4 Fallstudien
4.5 Fallstudie Stadt Worms
4.5.3 Format: Stadtteilworkshop „Leiselheim bereitet sich vor – Damit die Häuser trocken bleiben“
4.5.3 Format: Stadtteilworkshop „Leiselheim bereitet sich vor – Damit die Häuser
Dauer
(in Min.) Thema Format
Fragen: Wer kennt schon die
Starkregenkarten? Wer hatte schon mal einen Schaden?
20 Mögliche Gefährdung - Ergebnis der Starkregenkarten und Präsentation von vergangenen Maßnahmen im Stadtteil
Entsorgungs- und Baubetrieb Worms
10 Checkliste - Mögliche Gefährdung meines Hauses
Selbstständiges Ausfüllen
20 Eigene Erfahrungen mit
Starkregenereignissen – Welche
Auswirkungen hatten Starkregenereignisse bereits bei mir zu Hause oder in meiner Nachbarschaft oder Freunden?
Austausch in Kleingruppen, Schadensereignisse werden mit einem Pin auf einem aushängenden Stadtplan lokalisiert
15 Welche Vorsorgemöglichkeiten bestehen für mein Haus?
Vortrag durch Stadtverwaltung Worms
10 Evaluationsfragebögen ausfüllen
15 Imbiss
70 Begehung des Stadtteils Gemeinsam mit Stadtverwaltung und Entsorgungs- und Baubetrieb Worms 5 Verabschiedung
4.5.3.2 Umsetzung
Der dreistündige Workshop fand am 28. September 2018 zwischen 17.00 und 20.00 Uhr im Stadtteil Leiselheim statt. 40 Personen waren anwesend.
Die Einladung zu dem Stadtteilworkshop erfolgte durch Ankündigungen in der Presse, auf der Website starkregen-worms.de sowie über den Aushang von Plakaten an öffentlichen Stellen im Stadtteil.
Die Durchführung oblag der Stadtverwaltung und dem ebwo. Nach einem Blick auf die Starkregenkarten, dem Austausch über die eigene Betroffenheit, sowie der Vorstellung guter Beispiele zum Schutz vor Starkregen konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Leiselheim im Rahmen einer Exkursion Praxisbeispiele in den von Starkregen gefährdeten Gebieten anschauen. Der Rundgang wurde von der Stadtverwaltung nach Mitteilung von Schadensschwerpunkten durch die Teilnehmenden konzipiert. Experten und Expertinnen des ebwo und der Abteilung 3.05 - Umweltschutz und Landwirtschaft der Stadtverwaltung standen für Fragen vor Ort zur Verfügung.
Am 25. Oktober 2019 fand ein weiterer Stadtteilworkshop in Worms-Abenheim statt. Dieser erfolgte in Abstimmung mit der dortigen Ortsvorsteherin anhand eines geänderten Ablaufs. Bei diesem Workshop wurden nach Vorträgen des ebwo zu bereits umgesetzten und geplanten Maßnahmen im Stadtteil und der Stadtverwaltung zu den Starkregenkarten und
Vorsorgemöglichkeiten Thementische durchgeführt. Es gab jeweils einen Thementisch zu Problemen durch Rückstau aus dem Kanal und einen zu Problemen durch Oberflächenwasser.
Folgende Fragen wurden hier diskutiert:
1. Welche Auswirkungen hatten Starkregenereignisse bereits bei mir zu Hause oder in meiner Nachbarschaft oder bei Freunden?
2. Was sind die Ursachen für die Probleme, die Starkregenereignisse mit sich bringen?
3. Was habe ich bereits an meinem Haus an Maßnahmen umgesetzt und inwiefern waren diese erfolgreich?
4. Was für Erwartungen habe ich an die Stadtverwaltung und/oder den ebwo? Welche Ideen für mögliche Maßnahmen habe ich?
Die ca. 40 anwesenden Anwohnerinnen und Anwohner berichteten größtenteils, bereits Schäden am Haus gehabt zu haben. Als Ursachen wurde zumeist genannt, dass die Kanäle zu klein dimensioniert seien, Sinkkästen, Querrinnen und Gräben verstopft gewesen waren sowie Wasser und Schlamm aus den Weinbergen gekommen seien. Die Teilnehmenden wünschten sich u. a. häufigere Kontrollen und Reinigungen der Straßenabläufe, häufigere Mahd der Gräben, Schaffung neuer Einlaufmöglichkeiten in die Gräben, Vergrößerung der Kanal- und
Grabendimensionierung, Installation eines neuen Pumpwerks in der Ortslage bzw. einer Druckleitung sowie die Prüfung und Offenlegung weiterer Maßnahmen.
