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Kommunales Bewusstsein

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 48-52)

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Am Tag Elf Ihrer Amtszeit dürfen wir Ihnen erst einmal Glück, Erfolg und Kraft für Ihr Wirken an der Spitze des Ostdeutschen Spar-kassenverbandes wünschen und Sie dann fragen, was Sie sich vorgenommen haben?

Dr. Michael Ermrich:

Vielen Dank für die guten Wünsche. Der OSV ist ein leistungsstarker, in Politik wie Sparkassen-organisation anerkannter, Verband. Ihn die kommenden sechs Jahre zu führen, ist für mich eine Herausforderung, die ich gern annehme. Es ist zugleich ein großer Vertrauensbeweis, den mir unsere Mitglieder auf diesem Weg mitgegeben haben. Ich werde dort weitermachen, wo mein Vorgänger Claus Friedrich Holtmann aufgehört hat.

Der Verband als Gesamtheit von Sparkassen und Trägern wird selbstverständlich auch unter meiner Führung weiterhin um eine Spitzen-position in der deutschen Sparkassenorganisation kämpfen. Die Geschäftsstelle des Verbandes und die Prüfungsstelle werden weiter durch ihre Leistungen als kompetente und erfolgreiche Partner der Sparkassen und Kommunen wahr-nehmbar sein. Das zu sichern bleibt eine Heraus-forderung, schließlich haben es die Sparkassen mit einem harten, teils unfairen Wettbewerb zu tun.

Denken Sie nur an die staatlich subventionierten Banken. Zudem müssen wir uns angesichts der wirtschaftlichen, demografischen und bankauf-sichtlichen Rahmenbedingungen mit stetigen Veränderungen auseinandersetzen.

Wer wie ich 23 Jahre lang Landrat war, der hat nicht nur die Sparkassen in seinem Kopf und seinem Herzen. Der weiß auch, Sparkassen und Kommunen – das sind zwei Seiten ein und der-selben Medaille. Für mich ist die wirtschaftliche Betätigung der kommunalen Gebietskörper-schaften ein zentraler Aspekt der kommunalen Selbstverwaltung: integraler Bestandteil, aber auch Voraussetzung. Der Artikel 28 unseres

Grundgesetzes mit seinem kommunalen Absatz 2 ist in meinem Verständnis folgerichtig eines der wichtigsten Fundamente unseres demo-kratischen Staatswesens. Ich will auch in meiner neuen Funktion beim OSV dazu beitragen, dieses hohe Gut vor Erosionen zu schützen – jedermann weiß, dass dazu konkreter Anlass besteht – und habe mir deshalb vorgenommen, den Zusammenhang zwischen kommunal-wirtschaftlicher Betätigung, Selbstverwaltung und den Sparkassen politisch sehr deutlich zu pointieren.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Wir hatten einleitend angemerkt, dass Sie der erste Geschäftsführende Präsident in der über 20jährigen und sehr erfolgreichen OSV-Geschichte sind, der ein kommunalpolitisches

„Vorleben“ hat. Kann man daraus folgern, dass Sie die kommunale Existenz der Sparkassen künftig noch stärker zum Thema machen werden?

Dr. Ermrich:

Der OSV hat mit den Rostocker Leitsätzen ein kommunales Markenzeichen geschaffen, welches durchaus ein Alleinstellungsmerkmal ist. DSGV-Präsident Fahrenschon hat auf dem jüngsten Deutschen Sparkassentag zu Recht darauf verwiesen, dass wir seinerzeit im Jahre 1999 nicht selten auf Unverständnis stießen.

Mittlerweile hat sich gezeigt, wie aktuell die Leit-sätze waren und heute noch sind. Sie gelten als wegweisend. Und nicht zuletzt symbolisieren sie, dass die Zusammengehörigkeit von Sparkassen und Kommunen in unserem Verband nicht nur Bestandteil von Sonntagsreden ist. Wir sehen dies sehr anschaulich auf Veranstaltungen, wie dem bereits erwähnten Deutschen Sparkassentag vor anderthalb Monaten oder auch bei meiner Amtseinführung. Sparkassenchefs, Landräte und Oberbürgermeister treten öffentlich sehr oft gemeinsam auf. Dies drückt mehr über

das Verhältnis aus, als man mit vielen Worten sagen kann. Auch im Alltag gibt es eine enge Abstimmung untereinander wie ich aus meiner eigenen Verwaltungsratstätigkeit weiß.

