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5. Diskussion

5.3 IgA-Konzentrationen in porcinem Milchdrüsensekret über eine

Feststellung lässt sich möglicherweise mit einem durch die Einstreuhaltung verursachten erhöhten Antigendruck auf das Immunsystem der Tiere erklären. Weitere Zusammenhänge diesbezüglich sind bereits in der Diskussion zum Thema IgG im Serum behandelt worden und lassen sich auf den Parameter IgG im Kolostrum und der reifen Milch übertragen.

Einflussfaktor Lebendhefe-Fütterung

Nach der Verabreichung von Lebendhefe stellten Jurgens et al. (1996) einen signifikanten Anstieg im γ-Globulin-Gehalt der Sauenmilch fest. Eine genaue Aufteilung in die verschiedenen Immunglobulinklassen nahm der Autor in seiner Arbeit nicht vor. Entgegen dieser Beobachtungen konnte im eigenen Versuch keine Beeinflussung des IgG-Gehalts in Kolostrum oder reifer Milch durch die Verabreichung von Lebendhefen festgestellt werden.

Für keinen der untersuchten Parameter, weder in Milchdrüsensekret noch in Serum, konnte ein tatsächlicher Behandlungseffekt durch die Lebendhefe festgestellt werden. Die eigenen Untersuchungen bestätigen die These von Raa (2000), der intakten Lebendhefen eine immunstimulative Wirkung abspricht.

Möglicherweise ist auch durch die gegenseitige Interaktion der Vielzahl an Einflussfaktoren und den heterologen Versuchstierpool eine aussagefähige Zuordnung der Zusammenhänge nicht möglich.

Zusammenhang zwischen den IgG-Konzentrationen im Kolostrum und einzelnen Leistungsparametern

Zwischen der IgG-Konzentration im Kolostrum und der Anzahl der gesamt geborenen Ferkel sowie dem Wurfgewicht konnte ein positiver Zusammenhang beobachtet werden. Es hat den Anschein, als ob höhere IgG-Konzentrationen mit besseren Wurfleistungen von Sauen einhergehen. Ob allerdings allein ein besserer immunologischer Status der Sau zu besseren Wurfleistungen führt bleibt jedoch offen und kann in dieser Arbeit nicht abschließend beantwortet werden. Vergleichbare Angaben aus der Literatur fehlen bislang.

5.3 IgA-Konzentrationen in porcinem Milchdrüsensekret über eine Laktationsperiode

und 14,5 ± 2,28 mg/ml (Grieshop et al., 2002; Inoue, 1981; Klobasa et al., 1990) bestätigen die eigenen Messdaten. Auch die Angaben der IgA-Konzentration in reifer Milch von Walser und Bostedt (1990) mit durchschnittlich 3 bis 7 mg/ml und von Klobasa et al. (1987) mit 4,8 mg/ml am 7. Tag und 5,6 mg/ml am 28. Tag p.p. stimmen mit den eigenen Beobachtungen eines mittleren IgA-Gehalts zwischen dem 7. und 28. Tag p.p. von 4,68 mg/ml überein.

Versuchsbedingte Einflussfaktoren auf die IgA-Konzentration in Kolostrum und reifer Milch

Im Folgenden werden die möglichen Einflussfaktoren Rasse sowie Parität und deren möglicher Zusammenhang zu den IgA-Konzentrationen in Kolostrum und reifer Milch diskutiert.

Einflussfaktoren Rasse und Parität

Inoue (1981) beschrieb in seinen Beobachtungen, dass beide Faktoren einen signifikanten Einfluss auf die IgA-Konzentrationen des Kolostrums von Sauen besitzen. So hatten beispielsweise die Rasse Hampshire und die Kreuzung Deutsche Landrasse x Deutsches Edelschwein signifikant höhere IgA-Konzentrationen im Kolostrum als das Deutsche Edelschwein und andere Kreuzungen. Mit Blick auf die Parität stellte er fest, dass Sauen der 4. bis 9. Parität die höchsten IgA-Konzentrationen im Kolostrum besaßen. Auch die Autoren Klobasa et al. (1986) beobachteten, dass multipare Sauen signifikant höhere IgA-Konzentrationen im Kolostrum aufwiesen als primipare Sauen. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der eigenen Arbeit, in der ebenfalls vereinzelt signifikante Einflüsse der Parität und der Rasse auf den IgA-Gehalt des Kolostrums nachgewiesen wurden.

In der reifen Milch beobachteten Klobasa et al. (1987) lediglich eine Tendenz, dass ältere Sauen höhere IgA-Konzentrationen besitzen. Die eigenen Beobachtungen stellen lediglich 7 Tage p.p. einen signifikanten Einfluss der Parität in der reifen Milch fest. Zu den drei späteren Beprobungszeitpunkten kann die Aussage der Autoren nicht bestätigt werden, da keinerlei Tendenzen eines Einfluss der Parität auf den IgA-Gehalt erkennbar sind.

Butler (1981) sprach in seiner Arbeit von einer Darm-Milchdrüsen-Achse. In Anlehnung an diesen Begriff, gehen Klobasa und Butler (1987) davon aus, dass die Antigen-Stimulation des Darms mit zunehmendem Alter der Sau umfassender wird und sich in einer vermehrten Produktion und Sekretion von IgA in die Milch bemerkbar macht. Dies wird verständlich, wenn man sich vor Augen führt, dass das spezifische immunologische Abwehrsystem des Magen-Darm-Trakts (MDT) mit 80 % den Hauptteil des Gesamtimmunsystems repräsentiert.

