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Format: Kommunales Konzept zur Starkregenvorsorge „Wassersensibles Worms“

4 Fallstudien

4.5 Fallstudie Stadt Worms

4.5.4 Format: Kommunales Konzept zur Starkregenvorsorge „Wassersensibles Worms“

Die Workshops wurden auf Basis des vom Projektteam entwickelten Konzepts und der entwickelten Materialien von der Stadtverwaltung und dem ebwo selbstständig durchgeführt.

Die zur Verfügung gestellten Unterlagen und die entsprechenden Vorbesprechungen und Diskussionen dazu scheinen somit ausreichend, um eine erfolgreiche Durchführung der Workshops zu gewährleisten. Von einer Übertragbarkeit auf andere Kommunen kann daher ausgegangen werden. Eine Übertragbarkeit auf andere Themen, wie z. B. Hitzebelastung in der Stadt, wäre zu prüfen.

und Geoinformationen; 6.4 - Bauverwaltung; 6.5 - Hochbau; 6.6 - Verkehrsinfrastruktur und Mobilität; 6.7 - Grünflächen und Gewässer), der Abteilung 3.05 - Umweltschutz und

Landwirtschaft und des ebwo ermöglichte. Folgender Prozess wurde entworfen:

1. Die genannten Abteilungen werden über die Möglichkeiten der Starkregenvorsorge informiert. Dazu findet eine Informationsveranstaltung statt, zu der die genannten Abteilungen eingeladen werden. Nach einem Vortrag durch eine Expertin oder einen Experten zum Thema Starkregen in der Stadtplanung berichten Verantwortliche aus anderen Kommunen über ihre Erfahrungen in der Visions-, Leitbild- und

Konzeptentwicklung zu diesem Thema. Es werden erste Ideen für Worms gesammelt. Im Vorfeld erhalten die Teilnehmenden Informationen zu Stadt- und Bauleitplanung und Klimaanpassung im Allgemeinen und Starkregen im Besonderen. Sie werden durch das Projektteam zur Verfügung gestellt.

2. Es werden telefonische Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Abteilungen durchgeführt, um Ziele, Herausforderungen, Ideen und Themen für den folgenden Workshop aus Sicht der Akteurinnen und Akteure zu ermitteln. Diese Informationen fließen in einen ersten Entwurf für das kommunale Konzept.

3. Als zentrales Element der Konzeptentwicklung findet ein interner eintägiger Workshop mit den betroffenen Abteilungen unter Moderation des Projektteams statt. In dem Workshop werden auf Basis des ersten Entwurfs gemeinsam Leitbilder, Visionen und Maßnahmen für eine wassersensible Stadtentwicklung erarbeitet, diskutiert und abgewogen.

4. Die Ergebnisse des Workshops fließen in eine überarbeitete Fassung des kommunalen Konzepts ein, die dann von allen Teilnehmenden kommentiert werden kann. Die Kommentare werden durch das Projektteam eingearbeitet.

5. Die vorläufige Fassung wird der Öffentlichkeit auf einer Veranstaltung vorgestellt.

6. Die vorgeschlagenen Änderungen werden danach eingearbeitet und mit Politik und Verwaltung abgestimmt.

7. Die finale Version wird dem Stadtrat und anderen Gremien der Stadt zur Beschlussfassung vorgelegt.

4.5.4.2 Umsetzung

Die Informationsveranstaltung für die Stadtverwaltung Worms zum Rahmenkonzept fand am 13. März 2019 statt. Als Referenten für die Veranstaltung konnten ein Vertreter des

Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sowie des Wirtschaftsbetriebs Ludwigshafen gewonnen werden. Der Vertreter des BBSR referierte unter dem Titel „Privater Schutz gegen Starkregen und kommunales Starkregenrisikomanagement – eine

Gemeinschaftsaufgabe der Bürger und Bürgerinnen und der Kommunalverwaltung?“ zu Notwendigkeit, Rahmen und bisherigem Forschungsstand zu kommunalen Rahmenkonzepten wassersensibler Stadtentwicklung. Der Vertreter des Wirtschaftsbetriebs Ludwigshafen berichtete über die Erfahrungen der Stadt Ludwigshafen mit dem Thema „Wassersensible Stadtentwicklung“. In der anschließenden gemeinsamen Diskussion wurden erste wichtige Themen für das geplante kommunale Konzept für ein wassersensibles Worms diskutiert.

Im Anschluss an die Infoveranstaltung wurden mit ausgewählten Teilnehmenden telefonische Interviews geführt. Folgende Fragen standen dabei im Vordergrund:

Welche Rahmenkonzepte und Pläne bestehen schon, in denen das Thema Starkregenvorsorge / Überflutungsvorsorge eine Rolle spielt?