Die Herausforderung meiner Vorgänger war es, einen fachlich starken Verband, einen Berater und Partner der Sparkassen aufzubauen und ihn im Konzert der Sparkassenorganisation als anerkannte und vernehmbare Größe zu positionieren. Sparkassenfachleute waren dafür die beste Wahl und so ist das Ziel mit Bravour erreicht worden. Ich werde zusammen mit dem Vorstand, den anderen Gremien, im Auftrag der Mitgliederversammlung und gemeinsam

mit unserem Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender die erforderlichen strategischen Weichen-stellungen für einen weiterhin erfolgreichen Weg in die Zukunft vornehmen. Dabei wird mein Vor-leben als Landrat sicherlich hier und da durch-scheinen. Ich behalte mein kommunalpolitisches Netzwerk, mein Sparkassennetzwerk werde ich weiter ausbauen und vertiefen.

Sparkassen

WECHSEL AN DER OSV-SPITZE

49 UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 02 / JUNI 2013

FORUM NEUE LÄNDER

Streben nach einem

gesellschaftlichen Mehrwert UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Natürlich ist eine Sparkasse als Unternehmen nicht unmittelbar vergleichbar mit einem Stadtwerk oder einer kommunalen Wohnungs-gesellschaft. Gleichwohl gelten die Spar-kassen als Teil der kommunalwirtschaftlichen Betätigung. Wo sehen Sie die wichtigsten Gemeinsamkeiten mit den „klassischen“

Unternehmen der Kommunalwirtschaft, und auf welche Unterschiede legen Sie Wert?

Dr. Ermrich:

Sparkassen, Stadtwerke und andere Teile der kommunalwirtschaftlichen Betätigung dienen einem jeweils bestimmten, klar definierten öffentlichen Zweck im Rahmen der Daseinsvor-sorge. Hier geht es nicht in erster Linie um den maximalen Gewinn sondern darum, Leistungen bereitzuhalten, die gesellschaftlich notwendig, nützlich und gewollt sind und der Stabilität und/

oder dem gemeinsamen wirtschaftlichen Voran-kommen in der Region dienen. Wir wirtschaften im Dienste der Bürger. Was Sparkassen von anderen Teilen der Kommunalwirtschaft unter-scheidet, ist, dass sie am weitesten verselbst-ständigt sind, dass sie in einem bundesweiten Verbund kooperieren, einer Fachaufsicht des

Bundes und einer Rechtsaufsicht des jeweiligen Landes unterliegen. Dies, um nur einige Punkte anzuführen.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Wenn wir Sparkassen als Teil der wirtschaft-lichen Betätigung der Kommunen begreifen, stellt sich die Frage, wie sie in diese Prozesse und Strukturen eingebunden sind, und wie ausgeprägt das Bewusstsein einerseits bei den Sparkassen, andererseits bei allen anderen kommunalwirtschaftlichen Akteuren ist, dass man Teil dieses großen Netzwerkes ist?

Dr. Ermrich:

Diese Einstellung ist nach meinen Beobachtungen sehr ausgeprägt. Sparkassen begreifen sich im Rahmen der jeweiligen kommunalen Ent-wicklungsvorstellungen als wirtschaftliche Motoren ihres Geschäftsgebietes und als Förderer des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Zugleich sind die Träger über die Sparkassengremien in die strategischen Entscheidungen der Sparkassen ein-gebunden. Das Bewusstsein, auch Teil eines großen kommunalen Netzwerkes zu sein, ist vorhanden aber sicherlich weiter ausbaubar. In der Zeit, als uns Kommunen gebetsmühlenartig geraten wurde, am besten alles zu privatisieren, nicht zuletzt die Sparkassen, haben die von Ihnen genannten Akteure übrigens ein deutliche Sensibilität dafür

entwickelt, in einem Boot zu sitzen. Das hält nach meiner Beobachtung noch an.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Wir vertreten seit vielen Jahren die Auf-fassung, dass angesichts der gewaltigen Herausforderungen, vor denen gerade die ost-deutschen Kommunen in den nächsten Jahren stehen – wir nennen als Stichworte nur die demografische Entwicklung und die geringer werdenden finanziellen Spielräume – viel intensiver und auch mutiger interkommunale Kooperationen etabliert werden müssen.

