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Exkurs: Die Beschäftigungsentwicklung im Einzelhandel innerhalb des

4 Das Fallbeispiel

4.5 Exkurs: Die Beschäftigungsentwicklung im Einzelhandel innerhalb des

Auf Grund mangelnder Vergleichbarkeit der übrigen Daten (s. 4.3), wird sich darauf beschränkt, die Veränderung der Beschäftigtenzahlen im Zeitraum von 1993 bis 1999 zu nutzen, um einige Entwicklungen des Einzelhandels im Unter-suchungsgebiet aufzuzeigen.

Das Verständnis der nachfolgenden Ausführungen erleichtern helfen soll Abb.

30. In dieser sind die Gemeinden auf Basis der Einzelhandelsumsätze 1999 klas-sifiziert worden. Die Einzelhandelsumsätze dienen an dieser Stelle als Indikator für die Größe der Angebotsstandorte. Zur Einstufung in die einzelnen Größen-klassen wurde hier und bei den meisten der folgenden Abbildungen der Cluste-ralgorithmus KMEANS mit Simulated Annealing benutzt (GÜßEFELDT 1997, 1999). Vergleicht man die Angebotsstandorte der drei größten Klassen mit den Zentren in Abb. 24 bzw. Abb. 26, dann lassen sich große Übereinstimmungen ausmachen. Zugleich wird eine deutliche Zweiteilung des Untersuchungsgebietes in einen "strukturschwachen" Norden und einen "strukturstarken" Süden deutlich, dessen Grenze ungefähr entlang einer Linie Marburg - Lauterbach verläuft.

"Strukturschwach" bzw. "strukturstark" meint in diesem Fall die Anzahl der gro-ßen, d.h. umsatzstarken Angebotsstandorte.

Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in den Wirtschaftsklassen des Einzel-handels im Untersuchungsgebiet ist in Tab. 8 zusammengefasst.

Wirtschaftsklasse Beschäftigte

Supermarkt/Discounter 3319 3700 +381 +11.47

Sonstiger Einzelhandel 17312 17865 +553 +3.19

Summe 23221 23640 +419 +1.80

Tab. 8: Die Beschäftigtenentwicklung in den Wirtschaftsklassen des Einzel-handels 1993-1999 im Untersuchungsgebiet

Abb. 30: Zentrenklassifikation auf Basis der Einzelhandelsumsätze

Zwar ist in der Summe eine leicht positive Entwicklung bei den Beschäftigten-zahlen im Untersuchungsgebiet festzustellen, zwischen den einzelnen Wirt-schaftsklassen sind die Unterschiede jedoch erheblich. Beschäftigungszuwächsen

bei den Supermärkten / Discountern sowie im sonstigen Einzelhandel stehen Verluste bei den Warenhäusern gegenüber. Die hier zu erkennenden Tendenzen entsprechen den bundesweiten Trends im Einzelhandel (s. z.B. BLOTEVOGEL 2001,S.19, EUROHANDELSINSTITUT e.V. 1999). So könnte der Beschäftigungs-abbau bei den Warenhäusern ein Indikator für die zunehmende Konkurrenz durch andere Betriebsformen wie etwa den SB-Warenhäusern / Discountern oder den Fachmärkten auf der "Grünen Wiese" sein. Letztgenannte zählen bei der Klassi-fikation der BA zum sonstigen Einzelhandel. Allerdings erscheint es fraglich, ob die benutzte Statistik die Dynamik der Veränderungen tatsächlich widerspiegelt.

Grund hierfür ist zum einen die Heterogenität der Angebotsformen innerhalb der Wirtschaftsklassen. Die Wirtschaftsklasse "sonstiger Einzelhandel" umfasst u.a.

Buchhandlungen, Eisenwarenhandlungen, Textilkaufhäuser, Gemischtwarenge-schäfte und Möbelhäuser. Beschäftigungsverluste bei einer/mehreren der Be-triebsformen können durch Beschäftigungsgewinne bei einer/mehreren anderen ausgeglichen werden, so dass sich in der Summe die Zahl der Beschäftigten kaum verändert oder sogar stagniert. Zum anderen ist zu bedenken, dass die Ver-änderungen bei den inhabergeführten Geschäften (z.B. "Tante Emma Läden") von der benutzten Statistik nicht erfasst werden. Trotz dieser Mängel wird davon ausgegangen, dass die BA-Statistik die Tendenzen der Einzelhandelsentwicklung richtig wiedergibt.

