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4. SYSTEMABGRENZUNG UND SYSTEMBESCHREIBUNG

4.3 KONDITIONELLE SYSTEMGRENZEN

4.3.3 GEOLOGISCH-TEKTONISCHE VERHÄLTNISSE

Bei Manyn bildet eine große Anzahl von Grundmoränen aus der letzten großen Talvergletsche-rung des Pleistozäns die Hauptmasse der quartären Talfüllung (vgl. SHARMA, 1984/85). In der nachfolgenden Geomorphogenese entstanden junge Aufschüttungsformen wie neoglaziale und historische Wallmoränen von Seitentalgletschern, fluviale Schotterterrassen und kleinere re-zente Bergstürze (vgl. VÖLK, 1998). Im Spätglazial der letzten pleistozänen Großvereisung, noch vor Beginn der neoglazialen Aktivitäten aus den Seitentälern, sind durch flächenhaften Abtrag Kryopedimente gebildet worden, die in Form von vier Terrassen unterschiedlichen Ni-veaus entlang der Talflanken ausgebildet sind (vgl. VÖLK, 1998:174). 37 Zu den bedeutendsten Sedimenten gehören quartärer Moränenschutt und pleistozäner Geschiebelehm, die den Beweis für eine pleistozäne Talvergletscherung des Marsyyndi Tales bis Cyme liefern (vgl. VÖLK, 1998).

Die nördlich von Manyn gelegene Bergflanke ist aus Dolomiten aufgebaut und streicht bzw.

fällt mehr oder weniger parallel zur Oberfläche. Mirkotektonisch lagern oberhalb der Siedlung Manyn permische Kalksteine wechsellagernd mit Mergeltonen, die als „Schmiermittel“ für Schichtgleitung fungieren können, so dass es durch Gravitationsgleiten zu Erdrutschen kommen kann (vgl. HAGEN, 1968:72f.).

Die Siedlung Lyrjun liegt im geologischen Übergangsbereich zwischen der kristallinen Wurzel-zone der Himylaya-SchuppenWurzel-zone, deren Deckenteile in südlicher Richtung z.T. bis zur Mahyb-hyrat-Lekh überschoben wurden, und den Sedimenten des Tibetischen Randsynklinoriums. Die Himylaya-Schuppenzone ist aus kristallinen Decken der Hauptkette aufgebaut, die von kompli-ziert gebauten Tethys-Sedimenten überlagert werden. In tieferen Schichten der kristallinen De-cken sind hauptsächlich fein- bis mittelkörniger, muskovithaltiger kristalliner Kalkstein und Biotit-Muskovit-Kalzit-Schiefer zu finden, wobei die Gesteine in höheren Schichten stärker metamorphisiert sind. Die strukturelle Grenze des Kristallins bildet im Norden die Tukce-Über-schiebung. Im Süden wird die Verbreitung der kristallinen Gneise nahe der Siedlung Dyny durch die mit 45° nach Norden streichende zentrale Hauptüberschiebung (MCT) begrenzt (vgl.

SAKO, ISHIDA & OHTA, 1973).

In den Metasedimenten des Tibetischen Randsynklinoriums dominieren kalkhaltige Sedimente, reiner Kalkstein oder Marmor kommen nicht vor. Die meisten Gesteine weisen einen hohen Anteil an pelitischen Verunreinigungen auf. An metamorphen Derivaten kommen Muskovit-Kalzit-Schiefer und Biotit-Muskovit-Muskovit-Kalzit-Schiefer vor. Folgt man HAGEN (1968:153), so weisen die kristallinen Decken im Bereich von Lyrjun von Norden nach Süden grobkörnigen Marmor mit gebänderten Sandsteinschichten und gelblich verwitterterter Quarzsand, Serien von Kalksteinen, Quarzit und glimmriger Sandstein auf.

Im im Gebiet von Lyrjun dominieren glaziofluviale Terrassen und große Schutt- bzw.

Schwemmfächer der tributären Flüsse die Morphologie. Im Kyli Gamdaki-Tal ist durch glaziale Überformung ein breites Trogtal ausgeräumt worden, Moränenreste finden sich auf Grund der enormen Eismächtigkeit jedoch nur in größeren Höhen, während der Talbereich durch

37 HAGEN (1968:60-63) deutet diese Akkumulationen als Material eines gewaltigen, interglazialen Bergsturzes, der aus der orographisch linken Talflanke des Marsyyndi-Tales herabgestürzt und auf einer Erstreckung von 42,5 km zwischen der Mündung des Khyngsyr Kholy und Pisyn zur Ablagerung gekommen sein soll. Nach KUHLE (1982:41f.) sind diese Akkumulationen jedoch nacheiszeitlicher Genese, da das Tal während der letzten Eiszeit von einem ca. 1150 m mächtigen Talgletscher durchflossen wurde. Zudem fehle die Abrissnische des Bergsturzes.

