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interreg iV-projekt: tiefenschärfe x

Im Dokument ISF Arbeitsbericht 2015 (Seite 98-106)

6 Projekte mit anderen Einrichtungen

6.3 interreg iV-projekt: tiefenschärfe x

Im Rahmen des Interreg-Pro-jektes „Tiefenschärfe – Hoch-auflösende Vermessung Boden-see“ wurde der Bodensee neu vermessen. In Wassertiefen über 5 m wurde die Vermes-sung mit einem Fächerecholot (Universität Bern) durchge-führt, anschließend wurden die

Flachwassergebiete mit bathymetrischem Laserscanning (Fa. AHM) erfasst und die Daten miteinander verschnitten (Uni Bremen). Die Messungen und Auswertungen wurden von einer Qualitätskontrolle (Uni Bremen) und intensiver Öffentlichkeitsarbeit (Fa. LGM) begleitet. Die Zusammen-führung der Daten und das Herstellen von Produkten ge-schah in enger Kooperation zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber sowie den Vermessungsverwaltungen. Die Die Projektergebnisse wurden in einem Kolloquium im

Januar 2015 einem Fachpublikum vorgestellt. Bei der IG-KB-Jahrestagung im Mai 2015 wurde die zusammenfas-sende Broschüre „Wie fit ist der Bodensee für den Klima-wandel? – Das Interreg-IV-Forschungsprojekt „Klimawandel am Bodensee“ (KlimBo) gibt Antworten“ publiziert. Zu-dem wurde über die Projektarbeiten und -ergebnissen ein Fachbericht in der Reihe der „Blauen Berichte“ der IGKB veröffentlicht (Heft Nr. 60). Bericht und Broschüre sind in gedruckter Form erhältlich oder können digital über die Webseite der IGKB (www.igkb.org) frei heruntergeladen werden (Abb. 6-2).

Die Projektergebnisse finden bei der Behandlung zahl-reicher anwendungsorientierter Fragestellung Beachtung.

Bereits während der Projektphase waren die Untersu-chungen zum Wärmehaushalt und der thermischen Nut-zung des Sees ein wichtiger Beitrag bei der Überarbeitung der Regelungen zur thermischen Nutzung des Bodensees in den Bodensee-Richtlinien der IGKB. Auch die Diskus-sion um ein Phosphormanagement im Bodensee wird durch das Projekt durch Untersuchungsergebnisse erheb-lich unterstützt. So zeigen die Modellstudien, dass der Kli-mawandel zu einer Verschlechterung des Sauerstoffgehalts im Tiefenwasser beiträgt, der durch eine erhöhte Phos-phorkonzentration weiter verschlechtert würde.

Abb. 6-2: Medien der KlimBo-Öffentlichkeitsarbeit: Projekt-Webseite (www.igkb.org/aktuelles/klimbo-klimawandel-am-bodensee), Pro-jektbroschüre, Berichte im "Seespiegel" (www.igkb.org/aktuelles/seespiegel/archiv-seespiegel) und Fachbericht Nr. 60 im Rahmen der Blauen Berichte der IGKB

Daten wurden für viele grundlegende Fragestellungen und für angewandte wissenschaftliche Zwecke erhoben und stießen bereits auf reges Interesse und Nachfragen.

Die wesentlichen Ziele des Projektes:

„ Genauere Kenntnis der Bodentopographie für verbes-serte Uferplanungen (Renaturierungen)

„ Dokumentation des Zustandes der Flachwasserzonen

„ Präzise Definition der Lage von Uferböschungen, Ufer-länge, Haldenkante, Einbauten (Stege, Ufermauern, Ba-dehäuschen etc.) und 25-Meter-Linie

„ Optimierung von Rechenmodellen (z.B. Einschichtung von Flusswasserkörpern, Störfallvorsorge an Trinkwas-serentnahmestellen, thermische veränderte Wasserkör-per)

„ Erzeugung von Grundlagendaten im Sinne eines lang-fristigen Gewässerschutzes

„ Beantwortung zahlreicher Fragestellungen (z.B. Geori-siken, Grundwasserzutritte)

Das Projekt lieferte ein detailgenaues 3D-Modell des See-beckens des Bodensees. Die Datendichte (2015: ca.

