10.3 Evaluation des Trainingsprogramms
10.3.2 Längerfristige Trainingseffekte
wurde auch der Subtest Passiver Wortschatz Präpositionen einzeln analysiert. Da Präpositionen im besonderen Maße im Konstruktionstraining verwendet wurden, sollte überprüft werden, ob dies zu speziellen Trainingseffekten geführt hat.
Wiederum wurde das Alter der Probanden als Kovariate kontrolliert. Dabei zeigte sich in keinem Fall ein signifikanter Einfluss.
Bei den als konstruktnah eingestuften Tests konnte keine förderliche Wirkung des Legotrainings beobachtet werden. Sowohl beim Mosaiktest als auch beim Räumlichen Gedächtnis zeigte sich kein signifikanter Interaktionseffekt Zeit x Gruppe (Mosaiktest:
F(2,42) = 1.27; p = .29 / Räumliches Gedächtnis: F(2,42) = 1.33; p = .77)5. Der in der Vorstudie aufgetretene Transfereffekt auf räumliche Fähigkeiten konnte somit nicht repliziert werden.
Erwartungsgemäß zeigten sich bei den als konstruktfern eingestuften Tests keine Interaktionseffekte Zeit x Gruppe (Bildhaftes Ergänzen: F(2,42) = 0.80; p = .45 / Zahlennachsprechen: F(2,42) = 2.65; p = .08 / Gegensätze: F(2,42) = 2.28; p = .12 / Passiver Wortschatz Gesamt: F(2,42) = 1.41; p = .26 / Aktiver Wortschatz: F(2,42) = 0.03; p
= .97).
Bei der alleinigen Analyse des Passiven Wortschatz Präpositionen verpasste der Interaktionseffekt das Signifikanzniveau aber nur sehr knapp (F(2,42) = 3.01; p = .06).
Bemerkenswert ist, dass die um Vortestunterschiede korrigierten Effektstärken mit 1.04 (Konstruktionstraining – Denktraining) und 0.61 (Konstruktionstraining – Kein Training) im hohen und mittleren Bereich lagen.
Entwicklungen zwischen Denktrainingsgruppe und der untrainierten Gruppen ergeben hatten. 3) Ein weiteres Problem bestand darin, dass sich die Differenz zwischen den Vortestleistungen der Förder- und der Kontrollgruppe numerisch vergrößert hatte.
Allerdings war der Unterschied nur im Fall der Skala Bauklötze (t(14) = 2.42; p < .05), des Passiven Wortschatz gesamt (t(14) = 2.67; p < .05) und des Aktiven Wortschatz (t(14)
= 2.32; p < .05) signifikant. Bei allen anderen Konstruktionsskalen, dem Gesamtkonstruktionstest sowie allen anderen Außenkriterien waren die Vortestunterschiede statistisch nicht bedeutsam.
Insgesamt muss festgehalten werden, dass die Ergebnisse des Follow-up nur sehr vorsichtig interpretiert werden dürfen.
Effekte auf die Skalen zur Konstruktionsfähigkeit
Tabelle 15 gibt die Leistungen der beiden Gruppen im Prä-, Posttest und Follow-up an.
Tabelle 15: Deskriptive Statistiken der Leistungen der Teilnehmer am Follow-up in den Skalen zur Konstruktionsfähigkeit zu allen drei Messzeitpunkten
Konstruktionstraining (N = 7)
Kein Konstruktionstraining (N = 9)
Prä Post Follow
up Prä Post Follow- up
M 10.00 14.79 12.71 5.83 6.72 7.17
Konstruktionstest gesamt
SD 3.16 4.41 4.30 4.58 5.27 5.22
M 5.00 5.79 5.29 2.72 3.17 3.39
Skala Bauklötze
SD 1.68 1.50 1.68 1.64 2.14 2.39
M 2.86 4.29 3.86 1.78 2.00 2.22
Skala Lego
SD 0.70 1.89 1.57 1.48 1.32 1.39
M 2.14 4.71 3.57 1.33 1.56 1.56
Skala Baufix
SD 1.35 1.38 1.81 1.94 2.01 1.74
Um die Leistungsentwicklung der beiden Gruppen zu vergleichen, wurden zunächst Varianzanalysen mit Messwiederholung von Vortest zu Nachtest und dann – um die längerfristigen Effekte zu prüfen – von Vortest zu Follow-up gerechnet. Das Alter der Probanden wurde als Kovariate kontrolliert. Dabei zeigte sich in keinem Fall ein signifikanter Einfluss.
