3. Der Lebensraumkatalog (Institut für Landespflege) ���������������������� 13
7.3 nsenbach (seit 2002 in Betrieb) ���������������������������������������� 129
7.3.3 Makrozoobenthos
Tabelle 7.13: Charakterisierung der Untersuchungsstrecken des Insenbachs im Bereich des Durchlasses.
Ausbaustrecke
unterhalb Durchlass Durchlass Ausbaustrecke oberhalb Durchlass Morphologie
dichte Steinschüttung Rohrdurchlass mit
Steinschüttung dichte Steinschüttung
Substrate Steine, Blöcke Steine, Blöcke Steine, Blöcke
Vegetation Makrophyten,
Fadenalgen keine Makrophyten,
Fadenalgen
Länge [m] 35 22 20
Mittl. Breite [m] 2,2 2,6 2,0
Max. Tiefe [m] 0,3 0,5 0,3
Fließgeschwin-digkeit [cm/s] < 10 - 34 < 10 - 24 25 - 57
Baetis spp. von der oberen zur unteren Probestelle zu verzeichnen (Tabelle 7.15). Centroptilum luteolum hat ihr Maximum am Hochwasserrückhaltebecken. Ephemera danica ist hauptsäch-lich an der oberen Probestelle zu finden, am Hochwasserrückhaltebecken mit geringerer Indi -viduendichte und unten gar nicht. Bei den Trichopteren (insgesamt zehn Arten) treten zwischen den Probestellen deutliche Unterschiede auf. Sericostoma spp. ist an allen Probestellen zu fin -den, mit der geringsten Individuenzahl am Hochwasserrückhaltebecken. Des Weiteren ist Cha-eopteryx spp. sowohl oben und unten zu finden, fällt aber am Hochwasserrückhaltebecken aus.
Genauso verhält sich Rhyacophila spp.. Andere Trichopteren kommen ebenfalls nur an zwei Standorten vor: Lasiocephala basalis ist unten und am Hochwasserrückhaltebecken zu finden, fehlt aber an der oberen Probestelle. Halesus spp. ist dafür an der oberen Probestelle und am Hochwasserrückhaltebecken zu finden, fällt dafür an der unteren Probestelle aus.
Tabelle 7.15: Dominanz der häufigsten Taxa an den Probestellen des Insenbachs.
Probestelle Dominierende Taxa Dominanz oberhalb HRB Gammarus spp.
Chironomidae Baetis spp.
Elmis spp.
Centroptilum luteolum
39%
30%
6%
5%
5%
am HRB Chironomidae
Elmis spp.
Gammarus spp.
Hydrachnellae
Centroptilum luteolum
31%
20%
17%
9%
8%
unterhalb HRB Gammarus spp.
Chironomidae Baetis spp.
Elmis spp.
Centroptilum luteolum
28%
27%
16%
15%
6%
Süßwassermilben (Acarina) treten an allen Probestellen im sandigen Substrat auf, am Hoch-wasserrückhaltebecken mit einer höheren Individuendichte von ungefähr 100 Tieren. Oligo-chaeten spielen keine große Rolle, sie sind meist nur mit einer Individuendichte < 10 Tieren erhoben worden (Abbildung 7.39).
Die Gattung Elmis spp. als Hauptvertreter der Coleoptera tritt an allen Probestellen auf (Abbildung 7.39), allerdings unterscheidet sich die Anzahl der oberen Probestelle (35) deutlich von der am Hochwasserrückhaltebecken (256) und der unteren Probestelle (162) (Tabelle 7.15).
Die Individuenzahl der Kleinlibellenart Caleopteryx virgo (Odonata) ist ebenfalls am Hoch-wasserrückhaltebecken am größten, unten gering und an der oberen Probestelle kommt die Art nicht vor.
Habitat- und Substratpräferenzen
Wie Abbildung 7.41 zeigt, wird der Insenbach überwiegend von Arten besiedelt, welche Sand, Schlamm und feinen Kies bevorzugen. Kies und größere Steine sind nur in geringem Umfang zu finden, was den relativ geringen Anteil an Lithalbewohnern erklärt. Diese sind am Rückhaltebecken deutlich häufiger zu finden, da hier Steine künstlich eingebracht wurden und das Bachbett prägen. Der hohe Anteil an großen Steinen und der auf Grund der Besonnung aus-geprägte Algenbewuchs führen am Hochwasserrückhaltebecken zu der hohen Individuenzahl von Elmis spp. (Coleoptera). Die Familie der Hakenkäfer bevorzugt Hartsubstrat, besonders wenn es bewachsen ist. Auch die Schnecken profitieren von diesen Verhältnissen und treten ausschließlich „am HRB“ auf.