19.000.000.000 Datenpunkte) war um ein Vielfaches höher als beim letzten Aufmaß von 1990 (ca. 900.000 Daten-punkte). Initiiert wurde das Projekt von der Internationa-len Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) mit Vertretern Bayerns, Baden-Württembergs, Österreichs und der Schweiz. Am 11. September 2015 wurde das Pro-jekt beendet und in einer Abschlussveranstaltung in Ror-schach vorgestellt. Betreut wurde das Projekt vom ISF. Das anspruchsvolle messtechnische Programm wurde von einer externen Qualitätskontrolle begleitet, um eine bestmög-liche Datenqualität zu gewährleisten.

Die Daten des Projektes Tiefenschärfe fanden schon vor dem offiziellen Projektende bei vielen Stellen ein sehr großes Interesse und werden aktuell in mehreren Projekten genutzt, die auch in diesem Bericht kurz präsentiert wer-den (z.B. Projekt Seezeichen, Projekt HyMoBioStrategie, hydrodynamische Modellierungen zu den Ausstrombe-reichen des Bodensees). Weitere Nutzungen gab und gibt es in mehreren anderen Projekten und Examensarbeiten (z.B. das nun abgeschlossene DFG-Projekt „pockmarks“, Masterarbeit Nils Brückner „Mass Transport Deposits wi-thin Lake Constance, Central Europe–GIS-based Analysis of High-Resolution Hydroacoustic Data“ oder

Projektar-Abb. 6-3: Übersichtskarte des neuen Geländemodells vom Bodensee aus dem IGKB-Projekt Tiefenschärfe

beit Stefanie Gaide: „Evaluation of LiDAR processing tools in regards to bathymetric LiDAR in Lake Constance“).

Im DFG-Projekt zu den Methanentgasungsstrukturen am Seeboden wurden im Rahmen eines Werkvertrages die hochauflösenden Geländemodelle mit statistischen Verfah-ren im Hinblick auf das Vorkommen von pockmarks ausge-wertet. Es zeigte sich, dass es eine Vielzahl mehr von den runden Trichterstrukturen am Seeboden gibt als ursprüng-lich vermutet (Abb. 6-4). Auch an weiten Strecken vor dem Schweizer Seeufer und dem Nordufer des Sees gibt es pockmarks, im Gegensatz zu den Strukturen in der Nähe der Rheinmündung tritt hier allerdings kein Gas aus.

In der Projektarbeit von Stefanie Gaide (Universität Bre-men) wurde evaluiert, wie sich die neuartigen Daten eines bathymetrischen Laserscanners optimal prozessieren las-sen. Verglichen wurden die software-Pakete ArcGIS, LA-Stools und HydroVish, was zum Teil sehr neue bzw. open source oder auch weit etablierte Programmpakete sind. Es zeigte sich, das die Programme sehr spezifische Vor- und Nachteile haben: die „LAStools“ sind derzeit die derzeit einzige Möglichkeit, Datensätze mit > 1.000.000.000 Daten-punkten zu visualisieren, wogegen ein weit etabliertes

Pro-gramm wie ArcGIS auf lediglich 50.000 Punkte beschränkt ist. Neue software-Pakete wie HydroVish sind dabei, sich zu etablieren, hatten zum Zeitpunkt der Arbeit aber noch viele „Kinderkrankheiten“.

Die Masterarbeit von Nils Brückner (ebenfalls Universität Bremen) beschäftigte sich mit der Analyse von „Mass Wa-sting Deposits“. Dahinter verbirgt sich eine Untersuchung,

Abb. 6-4: Eine statistische Auswertung der pockmark-Strukturen zeigte erheblich mehr pockmarks auch fernab von Flussmündungen.

Die Strukturen haben bis zu 40 m Durchmesser (hier ein Ausschnitt vor Bottighofen). In dem Kreis ist das Wrack der „Jura“ zu erkennen – aus den öffentlich zugänglichen Daten wurden Hinweise auf Wracks und Wasserleitungen entfernt

Abb. 6-5: Der rechte Mündungsarm der Rotach bei Friedrichsha-fen wurde mit LAStools (links) und ArcGIS (rechts) visualisiert (Quelle: Stefanie Gaide)

Die Wirkung von Baumaßnahmen bzw. intensiven Nut-zungen in der Ufer- und Flachwasserzone würde sich damit nicht nur auf den unmittelbaren Nahbereich der beein-trächtigten Uferabschnitte erstrecken, sondern auch in deutlich weiter entfernten Arealen und auch in größeren Wassertiefen wirksam werden. Für gesicherte Aussagen sind allerdings weitere Auswertungen und eine detaillierte Betrachtung des gesamten Ufers am Obersee und am Un-tersee notwendig.

wie die mehr oder weniger rasche Umlagerungen größerer Sedimentmengen aussehen, sie statistisch beschreibend zu erfassen und ihr Vorkommen im See zu kartieren. Mit die-sen Untersuchungen kann die Entstehung von Oberflä-chenstrukturen besser erkannt und verstanden werden.