Was ist aus Sicht Ihres Fachbereichs wichtig für die Starkregenvorsorge / Überflutungsvorsorge? Welche Prinzipien / Leitlinien für ein Rahmenkonzept

„Wassersensibles Worms“ würden dies fördern?

Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Themen für den Workshop am 02. April 2019? Wo vermuten Sie große Einigkeit? Wo sehen Sie den größten Diskussionsbedarf?

Die Ergebnisse wurden zusammengefasst und flossen in den ersten Entwurf eines kommunalen Konzepts zur Starkregenvorsorge ein. Dieser wurde dem Kreis der Beteiligten im Vorfeld des geplanten Workshops zur Verfügung gestellt.

Der Workshop fand am 2. April 2019 in der Zeit von 8.30 bis 12.30 Uhr statt. Ziele der Veranstaltung waren die Vorstellung der Ergebnisse aus den vorbereitenden Interviews, die Entwicklung von ersten Ideen für Leitsätze und Strategien einer wassersensiblen Stadt Worms sowie Überlegungen, wie das Konzept mit Leben gefüllt werden kann. An der vierstündigen Veranstaltung nahmen Personen aus dem Bereich Planen und Bauen, der Abteilung

Umweltschutz- und Landwirtschaft, des Entsorgungs- und Baubetriebs der Stadt Worms (ebwo) sowie der jeweiligen Dezernenten Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek und Beigeordneter Uwe Franz teil. Als Ergebnisse lagen der Grundsatz der Wormser Starkregenvorsorge (Versickern vor Verzögern vor Speichern vor Ableiten vor Einleiten) und die dazugehörigen Strategien vor. Die Ergebnisse wurden in einen überarbeiteten Entwurf für das Rahmenkonzept eingearbeitet und nach einer Feedbackschleife mit den Akteurinnen und Akteuren von ebwo und Stadtverwaltung vorläufig finalisiert.

Auf einer öffentlichen Veranstaltung am 25. Juni 2019 in der Turbinenhalle in Worms wurde das Rahmenkonzept öffentlich vorgestellt und mit Bürgerinnen und Bürgern diskutiert. Neben der Konsultation der Bürgerinnen und Bürger waren weitere Ziele der Veranstaltung, die

Verantwortlichkeiten der Kommune (als Ganzes aber auch in seinen internen Zuständigkeiten) und insbesondere auch der Akteurinnen und Akteure (u. a Bürgerinnen und Bürger,

Unternehmen und Landwirtschaft) zu betonen und die Eigenvorsorge der Akteurinnen und Akteure als notwendige Ergänzung zur öffentlichen Daseinsvorsorge hervorzuheben und zu aktivieren.

Die zweieinhalbstündige Veranstaltung startete um 18.30 Uhr mit einer Begrüßung durch den Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek. Anschließend wurde das kommunale Konzept zur

Starkregenvorsorge in einem Vortrag präsentiert. Raum für Diskussionen und Nachfragen gab es im Rahmen von Thementischen. In drei Runden konnten sich die Teilnehmenden verschiedenen Thementischen zuordnen und insgesamt eine Stunde lang gemeinsam die jeweiligen Strategien (ST) im Umgang mit Starkregen diskutieren und kommentieren (siehe Abbildung 16). Alle Anmerkungen wurden von den Tischmoderatoren und -moderatorinnen auf vorbereiteten DIN A1 Bögen festgehalten. Es gab folgende Thementische:

1. Dezentrale Versickerung und Verdunstung von Niederschlägen (ST-1), Zentrale Versickerung (ST-4), Anlage von Regenrückhaltebecken (ST-5)

2. Sicherung und Schaffung von Retentionsflächen (ST-2), Reaktivierung ehemaliger Gräben und Fließgewässer (ST-10)

3. (Teil)Entsiegelung befestigter Flächen (ST-3) 4. Begrünung von Dachflächen (ST-6)

5. Multifunktionale Nutzung von Verkehrs- und Freiflächen (ST-8), Notentwässerung (Ableitung) über Straßen und Wege (ST-11)

6. Gezielte Ableitung des Außengebietswassers und Erosionsschutz (ST-12)

7. Rückhalt von Abflussspitzen in oder auf Bauwerken (ST-7), Offene Ableitung von Niederschlagswasser (ST-9), Einleitung von Niederschlägen in die Kanalisation oder Gewässer (ST-13), Allgemeine Rückmeldungen

Abbildung 15: Eindruck von der Veranstaltung zur Präsentation des kommunalen Konzepts

"Wassersensibles Worms"

Quelle: ecolo

Nach lebhaften Diskussionen an den Thementischen gab es einen abschließenden Vortrag vom Entsorgungs- und Baubetrieb Worms (ebwo) zum Thema „Mein Gebäude – Welche Beratungs- und Vorsorgemöglichkeiten bestehen?“. Bürgermeister Kosubek beendete die Veranstaltung mit einem Ausblick auf den weiteren Prozess und einem Dank an die Teilnehmenden. Vor und nach der Veranstaltung bestand die Möglichkeit, die Starkregenkarten einzusehen und sich durch Vertreterinnen und Vertreter des Entsorgungs- und Baubetriebs der Stadt Worms beraten zu lassen.

