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4 Empirische Untersuchung zur Umweltleistungsbewertung

4.2 Grundgesamtheit und Durchführung der Befragung

Wie in Abbildung 22 dargestellt, stellt sich die Grundgesamtheit respektive die Stichprobe der schriftlichen Befragung zur Umweltleistungsbewertung in der Milchwirtschaft wie folgt dar: Bei Gruppe 1 handelt es sich um alle in der BR Deutschland ins Standortregister des DIHK eingetragenen Standorte des Ernährungsgewerbes (NACE-Code 15190). Zum Stichtag (31.07.2001) sind 292 Standorte des Ernährungsgewerbes registriert, davon gehören 16 Standorte der Milchverarbeitung191 an (NACE-Code 15.51, vgl. Gruppe 1b in Abb. 22).

Bei Gruppe 2 handelt es sich um die Unternehmen der baden-württembergischen Milchwirt-schaft, von denen zum Zeitpunkt der Befragung keines in das EMAS-Standortregister einge-tragen ist. Bei der Festlegung der Grundgesamtheit erwies sich bei den baden-württembergischen Molkereiunternehmen die Abgrenzung der Grundgesamtheit nach unten als problematisch, d.h. die Festlegung der unteren Klassengrenze bei den kleineren Unter-nehmen, da beispielsweise zahlreiche im Familienbetrieb geführte Käsereien z.T. nur saiso-nal tätig sind192. Nach Rücksprache mit Branchenvertretern und insbesondere dem MLR und der LEL wurde die baden-württembergischen Unternehmen der Milchwirtschaft (34 Standor-te, vgl. Gruppe 2 in Abb. 22) wie folgt abgegrenzt: Bei der Grundgesamtheit handelt es sich um alle gemäß dem „Gesetz über Meldungen über Marktordnungswaren“193 meldepflichti-gen milchverarbeitenden Unternehmen in Baden-Württemberg.

189 So wurden zwei Fragen, die sich direkt auf das implementierte Umweltmanagementsystem beziehen „In welchem Jahr wurde das Umweltmanagementsystem (UMS) erstmals zertifiziert / validiert?“ und „Anhand welcher Maßstäbe sollte der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) der Umweltleistung nach EMAS gemessen werden?“ gestrichen, zwei weitere Fragestel-lung leicht modifiziert; hierauf wird im Rahmen der Auswertung nochmals hingewiesen.

190 Ernährungsgewerbe nach Abschnitt D Abteilung 15 gemäß Verordnung (EWG) Nr. 3037/90 des Rates vom 9. Oktober 1990 betreffend die statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE-Code). Abl. EG Nr. L 293 vom 24. Oktober 1990, S. 1ff.

Vergleich hierzu ausführlich Kapitel 2.1.

191 Im weiteren Verlauf werden die Termini Unternehmen der Milchverarbeitung, Molkereiunter-nehmen und milchwirtschaftliche UnterMolkereiunter-nehmen synonym verwendet.

192 Vgl. hierzu auch Abschnitt 2.1.

193 Gesetz über Meldungen über Marktordnungswaren vom 26. Oktober 1995, BGBl. I vom 10.

November 1995, S. 1490-1491. Diese Abgrenzung wurde vom MLR (SCHMIDT,R.2001) und der LEL (RIESTER,R.2001) vorgeschlagen und vorgenommen, um die Grundgesamtheit insbeson-dere nach unten abzugrenzen.

Ernährungsgewerbe BR Deutschland

nach Abschnitt D Abteilung 15 gemäß Verordnung (EWG) Nr. 3037/90

Validierte Standorte des Ernährungsgewerbes gemäß EMAS-Standortregister

Validierte Standorte Milchverarbeitung

Milch-verarbeitung (NACE 15.51)

1a 1b

verarbeitung

2

Milch- Baden-Württemberg

3

1

2

3

Schriftliche Befragung zur Umweltleistungsbewertung:

alle in der BRD registrierten EMAS-Standorte des Ernährungsgewerbes (Stichtag 31. Juli 2001) N = 292

Schriftliche Befragung Umweltleistungsbewertung:

alle Standorte der baden-württembergischen Milchwirtschaft

(Stichtag 31. Juli 2001) N = 34

1a

1b

Ernährungsgewerbe ohne Milchverarbeitung N = 276

Milchverarbeitung (NACE 15.51) N = 16

BWPlus-Projekt

Pilotunternehmen „Milchwerke Schwaben eG“ und

Molkerei-Arbeitskreis

„Umweltleistungsbewertung im Rahmen des betrieblichen Umweltmanagements“

Legende:

Ernährungsgewerbe BR Deutschland

nach Abschnitt D Abteilung 15 gemäß Verordnung (EWG) Nr. 3037/90

Validierte Standorte des Ernährungsgewerbes gemäß EMAS-Standortregister

Validierte Standorte Milchverarbeitung

Milch-verarbeitung (NACE 15.51)