Abbildung 7.40: Relative Abundanzen der Ordnungen bzw. Klassen an den Probestellen am Insenbach.
Abbildung 7.39: Absolute Abundanzen der Ordnungen bzw. Klassen an den Probestellen am Insenbach.
Abbildung 7.41: Relative Anteile der Habitatpräferenzen der Organismen an den Probestellen des Insenbachs (Pelal: < 0,63 mm, Psammal 0,63 - 2 mm, Lithal: > 2 cm).
An der unteren Probestelle ist Elmis spp. ebenfalls auf bewachsenen Steinen zu finden. An der oberen Probestelle ist der Anteil der Coleoptera deutlich geringer, da auf Grund der stär-keren Beschattung der Algenbewuchs sehr gering ist. Zudem sind die wenigen Steine mit Löss-material verkrustet. Die Eintagsfliege Paraleptophlebia submarginata bevorzugt besonnte, schlammige bzw. sandige Bereiche mit geringeren Fließgeschwindigkeiten (Schmedje & col‑
ling1996). Entsprechend ist die Art hauptsächlich „am HRB“ zu finden.
Die sehr dominanten Chironomiden sind für einen Löss/Lehmbach typische Vertreter. Das Fehlen von Zuckmückenarten, die Anaerobiose betreiben, zeigt gute Sauerstoffverhältnisse im Sediment an. Auch die Eintagsfliege Ephemera danica ist ein Indikator für eine gute Sauerstoff-versorgung im Sediment. Sie besiedelt die sandigen Sedimente an der oberen Probestelle und oberhalb des Rohrdurchlasses am Hochwasserrückhaltebecken. Die schlammigen Bereiche im Hochwasserrückhaltebecken meidet sie hingegen. An der unteren Probestelle findet sie in den der harten und flachggründigen Substraten keinen geeigneten Lebensraum. Dafür treten Vertre -ter der Gattung Baetis vermehrt auf.
Die Trichopteren haben an allen Probestellen einen geringen Anteil an der Gesamtindividu-enzahl, am Hochwasserrückhaltebecken sind sie mit 3% deutlich unterrepräsentiert. Dort konn-ten zwei Arkonn-ten erfasst werden, die eher Stillgewässer bevorzugen (ihre geringe Individuenzahl ist allerdings nicht repräsentativ). An den anderen Probestellen kamen keine limno-rheophilen Köcherfliegen vor.
Ein Vergleich der Probestellen mittels Shannon-Index zeigt deren Ähnlichkeit bezüglich der Alpha-Diversität an den Probestellen (Tabelle 7.16). Mit Werten um 2 liegt die Alpha-Diversität im mittleren Bereich (mühlenberg 1993). Auf Grund der oben beschriebenen Unterschiede in den Substratverhältnissen schwanken die Individuendichten und die Gesamttaxazahl jedoch erheblich. Die obere Probestelle fällt durch ihre geringe Individuenzahl und das kleinere Arten-spektrum auf.
Tabelle 7.16: Vergleich der Alphadiversität der Probestellen des Hochwasserrückhaltebeckens S43 (H`max = maximaler Diversitätswert der Probestelle).
Probestelle oberhalb HRB am HRB unterhalb HRB
Taxazahl 20 32 28
Besiedlungsdichte
(Individuen/m²) 748 1388 1146
Shannon-Index H’ 1,96 2,26 2,00
Hmax 3,33 3,47 2,99
Evenness (H’/Hmax) 0,65 0,65 0,60
Diesen Unterschied zwischen der oberen Probestelle und dem Hochwasserrückhaltebecken belegen auch die renkonensche Zahl und der SørenSen-Index (Tabelle 7.17). Beide Werte sind geringer als die Vergleichswerte zwischen den anderen Probestellen.
Tabelle 7.17: renKonensche Zahl (erste Zahl) und SørenSen-Quotient (zweite Zahl) der drei Probestellen am Insenbach; Alle Angaben in %.