An der Veranstaltung nahmen trotz ca. 40 Grad Außentemperatur ca. 60 Personen inkl.

Mitglieder der Stadtverwaltung, des ebwo und des Projektteams teil. Die Rückmeldungen waren sehr positiv und bezogen sich vor allem darauf, dass das Format durch die Thementische sehr offen war und die Teilnehmenden dadurch ihre Ideen, Bedenken und Anmerkungen gut einbringen konnten.

Die Rückmeldungen zu den einzelnen Strategien wurden im Nachgang durch das Projektteam in das Rahmenkonzept „Wassersensibles Worms - Kommunales Konzept zur Starkregenvorsorge“

integriert und nach einer erneuten Rückmeldeschleife mit den Beteiligten aus der

Stadtverwaltung und des Entsorgungs- und Baubetriebs abschließend finalisiert. In dieser Form wurde das Konzept im Oktober 2019 im Umwelt- und Agrarausschuss, im November 2019 Haupt- und Finanzausschuss und am 4. Dezember 2019 im Stadtrat beschlossen.

Im Vorfeld wurde die öffentliche Veranstaltung über verschiedene PR-Maßnahmen und Kanäle dem Fachpublikum und der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Es folgte eine Einladung des Fachpublikums, der Mitwirkenden aus den Prozessen zur Entwicklung des Wormser

den Verteiler der Stadt Worms. Öffentlich beworben wurde die Veranstaltung über den Aushang von 50 DIN A 3-Plakten an öffentlichen Stellen, Anzeigenschaltungen im Wormser

Monatsmagazin WO!, im Wormser Wochenblatt, Veranstaltungsankündigungen mit Artikel im WO!, im Wormser Wochenblatt und über die Pressekontakte der Stadt zur Wormser Zeitung, dem Nibelungenkurier sowie über weitere Multiplikatoren (z. B. Haus und Grund e. V. Worms).

4.5.4.3 Lessons Learned

Die Erstellung des kommunalen Konzepts zur Starkregenvorsorge hat im Ergebnis erheblich zur Vernetzung der Akteurinnen und Akteure innerhalb der Stadtverwaltung beigetragen.

Verantwortlichkeiten zwischen den unterschiedlichen Abteilungen konnten geklärt und Schnittmengen identifiziert werden. Als ein Erfolgsfaktor für das Gelingen dieses stadtinternen Prozesses wurde von Seiten der Kommune die externe Unterstützung durch das Projektteam gesehen. Die externe Begleitung ermöglichte es, dass neue Ideen und Inhalte in den Prozess eingebracht wurden, die ohne Vorbehalte und aus einer inhaltlichen Perspektive heraus diskutiert werden konnten. Neue Erkenntnisse und Sichtweisen der Akteurinnen und Akteure aufeinander wurden so möglich. Das Konzept wird in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen.

Es zeigt, dass die Stadt Worms das Thema „Starkregenvorsorge“ ernst und aktiv angeht. Die gemeinsame Vorsorgeverantwortung von Kommune und Bevölkerung kann so gestärkt werden.

Zu Beginn des Prozesses stand ursprünglich die gemeinsame Entwicklung und Entwicklung einer Vision einer wassersensiblen Stadt Worms zur Diskussion und damit eine Beschreibung eines idealen Zustands in einer entfernten Zukunft. Auf Wunsch der Stadt Worms wurde dies geändert in die Erarbeitung eines Konzeptes eines wassersensiblen Worms. Die Stadtverwaltung wollte mit dem Begriff Konzept deutlich machen, dass es ihr nicht primär um Zukunftsbilder geht, sondern dass das Konzept neben zentralen Leitstrategien auch beinhalten sollte, was die verschiedenen Verwaltungseinheiten bereits im Hinblick auf eine wassersensible Stadtplanung umgesetzt haben, zukünftig angehen werden und wer für was in und außerhalb der Verwaltung verantwortlich ist. Das Konzept bildet zukünftig eine wichtige Grundlage für die zukünftige Stadtplanung.

4.5.5 Wirksamkeitsanalyse: Konnte durch die eingesetzten Formate die Motivation zur