Das Immunsystem des MDT besteht aus Lymphzellen und lymphatischem Gewebe, welches ihn auf der gesamten Länge auskleidet. Das lymphatische Gewebe in der Darmschleimhaut, das sogenannte „GALT“ (engl.: „gut associated lymphoid tissue“) besteht aus den Peyerschen Plaques, die sich in der Tela submucosa des Dünndarms befinden. Die Peyerschen Plaques bestehen aus B-Zell-Follikeln und T-Zell Zonen. M-Zellen (spezialisierte Epithelzellen), die im Jejeunum, Ileum, distalen Kolon und Rektum etabliert sind, nehmen aus dem Darmlumen Mikroorganismen, Viren und weitere Fremdpartikel durch Phagozytose auf (Goddeeris et al., 2002) und führen dem GALT auf diesem Weg spezifische Antigeninformationen zu. Nach dem Transport durch die Zelle werden die aufgenommenen Antigene an der basolateralen Membran durch Exozytose freigesetzt und gelangen so zu den lokalisierten Lymphozyten, Makrophagen und antigenpräsentierenden Zellen (Nicoletti, 2000). Die Bildung spezifischer Antikörper durch die Plasmazellen wird eingeleitet. In der Lamina propria finden sich verschiedene Immunzellen. Einen großen Anteil haben die B-Zellen und Plasmazellen, die überwiegend das Immunglobulin des Isotyps A produzieren (Nagler-Anderson, 2001). Der Ursprung der IgA-produzierenden Zellen liegt somit im Darm- („GALT“) und Bronchus- assozierten Lymphgewebe („BALT“ = engl.: „bronchus associated lymphoid tissue“) (Cebra et al., 1977). Von dort gelangen die IgA-Vorläuferzellen in die Lymphbahn, weiter in die Zirkulation des Blutkreislaufs und dann ins Sekretionsgewebe (z.B. Euter), wo sie zu IgA-sezernierenden Plasmazellen heranreifen (Cebra et al., 1983; Michalek et al., 1983). Diesen Vorgang bezeichnet man auch als sogenanntes „homing“ der Plasmazellen, die sich erst nach dieser Abwanderung zu antikörperbildenden Plasmazellen differenzieren können.

Es ist nachvollziehbar, dass der Gastrointestinaltrakt einer Altsau quantitativ und qualitativ mehr immunologische „Erfahrung“ besitzt als der einer Jungsau. Demzufolge wird älteren Sauen ein breiteres Spektrum von spezifischen IgA-Antikörpern gegenüber Antigenen zugesprochen (Klobasa et al., 1986). Dies bewirkt im Neonaten nach Aufnahme des Kolostrums und insbesondere der reifen Milch eine effektivere und schützendere lokale Immunität der Darmmukosa.

Einflussfaktor Haltungsform

In Bezug auf die Haltungsform gibt es in der Literatur kaum Daten. Inoue (1980) beschreibt eine moderate Beeinflussung des IgA-Gehalts im Kolostrum durch die Betriebsart. Sauen aus reinen Zuchtbetrieben hatten höhere IgA-Konzentrationen als Sauen aus Betrieben, die Zucht und Mast betreiben. Eigene Beobachtungen führen zu der Aussage, dass Sauen aus der Haltung auf Stroh durchgehend tendenziell höhere IgA-Konzentrationen im Kolostrum und in

der reifen Milch besitzen, als die Tiere aus der Lochbodenhaltung. Signifikant sind diese Konzentrationsunterschiede des IgA jedoch nur zum Zeitpunkt 7 Tage p.p.. Ursachen für die unterschiedlichen IgA-Gehalte sind möglicherweise dieselben wie die, die bereits für den Parameter IgG diskutiert wurden.

Einflussfaktor Lebendhefe-Fütterung

Ein Behandlungseffekt der Lebendhefe auf die IgA-Konzentrationen in Kolostrum und reifer Milch war im Rahmen dieser Arbeit nicht feststellbar. Die Erklärungsansätze sind ähnlich denen, die bereits im Abschnitt „Versuchsbedingte Einflussfaktoren auf die IgG-Konzentration im Kolostrum und der reifen Milch, Einflussfaktor Lebendhefe-Fütterung“

diskutiert wurden.

Zusammenhang zwischen IgA-Konzentrationen in Kolostrum sowie reifer Milch und Leistungsparametern

Es konnte kein Zusammenhang zwischen der IgA-Konzentration im Kolostrum und der Anzahl der geborenen Ferkel sowie dem Wurfgewicht festgestellt werden. Bei Betrachtung der Funktion von IgA ist dieses Ergebnis nicht verwunderlich. IgA, das vor allem in der reifen Milch hohe Konzentrationen besitzt, ist vor allem für den langfristigen Schutz der neonatalen Darmmucosa verantwortlich. Mittels spezifischer IgA-Antikörper, vor allem gegenüber enteralen Pathogenen, erzeugt das über die Milch aufgenommene IgA eine optimale passive Immunität v.a. lokal im Darm des Ferkels. Ein Zusammenhang zwischen höheren IgA-Konzentrationen und damit verbundenen besseren Zunahmeleistung von Ferkeln wie sie Wiechern (1993) beobachtete, konnte in den eigenen Untersuchungen nicht festgestellt werden.

5.4 Zusammenhänge zwischen Hp-, IgG- und IgA-Konzentrationen in Serum und