3 Screening des deutschen Gesundheitssystems: Strukturen, Stakeholderinnen und
3.4 Breitenerhebung
3.4.3 Ergebnisse
Abbildung 14 zeigt das Ergebnis der Einstiegsfrage nach der Beschäftigung der Organisation mit dem Thema Ressourcenschonung in den letzten fünf Jahren. 77 % der Teilnehmenden gaben an, dass ihre Organisationen sich bereits damit befasst haben. Dieser Anteil erscheint zunächst hoch. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass vor allem solche Personen an der Befragung teilgenommen haben, die dem Thema gegenüber ohnehin offen sind. Die Organisationen von knapp 6 % der Befragten plan-ten dies in naher Zukunft, während bei 17 % bisher noch keine Befassung stattgefunden hat.
87 Abbildung 14: Befassung mit dem Thema Ressourcenschonung
Hat sich Ihre Organisation in den letzten fünf Jahren mit dem Thema Ressourcenschonung und Senkung des Materialverbrauchs befasst? (n=159)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Akteurs- und Stakeholdergruppen sowie Mitarbeitendenzahlen der Gesamtheit aller Befragten
Auf Basis ihrer Antwort nach der bisherigen Befassung mit dem Thema Ressourcenschonung wurden den Befragten zwei unterschiedliche Pfade durch die Befragung zugewiesen: Fragen zur aktuellen und geplanten Befassung sowie Fragen zu Gründen für die Nicht-Befassung. Die detaillierten Ergebnisse der beiden Gruppen werden in nachfolgenden Abschnitten dargestellt. Im aktuellen Abschnitt geht es um die kombinierten Ergebnisse von Fragen, die beiden Gruppen gestellt wurden.
Die folgende Abbildung 15 zeigt das Ergebnis der Frage nach der Akteursgruppe der jeweiligen Orga-nisation für die Gesamtheit aller Befragten. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (53 %) ist im stati-onären und teilstatistati-onären Sektor tätig. Auch Verwaltung und Verbände sind vertreten (15 %), gefolgt von ambulanten Leistungserbringern (14 %). Auch die anderen wesentlichen Akteursgruppen des Ge-sundheitssektors sind vertreten: Arzneimittelhersteller (7 %), Kostenträger (4 %), Medizintechnikher-steller (3 %) sowie andere Akteurinnen und Akteure (3 %). Der hohe Anteil der Teilnehmenden aus dem stationären und teilstationären Sektor überrascht nicht, da diese zum einen über verschiedene Verbände und Dachorganisationen für die Befragung gut erreichbar waren und zum anderen, da der Krankenhaussektor sich im Vergleich zu vielen anderen Akteursgruppen bereits länger mit dem Thema Ressourcenschonung befasst. Vor dem Hintergrund der vergleichsweise eher mäßigen Erreich-barkeit der ambulanten Leistungserbringer ist die Beteiligung positiv zu werten. Insbesondere bei den Medizintechnikherstellern wäre eine höhere Beteiligung wünschenswert gewesen, spiegelt aber viel-leicht die stark klein- und mittelständisch geprägte Akteurslandschaft wider, in der Ressourcenscho-nung möglicherweise eine noch eher untergeordnete Rolle spielt.
88 Abbildung 15: Kombinierte Umfrageergebnisse: Stakeholdergruppen
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Die folgende Abbildung 16 zeigt die kombinierten Umfrageergebnisse zur Mitarbeitendenzahl aller be-fragten Organisationen. Daraus ist ersichtlich, dass sich insgesamt eher mittelgroße bis große Organi-sationen an der Befragung beteiligt haben, während kleine und mittelständische OrganiOrgani-sationen mit bis zu 99 Beschäftigten nur etwa ein Fünftel der Befragungsteilnehmenden ausmachen. Dies stimmt überein mit der hohen Beteiligung der stationären und teilstationären Einrichtungen (siehe Abbildung 15), die typischerweise eine Anzahl von Mitarbeitenden im drei- und vierstelligen Bereich und dar-über haben, sowie mit der mäßigen Erreichbarkeit kleiner und mittelständischer Einrichtungen, vor allem im ambulanten Bereich und bei den Medizintechnikherstellern.
