und Markt am Beispiel der Bereiche Bildung und Gesundheit.

Prof. Michael Schäfer, Mitinitiator der „Schorfheider Kamingespräche“, links im Bild, moderierte die Podiums-diskussion. Deren Teilnehmer v.l.n.r.: Prof. Dr. Michael Schierack, Landesvorsitzender der CDU Brandenburg und praktizierender Arzt in Cottbus, Bernd Köster, Vorstand des Vereins Montessori Niederbarnim, Jürgen Flegel, Schulleiter der öffentlichen Wilhelm Röntgen Gesamtschule Panketal, Dr. Steffi Miroslau, Geschäftsführerin der kommunalen Krankenhausgesellschaft für Leben und Gesundheit (GLG) mbH Eberswalde, Dr. Mate Ivancic, Geschäftsführer des privaten Helios Klinikum Berlin-Buch Foto: Michael Winkler

sondern Professionalität, sagt er und spannt den Bogen gleich bis zur Bildung weiter. Wie das medizinische Personal im Krankenhaus würden auch die Lehrer „mit der Erwartung überfrachtet, dass ihr Tun jenseits von Ökonomie und Markt-wirtschaft stattfindet. Was Bildung und Gesundheit betrifft, haben die Menschen kein Kostenbewusst-sein“, kritisiert er.

Der Bürgermeister steht in seiner 20.000-Seelen-Gemeinde im Speckgürtel von Berlin zurzeit auch unter Kritik. Panketal ist Träger zweier Grundschulen, einer Oberschule und einer Gesamtschule. Die Oberschule, die zu etwa 60 Prozent von Kindern anderer Gemeinden besucht wird, will er wegen dieser Fremdbelegung an den Landkreis Barnim abgeben, um so Kosten zu sparen. Der Bürgermeister befürwortet die Niederlassung nichtstaatlicher Schulen. „Bildungs-einrichtungen in freier Trägerschaft bedrohen die Existenz öffentlicher Schulen nicht. Im Gegenteil:

Sie sind eine Bereicherung“, steht für ihn fest.

Daseinsvorsorge sind für Michael Schierack, Landesvorsitzender der Brandenburger CDU,

„Dinge, die wir ursächlich zum Leben brauchen wie Gesundheit, Bildung, Sicherheit, Nahrung, Wasser“, zählt er auf. „Daseinsvorsorge kann kein Privileg sein, das vom Geldbeutel abhängt“, ist der Mediziner überzeugt. „In diesem Kontext erwarten wir bei-spielsweise von den Stadtwerken, dass sie Gewinn abwerfen, um soziale Leistungen der Kommune zu finanzieren“, so Schierack. Nichtsdestotrotz sieht auch er eine „Tendenz der Verwirtschaftlichung“.

Die macht er im Bildungsbereich beispielsweise an der Akzeptanz von Privatschulen deutlich. In Berlin hat sich die Zahl der Schüler an privaten Bildungs-einrichtungen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt und liegt jetzt bei einem Anteil von 8,7 Prozent. In Brandenburg stieg die Quote in einem Jahrzehnt von 1,5 auf 2,8 Prozent.

Können es private Schulen also besser? Jürgen Flegel, Leiter der Wilhelm Conrad Roentgen Gesamtschule in Zepernick, räumt ein, „dass

individuelle Förderung an öffentlichen Schulen schwierig ist“. Aber er weiß aus Erfahrung:

„Auch die öffentliche Schule kann sich im Rahmen der Möglich-keiten bewegen.“ Bernd Köster, Vorstand des Vereins Montessori Niederbarnim, der Schulen und Kitas betreibt, sieht das ähn-lich. „Der Umbruch in der Gesellschaft muss sich in der Bildung wider-spiegeln. Da haben es die öffentlichen Schulen schwer“, sagt er. „Zehn Prozent der Eltern nehmen in Kauf, dass sie für Leistungen in der Bildung bezahlen müssen. Sie wollen, dass die vereinbarten Bildungs-ziele umgesetzt werden, sie wollen aber auch, dass sich ihre Kinder im Lebensraum Schule wohlfühlen.“

Ist Daseinsvorsorge Maximalvorsorge?

Und welche Trägerschaft ist beispielsweise für Krankenhäuser besser? Dr. Mate Ivancic, Geschäftsführer des privaten Helios Klinikums Berlin-Buch, ist sich da mit seiner Amtskollegin aus der kommunalen Gesellschaft für Leben und Gesundheit Eberswalde (GLG) einig: „Gesundheit, die jeder braucht, kann man in beiden Bereichen richtig oder falsch managen“, sagt er. Tatsache sei, dass das Geld, welches die Gesellschaft für das Gesundheitswesen zur Verfügung stelle, „nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein ist“.