Zumindest im Untersee scheint sich abzuzeichnen, dass der Verbau von Ufern zu einer Häufung solcher „Mass Wa-sting Deposits“ führt.

Abb. 6-6: Die Analyse der Oberflächenmorphologie zeigt gut das früher übliche Deponieren von Baggergut direkt vor den Hafenein-fahrten bzw. Bauwerken (oben). Im mittleren und unteren Bildteil aus dem Untersee wird gezeigt, dass es vor natürlichen Ufern offen-bar deutlich weniger „Mass Wasting Deposits“ gibt als vor naturfernen Ufern (Quelle: Nils Brückner)

Messkampagnen durchgeführt, die auf unterschiedlichen Raum-Zeit-Skalen die verschiedenen Eintrags- und Trans-portphänomene charakterisieren und als Validationsbasis für umfangreiche numerische Modellsysteme dienen. Um die Identifizierung, Nachverfolgung von Transportwegen und Ausweisung von potentiellen Impaktzonen zu ermög-lichen wird das Konzept der verallgemeinerten Wasserkör-persignatur („fingerprint“) verwendet, bei dem zur Charak-terisierung von unterschiedlichen Wasserkörpern chemische, seenphysikalische und isotopische – zum Teil auch biologische Parameter - erhoben und zu einem spezi-fischen „fingerprint“ des jeweiligen Wasserkörpers zusam-mengefasst werden. Mit komplexen, gekoppelten Modell-systemen werden, basierend auf hochaufgelösten 3-dimensionalen hydrodynamischen Modellen, die Trans-portpfade und Mischungsprozesse für die unterschied-lichen Eintragspfade simuliert und für den lokalen wie see-weiten Kontext analysiert. Szenarienrechnungen gestatten die Ausweisung von potentiellen Impaktzonen, d.h. Zonen hoher Konzentrationen und/oder langer Expositionszeiten für verschiedene Wasserinhaltsstoffe.

Das Verbundprojekt wird durch die einzelnen Teilprojekte der Verbundprojektpartner strukturiert, wobei sich die the-matische Gliederung aus den folgenden Arbeitspaketen ergibt.

arbeitspaket ap 1: projektkoordination

Beteiligte Projektpartner : ISF, UBAY, TUBS, KUP, BWV

In diesem Arbeitspaket werden die zur Koordination und gegenseitigen Abstimmung der Verbundpartner notwendi-gen Arbeiten zusammengefasst.

arbeitspaket ap 2: Verteilung von wasserinhaltstoffen im freiwasserkörper von seen

Beteiligte Projektpartner : ISF, KUP, BWV

In diesem Arbeitspaket werden Messdaten erhoben, die eine detaillierte Analyse der seeweiten Transport - und Mi-schungsprozesse gestatten und als Validationsbasis für hochaufgelöste 3-dimensionale hydrodynamische und Tra-certransportmodelle dienen. Langzeit- und Fallstudien mit 3-dimensionalen hydrodynamischen Modellen liefern de-taillierte Informationen zu seeweiten Transport- und Mi-6.4 bmbf-projekt: „tracer-methoden zur

identifizierung von grundwasser- und Zuflusseinschichtungen und deren einfluss auf wasserqualität und trinkwassergewinnung am beispiel des bodensees“

Im Jahr 2015 startete das ReWaM-Verbundprojekt SeeZei-chen „Tracer-Methoden zur Identifizierung von Grundwas-ser- und Zuflusseinschichtungen und deren Einfluss auf Wasserqualität und Trinkwassergewinnung am Beispiel des Bodensees“.