Sparkassen

Sparkassen, Stadtwerke und andere Teile der

kommunalwirt-schaftlichen Betätigung dienen einem jeweils bestimmten, klar definierten öffentlichen Zweck im Rahmen der Daseinsvorsorge.

Hier geht es nicht in erster Linie um den maximalen Gewinn sondern darum, Leistungen

bereit-zuhalten, die gesellschaftlich not-wendig, nützlich und gewollt sind.

„ ______________________

Dr. Michael Ermrich

Bei der Verabschiedung von Claus-Friedrich Holtmann (2. v.l.) am 30. Mai in Potsdam: Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (1. v.l.), Michael Czupalla, Landrat von Nordsachsen und Vorsitzender der OSV-Verbandsversammlung (Mitte), Dr. Michael Ermrich (2. v.r.) und Wolfgang Zender, Verbandsgeschäftsführer des OSV

Welche Rolle können in diesem Prozess die Sparkassen spielen?

Dr. Ermrich:

Wir sind dabei! Sie haben in einer Ihrer letzten Ausgaben ausführlich über die „große Emma“ im Landkreis Meißen berichtet. Bereits im Jahr 2011 hat der OSV zusammen mit Netzwerkpartnern begonnen zu überlegen, wie sich Sparkassen, kommunale Einrichtungen und weitere regional verankerte Akteure auf die Entwicklungen im ländlichen Raum einstellen können. Mit dem Konzept der Großen Emma wurde ein Kooperationsmodell zur gemeinsamen Präsenz in der Fläche entwickelt, das auf breites Interesse in der Öffentlichkeit stößt.

Für die Sparkassen selbst ist das kein neuer Gedanke. Viele unserer Mitgliedssparkassen basieren auf der Einigung mehrerer Träger, dass sind Landkreise und Städte, gemeinsam eine Sparkasse zu betreiben. Wir sind auch auf diesem Feld beratend aktiv und sehen aus den von Ihnen genannten Gründen weitere Möglichkeiten, uns in diesem Prozess zu engagieren.

Gleichberechtigtes Miteinander UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

In den vier ostdeutschen Ländern, deren Spar-kassen im OSV zusammengeschlossen sind, dominieren die Landkreise als Träger. Über diese kommunalen Gebietskörperschaften wissen Sie als ehemaliger Landrat und langjähriger Sparkassen

UNSER GESPRÄCHSPARTNER Dr. Michael Ermrich, Jahrgang 1953, beendete 1976 sein Studium an der TU Ilme-nau mit dem Diplom in Elektrotechnik und promovierte anschließend auf dem Gebiet der elektronischen Schaltungstechnik. Nach seiner Tätigkeit als Oberkreisdirektor und Landrat seit 1990 wurde er 1994 und erneut 2001 zum Landrat des Landkreises Wernigerode gewählt.

In 2007 folgte seine Wahl als Landrat des Land-kreises Harz.

Seit 1994 war er Präsident des Landkreista-ges Sachsen-Anhalt und einer von vier Vize-präsidenten des Deutschen Landkreistages.

Er vertrat den Deutschen Landkreistag als Mitglied im DSGV-Vorstand.

2010 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, 2011 mit der höchsten Aus-zeichnung der Sparkassenorganisation, der Dr.-Johann-Christian-Eberle-Medaille.

Vorgänger und Nachfolger – Dr. Michael Ermrich (r.) gratuliert seinem Vorgänger Claus-Friedrich Holtmann zu einer hervorragenden Bilanz aus sechs Jahren an der Spitze des OSV.

Vizepräsident des Deutschen Landkreistages bestens Bescheid. Die zweite im OSV relevante Trägerkategorie sind die kreisfreien Städte.

Sehen Sie, auch was die Erwartungshaltungen an den OSV anbelangt, relevante Unterschiede zwischen beiden, und wenn ja, welche Aus-wirkungen hat das auf die Sacharbeit und die Kommunikation in den Gremien?

Dr. Ermrich:

Ich sehe keine relevanten, grundsätzlichen Unter-schiede zwischen den Erwartungshaltungen von kreisfreien Städten und Landkreisen an den OSV.