Die Krankenhäuser müssten es also selbst erwirt-schaften, und das gehe nur über medizinische Qualität. „Es gibt genügend Geld im System, um Hochmedizin anzubieten. Wir müssen uns über-legen, wie wir es einsetzen wollen“, sagt Mate Ivancic. Im Helios werde ständig die Frage gestellt:

„Welche Behandlung macht langfristig Sinn?“

Und: „Medizinische Qualität ist messbar“, weiß der Manager aus Erfahrung. Von den 2.050 Kranken-häusern in Deutschland seien 300 entsprechend zertifiziert. „Sie überleben als Privater nicht, wenn sie die Leute schlecht behandeln“.

„Sprechen wir von Daseinsvorsorge oder von Maximalvorsorge“, wirft Dr. Karl-Heinz Sewe-kow, Allgemeinmediziner mit einer eigenen Praxis, ironisch ein. Nach seinen Erfahrungen würden die Patienten prinzipiell Maximalleistungen erwarten, sagt er. „Ich muss wirtschaftlich arbeiten, sonst kann ich die Riester-Rente für meine Mitarbeiterin nicht mehr zahlen“, setzt er hinzu.

„Die Ökonomie muss sekundär bleiben, sonst sind wir schlechte Ärzte und Lehrer“, entgegnet Christine Heinrich. Sie weiß, wovon sie spricht, Diskussion

war sie doch 33 Jahre Landärztin in Finowfurt.

Immer wieder habe sie erlebt, wie verunsichert die Patienten waren, die aus dem Krankenhaus kamen.

„Vernünftige Gespräche zwischen Arzt und Patient sind nicht mehr möglich“, hat sie immer wieder festgestellt. „Es geht immer nur um Zahlen, nie um den Menschen. So kann es nicht bleiben.“

Dr. Steffi Miroslau von der GLG meint viel-sagend: „Die Schweiz ist dazu übergegangen, Zeit in der Ambulanz zu bezahlen, weil sie sagen, Gespräche sind uns wichtiger“. Mate Ivancic will den Vorwurf, nur auf Gewinn aus zu sein, nicht auf sich sitzen lassen: „Sie glauben gar nicht, wie oft wir Patienten bei uns länger behalten, weil der Sohn nicht zum Abholen kommen kann. Bezahlt wird das nicht. Die Krankenkasse interessiert das nämlich nicht.“

Dennoch gerät der Geschäftsführer des Helios plötzlich unter Beschuss. „Ich glaube nur einen kleinen Teil von dem, was Sie sagen“, wirft ihm Hubert Hayek, Kinderarzt im Ruhestand, vor.

„Sie reden von Gewinn und meinen Profit, den Sie mit dem 60-Stunden-Dienst der Ärzte und den nicht bezahlten Überstunden der Kranken-schwestern verdienen“. Menschlichkeit könne nur mit Personal, „mit mehr Personal“ vonstatten gehen. Beispielsweise über die Verflechtung von stationärer und ambulanter Behandlung nach-zudenken, „damit man Kosten spart und trotz-dem menschlich bleibt – das wäre die Aufgabe eines Gesundheitsmanagers“, sagt der Panketaler.

Dafür erhält er spontanen Beifall aus dem

Publikum. n

u.schoknecht@gemeinde-schorfheide.de fornell@panketal.de

gf@glg-mbh.de

mate.ivancis@helios-kliniken.de

Uwe Schoknecht, Bürgermeister der Gemeinde Schorfheide und Mitinitiator der „Schorfheider Kamingespräche“, bei seinem Kurzvortrag Foto: Michael Winkler Die Podiumsdiskussion in der „Alten Schmiede“ in Panketal wird aufmerksam verfolgt.

3.v.l.: Rainer Fornell, Bürgermeister dieser Gemeinde am nördlichen Stadtrand von Berlin.