1a 1b

verarbeitung

2

Milch- Baden-Württemberg

3

1

2

3

Schriftliche Befragung zur Umweltleistungsbewertung:

alle in der BRD registrierten EMAS-Standorte des Ernährungsgewerbes (Stichtag 31. Juli 2001) N = 292

Schriftliche Befragung Umweltleistungsbewertung:

alle Standorte der baden-württembergischen Milchwirtschaft

(Stichtag 31. Juli 2001) N = 34

1a

1b

Ernährungsgewerbe ohne Milchverarbeitung N = 276

Milchverarbeitung (NACE 15.51) N = 16

BWPlus-Projekt

Pilotunternehmen „Milchwerke Schwaben eG“ und

Molkerei-Arbeitskreis

„Umweltleistungsbewertung im Rahmen des betrieblichen Umweltmanagements“

Legende:

Abb. 22: Grundgesamtheiten der empirischen Untersuchungen194

Zur Erfassung der Antworten auf die genannten Fragestellungen wurde eine schriftliche Be-fragung mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens durchgeführt, der den Befragten zuge-schickt, von diesen ausgefüllt und in einem Freiumschlag an den Absender zurückgesandt wurde. Die Voraussetzungen für dieses Vorgehen waren in der Form gegeben, dass

-

eine aktuelle Adressdatei auf der Grundlage des Standortregisters verfügbar ist,

-

ein klar formulierter, kurz gefasster und aus sich heraus verständlicher und übersichtlicher Fragebogen erstellt werden konnte,

-

die Bereitschaft zur Beantwortung der Fragen durch ein entsprechend formuliertes Anschreiben positiv beeinflusst wird und

-

von ausreichender Fähigkeit der Rezipienten, den Fragebogen auszufüllen, ausgegangen werden kann (dies gilt insbesondere für die validierten Standorte, da hier laut EMAS-Verordnung entsprechende (Umwelt-) Managementbeauftragte zugegen sein müssen).

Eine schriftliche Befragung wurde vor allem deshalb durchgeführt, weil aus Zeit- und Kos-tengründen Interviews nicht möglich waren. Da es sich bei der Stichprobe um eine hinsicht-lich des Aufgabenbereiches homogene Gruppe handelt, ist eine schrifthinsicht-liche Befragung gut

194 Anm. d. Verf.: Die in der Abbildung verwendeten Kreisdurchmesser stimmen nicht mit der quan-titativen Größenordnung der skizzierten Gruppen überein.

durchführbar, vor allem deshalb, weil sprachliche Schwierigkeiten gering sind bzw. durch entsprechend verständliche Formulierungen völlig ausgeschaltet werden konnten.

Im Vorfeld der Entwicklung des Fragebogens wurden Arbeitshypothesen formuliert, die e-benso wie die einzelnen Stufen der Fragebogenentwicklung mit fünf Experten195 diskutiert wurden. Die Diskussion der Arbeitshypothesen und des Fragebogens mit den Experten dien-te in ersdien-ter Linie dazu, die Arbeitshypothesen und den Fragebogen aufeinander abzustim-men und die Formulierungen der Fragen sowie die Begrifflichkeiten zu überprüfen.

Tab. 8: Pre-Test-Unternehmen.

Unternehmen Befragter Umsatz Mitarbeiterzahl

Ort Branche

Name und Funktion Klassen gemäß Fragebogen

Edelweissbraue-rei FARNY Wangen

Brauerei Herr P. Müller

Geschäftsführer 5 bis unter 25

Mio. DM bis 49 Insel Mainau

GmbH Insel Mainau

Dienstleistung, Tourismus, Gartenbau

Herr G. Worm

Managementbeauftrag-ter QM/UM

25 bis unter 50

Mio. DM 200-249 Milchwerke

Schwaben eG Ulm

Milchverabeitung Herr M. Hacker Managementbeauftrag-ter QM/UM

200 Mio. und

mehr 150-199

Um mögliche Fehlerquellen und Unklarheiten im Vorfeld zu beseitigen, wurde in einem Pre-Test der Fragebogen drei Unternehmen (vgl. Tab. 8) zugestellt und dabei einer Überprüfung unterzogen. Hierbei wurden die Fragen hinsichtlich ihrer Verständlichkeit, Anordnung und Antwortkategorien überprüft. Grundsätzliche Änderungen waren nicht notwendig.

Mit der Edelweissbrauerei Farny und den Milchwerken Schwaben e.G. wurden für den Pre-Test ein kleines und ein größeres (gemessen an Mitarbeiterzahl und Umsatz) sowie für das Ernährungsgewerbe charakteristische Unternehmen gewählt, die beide über Erfahrung mit Managementsystemen (Qualitäts- und Umweltmanagementsystem) verfügen. Mit der Insel Mainau GmbH wurde ein Standort gewählt, der als einer der ersten in Baden-Württemberg nach den Anforderungen gemäß EMAS II revalidiert wurde und vor diesem Hintergrund so-wie als Dienstleister sich stark mit der Thematik „Identifizierung von relevanten direkten und indirekten Umweltaspekten“196 beschäftigt. Die im Pre-Test geäußerten Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge wurden diskutiert und bei der Erarbeitung der Endfassung des Fragebogens berücksichtigt.