89 Abbildung 16: Kombinierte Umfrageergebnisse: Mitarbeitendenzahl der befragten Organisationen Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Ihre Organisation? (n=159)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Ergebnisse der bisher nicht mit Ressourcenschonung befassten Organisationen
Den Befragten, deren Organisationen sich bisher nicht mit dem Thema Ressourcenschonung befasst hatten, wurden Fragen zu Gründen für die Nicht-Befassung und zu Umständen, die eine Befassung för-dern würden, gestellt. Die Ergebnisse der Frage zur Nicht-Befassung sind in Abbildung 17 dargestellt.
Als häufigster Grund wurde von 23 % der Befragten fehlender Handlungsbedarf genannt. Diese Zahl stieß in der Diskussion der Ergebnisse der Breitenerhebung auf dem zweiten Stakeholder-Workshop (vgl. Dokumentation im Anhang, Kap. 9.6.2) auf Verwunderung, wobei auf dem Workshop die Sicht der nicht mit dem Thema befassten Stakeholderinnen und Stakeholder wenig vertreten war. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielten ein Mangel an Zeit (20 %), Personal (18 %) oder Interesse am Thema (16 %).
Im Vergleich spielte fehlendes Wissen eine geringere Rolle (11 %). Wichtigere Prioritäten wurden nur von 5 % der Befragten genannt, bspw. interne Umstrukturierungen. Andere Gründe für eine Nicht-Be-fassung wurden von 7 % der Befragten genannt. Dazu gehörten fehlende finanzielle Mittel, die Bevor-zugung von Einwegprodukten aus Hygienegründen oder ein vergleichsweise geringerer Handlungsbe-darf im ambulanten Sektor.
90 Abbildung 17: Umfrageergebnis: Gründe für fehlende Befassung mit Ressourcenschonung
Warum fand bisher keine Befassung statt? (n=44, Mehrfachnennungen möglich)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Bei der Frage nach Umständen, die eine Beschäftigung mit dem Thema Ressourcenschonung fördern würden (Abbildung 18), fielen vor allem finanzielle Anreize durch Kosteneinsparungen (21 %) und gesetzliche Vorgaben (16 %) ins Gewicht. Auch genannt wurden die Nachfrage durch Kundschaft, Pati-entinnen und Patienten sowie Mitarbeitende (10 %), finanzielle Anreize durch eine Honorierung der Ressourcenschonung, signifikante Steigerungen bei Sach- oder Betriebskosten bzw. die Initiative der Leitungsebene der Organisation (jeweils 9 %), gefolgt von Wettbewerbsvorteilen (8 %) sowie Reputa-tion und Imagegewinn (6 %). Mit unter 5 % waren Aspekte wie die Unterstützung durch eine Dachor-ganisation, allgemeiner öffentlicher Druck, Preise und Wettbewerbe oder andere Gründe von eher ge-ringer Bedeutung. Obwohl in der vorhergehenden Frage Personalmangel zu den wichtigsten Gründen für die bisher unterbliebene Befassung mit dem Thema genannt wurde (s. Abbildung 17), wurde mehr oder besser qualifiziertes Personal nicht als Anreiz für Ressourcenschonung genannt.