Grundsätzlich haben beide Gruppen gleich-gerichtete Interessen in Sparkassenangelegen-heiten. Im Detail kann aber die unterschiedliche örtliche oder regionale Ausgangslage dazu führen, dass Sparkassen in großen Städten vor einer ganz anderen Wettbewerbssituation stehen, als in ländlichen Gegenden. In den Landkreisen spielt dafür die Sicherung der Präsenz in der Fläche eine bedeutende Rolle. Bezogen auf die Arbeit des Ver-bandes und seiner Gremien stelle ich ein gleich-berechtigtes Miteinander von Landkreisen und kreisfreien Städten fest. Beide Gruppen bringen sich engagiert ein.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Im Jahr 23 der Deutschen Einheit können wir erfreulicherweise konstatieren, dass der Prozess des Zusammenwachsens der sogenannten alten und neuen Länder in Gänze sehr erfolgreich verläuft. Gleichwohl ist absehbar, dass wichtige

strukturelle Unterschiede auch absehbar fort-bestehen werden. Ursache ist in erster Linie die signifikant geringere Industriedichte im Osten. Aspekte sind u.a. das weitgehende Fehlen von Konzernzentralen, die deutlich geringere Steuerkraft und die insgesamt auch erheblich kleinere Pro-Kopf-Wirtschafts-leistung. Auf diese Unterschiede müssen nach unserer Überzeugung die ostdeutschen Länder auch weiterhin hinweisen. Sollte sich unter diesem Aspekt auch der OSV in die politische Debatte einbringen, und wenn ja, wie sollte das erfolgen?

Dr. Ermrich:

Sie werden lachen, aber wenn Sie die Äußerungen meiner beiden Amtsvorgänger Revue passieren lassen, werden Sie ihre in der Frage enthaltene Analyse fast wortgleich wiederfinden. Sowohl Rainer Voigt als auch Claus Friedrich Holtmann haben häufig darauf aufmerksam gemacht. Zu gegebenem Anlass werde ich das ebenso tun. Der OSV und seine Mitgliedssparkassen werden auch weiterhin in den vier Staatsvertragsländern Mecklen-burg-Vorpommern, Brandenburg, dem Frei-staat Sachsen und Sachsen-Anhalt aktiv dort mitarbeiten, wo wirtschaftliche Entwicklung organisiert wird. Das beginnt in Städten und Dörfern, setzt sich im Engagement in Unter-nehmerverbänden und Kammern fort und geht bis hin zur Mitarbeit in Beratergremien der Landesregierungen. n

Das Interview führte Falk Schäfer www.osv-online.de

i infos

51 UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 02 / JUNI 2013

FORUM NEUE LÄNDER

Dr. Heuchert äußert sich unter anderem zu der Frage, ob Erdgas vor dem Hintergrund der Energiewende und der Fokussierung auf die Erneuerbaren Energien das Potential habe, die Zukunft der Energieversorgung in Deutsch-land zu prägen. Der Vorstandschef der VNG AG beantwortet dies mit einem eindeutigen Ja.

Erdgas könne langfristige Versorgungssicher-heit bieten und sei als zuverlässiger, innovativer, flexibler und umweltfreundlicher Energieträger der ideale Partner der Erneuerbaren.

Allein der Wärmemarkt mache 40 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland aus.

„Der Erfolg der Energiewende steht und fällt deshalb mit der Entwicklung auf dem Wärme-markt“, so Dr. Heuchert. Die Einsparziele der Bundesregierung könnten schneller mit der Modernisierung alter Heizungsanlagen erreicht werden, als wenn allein auf die Gebäude-dämmung gesetzt würde. Mehr als ein Drittel der Heizungsanlagen in Deutschland sind älter als 15 Jahre, hier könnten neue, mit Erdgas betriebene Anlagen hohe CO₂-Einsparungen ermöglichen.

Dr. Heuchert nennt in diesem Zusammenhang den Brennwertkessel, das Mikro-BHKW oder die Gaswärmepumpe, die alle vergleichsweise geringe CO₂-Vermeidungskosten aufwiesen.

KWK als Technologie der Stunde

Mit der Energiewende ginge auch eine Dezentralisierung in der Erzeugung einher, so Dr. Heuchert. Gerade im dezentralen Bereich seien hoch effiziente KWK-Anlagen deshalb die Technologie der Stunde. Strom und Wärme könnten gleichzeitig bereitgestellt werden.