Das Verbundprojekt wird im Rahmen des NaWaM-Pro-jektclusters „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (Re-WaM)“ vom Bundesministerium für Bildung und For-schung (BMBF) gefördert und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Im Verbundprojekt SeeZeichen arbeiten insgesamt fünf Projektpartner aus den Bereichen des vorsorgenden Gewässerschutzes, der Trinkwasserversorgung und der uni-versitären Forschung kommen. Folgende Institutionen sind beteiligt:

„ Institut für Seenforschung (ISF) der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württem-berg (LUBW)

„ Lehrstuhl für Hydrologie, Universität Bayreuth (UBAY)

„ Institut für Geosysteme und Bioindikation, Technische Universität Braunschweig (TUBS)

„ Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner GmbH (KUP)

„ Zweckverband Bodensee Wasserversorgung (BWV)

Wesentliche Ziele des Projektes sind die Identifizierung von verschiedenen Eintragspfaden von Wasserinhalts-stoffen in den Bodensee, wobei die unterschiedlichen Pfade – oberflächlicher Eintrag, Flusswasserfahnen und Grundwasserzutritte - betrachtet werden. Um diese Pfade näher zu charakterisieren und spezifische Eigenschaften dieser Eintragspfade zu erfassen, werden umfangreiche

arbeitspaket ap 6: synthese und Zusammenführung der ergebnisse

Beteiligte Projektpartner : ISF, UBAY, TUBS, KUP, BWV

In diesem Arbeitspaket werden die Ergebnisse der Teilpro-jekte und Arbeitspakete zusammengeführt. Ein wichtiges Instrument der Synthese und Zusammenführung der Er-gebnisse ist die gegenseitige Abstimmung der Projektpart-ner während der geplanten halbjährlichen Arbeitssit-zungen. Neben einem intensiven Gedankenaustausch und der Diskussion der neuesten Forschungserkenntnisse sind vor allem die weitere Vorgehensweise und die zeitliche Umsetzung festzulegen.

arbeitspaket ap 7: ergebnisverwertung und dissemination

Beteiligte Projektpartner : ISF, UBAY, TUBS, KUP, BWV

Das Arbeitspaket 7 fungiert als Transmissionsriemen zwi-schen den wissenschaftlichen Ergebnissen des Projektes SeeZeichen, der fachlichen Praxis, der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der interessierten Öffentlichkeit. Dieses Arbeitspaket ist somit von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der Ziele des Projektes und die Einführung und nachhaltige Verankerung der gefundenen Ergebnisse und Methoden, Tools und Modelle in der fachlichen Pra-xis.

6.4.1 erste ergebnisse des teilprojektes tp1

Das Institut für Seenforschung der LUBW ist mit dem Teil-projekt TP1 “Mischungs-prozesse, Transportwege und Ver-weilzeiten von Wasserinhaltsstoffen im Bodensee – Mes-sungen und hydrodynamische Modellierung“ an allen Arbeitspaketen des Projektes beteiligt, koordiniert das Ver-bundprojekt und stellt wesentliche logistische Grundlagen für diverse Feldarbeiten und Messkampagnen zur Verfü-gung. Erste Projektmitarbeiter wurden beginnend Ende Dezember 2015 eingestellt. Im Folgenden werden kurz einige wenige erste Ergebnisse vorgestellt werden. Um-fangreichere Darstellungen werden mit fortlaufenden Pro-jektfortschritt dargestellt.

messkampagnen

Im Rahmen des Teilprojektes TP1 wurde in 2015 eine Rei-he von Messprogrammen begonnen, die folgende TRei-hemen untersuchen:

schungsprozessen, Verweilzeiten und dem Wasser und Stoffaustausch zwischen verschiedenen Kompartimenten des Bodensees.

arbeitspaket ap 3: flusswasserfahnen und transportwege von flussbürtigen stofffrachten

Beteiligte Projektpartner : ISF, KUP, BWV

Die über die Zuflüsse eines Sees eingetragenen Wasserin-haltsstoffe sind wesentlich für die in einem Gewässer anzu-treffende Gewässergüte und Wasserqualität verantwortlich.