91 Abbildung 18: Umfrageergebnis: Voraussetzungen für Befassung mit Ressourcenschonung
Unter welchen Umständen wäre eine Befassung denkbar/ wahrscheinlich? (n=90, Mehrfachnen-nungen möglich)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Gaben die Befragten an, dass sich ihre Organisation im Falle einer Steigerung von Sach- oder Betriebs-kosten möglicherweise mit Ressourcenschonung befassen würde, so wurde ihnen eine zusätzliche Frage gestellt - und zwar nach den Kostenarten, um die es sich dabei handeln würde. Das Ergebnis ist in Abbildung 19 dargestellt. Vor allem Maßnahmen zur Verhinderung steigender Kosten durch Ener-gie, Wasser und Entsorgung (35 %) sowie durch Verbrauchsmaterialien (24 %) und Kosten im Zusam-menhang mit Gebäuden (18 %) schienen dabei relevant zu sein. Auch Medizinprodukte (12 %) wur-den genannt. Ein geringes bzw. nicht vorhanwur-denes Potenzial für Einsparmöglichkeiten im Fall von Kos-tensteigerungen wurde bei den Arzneimitteln (6 %) und Lebensmitteln (0 %) gesehen. Als sonstige Kostenart (6 %) wurde die Verwaltung und insbesondere die neue Datenschutzgrundverordnung ge-nannt, die für einen stark erhöhten Papierverbrauch sorge.
92 Abbildung 19: Umfrageergebnis: Kostenarten, die bei Steigerung zu einer Befassung mit
Ressourcen-schonung führen könnten
Sie haben angegeben, dass eine Befassung mit dem Thema Ressourcenschonung aufgrund von Sach- oder Betriebskostensteigerungen denkbar ist. Welche Kostenarten wären dies voraus-sichtlich? (n=17, Mehrfachnennungen möglich)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
In der Gruppe der Organisationen, die sich in den letzten fünf Jahren nicht mit Ressourcenschonung und der Senkung des Materialverbrauchs beschäftigt haben, machen die ambulanten ger den größten Anteil aus (37 %), gefolgt von den stationären und teilstationären Leistungserbrin-gern (26 %) sowie Verwaltung und Verbänden (22 %). Medizintechnik- und Arzneimittelhersteller so-wie andere Stakeholdergruppen machten mit 4 % - 7 % nur einen geringen Anteil der Teilnehmenden aus (s. Abbildung 20). Auch im Vergleich zum Gesamtsample (Abbildung 15) fällt auf, dass die ambu-lanten Leistungserbringer sich deutlich häufiger nicht mit Ressourcenschonung befassten als dass sie es taten.
93 Abbildung 20: Umfrageergebnis: Stakeholdergruppen der befragten Organisationen, welche sich bisher
nicht mit Ressourcenschonung befasst haben Welcher Stakeholdergruppe gehören Sie an? (n=27)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Zum Abschluss dieses Arbeitsschritts wurden die Teilnehmenden in dieser Gruppe zur Größe ihrer Or-ganisation befragt. Abbildung 21 zeigt, dass 33 % der OrOr-ganisationen, die sich bisher nicht mit dem Thema Ressourcenschonung befasst haben, mit 1.000 bis 4.999 Mitarbeitenden eher groß sind. Bei 22 % handelt es sich jedoch um sehr kleine Organisationen von bis zu neun Mitarbeitenden (z. B. am-bulante Praxen), die keine vergleichbaren Kapazitäten zur Ressourcenschonung wie große Organisati-onen haben.
94 Abbildung 21: Umfrageergebnisse: Mitarbeitendenzahl der befragten Organisationen, die sich bisher
nicht mit Ressourcenschonung befasst haben
Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Ihre Organisation? (n=27)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Im Vergleich zur Gesamtstichprobe fällt bei der Größe der Organisationen (s. Abbildung 16) auf, dass der Anteil der großen und sehr großen Organisationen ähnlich ist (33 % bzw. 15 %), aber der Anteil der sehr kleinen und eher kleinen Organisationen mit 22 % bzw. 19 % deutlich höher ist.