195 An dieser Stelle sei Dr.-Ing. H. Kanning (Universität Hannover), Dr. M. Kupp (Universität zu Köln), Dr. M. Müller (Universität Oldenburg), Dipl.-Ing. E. Pick (Universität Essen) und Dr. W.

Scheide (Green IT GmbH Konstanz) gedankt.

196 Vgl. hierzu ausführlich Kapitel 3.3 der vorliegenden Arbeit.

Der Fragebogen wurde bewusst kurz gehalten und in Form eines Faltblattes konzipiert, um die Bereitschaft der Befragten zu fördern, an der Befragung teilzunehmen. Die Konzeption des Fragebogens ergibt sich aus der oben genannten Zielsetzung. Der Fragebogen teilt sich in 6 Teile auf:

-

In einem „Einstiegsteil“ (Teil 1) wird nach den Arten der im Unternehmen implementierten Managementsysteme, dem Zeitpunkt der Erstvalidierung bzw. -zertifizierung des / der Umweltmanagementsystems /-systeme und die Motivation für die Einführung des Systems gefragt.

-

Teil 2 befasst sich mit der Wahrnehmung umweltrelevanter Fragestellungen und der M vation zur Implementierung von Umweltmanagementsystemen.

-

Teil 3 befasst sich mit Fragen hinsichtlich der Identifizierung relevanter Umweltaspekte.

-

Teil 4 hat Fragen zur Bewertung dieser Umweltaspekte zum Inhalt.

-

Teil 5 umfasst einen Fragenblock zur Umweltleistung.

-

In Teil 6 werden Fragen zur Charakterisierung des Unternehmens und der / des Befragten gestellt.

Im Fragebogen kamen verschiedene Frageformen und Skalenniveaus zum Einsatz. Die meisten Fragen wurden als geschlossene Fragen formuliert. Von den 21 Fragen waren ledig-lich drei offen formuliert: Dabei handelt es sich zum einen um die Frage, wer oder was den Impuls für die Einführung des Umweltmanagementsystems gab und zum anderen um zwei Fragen zum Themenfeld „Umweltleistung“. Insbesondere zu letztgenanntem Themenfeld sollte vermieden werden, durch die Vorgabe von Antwortmöglichkeiten strukturierend auf die Aussagen der Befragten einzuwirken. Im Rahmen der Auswertung wurden die Antworten hermeneutisch bestimmten Kategorien von Motiven und Aussagen zugeordnet197.

Für die „Messung“ der Antworten wurden verschiedene Skalen verwendet. Dazu gehören Nominalskalen (z.B. Ja-Nein-Antworten), Ordinalskalen (z.B. Reihenfolge der Bedeutung verschiedener Umweltaspekte) und metrische Skalen (z.B. Zahl der Mitarbeiter). Die Daten der eingegangenen Fragebögen wurden entsprechend aufbereitet, d.h. gemäß einer Codie-rung und der Zuordnung zu Variablen in die Datenbank des Statistikprogrammes STATISTIKA198 eingegeben und im Anschluss mit Hilfe dieses Programmes ausgewertet.

Von den 16 EMAS-validierten Molkereien wurde in 7 Unternehmen der Fragebogen beant-wortet (43,8 %). Bei der zweiten Gruppe der Befragten, den 34 Standorten der

baden-197 Kontrolle und Kontinuität wurden dadurch gewährleistet, dass die Antworten von zwei unter-schiedlichen Personen den Kategorien zugeordnet wurden und Differenzen bei der Zuordnung abschließend diskutiert wurden.

198 STATSOFT,INC. (1999).

württembergischen Milchwirtschaft, von denen bisher kein Standort an EMAS teilgenommen hat, antworteten 11 Unternehmen; der Rücklauf lag somit bei 32,4 % (Tab. 9). Da hinter den 34 Standorten bzw. 11 zurückgesandten Fragebögen lediglich 27 Molkereiunternehmen199 stehen, liegt - bezogen auf die befragten Unternehmen - der Rücklauf sogar bei 40,7 %.

Tab. 9: Grundgesamtheiten und Rücklauf.

Befragung von ... Region Grundgesamtheit Rücklauf in % Milchverarbeitung

(NACE 15.51)

BR Deutsch-land

16 Standorte

[alle nach Artikel 8 der EMAS-VO

eingetragenen Standorte] 7 43,8 %

Molkereien in Ba-den-Württemberg (NACE 15.51) (kein EMAS)

Baden-Württemberg 34 Standorte

[alle gemäß dem „Gesetz über Meldungen über Marktordnungs-waren“ meldepflichtigen milch-verarbeitenden Unternehmen]

11 32,4 %