Das Arbeitspaket „Flusswasserfahnen und Transportwege von flussbürtigen Stofffrachten“ setzt sich mit den Trans-portprozessen von flussbürtigen Wässern, deren Eintrag, Mischung und den daraus resultierenden Stoffkonzentrati-onen und Verweilzeiten in verschiedenen ZStoffkonzentrati-onen des Sees auseinander.

arbeitspaket ap 4: interaktion von grundwasser und see

Beteiligte Projektpartner : ISF, UBAY, TUBS, KUP, BWV

Arbeitspaket 4 des SeeZeichen-Projektes konzentriert sich auf die Messung der Interaktionen von Grundwasser und See und die Entwicklung einer „toolbox“ physikalischer, chemischer und biologischer Arbeitstechniken für ein nachhaltiges Management regionaler und überregionaler Wasserressourcen hinsichtlich der Grundwasser-See Inter-aktion.

arbeitspaket ap 5: transportwege und mischungsprozesse von grundwasserkörpern im see

Beteiligte Projektpartner : ISF, UBAY, TUBS, KUP

Für die Modellierung der Ausbreitung der grundwasser-bürtigen Zuflüsse im See werden dreidimensionale hydro-dynamische Modelle verwendet, die in Bereichen von be-sonderen Interesse mittels lokaler Gitterverfeinerungen eine räumlich hochauflösende Betrachtung der invol-vierten Prozesse gestatten. Zusätzlich werden mit einem eindimensionalen Modell die Transportprozesse im Sedi-ment zwischen regionaler Grundwasserströmung und See betrachtet.

liche Messpunkte und unterschiedliche Tiefen wird an-hand der gemessenen Parameter die Dichte des Wassers berechnet und graphisch dargestellt (Abb. 6-8c und 6-8d).

Abschließend werden die Ergebnisse in Bezug zu den je-weiligen vorherrschenden Bedingungen gesetzt (z.B.

Wind- und hydrologische Verhältnisse). Die Daten sollen auch als Kalibrierungsgrundlage für eine hydrodynamische Modellierung dienen, um den Einflussbereich des Schus-senwassers im gesamten See besser einschätzen zu können.

Hydrodynamische modellierung

Die numerischen Modelluntersuchungen basieren auf dem Modellsystem Delft3D (Deltares) und dessen Programm-modulen FLOW (3-dimensionales Strömungsmodell), PART (Tracer- und Partikelnachverfolgung) und WAQ (vorgesehen für physikalisch basierte Wasserqualitätsbe-trachtungen). Um alle weiteren hydrodynamischen Frage-stellungen des Projektes beantworten zu können, erfolgten grundlegende Arbeiten zur Implementierung des hydrody-namischen Basismodells für den Bodensees (HDMBOD).

Das Modellgitter wurde für drei unterschiedliche räum-liche Auflösungen aufgebaut dx={100, 250, 500} (Abb. 6-9, S. 106). Das Ziel der verschiedenen Gitterauflösungen ist es, seeinterne Prozesse (z.B. Schichtung, Transport) je nach Fragestellung auf unterschiedlichen dem Problem ange-passten Raum- und Zeitskalen abzubilden. Für den Aufbau des Basismodells werden Erkenntnisse vorangegangener Studien herangezogen. Zusätzlich wird der gesamte Bo-densee (mit Ober- und Untersee sowie dazugehörigem Seerhein) mit Zu- und Abflüssen simuliert.

6.4.2 ausblick

Im Jahr 2016 werden die gemeinsamen Aktivitäten aller Verbundprojektpartner fortgesetzt. Die Schwerpunkte lie-gen auf der Fortführung verschiedener Messprogramme, der statistischen und geostatistischen Auswertung der Da-ten und der Durchführung von umfangreichen Simulation-sensembles mit den 3-dimensionalen numerischen Model-len. Das Ziel bleibt, die Eintragspfade von Wasserinhalts- stoffen in den Bodensee zu identifizieren, Transportwege von gelösten Stoffen zu ermitteln und potentielle Impakt-zonen auszuweisen. Das Projekt leistet so seinen Beitrag für einen vorsorgenden Gewässerschutz und eine nachhal-tige Trinkwasserversorgung im Bodensee.