Wie sich die Beschäftigtenzahlen in den einzelnen Gemeinden entwickelt haben, ist in Abb. 31 (absolute Veränderung) und Abb. 32 (prozentuale Veränderung) dargestellt. Betrachtet man zunächst nur die absoluten Veränderungen, so lässt sich eine deutliche Unterteilung in einen "dynamischen" Süden und einen "stag-nierenden" Norden erkennen. Auffällig sind dabei in erster Linie folgende Ent-wicklungen:

Der Beschäftigungsabbau in den Warenhäusern entfällt zu 80% (432 von 515 Beschäftigten) auf die beiden großen Angebotsstandorte Gießen und Wetzlar.

Gleichzeitig verzeichnen die drei größten Zentren Gießen, Wetzlar und Marburg Beschäftigungsgewinne bei der Klasse der Supermärkte / Discounter. Im Unter-schied zu Marburg (Zugewinn) und Wetzlar (Stagnation) fällt in Gießen auch die Zahl der Beschäftigten des sonstigen Einzelhandels stark ab. Im Umland der gro-ßen Angebotsstandorte, d.h. in den angrenzenden Gemeinden, ist insbesondere

Abb. 31: Veränderung der Beschäftigtenanzahl in den Wirtschaftsklassen des Einzelhandels 1993-1999

im sonstigen Einzelhandel und z.T. auch bei den Supermärkten / Discountern die Zahl der Beschäftigten angestiegen, was auf den Trend zur "Grünen Wiese" hin-deutet.

Im restlichen Untersuchungsgebiet fällt eine Interpretation der Beschäftigtenent-wicklung deutlich schwerer. So wechseln Zu- und Abnahmen in den verschiede-nen Größen- und Wirtschaftsklassen ohne dass dabei eine bestimmte Systematik zu erkennen ist. Lediglich die geringen Veränderungen bei den kleinen Ange-botsstandorten fallen hier auf. Dabei sei jedoch an die eingangs genannten Schwächen der Statistik erinnert, denn es können auch hier gravierende Verände-rungen stattgefunden haben - zu denken ist speziell an inhabergeführte Betriebe - ohne dass diese hier auftauchen.

Um einschätzen zu können, welche Bedeutung die absoluten Veränderungen für den Einzelhandel in den jeweiligen Gemeinden haben, ist es erforderlich, das Ausgangsniveau zu berücksichtigen bzw. die prozentualen Veränderungen zu berechnen (s. Abb. 32). Insbesondere das Beispiel Gießen macht die Notwendig-keit eines solchen Vergleichs deutlich, denn die "dramatischen" Veränderungen, die sich in Abb. 31 andeuten, entpuppen sich als marginale prozentuale Verände-rungen. Zugleich wird durch einen Vergleich der beiden Karten die Unzuläng-lichkeit einer ausschließlichen Betrachtung der prozentualen Veränderungen sichtbar, denn es werden in den kleinen Angebotsstandorten exorbitante Steige-rungen / Verluste bei den Beschäftigtenzahlen suggeriert, die in absoluten Zahlen gemessen marginal sind. So steigt die Beschäftigtenzahl bei den Supermärkten in der Gemeinde Morschen von einer auf elf Personen an, was einem Anstieg von 1000% entspricht.

Fasst man beide Abbildungen zusammen, so lässt sich festhalten, dass die Be-schäftigtenentwicklung insbesondere bei den großen Angebotsstandorten und deren Umland den bundesweiten Trend zur "Grünen Wiese" bestätigt. Damit in enger Verbindung steht der Beschäftigtenabbau bei den Warenhäusern in Gießen und Wetzlar, der zugleich auf den Betriebsformenwandel im Einzelhandel hin-deutet. Ein Rückzug des Einzelhandels aus der Fläche / den kleinen Angebots-standorten, lässt sich auf Basis dieser Daten nicht feststellen.

Abb. 32: Prozentuale Veränderung der Beschäftigtenanzahl in den Wirtschaft-klassen des Einzelhandels 1993-1999

4.6 Der Einfluss der Innerortsdistanz auf die Größe der Marktgebiete