Zudem werde Strom dort produziert, wo er auch verbraucht wird. Lange Transportwege und hohe Kosten für die Infrastruktur würden somit ent-fallen. Ein weiterer Vorteil liege darin begründet, dass die Kunden ihre Energie unabhängig von großen Stromlieferungen beziehen könnten.

Schließlich sei Erdgas in ganz Deutschland

flächendeckend ver-fügbar. Bei Strom aus Erdgas liege der Anteil der KWK-Erzeugung bereits bei 60 Prozent.

Dies sei deutlich höher als jene 25 Prozent, die als Unterziel der Energiewende von der Bundesregierung für den gesamten Strommarkt propagiert würden, so Dr. Heuchert. Er geht bei erdgasbetriebener KWK-Technik von jährlichen Zuwachs-raten zwischen zehn und 15 Prozent aus. „Der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit in der Energieversorgung ist

einer der Megatrends der Zukunft“, so der VNG-Vorstandschef. Die KWK-Technik sei hier die

ideale Lösung. n

Energie

STROM- UND WÄRMEMARKT

Energiewende mit Erdgas

VNG-Chef Dr. Karsten Heuchert auf dem Ostdeutschen Energieforum

N

ach zweitägigem Fachprogramm ging am 30. April 2013 das 2. Ostdeutsche Energieforum zu Ende. Über 400 Fach- und Führungskräfte kamen in das Congress Center Leipzig (CCL), um gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung die Auswirkungen der Energiewende in Deutschland zu diskutieren und nach Lösungswegen im Energiebereich zu suchen. In zahlreichen Foren und Vorträgen hochkarätiger Referenten – darunter Vizekanzler und Wirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler sowie Bundesumweltminister Peter Altmaier – konnten Impulse gesetzt und Lösungsansätze für die bestehenden Herausforderungen aufgezeigt werden. Einer der Protagonisten der Veranstaltung war auch Dr. Karsten Heuchert. Der Vorstandsvorsitzende der VNG – Verbundnetz Gas AG nahm an der Podiumsdiskussion „Liegt die Zukunft in der dezentralen Energieversorgung?“ teil.

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VNG-Vorstandschef Dr. Karsten Heuchert auf dem 2. Ostdeutschen Energieforum Foto: IHK Leipzig/ Lutz Zimmermann

www.ostdeutsches-energieforum.de www.vng.de

Die VNG – Verbundnetz Gas AG ist das größte eigenständige Unternehmen der neuen Bundesländer – hier der VNG-Hauptsitz in Leipzig-Schönefeld

Die Versorgung mit Rohstoffen ist von elementarer Bedeutung für Deutschland als Industriestandort und als Exportnation. Der Import von Rohstoffen zu langfristig verläss-lichen Lieferkonditionen bildet die Grundlage für die weitere Prosperität des bundesdeutschen Wirtschaftsraumes und damit auch für die Stabilität der hiesigen gesellschaftlichen Ver-hältnisse. In der Exploration und Förderung von Rohstoffen engagieren sich auf inter-nationaler Ebene allerdings nur wenige deutsche Unternehmen.

Deutschland setzt eher auf transparenten Handel und internationale Kooperationen.

So wird die inländische Nachfrage nach Erd-gas zu 86 und die nach Erdöl zu 97 Prozent durch Importe gedeckt. Der größte Teil davon stammt aus der Russischen Föderation. Es bedarf daher einer von Politik und Wirtschaft gleichermaßen getragenen Strategie, um trotz der hohen Importabhängigkeit mittel- und lang-fristig die Rohstoffsicherheit unseres Landes zu gewährleisten. Der Schlüssel dazu ist der Auf-bau bilateraler Partnerschaften, die den Export und den Import als gemeinsame Aufgabe zum Wohle der jeweiligen Länder begreifen. Rohstoff-produzenten und -importeure sind dabei auf eine intensive und gut strukturierte Zusammenarbeit angewiesen. Nicht vergessen werden sollte in diesem Zusammenhang, dass Nachfrager und Anbieter in einem wechselseitigen Abhängig-keitsverhältnis stehen, weshalb beide Seiten ein ureigenes Interesse an stabilen Lieferbeziehungen haben. Russisches Erdgas strömt bereits seit 40 Jahren nach Deutschland – zuverlässig und ohne Unterbrechungen.