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ofluviatile und fluviale Prozesse eine weitere Überformung erfahren hat.38 Aus der E-Flanke des Dhaulygiri ging einer der mächtigsten Teilströme des Thyk Kholy-Eisstromnetzes hervor.

KUHLE (1982:45f.) nimmt aufgrund einer Gletscherüberschiebung eine Eismächtigkeit von 1200 m zur Hocheiszeit im zentralen Sammelbecken zwischen Lyrjun und Dhampu an. Die rekonstruierte Maximalvereisung gibt KUHLE (1982) mit würmeiszeitlich an.

4.3.3.2 Geologisch-tektonische Verhältnisse im Nepalesischen Mittelland

Geologisch ist das Gebiet um Tytopyni den midland metasediments bzw. den großen Decken-überschiebungen HAGENs (1968) zuzuordnen und gehört daher der Zone des Nepalesischen Mittellandes an. Die Kyli Gamdaki verläuft bei Tytopyni in Form eines Kerbtals im Bereich des Kristallin der Kythmymdu Decke. Nahe der Siedlung Dyny, ca. fünf Kilometer nördlich von Tytopyni gelegen, wo die zentrale Hauptüberschiebung (MCT) verläuft, gehen die Gneise und Granite des Kristallins der Kythmymdu Decke in die kaum metamorphisierten Sedimente der Nuwakot-Decken über. Von Norden nach Süden stehen in den Nuwakot Decken bei Tytopyni Phyllite mit Quarzitlinsen, weiße Quarzite, weißer Marmor und tektonisierter Kalkstein an (vgl.

HAGEN, 1968:153). Gesteine stehen in Form von bis zu 5000 m mächtigen chloritischen Glim-merschiefern, chloritischen Schiefern, Quarzit und kleinere Mengen von kalkigem Schiefer und Amphibolit an. Der Ursprung dieser Gesteine liegt hauptsächlich in pelitischen Sedimenten wie Biotit, Schiefer, schwarzem Phyllit und Tonschiefer, die der mittleren Untergruppe der midland metasediments angehören. Dabei ist der Grad an Metamorphisierung von Süd nach Nord abge-stuft.

Die bis zu 12.000 m mächtige midland metasediment zone ist im Bereich von Tytopyni durch die Formation der Mayandi crystalline shist zone geprägt. Sie beginnt südlich der MCT und wird im S durch die Mayandi-Verwerfung begrenzt. Bei dieser Verwerfung handelt es sich um eine steil nach W abfallende Aufschiebung, die im Bereich der Siedlung Beni von der Dhorpatan phyllite zone und der Baglung schuppen zone abgelöst wird (SAKO, ISHIDA & OHTA, 1973:195). Generell weist diese Region, in der die Schichten konstant von Osten nach Westen streichen, eine einfache, homoklinale Struktur auf.

In der Umgebung der untersuchten Siedlungen Jaljale, Pokhare und Thulinygi dominieren die Gesteine der autochthonen midland metasediments, denen aus N die metamorphen Gesteine des Hohen Himylayas aufgeschoben wurden. Weite Teile der betreffenden Region liegen in der für den nördlichen Bereich des östlichen Nepalesischen Mittellandes typischen Ramosango crystalline schist zone (vgl. MARUO, OHTA & ARITA, 1973:72), deren homoklinale Strukturen nach N streichen. Im untersuchten Raum sind jedoch nicht alle Formationen vertreten. So sind im Süden der Ramosango crystalline schist zone mit einer Mächtigkeit von bis zu 8000 m die wenig metamorphen, sandigen Phyllite der Chaunri Sandstein-Formation vertreten. Im südli-chen Abschnitt der Ramosango crystalline schist zone finden sich Glimmerschiefer, Meta-Sand-stein und Phyllite, die dem mittleren Teil der Chaunri-Formation entsprechen. Im Nordosten der

