plasmabehandelten Oberfl ¨achen
5.3. Modifikation der Oberfl ¨achenspezies
5.3.3. Infrarot-Spektroskopie
5.3. Modifikation der Oberfl¨achenspezies
0 2 4 6 8 10 12 14
48 50 52 54 56 58 60 62
RCA-gereinigt O2-Plasma
Oberflächenspannung[mN/m]
Dauer der O2-Plasmabehandlung [min]
48 50 52 54 56 58 60 62
RCA-gereinigt O2-Plasma
Oberflächenspannung[mN/m]
Dauer der O2-Plasmabehandlung [min]
Abbildung 5.12.: Oberfl¨achenspannung nach einer O-Plasmabehandlung in Abh¨angigkeit der Dauer der Behandlung im Vergleich zu einem RCA-gereinigten Sili-ziumwafer
taktwinkelmessungen (direkt nach den verschiedenen Vorbehandlungen) bestimmt wurden, l¨aßt sich dennoch nachvollziehen, daß auch bei Anwendung eines Kohlendioxid- bzw.
Stickstoffplasmas eine Aktivierung der Oberfl¨ache eintritt.
Tabelle 5.2.: Oberfl¨achenspannungen sowie deren polare und disperse Anteile verschieden vorbehandelter Siliziumoberfl¨achen, berechnet nach dem Modell von Owens/
Wendt aus den direkt nach den Vorbehandlungen gemessenen Kontaktwinkeln Vorbehandlung Oberfl¨achenspannung polarer Anteil disperser Anteil
mN/m mN/m mN/m
RCA-Reinigung 54,44 17,96 34,77
Sauerstoffplasma 58,19 23,42 36,48
(5 min)
Kohlendioxidplasma 57,1 21,1 36,0
(10 min)
Stickstoffplasma 56,5 22,0 34,5
(10 min)
5. Untersuchungen an plasmabehandelten Oberfl¨achen
vollziehen. Eine Einzel-Reflexionsmessung unter verschiedenen Einstrahlwinkeln bietet nicht die notwendige Empfindlichkeit, so daß auf die im Abschnitt 4.2.2 Grenzfl¨achenspek-troskopie beschriebene Methode der mehrfachen internen Reflexion (MIR) zur¨uckgegriffen wurde. An beiden Enden im Winkel von 45Æ angeschr¨agt und allseitig poliert, diente ein FZ-Siliziumkristall, welcher in einer 2 %-igen w¨assrigen HF-L¨osung gereinigt wurde, als ATR-Kristall.
Nachdem die RCA-gereinigten Siliziumwafer in Analogie zu den vorangegangenen Unter-suchungen verschiedene Plasmabehandlungen durchliefen, wurden die Meßproben aus den Wafern herausgebrochen und ihre IR-Spektren sowohl f¨ur p- als auch f¨ur s-polarisiertes Licht aufgenommen. Wie in den meisten infrarotspektroskopischen Untersuchungen ist die Modifikation der Oberfl¨ache nur gegen¨uber einer Referenz sichtbar, da auf diese Weise der Hintergrund herausgefiltert wird und sich das Signal-Rausch-Verh¨altnis wesentlich verbessert. Daher sind die IR-Spektren der plasmabehandelten Proben auf die Oberfl¨ache eines RCA-gereinigten Siliziumwafers bezogen worden. Abbildung 5.13 zeigt exemplarisch die erhaltenen p- und s-polarisierten MIR-IR-Spektren einer 5 min O-plasmabehandelten Siliziumoberfl¨ache.
Wie die Spektren zeigen, treten in dem dargestellten Wellenzahlbereich nur wenige Absorptionbanden auf, wobei die Intensit¨aten der Signale sehr gering sind. Weitaus problematischer ist jedoch die Tatsache, daß die Spektren nur zum Teil reproduzierbar sind. W¨ahrend die relativ scharfe Absorptionslinie bei etwa 1205 cm, welche den longitudinalen optischen Phononen des Oberfl¨achenoxids (Streckschwingung eines Sauer-stoffatoms zwischen zwei Siliziumatomen) zugeordnet wird [91, 92], in allen IR-Spektren vergleichsweise kontinuierlich auftritt, unterliegt der f¨ur die Absorption an Hydroxyl-Gruppen (Silanol-Hydroxyl-Gruppen) und Wasser interessante Wellenzahlbereich (zwischen 2800 und 3700 cm) [18, 72, 92, 93, 94] derartigen Schwankungen, daß hierzu keine verwertbaren Resultate gewonnen werden konnten. Die Gr¨unde daf¨ur sind vermutlich sehr vielf¨altig.