Betroffene, ohne eine Rückstausicherung, berichteten von Schäden in zum Teil beträchtlichen Höhen (von bis zu 10.000 Euro). Personen, die Rückschlagklappen eingebaut hatten, hatten bislang keine Probleme mehr. Es gab angeregte Gespräche und viele fachliche Fragen zum richtigen Einbau von Rückschlagklappen und Hebeanlagen.
Es ist geplant, dass ein halbes Jahr später, d. h. nach Projektende eine weitere Veranstaltung stattfinden soll. Auf dieser soll vorgestellt werden, was bis dahin von Seiten der Stadt und des ebwo in Angriff genommen worden ist und um aufzuzeigen, welche Maßnahmen umsetzbar sind und welche nicht. In der Zwischenzeit sollen die Maßnahmen nach Realisierbarkeit und Kosten geprüft, Einzel- und Nachbarschaftsberatungen vorgenommen und einzelne Maßnahmen mit Betroffenen bei Vor-Ort-Terminen diskutiert werden. Am 07. Dezember 2019 wurde auf Wunsch der Bürgerinnen und Bürger eine Exkursion zum Pumpwerk durchgeführt. Auslöser war unter anderem, dass nach Starkregenereignissen die Frage aufkam, ob die Pumpen einwandfrei funktionieren.
4.5.3.3 Lessons Learned
Auch für die Stadtteilworkshops können die Starkregenkarten als Erfolgsfaktor angesehen werden, da sie großes Interesse auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger hervorrufen und das Potenzial haben, die Risikowahrnehmung zu steigern.
Das Format der Stadtteilworkshops kann als geeignete Ergänzung zur zentralen
Informationsveranstaltung (siehe Kapitel 4.5.2) angesehen werden, weil sie eine Fokussierung auf besonders betroffene Stadtteile ermöglichen. Zudem ist die Teilnahme an einer
Veranstaltung im eigenen Stadtteil durch kurze Anfahrtswege und bekannte Orte mit einem geringeren Aufwand für die Bürgerinnen und Bürger verbunden, was die Akzeptanz und die Resonanz auf die Veranstaltung verbessern kann. Auch die Möglichkeit, die dezentrale
Veranstaltung gezielter bewerben zu können, kann die Resonanz verbessern. Das Format kann daher für besonders betroffene Stadtteile empfohlen werden, da es in solchen Stadtteilen oftmals seitens der Bevölkerung eine hohe Unzufriedenheit mit den Maßnahmen der Stadt gibt.
Eine dezentrale Veranstaltung signalisiert den Anwohnerinnen und Anwohnern, dass die Stadt die Problemlage wahrnimmt und sich um die Belange der Bevölkerung kümmert. Dies in
Zusammenhang mit Informationen zu möglichen Vorsorgemaßnahmen kann zur Befriedung der Situation beitragen und die Eigenvorsorge fördern.
Die Workshops wurden auf Basis des vom Projektteam entwickelten Konzepts und der entwickelten Materialien von der Stadtverwaltung und dem ebwo selbstständig durchgeführt.
Die zur Verfügung gestellten Unterlagen und die entsprechenden Vorbesprechungen und Diskussionen dazu scheinen somit ausreichend, um eine erfolgreiche Durchführung der Workshops zu gewährleisten. Von einer Übertragbarkeit auf andere Kommunen kann daher ausgegangen werden. Eine Übertragbarkeit auf andere Themen, wie z. B. Hitzebelastung in der Stadt, wäre zu prüfen.