Abschließend hatten die Befragten die Möglichkeit, in einem Freitextfeld zusätzliche Gedanken mitzu-teilen. Hier wurde auf Konflikte zwischen verschiedenen Zielen verwiesen, bspw. zwischen Hygienean-forderungen und Ressourcenschonung sowie Datenschutz und Ressourcenschonung. Diese fielen aktu-ell eher zu Ungunsten der Ressourcenschonung aus, obwohl hier ungenutzte Handlungsspielräume bestünden. Auch wurde ein Informationsbedarf zu Auswirkungen von Produkten und Prozessen auf den Ressourcenkonsum mitgeteilt, damit informierte Entscheidungen getroffen werden können. Au-ßerdem wurde der Ressourcenkonsum in den Kontext allgemeiner Verschwendung bzgl. der im Ge-sundheitswesen erbrachten Leistungen gebracht und darauf verwiesen, dass zuerst dieses übergeord-nete Problem adressiert werden müsse.
Ergebnisse der Organisationen, die sich bereits mit Ressourcenschonung befasst haben bzw. dies planen Den Befragten, deren Organisationen sich bereits mit dem Thema Ressourcenschonung befasst hatten oder dies in naher Zukunft planten, wurden Fragen zu Bereichen mit hoher Ressourceninanspruch-nahme, getätigten und geplanten Maßnahmen, fördernden und hemmenden Faktoren und Unterstüt-zungsbedarf gestellt.
Abbildung 22 zeigt das Ergebnis der Frage, in welchen Bereichen eine besonders hohe Ressourcenin-anspruchnahme in der jeweiligen Organisation angenommen wird. Als besonders hoch eingeschätzt
95 werden der Energie- und Wasserverbrauch (23 % bzw. 13 %) sowie der Verbrauch von Einwegpro-dukten (14 %). Dies spiegelt die Einschätzung der Teilnehmenden, die sich bisher nicht mit dem Thema befasst haben, wider: Auch diese gaben an, dass vor allem Kostensteigerungen in diesen Berei-chen relevant sind und dazu führen könnten, dass ihre Organisationen sich mit Ressourcenschonung beschäftigen (s. Abbildung 18).
Weiterhin wurden die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Getränken (9 %) sowie die folgenden Be-reiche von jeweils 8 % der Befragten genannt: Medizinprodukte mit Stromversorgung, Arzneimittel und Chemikalien, Transport, Verwaltung und Bautätigkeit. Von 1 % der Befragten wurden andere Be-reiche genannt, z. B. Labortätigkeiten.
Abbildung 22: Umfrageergebnisse: Bereiche mit hoher Ressourceninanspruchnahme
Welche der folgenden Bereiche fallen - Ihrer Einschätzung nach - bei der gesamten Ressour-ceninanspruchnahme Ihrer Organisation besonders ins Gewicht? (n=451, Mehrfachnennungen möglich)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Bezüglich der bereits ergriffenen oder geplanten Maßnahmen zur Verringerung des Ressourcenver-brauchs (Abbildung 23) wurden direkte Maßnahmen zur Verringerung des VerRessourcenver-brauchs wie Einspar-maßnahmen in besonders betroffenen Bereichen (15 %), ressourcenbewusste Beschaffung (12 %), Nutzung ressourcenschonender Optionen (10 %), Änderung des Abfallmanagements (9 %) insgesamt häufiger genannt als indirekte Maßnahmen. Obwohl Maßnahmen zur Sensibilisierung, Schulung und Motivation von 14 % der befragten Organisationen durchgeführt wurden, scheinen andere indirekte
96 Maßnahmen wie die Bildung von Projektgruppen (8 %), organisatorische Änderungen, die Einführung eines Umweltmanagementsystems, die Kooperation mit anderen Einrichtungen (jeweils 6 %), die In-anspruchnahme von Beratungsleistungen (5 %) oder andere Maßnahmen (1 %) insgesamt weniger häufig zu sein.
