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III. 1 Prioritätensetzungen zwischen den strategischen Zielen

Aus der Arbeit des letzten Jahres und der zu prognostizierenden Entwicklung sowohl auf Seiten des Programms, als auch im Gebiet an sich, ergibt sich für das Quartier Marzahn-NordWest folgende Prioritätensetzung:

III. 1.1 Partizipation und Nachbarschaft

Teilhabe und Partizipation der Bewohner ist Querschnittsaufgabe allen QM-Handelns in den neun Themenfeldern. Eine aktive und an der Gebietsentwicklung teilnehmende

Bewohnerschaft ist Grundlage zur erfolgreichen Konzeptionierung und Umsetzung von Vorhaben innerhalb des Programms Soziale Stadt und muss immer als prioritäres Ziel betrachtet werden.

Der Quartiersrat(QR) stellt in Marzahn-NordWest die zentrale Achse des bürgerschaftlichen Engagements und der Partizipation dar. Die sich dort versammelnden Bewohner sind die besten Multiplikatoren für die Sinnmäßigkeit der Wahrnehmung eigener

Partizipationsmöglichkeiten. Umso wichtiger ist es, dass der QR dahingehend unterstützt wird, sich tatsächlich lösungsorientiert im Sinne einer Gebietsentwicklung einzubringen.

Vielfach dominiert immer noch zu sehr das Gefühl ein reines Entscheidungsgremium über Projektmittel zu sein. Aufgabe des QM ist es, die Qualifizierung der Mitglieder des QR in Richtung eines beratenden und Ideenentwickelnden Gremiums voranzutreiben und dabei darauf hinzuwirken, dass Quartiersratsarbeit auch Spaß macht. Die Atmosphäre auf den Sitzungen muss dazu einladen, sich zu beteiligen. Um dies zu erreichen bedarf es ebenfalls einer weiteren Stärkung des Vertrauens zwischen dem QR und den Verfahrensbeteiligten.

Gemeinsames Erleben kann hier befördernd wirken. Der im August zusammen mit der Vergabejury und der Verwaltung durchgeführte Kiezspaziergang zu Projekten im Gebiet, die Juli-Sitzung im Freien nach dem Besuch einer geförderten Jugendtheater-Aufführung dienen hierbei als weiterzuführende Ansätze.

Neben dem QR werden die thematischen AGs eine zunehmend wichtige Rolle im Hinblick auf Ideenentwicklung und inhaltliche Beratung für den QR spielen. Der in 2010 begonnene Fusionsprozess der AGs wird in 2011 abgeschlossen.

Um verstärkt Bewohner für die Mitwirkung aufzuschließen, setzen wir auf die Resultate der aktivierenden Bewohnerbefragung und die Anfang des Jahres stattfindende

Stadtteilkonferenz.

Ein ebenfalls wesentlicher Ansatz um die aktive Teilhabe der Menschen in Marzahn-NordWest zu erhöhen, ist die Weiterentwicklung der gemeinsamen, trägerinternen Zusammenarbeit, insbesondere mit dem Bürgerzentrum und dem sozialen

Stadtteilzentrum. Bedingt durch die gleiche Trägerschaft, vernetzt durch die 14-tägige Dienstberatung und interne Fachzirkel, bestehen in Marzahn-NordWest ideale

Voraussetzungen Partizipation auf unterschiedlichen Ebenen zu initiieren.

Die im März stattfindende 2-tägige Klausur der festangestellten Mitarbeiter aus allen Fachbereichen von Kiek in wird dabei wesentliche Fortschritte und konkrete

Verabredungen und Vorhaben mit sich bringen.

Die Quartiersratswahlen im Juni 2010 und die dort erzielte Beteiligung, hat ebenfalls Wege aufgezeigt, wie verstärkt Teilhabe zu initiieren ist.

Ähnlich einer aufsuchenden Sozialarbeit wird das QM auch weiterhin die

unterschiedlichsten Vorhaben entwickeln und durchführen, um den Bewohnern in einer ihnen verständlichen Sprache die Themen des Programms Soziale Stadt näher zu bringen und Lust auf Teilhabe zu vermitteln. Dabei ist von entscheidender Bedeutung dass die richtigen Kommunikationswege und -Formen gewählt werden. Die schon erwähnte Befragung soll ebenfalls als Ergebnis einen Überblick über die unterschiedlichen

Informationssysteme innerhalb der einzelnen Bevölkerungsgruppen des Stadtteils schaffen.

Ziel muss es dann in 2011 sein, aus dieser Analyse entsprechende Öffentlichkeitsarbeit abzuleiten. Zusätzliche Wichtigkeit erhält der Bereich der Öffentlichkeitsarbeit durch das Auslaufen der Förderung des Stadtteilmagazin, sowie der Stelle der Kiezmentorin zum Jahresende 2010.