Im Gesamtwert des Konstruktionstests ergaben sich von Vortest zu Nachtest signifikante Haupteffekte der Zeit (F(1,13) = 6.11; p < .05) und der Versuchsgruppe
(F(1,13) = 13.62; p < .01). Ebenso war die Interaktion zwischen Messwiederholung und Versuchsgruppe signifikant (F(1,13) = 3.82; p < .05). Damit zeigte sich auch in der verkleinerten Stichprobe stützende Evidenz für die kurzfristige Wirksamkeit des Konstruktionstrainings. Auch die um Vortestunterschiede korrigierte Effektstärke lag mit .61 in einem ähnlichen Bereich wie die Effektstärken der Gesamtstichprobe.
Zum Follow-up fiel die Leistung der Konstruktionstrainingsgruppe wieder etwas ab, blieb aber über dem Niveau des Vortests. Die Leistung der Kontrollgruppe stieg hingegen leicht an. Um die längerfristigen Effekte des Trainings einschätzen zu können, wurde eine Varianzanalyse mit Messwiederholung von Vortest zu Follow-up gerechnet. Dabei ergab sich weder ein signifikanter Haupteffekt der Zeit (F(1,13) = 0.91;
p = .36) noch der Gruppe (F(1,13) = 4.24; p = .06). Auch ein signifikanter Interaktionseffekt Zeit x Gruppe blieb aus (F(1,13) = 1.22; p = .29). Somit konnte statistisch nicht abgesichert werden, dass die Konstruktionstrainingsgruppe längerfristig von dem Training profitiert.
Konstruktionstest
4 6 8 10 12 14 16
Vortest Nachtest Follow-up
Rohpunkte (max. 24)
Konstruktionstraining Kein Konstruktionstraining
Abbildung 13: Leistungsentwicklung der beiden Versuchsgruppen im Gesamtwert des Konstruktionstests
Bei der Analyse der Leistungsentwicklung in den Subskalen zeigte sich bei der Skala Lego von Vortest zu Nachtest ebenfalls ein signifikanter Haupteffekt des Messzeitpunktes (F(1,13) = 6.87; p < .05) und der Gruppe (F(1,13) = 4.90; p < .05).
Überraschenderweise ergab sich aber kein signifikanter Interaktionseffekt Messzeitpunkt x Gruppe (F(1,13) = 2.53; p = .14). Die um Vortestunterschiede korrigierte Effektstärke lag dennoch bei dkorr = 0.55 zugunsten der Konstruktionstrainingsgruppe.
Zum Follow-up fiel die Leistung der Konstruktionstrainingsgruppe wiederum etwas ab, blieb aber über dem Niveau des Vortests. Die Leistung der Kontrollgruppe stieg
hingegen leicht an. Von Vortest zu Follow-up ergab sich kein signifikanter Haupteffekt der Zeit (F(1,13) = 4.05; p = .07) und der Gruppe (F(1,13) = 3.58; p = .08). Auch ein signifikanter Interaktionseffekt Zeit x Gruppe blieb aus (F(1,13) = 0.54; p = .48). Die korrigierte Effektstärke lag im unbedeutenden Bereich (dkorr < 0.30).
Skala Lego
0 1 2 3 4 5
Vortest Nachtest Follow-up
Rohpunkte (max. 8)
Konstruktionstraining Kein Konstruktionstraining
Abbildung 14: Leistungsentwicklung der beiden Versuchsgruppen in der Skala Lego
Bei der Skala Baufix fand sich von Vortest zu Nachtest hingegen zwar kein signifikanter Haupteffekt der Zeit (F(1,13) = 1.44; p = .25), aber ein hoch signifikanter Interaktionseffekt Zeit x Gruppe (F(1,13) = 40.85; p < .01). Der Haupteffekt der Gruppe wurde gerade noch signifikant (F(1,13) = 4.70; p = .049). Die um Vortestunterschiede korrigierte Effektstärke lag mit 1.31 im hohen Bereich und übertraf die Effektstärken der großen Stichprobe deutlich.