Abbildung 23: Umfrageergebnisse: Maßnahmen zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs
Welche Maßnahmen wurden ergriffen oder sind geplant, um den Ressourcenverbrauch zu ver-ringern? (n=559, Mehrfachnennungen möglich)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
Bei der Frage, inwieweit sich bestimmte Faktoren hemmend oder fördernd auf die Umsetzung der Maßnahmen auswirkten, wurde die Rolle der Leitungsebene von einer großen Mehrheit (86 %) der Befragten als förderlich betrachtet (s. Abbildung 24). Weiterhin wurden die Auswirkung auf die Sach- und Betriebskosten (64 %), die Mitarbeiterzufriedenheit (60 %), die Reputation (58 %) und die Renta-bilität der Investitionen (51 %) vorwiegend als förderlich angesehen. Gleichzeitig betrachteten aber 60 % der Befragten den benötigten Zeitaufwand als hemmend, auch gab knapp die Hälfte (45 %) an, dass das Fehlen eines Investitionsbudgets hemmend sei. Von 31 % bzw. 30 % der Befragten wurden
97 auch gesetzliche Vorgaben und die Auswirkungen auf die Sach- und Betriebskosten als hemmend ein-geschätzt. Insgesamt war der Einfluss von gesetzlichen Vorgaben am umstrittensten. Interessanter-weise stehen bei den Befragten der anderen Gruppe (bisher keine Befassung mit Ressourcenscho-nung) gesetzliche Vorgaben als Anreiz für die mögliche Durchführung von Maßnahmen an zweiter Stelle (s. Abbildung 18). Die Rolle von Dachorganisationen wurde von über der Hälfte (60 %) der Teil-nehmenden als nicht relevant eingeschätzt, wobei diese Antwortoption möglicherweise auch gewählt wurde, wenn die Organisation keiner Dachorganisation untersteht.
Abbildung 24: Umfrageergebnisse: Hemmende und fördernde Faktoren für die Umsetzung der Maß-nahmen zur Ressourcenschonung
Durch welche Faktoren wird/ wurde die Umsetzung dieser Maßnahmen beeinflusst? (n=132, Mehrfachnennungen möglich)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI, 2019
In Abbildung 25 sind die Ergebnisse der Frage dargestellt, welche Unterstützung für mehr Ressourcen-schonung als hilfreich angesehen wird. 23 % bzw. 21 % der Befragten gaben an, dass ihnen Informati-onen zu erfolgreichen Beispielen bzw. InformatiInformati-onen zu Maßnahmen oder deren Kosten helfen wür-den. Auch die Priorisierung durch den Gesetzgeber oder Fachverbände würden begrüßt (16 %) sowie die Vernetzung mit anderen Organisationen (12 %). Von geringerer Bedeutung wurde die Unterstüt-zung der Leitungsebene der Organisation eingeschätzt (7 %). Dies entspricht dem Ergebnis der vor-hergehenden Frage (s. Abbildung 24), das zeigt, dass die Leitungsebene bereits häufig als förderlich für die Umsetzung von ressourcenschonenden Maßnahmen angesehen wird. Externe Unterstützung bei der Umsetzung oder Beratung wird nur von wenigen Befragten als wichtig erachtet (7 % bzw. 5 %)
98 und erneut spielen die Dachverbände keine große Rolle (5 %). Bei anderen Unterstützungsmaßnah-men (3 %) wurden der politische Wille und die gesellschaftliche Akzeptanz von Ressourcenschonung, der Abbau gesetzlicher „Überregulierung“ und die bessere Abstimmung unterschiedlicher Gesetze und Verordnungen (Hygiene-Verordnung, Abfallgesetz, Wasserhaushaltsgesetz, Elektro- und Elektronikge-rätegesetz, etc.) genannt.
