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2 Theoretische Grundlagen

2.3 Die Raumwirtschaftstheorien von C HRISTALLER und L ÖSCH

2.3.3 Die dynamischen Teile der Theorien von C HRISTALLER und L ÖSCH

2.3.3.6 Die Höhe der Güterpreise

Erst wenn man die Existenz von Agglomerationsvorteilen berücksichtigt, wird klar, weshalb LÖSCH bei der Ableitung seiner Wirtschaftslandschaft zu dem Schluss kommt, dass "Je größer die Ansammlungen von Industrien desto billiger sind im Durchschnitt die gewerblichen Güter. Der Stand ihrer Preise ist darum am niedrigsten in der Großstadt" (LÖSCH 1940, S. 82). Gleiches gilt für CHRISTALLER, denn "Nun wird in der Regel das gleiche zentrale Gut in einer größeren Stadt billiger produziert oder angeboten werden können als in einer kleineren Stadt, da die Produktion in großen Mengen billiger ist und auch der Umsatz beim Verkauf einen geringeren Stückpreis zulässt." (CHRISTALLER 1933, S.58). Der Einfluss der Agglomerationsvorteile / Kopplungskäufe auf die Höhe des Güterpreises, wird im Folgenden erläutert.

Weil nur die grundsätzliche Beziehung zwischen Agglomerationsvorteilen und der Höhe der Güterpreise verdeutlicht werden soll, wird vereinfachend ange-nommen, dass es in der betrachteten Ökonomie nur zwei Arten von Angebots-standorten gibt: In den kleinen AngebotsAngebots-standorten wird lediglich ein Gut A an-geboten, während in den großen Standorten zusätzlich n Güter mit größerer Reichweite offeriert werden. Umfang und Art des Güterangebotes in den großen Angebotsstandorten unterscheiden sich nicht.

Abb. 7: Die Folgen von Kopplungskäufen für große und kleine Angebots-standorte

In der Ausgangssituation befindet sich der Markt für das Gut A beim Preis PT0

mit dem Verbrauch QT0 im Gleichgewicht (Abb. 7). Sie repräsentiert den Fall, in dem jeder Konsument immer den nächstgelegenen Angebotsstandort aufsucht und Kopplungskäufe somit ausgeschlossen sind. Lässt man diese Prämisse fallen, und ersetzt sie durch die Bedingung, dass die Transportkosten minimiert werden sollen, was Kopplungskäufe nach sich zieht, dann steigt die Nachfrage in den größeren Angebotsstandorten an, so dass die dort lokalisierten Anbieter gewinne realisieren. Der Einfachheit halber wird angenommen, dass die Sonder-gewinne für die Existenz weiterer Unternehmen nicht ausreichen und es somit zu keinem Neueintritt von Anbietern an den großen Angebotsstandorten kommt (LÖSCH 1940, S. 57). Die Unternehmen in den großen Angebotsstandorten rea-gieren auf die erhöhte Nachfrage und die damit einher gehenden Sondergewinne mit einer Veränderung ihrer Kostenfunktion, von DK nach GDKT1 (G = großes Angebot bzw. großer Angebotsstandort). Infolgedessen wird im neuen

Gleich-gewicht in den großen Angebotsstandorten die Menge GQT1 zum Preis GPT1 abge-setzt. Die Anbieter sind somit in der Lage, auf Grund von Agglomerationsvortei-len das Gut A billiger anzubieten, wie dies CHRISTALLER (1933, S. 58, S. 107) und LÖSCH (1940,S.82)postulieren.

Die Erhöhung der Nachfragemenge von QT0 auf GQT1 bedeutet indes nicht, dass sich die Gesamtnachfrage nach dem Gut A erhöht hat! Es hat vielmehr eine Um-verteilung der Nachfrage von den kleinen zu den großen Angebotsstandorten stattgefunden, denn die Kopplungskäufe die die Nachfrager in den großen Ange-botsstandorten tätigen, führen zu einem Nachfragerückgang in den kleinen An-gebotsstandorten, was mit dem Rückgang der Nachfragemenge von QT0 nach