Foto: Michael Winkler

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Erdgas

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Eine lange Erfolgsgeschichte Am 1. Mai 1973 strömte erstmals russisches Erd-gas über die Grenze nach Ostdeutschland. Der Anlandepunkt Sayda im Erzgebirge gehörte damals zum Leitungsnetz der VNG und ist heute eine Station der VNG-Tochtergesellschaft ONTRAS – VNG Gastransport GmbH. Nur wenig später wurde auch Westdeutschland mit russischem Erd-gas versorgt. Seither sind mehr als eine Billion Kubikmeter über mittlerweile drei verschiedene Transportrouten von Russland nach Deutschland geflossen, davon etwa 250 Milliarden Kubik-meter zur VNG. „Wir sind froh und stolz, heute gemeinsam mit Gazprom unsere 40jährige Energie-partnerschaft feiern zu können. Sie hat sich gerade in Zeiten des historischen Wandels als Erfolgs-geschichte erwiesen. Durch alle Zeitläufte hindurch haben uns unsere russischen Partner zuverlässig mit Erdgas beliefert und damit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet“, so Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender der VNG, in seinem Grußwort. Dabei habe Erdgas in all den Jahren und im Gegensatz zu anderen Energieträgern stets seine Position behaupten können: „Erdgas ist und bleibt ein zuverlässiger und günstiger Energieträger mit großem Umwelt-schutzpotential. Ich bin überzeugt davon, dass seine Bedeutung zukünftig wachsen wird. Ohne Erd-gas – und das schließt russisches ErdErd-gas ein – wird das deutsche Generationsprojekt Energiewende nicht zu bewältigen sein.“ Gleichzeitig betonte Dr. Heuchert, dass die deutsch-russische Energie-partnerschaft von einem Geben und Nehmen geprägt sei: „Was Gazprom auf der Lieferseite leistet, garantieren wir auf der Vermarktungsseite. Unsere Energiepartnerschaft findet auf Augenhöhe statt.

Wir setzen alles daran, diese Erfolgsgeschichte noch lange fortzusetzen.“

Vertrauen auf beiden Seiten Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der OAO

„Gazprom“, Alexander Medwedew, blickt zurück:

„Vor 40 Jahren bezog die VNG als erstes deutsches Unternehmen russisches Erdgas. Dieses Ereignis trug erheblich dazu bei, dass der deutsch-russische

Dialog einen strategischen Charakter

erhielt. Gazprom schätzt das Maß an Vertrauen, das in der Partnerschaft mit der VNG erreicht wurde.

Wir sind stolz darauf, dass wir gemeinsam Licht und Wärme in europäische Haushalte liefern und damit für eine umweltfreundliche Energiewirtschaft der Zukunft sorgen.“

„Die russischen Erdgaslieferungen

spielen für die Versorgungssicherheit in Deutsch-land und in der EU eine große Rolle“, bekräftigte auch Dr. Philipp Rösler: „Erdgas wird als umwelt-freundlichster konventioneller Energieträger auch in Zukunft einen zentralen Platz in der Energie-versorgung einnehmen. Gerade vor diesem Hintergrund ist eine vertrauensvolle Energie-partnerschaft besonders wichtig“, so der Bundes-wirtschaftsminister. Die Bedeutung gemeinsamer wissenschaftlicher und kultureller Kontakte für die deutsch-russische Energiepartnerschaft stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion mit Wladimir M. Grinin, Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland, Prof. Dr. Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a. D. und Schirmherr des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums, Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04 sowie Dr. Karsten Heuchert.

Vielfältige Ebenen der Kooperation Neben ihrem gesellschaftlichen Engagement in Sport und Kultur pflegen VNG und Gazprom auch eine enge Kooperation bei Projekten der Gasspeicherung. In Bernburg errichten die beiden Unternehmen einen Erdgasspeicher. Auf dem Gebiet von Wissenschaft und Technik besteht seit nunmehr 15 Jahren eine intensive Zusammen-arbeit. Erst gestern festigten die Partner mit der Unterzeichnung eines Abkommens ihre

wissenschaftlich-technische Kooperation. Im Rahmen separater Programme realisieren VNG und Gazprom eine Reihe innovativer Projekte, so etwa die Entwicklung und den Einsatz neuer Techno-logien für die unterirdische Gasspeicherung. „Die Zusammenarbeit mit unseren russischen Partnern zeichnet sich auch hier durch gegenseitiges Ver-trauen und langfristiges Engagement auf beiden Seiten aus. Regelmäßig finden Erfahrungsaustausche und Projekttreffen zwischen den deutschen und russischen Akteuren statt“, so Dr. Heuchert. Wirt-schaft und WissenWirt-schaft treffen auch im von VNG und Gazprom mitinitiierten Deutsch-Russischen Rohstoff-Forum aufeinander. Dort wird sich seit dem Jahr 2006 einer sicheren Rohstoffversorgung gewidmet. Damit diese personell auch in Zukunft gut aufgestellt ist, fördern die Unternehmen die Aus- und Weiterbildung junger Menschen, etwa an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg und am St. Petersburger Bergbauinstitut. „All diese Beispiele machen deutlich, dass wir Verantwortung für die Gesellschaft und ihre Bürger übernehmen.

Nur durch die langjährige und vertrauensvolle Partnerschaft unserer Unternehmen wird ein solch nachhaltiges Engagement möglich“, resümierte Dr.

Heuchert. n www.vng.de

www.gazprom.com SEIT 40 JAHREN STRöMT ERDGAS VON RUSSLAND NACH DEUTSCHLAND

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