Zum Follow-up gingen die Leistungen der Konstruktionstrainingsgruppe deutlich zurück, während die Leistungen der Kontrollgruppe stagnierten. Von Vortest zu Follow-up ergab sich auch kein signifikanter HaFollow-upteffekt der Messwiederholung (F(1,13) = 0.90;
p = .36), der Gruppe (F(1,13) = 2.39; p = .15) und der Interaktion von Messwiederholung und Gruppe (F(1,13) = 2.12; p = .17). Obwohl der Interaktionseffekt statistisch nicht abgesichert werden konnte, betrug die korrigierte Effektstärke immer noch dkorr = 0.66.
Skala Baufix
0 1 2 3 4 5
Vortest Nachtest Follow-up
Rohpunkte (max. 8)
Konstruktionstraining Kein Konstruktionstraining
Abbildung 15: Leistungsentwicklung der beiden Versuchsgruppen in der Skala Baufix
Die Leistungen in der Skala Bauklötze entwickelten sich in beiden Gruppen über alle drei Messzeitpunkte kaum weiter. So zeigte sich weder von Vortest zu Nachtest noch von Vortest zu Follow-up ein signifikanter Haupteffekt der Zeit (F(1,13) = 1.09; p = .32 und F(1,13) = 0.77; p = .40). Da sich beide Gruppen relativ parallel entwickelten, zeigte sich auch kein signifikanter Interaktionseffekt (F(1,13) = 0.32; p = .58 und F(1,13) = 0.03; p
= .87). Lediglich ein signifikanter Effekt der Gruppe zeigte sich von Vortest zu Nachtest (F(1,13) = 6.51; p < .5) und von Vortest zu Follow-up (F(1,13) = 5.04; p < .05)
Skala Bauklötze
0 1 2 3 4 5 6 7
Vortest Nachtest Follow-up
Rohpunkte (max. 8)
Konstruktionstraining Kein Konstruktionstraining
Abbildung 16: Leistungsentwicklung der beiden Versuchsgruppen in der Skala Bauklötze
Effekte auf die Außenkriterien
Tabelle 16 gibt die Leistungen in den Außenkriterien der Konstruktionstrainingsgruppe und der Gruppe ohne Konstruktionstraining im Prä-, Posttest und Follow-up an.
Tabelle 16: Deskriptive Statistiken der Leistungen der Teilnehmer am Follow-up in den Außenkriterien zu allen drei Messzeitpunkten
Konstruktionstraining (N = 7)
Kein Konstruktionstraining (N = 9)
konstruktnah
Prä Post Follow-
up Prä Post Follow-
up
M 7.29 8.43 8.43 4.67 4.78 5.00
Mosaiktest
SD 2.43 2.64 2.57 3.57 3.35 3.94
M 5.57 6.00 7.43 4.00 2.89 4.00
Räumliches Gedächtnis
SD 3.95 3.56 3.31 5.10 4.81 5.81
konstruktfern
M 6.43 10.14 8.86 3.11 3.33 4.44
Bildhaftes Ergänzen
SD 3.82 3.98 2.80 3.10 3.81 4.36
M 6.14 6.86 6.29 3.11 3.33 4.11
Zahlennach-sprechen
SD 1.95 2.73 1.70 4.05 4.09 3.86
M 8.43 11.14 11.71 3.56 3.78 3.89
Gegensätze
SD 4.20 3.02 2.56 4.93 5.24 5.06
M 22.14 26.71 26.71 16.22 17.11 18.78
Passiver Wortschatz gesamt
SD 4.14 3.09 1.60 4.57 6.66 7.00
M 2.14 4.00 3.43 2.56 2.67 2.44
Passiver Wortschatz Präpositionen
SD 1.07 1.00 1.62 1.01 1.66 1.67
M 40.86 41.14 48.71 15.11 14.78 21.67
Aktiver Wortschatz
SD 22.18 15.01 15.19 21.97 16.24 20.41
Um die Leistungsentwicklung der beiden Gruppen zu vergleichen, wurde genauso vorgegangen wie bei den Skalen zur Konstruktionsfähigkeit.