KQT1 (K = kleines Angebot, kleiner Angebotsstandort) visualisiert wird. Die An-bieter in den kleinen Angebotsstandorten müssten, um am Markt existieren zu können, für das Gut A den Preis KPT1 verlangen. Die Konsumenten wären nur bereit, diesen höheren Preis zu bezahlen, wenn die Preiserhöhung geringer oder gleich dem Transportkostenanstieg wäre, der für sie durch den Einkauf im ent-fernter gelegenen großen Angebotsstandort, entsteht. Für die Anbieter in den kleinen Angebotsstandorten besteht die Möglichkeit, durch eine Veränderung der Produktvariante die Nachfrage zu erhöhen. Dies kann bspw. durch verbesserten Service erfolgen. Falls die Preiserhöhung den Transportkostenanstieg übertrifft oder die Veränderung der Produktvariante nicht zu einem entsprechenden Nach-frageanstieg führt, dann müssen die Anbieter des Gutes A in den kleinen Stand-orten aus dem Markt ausscheiden. Wenn letzteres Szenario eintritt, wird das Gut A nur noch in den großen Angebotsstandorten offeriert, d.h. die Zahl der Anbie-ter ist gesunken während der Umsatz je AnbieAnbie-ter gestiegen ist. Die Gesamtnach-frage nach dem Gut A ist konstant geblieben.

Welche Auswirkungen die geschilderten Prozesse auf die Marktgebiete haben, ist Abb. 8 zu entnehmen. Dargestellt ist ein Ausschnitt des Marktnetzes von Gut A.

In der Mitte befindet sich der große Angebotsstandort GZ1, der von kleinen An-bietern umgeben ist (KZ2-7). In der Ausgangssituation (I) haben die einzelnen An-bieter des Gutes gleich große Marktgebiete. Da sich der Markt annahmegemäß im Gleichgewicht befindet, entsprechen die Marktgebietsgrenzen der unteren Grenze der Reichweite bzw. der notwendigen Versendungsweite. Auf Grund von Kopplungskäufen dehnt der große Anbieter (GZ1) sein Marktgebiet auf Kosten

der angrenzenden, kleineren Anbieter aus ((II) u. (III)), so dass diese aus dem Markt austreten müssen. Das Marktgebiet von GZ2 (III) bzw. dessen gemeinsame Grenze mit dem Marktgebiet von GZ1, deutet an, dass dieser Prozess zum Ver-schwinden des ursprünglichen Marktnetzes von Gut A führt. Die mit der Aus-dehnung der Marktgebiete einher gehende Umverteilung der Nachfra-ge / VerlaNachfra-gerung der Geschäftsstandorte, von den kleinen in die großen AnNachfra-ge- Ange-botsstandorte, wird mit den auf GZ1 gerichteten Pfeilen (III) symbolisiert.

Wenn man die eben eingeführte Annahme, dass das Warenangebot in allen gro-ßen Angebotsstandorten identisch ist, fallen lässt, dann ergeben sich je nach Art und Zahl der Standortkoinzidenzen unterschiedlich hohe Güterpreise. Eine der Konsequenzen, die daraus folgt, hat LÖSCH selbst beschrieben: "Sind die Werk-preise verschieden, so sind die Absatzgebiete unregelmäßige Vielecke und [bei stetiger Bevölkerungsverteilung, d. Verf.] ihre Grenzen Hyperbelbögen" (LÖSCH 1940,S.105). CHRISTALLER äußert sich zwar nicht derart konkret zu den Folgen, die unterschiedlich hohe Güterpreise auf die Form der Marktgebiete haben, aber auch er unterstellt unterschiedliche Reichweiten in Abhängigkeit vom Güterpreis, was ebenfalls dazu führt, dass die regelmäßige Form und Anordnung der Markt-gebiete bei der gleichzeitigen Berücksichtigung mehrerer Güter obsolet ist (CHRISTALLER 1933,S.55)!

Des Weiteren lässt sich vor dem Hintergrund von Agglomerationsvorteilen erklä-ren, weshalb "im Umkreis größerer Städte zentrale Orte niederer Ordnung so häufig fehlen" (CHRISTALLER 1933,S.48) und bei LÖSCH die Großstadt von ei-nem städtearmen Ring umschlossen wird (LÖSCH,1940,S.81,S.287).

Abb. 8: Die Folgen der Agglomerationsvorteile für die Größe der Marktgebie-te

2.3.3.7 Der Einfluss von Transportkosten auf die Reichweite eines