Ebenfalls ein wichtiges Element wird die Stadtteilkonferenz darstellen. Wir erhoffen als Ergebnis nicht nur eine Bestätigung und Qualifizierung unserer inhaltlichen

Schwerpunktsetzung, sondern auch eine erheblichen Impuls zur Mitwirkung bei bisher nicht erreichten Bewohnern.

Aktive Teilhabe ist Grundlage für das Funktionieren nachbarschaftlicher Netzwerke. Diese stellen neben den Familienstrukturen vielfach ein erstes Unterstützungssystem dar und sind somit gerade für Menschen in sozial benachteiligten Quartieren ein wichtiger

Stützpfeiler. Ohne einen entsprechenden Rückhalt aus dem eigenen Lebensumfeld sinken bspw. die Entwicklungschancen für Kinder und Jugendliche.

Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, verstärkt fördernd diese Nachbarschaften zu unterstützen.

Das Instrument des QF1 muss erheblich häufiger von Bewohnern genutzt werden. Die im Quartier ansässigen Träger müssen hier als Multiplikatoren dienen. Um den Bewohnern den Zugang zu erleichtern und die Angst vor den administrativen Hürden abzubauen, ist hierzu ein Patenmodell vorstellbar, wobei ein Träger die Rolle eines Paten/Beraters für ein kleinteiliges Projekt einnimmt.

III.1.2 Soziale Integration

Hier wird Integration als Partizipation aller Bewohner – und Akteursgruppen verstanden und lehnt sich daher eng an ersteren Punkt an. Beide Bereiche unterscheiden sich von den

anderen Zielen vor allem dadurch, dass sie sowohl Ziel als auch Methode beschreiben.

Diversität (Lebensstile, Familienmodelle, Ethnien etc.) sind Triebkraft für Entwicklung. Das Themenfeld Integration allerdings bezogen auf Ethnie und Herkunft war im Rahmen der Arbeit des QMs von jeher ein inhaltlicher Schwerpunkt. So wurde eine Vielzahl an

Projekten gefördert, welche auf die Verbesserung der Integrationschancen von Menschen mit einer nichtdeutschen Herkunft zielten. Es wurde ein Integrationsplan entwickelt, der allerdings nicht kontinuierlich fortgeschrieben wurde und dadurch seine Möglichkeiten als Steuerungselement nicht zur Gänze hat entfalten können. Trotz der in 2010 wieder

aufflammenden gesamtgesellschaftlichen Generaldebatte über Deutschland als

Einwanderungsland, ist u.E. in Marzahn-NordWest die Frage einer kulturell und ethnisch begründeten gegenüber einer sozialen Integration als nachrangig zu betrachten. Natürlich existieren zwar weiterhin Grundthemen wie mangelnde Sprachkenntnisse oder die

fehlende Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen, doch ist bspw. in den Schulen festzustellen, dass gerade Kinder von Spätaussiedlern, aber insbesondere

diejenigen aus vietnamesischen Familien zu den Leistungsträgern gehören. Eine generelle Ausnahme ist allerdings in Bezug auf den Zuzug von Romafamilien aus dem EU-Raum zu nennen. Bezogen auf diese Gruppe werden auch anhand der Auswertung des Projekts Kulturdolmetscher eventuell kurzfristige Schritte einzuleiten zu sein.

In der Trägerlandschaft im Quartier haben sich mit Vision e.V. und Reistrommel e.V. zwei selbstbewusste Migrantenorganisationen etabliert, welche federführend strukturrelvante Projekte wie das Zukunftsdiplom durchführen. Auch in der Zusammen-Setzung des Quartiersrats zeigt sich die gute Integration der Bewohner mit Migrationshintergrund.

An diesen Mitgliedern, zumeist mit einem pädagogischen Hochschulabschluss, zeigt sich allerdings sehr deutlich, inwieweit soziale Gruppenzugehörigkeit, Bildungsniveau und natürlich die vorhandenen ökonomischen Möglichkeiten als Faktoren Integration befördern oder behindern können und gelten somit unabhängig von Kultur, Ethnie oder Herkunft.

Mit den Möglichkeiten des QM über die Fördermittel des Programms Soziale Stadt werden wir weiter getreu dem Leitsatz „zu befähigen statt zu betreuen“ daran arbeiten,

zusammen mit im Stadtteil tätigen Trägern und Institutionen Projekte zu entwickeln bzw.

fortzuführen, in denen die Menschen die Chancen auf eine bessere soziale Integration und Teilhabe erhalten.

Niedrigschwelliger Zugang zu nachfragegerechten Angeboten im sozialen, kulturellen oder Bildungsbereich, sind Kernkriterien für eine erfolgreiche Entwicklungen zielführender Vorhaben im Sinne einer sozialen Integration.

Die Integrationsmaschine Arbeitsplatz werden wir als QM nicht befeuern können. Umso wichtiger ist der Ansatz einer intensiveren Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, der bezirklichen Koordinierungsstelle und BeFö-Trägern, um kooperativ an der Entwicklung innovativer Maßnahmen der Beschäftigungsförderung mitzuarbeiten.