Allein die VNG hat seit 1973 mehr als 250 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland bezogen. Die Stabilität und Tragfähigkeit der deutsch-russischen Erdgasbeziehungen war auch in Krisenzeiten nie gefährdet. Beide Seiten sind und waren an einer Partnerschaft auf Augenhöhe

interessiert. Deutschland sieht in Russland einen seiner wichtigsten Rohstofflieferanten und einen wichtigen Investitionsstandort. Russland wiederum benötigt Deutschland als wichtigen Absatzmarkt aber auch als Technologiepartner.

Es sind diese gegenseitigen Interessen sowie die lange und vertrauensvolle Kooperation, die die Grundlage bilden für das Fortschreiben einer erfolgreichen Partnerschaft in die Zukunft hinein.

Insbesondere die EU-Kommission sowie die beiden nationalen Regierungen sind dazu auf-gerufen, einen tragfähigen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Partnern weiter festigen können. VNG engagiert sich hier ins-besondere im Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft sowie über das Deutsch-Russische Rohstoff-Forum.

6. Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz

Das Ziel des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums ist es, die deutsch-russische Partner-schaft im Sinne einer Win-Win-Situation weiterzuentwickeln und wirtschaftlich nutzbar zu machen. Dies soll insbesondere über neue Wege der Rohstoffnutzung, die gemeinsame Förderung von Talenten und durch konkrete unternehmerische und politische Initiativen geschehen. Bilaterale Projekte werden stets auf Augenhöhe entwickelt und von Anfang an gemeinsam betrieben.

Erklärter Zweck der Zusammenarbeit ist die gemeinsame Erarbeitung und Umsetzung techno-logischer Erfolge. Im Vordergrund steht die Intensivierung der wissenschaftlich-technischen und der konkreten wirtschaftlichen Zusammen-arbeit beider Länder. Ins Leben gerufen wurde das Forum von den beiden ältesten Montanuni-versitäten der Welt, die TU Bergakademie Freiberg Energie

und das Staatliche Bergbauinstitut St. Peters-burg. VNG und die russische Gazprom waren von Beginn an als Industriepartner an Bord. Die Gründungserklärung wurde im Jahre 2006 im Beisein von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und des russischen Präsidenten Wladimir Putin unterzeichnet. Als Schirmherren fungieren unter anderem der ehemalige Bundesumweltminister Prof. Dr. Klaus Töpfer sowie der Präsident der Russischen Gasgesellschaft, Dr. Walerij Jasew. Im Lenkungsausschuss sind neben Prof. Dr. Töpfer auch Dr. Edmund Stoiber, VNG-Vorstandschef Dr. Karsten Heuchert sowie weitere namhafte Vertreter der deutschen und russischen Energie-politik und -wirtschaft vertreten.

Grundlage aller Aktivitäten ist der ständige Dialog und die enge Kooperation zwischen Roh-stoffimporteuren und rohstoffreichen Ländern.

Die vom Deutsch-Russischen Rohstoff-Forum an wechselnden Orten in Deutschland und Russland durchgeführten Konferenzen fördern diesen Informationsaustausch und dienen dem Aufbau persönlicher Kontakte. Die Referenten und Diskussionsteilnehmer beleuchten wissen-schaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte einer engen strategischen Partnerschaft. Die nunmehr sechste Auflage der deutsch-russischen Konsultationen zur Energiewirtschaft fand vom 15. bis 17. April im westsibirischen Chanty-Mansijsk statt. Insbesondere wurden bilaterale Projekte zur Energieeinsparung und Energie-effizienz sowie zur Zusammenarbeit bei der Nutzung von Erdölbegleitgas, Wasserstoff und Helium diskutiert.

Weitere wichtige Themen für die deutsche Industrie waren Seltene Erden und die Zusammenarbeit bei der Wiederaufbereitung von Industrieabfällen. n

www.vng.de

www.rohstoff-forum.org VNG SETZT AUF LANGFRISTIG STABILE DEUTSCH-RUSSISCHE ROHSTOFFBEZIEHUNGEN

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 48-52)