Probestellen oberhalb HRB am HRB
oberhalb HRB - 65 / 54
unterhalb HRB 74 / 63 72 / 63
Zusammenfassung und Diskussion
Der Insenbach als typischer Lössbach ist relativ artenreich. Es kommen hauptsächlich Arten vor, die Feinsediment und pflanzliches Material bevorzugen (gefaö o.J.). Den Hauptanteil der Zönosen bilden Gammarus spp, Elmis spp. und Chironomiden. Bei einer vergleichbaren Unter-suchung der gefaö im Herbst 2004 wurden am Insenbach insgesamt 80 Taxa festgestellt. Die artenreichste Stelle mit der höchsten Taxa- und Individuenzahl (35 Taxa und 7568 Ind. / m²) befand sich damals oberhalb des Hochwasserrückhaltebeckens an der Stauwurzel. Bei den Unter-suchungen der gefaö dominierten die Gammariden und Elmis spp. Die aktuellen Probenahmen konnten diese Individuenzahlen und Artenvielfalt nicht bestätigen, was an der unterschied-lichen Jahreszeit der Beprobung liegen kann. Die höchste Individuendichte mit 1388 Ind. / m² wurde jedoch ebenfalls am Hochwasserrückhaltebecken registriert. Ähnliche Zahlen liegen von der unteren Probestelle vor. An der oberen Probestelle wurden deutlich weniger Taxa und eine geringe Besiedlungsdichte registriert.
Ein Vergleich der Biozönosen an den drei Probestellen zeigt, dass es insbesondere zwi-schen der oberen Probestelle und dem Hochwasserrückhaltebecken signifikante Unterschiede gibt (SørenSen-Quotient 54). Am Hochwasserrückhaltebecken finden sich deutlich mehr Arten.
Ursache hierfür ist zum einen die höhere Substratvielfalt. So bieten die Flussbausteine im Hoch-wasserrückhaltebecken Habitate für Hartsubstratbewohner, die in den naturnahen Gewässer-abschnitten nur wenig geeignete Substrate finden. Ein weiterer Grund für die höhere Artenzahl und Besiedlungsdichte ist die stärkere Besonnung am Hochwasserrückhaltebecken. So ist bei-spielsweise die Kleinlibellenlarve Calopteryx virgo auf sonnige Gewässerabschnitte angewie-sen. (Schmedje & colling 1996). Auch Weidegänger wie beispielsweise Schnecken profitieren vom verstärkten Algenwachstum.
Der Anteil der Arten, die langsame Strömungsverhältnisse bevorzugen, ist am Hochwas-serrückhaltebecken am größten. Grund dafür ist die reduzierte Fließgeschwindigkeit im und nach dem Durchlass. Diese hat jedoch auch Auswirkungen auf die ökologische Durchgängig-keit und die BesiedelbarDurchgängig-keit des Durchlasses. Der Insenbach führt auf Grund der Geologie seines Einzugsgebiets und den umgebenden landwirtschaftlichen Flächen eine hohe Feinse-dimentfracht mit. Kommt es wie am Hochwasserrückhaltebecken zur Verringerung der Fließ-geschwindigkeit, kann Feinsediment in großen Mengen abgelagert werden. Im Durchlass des Hochwasserrückhaltebeckens S43 führt dies zu Verschlammungen größerer Sohlabschnitte (Abbildung 7.42).
Abbildung 7.42: Abgesetztes Feinmaterial auf der Steinsohle im Durchlass des Beckens S43.
Da diese verschlammten Bereiche die gesamte Gewässerbreite einnehmen, stellen sie für eher rheophile und sauerstoffbedürftige Arten wahrscheinlich ein Wanderungshindernis dar (rawer‑joSt et al. 1999). So können beispielsweise sauerstoffzehrenden Prozesse am Gewässer-grund zum Absterben von langsam wandernden Arten führen (QuaSt et al. 1997). Die Tatsache, dass Taxa wie die Simuliidae, Vertreter der Gattungen Hydropsyche und Polycentropus sowie der Strudelwurm Dugesia gonocephala nicht an den verschlammten Abschnitten gefunden wurden, unterstützen diese Vermutung.
Umgekehrt könnte die Steinschüttung im Durchlassbereich für Psammalbewohner eine Wan-derungsbarriere darstellen. Da sich zwischen den Steinen jedoch Feinmaterial abgelagert hat, ist die Durchgängigkeit für diese Taxa gewährleistet.
Da der Insenbach insgesamt ein von Feinsedimenten geprägter Lössbach ist und die meisten Bewohner an diesen Substrattyp angepasst sind, dürften die Auswirkungen dieser Verschlam-mung am Hochwasserrückhaltebecken deutlich geringer sein als in einem schnellfließenden Bach mit kies- oder steingeprägter Sohle und einem hohen Anteil an rithralen Arten. Zudem dürfte der große Rohrdurchlass mit dem Lichtschacht für viele Imagines passierbar sein. Das Hochwasserrückhaltebecken kann daher als für die meisten im Insenbach vorkommenden Wirbellosen als durchgängig angesehen werden.