Einerseits l¨aßt der verwendete ATR-Aufbau nur sehr kleine IR-Proben zu (bis etwa 11 mm Probenl¨ange), so daß sich maximal 11 interne Reflexionen an der Grenzfl¨ache zwischen dem ATR-Kristall und der Probe ergeben. Entsprechend drastisch w¨urde sich daher bereits ein Partikel geringer Gr¨oße auf die Fl¨ache des tats¨achlichen Kontaktes des ATR-Kristalls zur Probe auswirken. Andererseits tragen bei der beschriebenen Methode nur Ver¨anderungen gegen¨uber einer Referenzoberfl¨ache zum IR-Spektrum bei. Da sich die aus einer Plasmabe-handlung resultierenden Modifikationen jedoch nur im Monolagenbereich abspielen, sind die tats¨achlich meßbaren Ver¨anderungen m¨oglicherweise einfach zu gering, um sie eindeutig erfassen zu k¨onnen. Schließlich d¨urfen auch lokale Differenzen im Oberfl¨achenchemismus der plasmabehandelten Siliziumwafer, die bei derart geringen Absorptionsintensit¨aten bereits einen erheblichen Einfluß haben k¨onnen, nicht vernachl¨assigt werden.
Infolge der nur bedingt interpretierbaren IR-Spektren wird auf eine detaillierte Erkl¨arung der zu erwartenden bzw. teilweise beobachtbaren Absorptionsbanden an dieser Stelle verzichtet und auf den Abschnitt 6.5.1 Infrarot-Spektroskopie verwiesen. Lediglich der Absorptionslinie des Oberfl¨achenoxids soll eine eingehendere Betrachtung zuteil werden.
Da die IR-Spektren auf eine RCA-gereinigte Siliziumoberfl¨ache bezogen sind, bedeutet ein negatives Intensit¨atssignal eine geringere Absorption durch die entsprechende IR-aktive Bindung auf der O-plasmabehandelten Oberfl¨ache. Vergleicht man nun die
Linienfor-54
5.3. Modifikation der Oberfl¨achenspezies
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000
O2Plasma (5 min)
Absorption [%]
Wellenzahl [cm
-1]
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000
O2Plasma (5 min)
Absorption [%]
Wellenzahl [cm
-1]
1150 1200 1250 1300
1150 1200 1250 1300
1 %
1 %
(a)
(b)
Si O Si
Si O Si
-Abbildung 5.13.: MIR-IR-Absorptionsspektren einer 5 min O-plasmabehandelten Siliziumoberfl¨ache in Bezug auf eine RCA-gereinigte Siliziumoberfl¨ache, (a) p-polarisierter Anteil und (b) s-polarisierter Anteil (Der Bereich zwischen 1100 und 1180 cm wurde auf Grund starker St¨orungen durch interstitiell gebundenen Sauerstoff im Silizium-Basismaterial ausgelassen.)
5. Untersuchungen an plasmabehandelten Oberfl¨achen
men der Absorptionen (Detailvergr¨oßerungen in der Abb. 5.13), so f¨allt auf, daß es im p-polarisierten Spektrum offenbar zu einer Verschiebung der Linie zu h¨oheren Wellenzahlen (von 1200 cm zu 1240 cm) kommt, w¨ahrend sie im s-polarisierten Anteil des IR-Spektrums ann¨ahernd konstant bei etwa 1200 cm verbleibt. Eine Rate bez¨uglich der Absorptionslinienverschiebung als Folge einer unterschiedlichen Dauer der Plasmabehand-lung konnte nicht eindeutig nachvollzogen werden. Jedoch scheint eine Tendenz zu h¨oheren Wellenzahlen bei verl¨angerter Behandlung zu existieren.
Weiterhin kann durch die Kenntnis der Richtungen des polarisierten IR-Lichtes in Bezug auf die Meßproben auch zwischen Absorptionen senkrecht und parallel zur Probenoberfl¨ache unterschieden werden, wie Abbildung 5.14 verdeutlicht.
IR-Strahl
p-polarisiert s-polarisiert
E
sE
pE
pE
pIR-Probe
Abbildung 5.14.: Schematische Darstellung der Polarisationsanteile der elektrischen Feld-vektoren bei der mehrfachen internen Reflexionvereinfacht dargestellt am Beispiel einer einfachen externen Reflexion
Im vorliegenden Fall liegt der elektrische Feldvektor des s-polarisierten Lichtes parallel zur Oberfl¨ache. Bei p-polarisiertem Licht l¨aßt er sich unter einem Einfallswinkel von 45Æ in zwei gleiche Anteile senkrecht und parallel zur Oberfl¨ache aufspalten. Entgegen der mehr-fachen internen Transmission sind die relativen Absorptionsintensit¨aten der mehrmehr-fachen internen Reflexion in alle Richtungen ann¨ahernd gleich (vergleiche Anhang A.2), so daß aus der Betrachtung der polarisierten Anteile des IR-Spektrums auch auf die Orientierung der absorbierenden Bindung geschlossen werden kann. Das s-polarisierte Spektrum des O-plasmabehandelten Siliziumwafers (Abb. 5.13 (b)) deutet daher auf eine Reduzierung der SiO-Bindungen parallel zur Oberfl¨ache hin. Auf Grund der Linienverschiebung im p-polarisierten Spektrum der Probe ist eine Aussage bez¨uglich der SiO-Bindungen nicht ohne weiteres m¨oglich. Auch hier soll auf eine Erkl¨arung des Ph¨anomens im Abschnitt 6.5.1 Infrarot-Spektroskopie verwiesen werden.
Eine MIR-IR-spektroskopische Untersuchung der CO- und N-plasmabehandelten Siliziumoberfl¨achen wurde nicht durchgef¨uhrt.
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