38 Im Kyli Gamdaki-Tal entstand ein vorzeitlicher See, der mindestens 360 m tief war und sich über eine Distanz von 46 km von 1 km nördlich der Siedlung Chairo bis 3 km südlich der Siedlung Tanbe er-streckte. HAGEN (1968:140f.) führt die Seenbildung auf tektonische Ursachen zurück, was KUHLE (1982) jedoch ausschließt. Nach KUHLE (1982:70) kam es zur Zeit der postglazialen Gletscherrück-entwicklung zu einer Separierung der Teilströme, die zu einer Kammerung des Thyk Kholy respek-tive zu einem sukzessiven Durchbrechen und Auslaufen des Sees führten. Der See wurde späteiszeit-lich vom Dhaulygiri E-Gletscher aufgestaut, der am längsten im Talgrund ausdauerte, so dass das vordere Ende des Sees um 7,5 km von Chairo nach Lyrjun verlegt wurde.

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Ramosango crystalline schist zone wird diese Formation von der Okreni Pelit-Formation über-lagert, die hier als pelitischer Granat-Glimmerschiefer in Begleitung von Glimmerschiefer an-steht. Im Norden der Ramosango crystalline schist zone ist die Deorali Kalkstein-Formation weit verbreitet, die in Nähe der Siedlung Deorali ihre größte Mächtigkeit erreicht. Sie ist ge-kennzeichnet durch drei mächtige kristalline Kalksteinschichten mit Einschlüssen von kohle-schwarzem Graphit-Quarz Schiefer. Bedingt durch diese sanften geologischen Strukturen wei-sen die Gesteine der midland metasediments, hauptsächlich jene der mittleren und oberen Un-tergruppe, ein umgekehrt V-förmiges Verbreitungsmuster entlang der Täler auf.

Im Süden des Untersuchungsgebietes verläuft die so genannte Sailung-Überschiebung, die mit der Bigu-Überschiebung im N korrespondiert.39 Die Sailung-Überschiebung markiert gleichzei-tig die westliche Grenze jenes Gebietes, das durch die enorme Südwanderung der Überschie-bungsdecken charakterisiert ist. Mächtige kristalline Decken wurden entlang des Sailung-Berg-rückens der MCT bis zu 50 km nach Süden überschoben. Die Sailung-Überschiebung verläuft nahezu im rechten Winkel zum longitudinalen Dydyr Dady-Bruch. Diese Bruchzone ist erdge-schichtlich älter als die Überschiebungszonen und ist durch vertikale Dislozierung entlang der steil streichenden Bruchzone charakterisiert.

4.3.3.3 Geologisch-tektonische Verhältnisse im Teryi

Die Siedlung Karmaiyy liegt am nördlichen Rand des Teryis, der aus feinsandigen, pleisto-holozänen, alluvialen Sedimenten großer Mächtigkeit aufgebaut ist. Etwa 1 km nordöstlich von Karmaiyy steigt über die zwischengeschaltete Bhyrbar-Zone die Siwylik-Kette an. Morphologi-sche Kennzeichen der Bhyrbar-Zone sind flache, breite Schuttfächer aus kolluvialen Ablagerun-gen von groben Schottern und Schwemmsanden. Die Siwylik-Kette ist die jüngste geologische Formation des Himylaya-Systems. Aufgebaut wird sie von Erosionsschutt aus dem Pliozän und dem frühen Pleistozän, der in der letzten Faltungs- und Hebungsphase des Himylayas abgelagert wurde (vgl. HAFFNER, 1979:6f.; HAGEN, 1969). Die Siwylik-Kette ist aus dem so genannten Siwylik-Stratum aufgebaut, wobei zwischen dem unteren und mittleren Stratum aus leicht ver-festigtem Sandstein und dem oberen Stratum aus Konglomeraten unterschieden werden muss.

Nach HAGEN (1968:112, Fig. 91) dominiert im Gebiet von Karmaiyy das mittlere Siwylik-Stratum, in dem sich mittelgrober, glimmriger Sandstein mit Quartz und Feldspat findet. Be-dingt durch die Lage der Siedlung am Bygmati bzw. auf einem Riedel sind des Weiteren fluvi-ale Ablagerungen verschiedenster Korngrößen von feinen Sanden bis hin zu großen Gesteins-blöcken vorzufinden.

39 Bigu-Überschiebung und Sailung-Überschiebung entsprechen nach MARUO, OHTA & ARITA (1973:75) geologisch der MCT, da deren tektonische Positionen mit der MCT in anderen Regionen Nepyls identisch sind.

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