III.1.3 Bildung

Einer der wichtigen Schlüssel für eine nachhaltige positive Gebietsentwicklung, liegt in den Vorhaben aus dem strategischen Ziel Bildung. Dabei fassen wir den Begriff in seiner

ganzheitlichen Breite und sehen ihn als Querschnittsthema in allen Handlungsfeldern.

Wichtig erscheint es uns auch weiterhin sowohl im institutionellen Bereich mit den Projektmitteln für Kitas und Schulen, als auch im informellen Bereich bspw. über das Projekt Zukunftsdiplom oder in der Elternbildung und Gesundheitserziehung bestehende Konzepte weiterzuentwickeln und neue Ideen zu entwerfen.

Dabei haben die Projekte und Maßnahmen einen initiierenden, flankierenden und unterstützenden Charakter.

Die Zielsetzung für 2011 beinhaltet insbesondere den Ausbau nachhaltiger Strukturen, die effektive Mittelbündelung bei den Fondsmitteln und die Öffnung der Schulen und Kitas in das Quartier.

Unseres Erachtens liegt in der Qualifizierung von Lehrern und Erzieherinnen, jenseits des Ausbaus und Erhalts von technischer oder räumlicher Infrastruktur, die erhebliche Chance eines nachhaltigen Wirkens des Programms Soziale Stadt.

Gleichzeitig ist es von Nöten die vorhandenen und bis 2012 gesicherten Fondsmittel für Schulen effektiver zu bündeln. Hier sind bereits erste Schritte hinsichtlich eines

gemeinsamen zirkuspädagogischen Projektes zwischen den Schulleitern verabredet worden.

Der Prozess der Öffnung der Bildungsinstitutionen in den Stadtteil beinhaltet die

Möglichkeiten einer effektiven Nutzung vorhandener Infrastruktur. Gerade im Hinblick auf die Implementierung einer Stadtteilschule, wird das QM gemeinsam mit der

Selma-Lagerlöf-Schule in einen Erfahrungsaustausch mit dem benachbarten Quartier Mehrower Allee und der dortigen Friesen-Grundschule treten.

Zusätzlich erachten wir es als absolut notwendig, die im Quartier ansässigen Träger stärker dahin gehend zu qualifizieren, sich sukzessive von den Fördermitteln der Sozialen Stadt zu emanzipieren. Die begonnen Ansätze Mittel der Sozialen Stadt als Drittmittel einzusetzen (Bespiel Dia Ginh) werden intensiviert werden.

Ein Hauptaugenmerk wird im Jahr 2011 auf der Initiierung und Durchführung von Fundraisingmodulen, gerade für die strukturelevanten Projekte, liegen.

III.2 Zentrale Entwicklungsperspektiven

Die vorliegenden sozialen und demografischen Daten legen eindeutig die Schlussfolgerung nahe, dass Marzahn-Nord-West auch weiterhin Fördergebiet innerhalb der Sozialen Stadt bleiben muss. Trotz der begrenzten Einflussmöglichkeiten auf die gesamtstädtischen sowie bezirklichen Entwicklungen und auf die großen gesellschaftlichen Themen wie

Arbeitslosigkeit und demografischer Wandel, kann das QM unter Zuhilfenahme der Fördermittel der Sozialen Stadt effektive Strukturen fortführen und aufbauen. Verstärkt werden wir bei der Maßnahmeentwicklung auf die im Gebiet vorhandenen Ressourcen und Potentiale aufbauen.

Dennoch sind in den nächsten Jahren einige Entwicklungstendenzen besonders zu

beobachten. So scheint es aufgrund innerstädtischer Aufwertungsprozesse zu einem Zuzug sozial schwächerer und größtenteils kinderreicher Familien zu kommen. Damit verbunden könnte sich vor allem in den Bereichen Kita und Schule die Problemsituation verschärfen.

Schon jetzt sind die Ergebnisse der jährlichen Einschulungsuntersuchung erschreckend.

Durch die Zunahme von Kindern im Quartier sind bereits jetzt Kapazitätsengpässe absehbar. Eine schnelle kommunale Reaktion ist nötig wenn hier nicht die Erfolge der letzten Jahre besonders im Handlungsfeld Bildung aufs Spiel gesetzt werden sollen.

Trotz der Zunahme jüngerer Bevölkerungsgruppen durch Zuzug wird sich der demografische Wandel in Marzahn-Nord-West besonders drastisch auswirken.

Noch vor wenigen Jahren lag das Durchschnittsalter der Bewohner des Gebiets im Bereich der jüngsten Quartiere ganz Berlins. Diese demografische Situation wird sich in den nächsten Jahren gänzlich umkehren und Marzahn-Nord-West vor veränderte Aufgaben stellen und modifizierte Lösungsansätze benötigen.