Charakterisierung des hydrologischen und hydrogeolo-gischen Kontextes des Bodensees – Untersuchung von Zu-flüssen und Auswertung von hydrogeologischen Messdaten des Einzugsgebietes

„ Erfassung der seeweiten Zirkulations- und Mischungs-prozesse

„ Ausbreitung von Flusswasserfahnen

„ Erfassung von Grundwasserzutritten im Bodensee

sondenbasierte Voruntersuchungen zu potentiellen grundwassereintrittsstellen

Für die Identifizierung von potentiellen Grundwasserein-trittsstellen wurden laut Gesamtantrag sechs Gebiete aus-gewählt (Argen, Birnau, Hagnau, Mainau, Mehrerau und Obersee) (Abb. 6-7). Im Laufe der ersten Messkampagnen wurden nach Untersuchungen in allen sechs Teilgebieten zwei Gebiete mit erhöhter Wahrscheinlichkeit von Grund-wasserzutritten für intensivere Untersuchungen ausge-wählt (Messraster des Untersuchungsgebietes Überlinger See / Birnau – siehe Abb. 6-7).

untersuchungen zur ausbreitung der flusswasserfahne der schussen

Die Schussen spielt aus vielerlei Hinsicht eine Sonderrolle unter den Zuflüssen des Bodensees. Zum einen ist das Ge-fälle im Unterlauf sehr gering, was besonders im Sommer zu sehr geringen Fließgeschwindigkeiten führt. Zum ande-ren mündet der Fluss in eine etwa 2 km breite (< 10 m Tiefe) Flachwasserzone (Abb. 6-8a). Damit gelangt das Schussenwasser nicht sofort in die tieferen Bereiche des Sees, wo eine Durchmischung mit dem größeren Seewas-servolumen stattfindet, sondern verteilt sich zunächst in der Flachwasserzone. Dies ist vor allem dahingehend pro-blematisch, da aufgrund der starken anthropogenen Prä-gung des Flusseinzugsgebiets, die Wasserqualität des Schussenwasser meist deutlich schlechter ist als die des Bodensees. Im Rahmen des Projektes SeeZeichen soll nun untersucht werden, wie sich das Flusswasser in den See einmischt. Dies wird mit monatlichen Messungen von Temperaturen und Leitfähigkeiten entlang eines defi-nierten Rasters realisiert (Abb. 6-8b). Für die

unterschied-Abb. 6-7: Darstellung der Untersuchungsgebiete Birnau-West (rote Punkte) und Birnau-Hauptstruktur (gelbe Punkte) mit den vordefi-nierten Messrastern und -transekten

Abb. 6-8: (A) Das Mündungsdelta der Schussen und die Begrenzung der Flachwasserzone (10 m Hydroisohypse) Quelle: Orthofoto" © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (www.lgl-bw.de) Az.: 2851.9-1/19. (B) Messraster der monatli-chen Erhebung der Temperatur und Leitfähigkeitsdaten. Das rote Transekt entspricht dem Hauptabfluss der Schussen. (C) Horizontale Interpolation der berechneten Dichte in 0.8 m Tiefe der östlichen Transekte (H – E4) am 21.05.2016. (D) Vertikale Interpolation der be-rechneten Dichte entlang des Haupttransekts am 21.05.2016

für biomedizinische Technik (St. Ingbert, Saarland), der LUBW (ISF) und einem kleinem Unternehmen (Fa. Lana-plan, Nettetal) durchgeführt. Als „assoziierte Projektpart-ner“ sind Umweltverbände, einige Gemeinden und das RP Tübingen eingebunden.

Im Teilprojekt 4 (angesiedelt am ISF) konnte die bewilligte Stelle erst im Mai 2016 besetzt werden, weshalb auch ein im Projekt vorgesehener Werkvertrag noch nicht begonnen werden konnte. Die wesentlichen Arbeitsinhalte waren die Aufbereitung und Verfügbarmachung von Orthofotos (7 cm Auflösung) und hochauflösende Geländemodelle (3 m und 0,5 m Auflösung) der Untersuchungsflächen aus dem Projekt Tiefenschärfe. Auf der Grundlage dieser Daten ha-ben die übrigen Projektpartner und das ISF die Bepro-bungen durchgeführt.

Für die eigenen Untersuchungsziele wurden an fünf der sechs Untersuchungsflächen insgesamt 85 Sedimentkerne zur Übersichtsbeprobung entnommen (Abb. 6-10). Ein großer Teil davon wurde geöffnet und beprobt. Am Bei-spiel Kirchberg zeigt sich sehr gut nachvollziehbar der Übergang von feinkörnigen laminierten Tiefwassersedi-menten zu sandigen ungeschichteten Flachwassersedi-menten in 5 m Wassertiefe (Abb. 6-11). Analysenergebnisse (Korngrößen, TC, TOC) sind noch nicht vorhanden.

Im Dokument ISF Arbeitsbericht 2015 (Seite 98-106)