Wie bei der Gesamtstichprobe ergab sich beim Mosaiktest von Vortest zu Nachtest kein signifikanter Interaktionseffekt Zeit x Gruppe6 (F(1,13) = 1.14; p = .31). Ebenso blieb von Vortest zu Follow-up ein solcher Effekt aus (F(1,13) = 0.29; p = .60).
Dasselbe Bild zeigte sich beim Räumlichen Gedächtnis. Weder von Vortest zu Nachtest noch von Vortest zu Follow-up ergab sich eine signifikante Wechselwirkung zwischen Messzeitpunkt und Versuchsgruppe (Vortest – Nachtest: F(1,13) = 0.03; p = .87 / Vortest – Follow-up: F(1,13) = 0.34; p = .57).
Von Vortest zu Nachtest gerechnet erreichte beim Bildhaften Ergänzen die Wechselwirkung zwischen Zeit und Gruppe (F(2,26) = 1.85; p = .19) nicht das notwendige Signifikanzniveau, die korrigierte Effektstärke lag jedoch im hohen Bereich (dkorr = 0.78). Auch von Vortest zu Follow-up zeigte sich kein Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: F(1,13) = 0.14; p = .72). Hier lag die korrigierte Effektstärke aber in einem unbedeutsamen Bereich (dkorr < 0.30).
Beim Zahlennachsprechen konnte in der verkleinerten Stichprobe auch keine Tendenz zu einem Interaktionseffekt festgestellt werden (Vortest – Nachtest: (F(1,13) = 0.41; p = .53 / Vortest - Follow-up: F(1,13) = 1.81; p = .20).
Bei den Gegensätzen ergab sich von Vortest zu Nachtest ein signifikanter Interaktionseffekt (F(1,13) = 8.60; p < .05). Die um Vortestunterschiede korrigierte Effektstärke betrug dkorr = 0.60. Auch von Vortest zu Follow-up blieb die Wechselwirkung zwischen Zeit und Gruppe (F(1,13) = 6.56; p < .05) signifikant. Mit dkorr = 0.82 stieg die Effektstärke sogar noch etwas an.
Beim Passiven Wortschatz gesamt verpasste von Vortest zu Nachtest der Interaktionseffekt Zeit x Gruppe die Signifikanz nur knapp (F(1,13) = 4.27; p = .059). Die um Vortestunterschiede korrigierte Effektstärke lag bei 0.42. Beim Passiven Wortschatz Präpositionen fand sich kein Interaktionseffekt Zeit x Gruppe (F(1,13) = 2.67;
p = .13). Die korrigierte Effektstärke lag trotzdem im sehr hohen Bereich (dkorr = 1.35).
Von Vortest zu Follow-up zeigte sich beim Passiven Wortschatz gesamt kein signifikanter Interaktionseffekt (F(1,13) = 2.85; p = .12). Die Effektstärke liegt in einem nicht bedeutsamen Bereich. Auch beim Passiven Wortschatz Präpositionen konnte der Interaktionseffekt nicht statistisch abgesichert werden. Allerdings wurde hier die Vorgabe einer Irrtumswahrscheinlichkeit von unter 5 % denkbar knapp überschritten (F(1,13) = 4.61; p = .051). Die um Vortestleistungen korrigierte Effektstärke betrug 1.00.
6 Eine Tabelle, in der alle Effekte (Haupteffekt der Zeit und der Gruppe, Interaktionseffekt Zeit x Gruppe) dokumentiert sind, befindet sich im Anhang.
Beim Aktiven Wortschatz zeigten sich keinerlei Hinweise auf einen Interaktionseffekt Zeit x Gruppe (Vortest – Nachtest: F(1,13) = 0.03; p = .88 / Vortest – Follow-up: F(1,13) = 0.00; p = .99).
Insgesamt fanden sich kaum Hinweise für eine längerfristige Wirkung des Konstruktionstrainings auf die Außenkriterien. Lediglich bei den Gegensätzen konnte ein längerfristiger Effekt statistisch abgesichert werden.