Abbildung 25: Umfrageergebnisse: Benötigte Unterstützung
Welche Unterstützung bräuchte Ihre Organisation, um sich (noch) intensiver mit dem Thema Ressourcenschonung zu beschäftigen? (n=378, Mehrfachnennungen möglich)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI
Abbildung 26 zeigt die Verteilung der befragten Organisationen auf die verschiedenen Stakeholder-gruppen. Den größten Anteil machen die stationären und teilstationären Leistungserbringer mit 59 % aus. Es folgen Verwaltung und Verbände mit 14 % und ambulante Leistungserbringer mit 9 %. Arznei-mittelhersteller machen 8 % der Befragten aus und Kostenträger 6 %. Anderen Stakeholdergruppen gehören 4 % der Befragten an (bspw. sowohl ambulant als auch stationär tätige Leistungserbringer oder Management eines Ärztenetzes). Den kleinsten Anteil machen die Medizintechnikhersteller mit 2 % aus.
Ein Vergleich der absoluten Zahlen zeigt, dass die beteiligten Medizintechnikhersteller und ambulan-ten Leistungserbringer sich ungefähr gleich häufig mit Ressourcenschonung befassen (2 bzw. 12) wie sie es nicht tun (2 bzw. 10). Sehr deutlich sind die Unterschiede bei den (teil)stationären Leistungser-bringern (78 im Vergleich zu 7), Kostenträgern (8 im Vergleich zu 0) und Arzneimittelherstellern (10 im Vergleich zu 1).
99 Abbildung 26: Umfrageergebnis: Stakeholdergruppen der Organisationen, die sich bereits mit
Ressour-censchonung befasst haben bzw. dies in naher Zukunft planen Welcher Stakeholdergruppe gehören Sie an? (n=132)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI
Bei den mit Ressourcenschonung befassten Organisationen dominieren die mittelgroßen bis großen Organisationen (s. Abbildung 27): Jeweils ein Drittel (34 %) der Organisationen waren mittelgroß bzw. eher groß. Weiterhin sind 18 % der Teilnehmenden in dieser Gruppe in einer großen Organisa-tion mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden tätig. Die sehr kleinen oder eher kleinen OrganisaOrganisa-tionen mach-ten dagegen einen kleineren Anteil der Befragmach-ten aus (8 % bzw. 5 %).
100 Abbildung 27: Umfrageergebnis: Mitarbeitendenzahl der befragten Organisationen, welche sich bereits
mit Ressourcenschonung befasst haben bzw. dies in naher Zukunft planen Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Ihre Organisation? (n=132)
Quelle: Projektspezifische Breitenerhebung des Fraunhofer ISI
Weitere Überlegungen konnten auch von den Befragten dieser Gruppe zum Abschluss der Befragung in Freitextfeldern mitgeteilt werden. Dazu gehörte einerseits viel Lob für die Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema. Andererseits wurden verschiedene Hürden aufgezeigt und konstruktive Vor-schläge für den weiteren Umgang damit gemacht.
Hervorgehoben wurde bspw. die zentrale Rolle der Politik. Es gelte, Fehlanreize, die zu unnötigem Ressourcenkonsum führen, stärker zu vermeiden und bei gesetzgeberischen Maßnahmen in Zukunft Auswirkungen auf den Ressourcenkonsum zu berücksichtigen. Als Beispiele wird die Hygiene-Verord-nung oder die EEG-Umlage zur Finanzierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes genannt. Auch die wichtige Rolle der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) bei der Digitalisierung von Prozessen, die gleichzeitig wesentlich zur Senkung des Papierverbrauchs beitragen werden, wird betont. Zur Veran-kerung des Themas in Organisationen und zur Vermeidung der Überlastung einzelner Personen wird vorgeschlagen, die Anzahl der Umweltbeauftragten abhängig von der Organisationsgröße festzulegen.
In der Forschung solle das Thema in Zukunft berücksichtigt werden, indem die Ressourcenschonung in Zukunft bei der Vergabe von Fördermitteln als Bewertungskriterium herangezogen wird. Gleichzei-tig wurde Bedarf nach Information zu effektiven, schnell umzusetzenden Maßnahmen geäußert, da umfangreichere Maßnahmen aufgrund der damit verbundenen Kosten und Planung erst langfristiger wirksam würden. Auch in dieser Gruppe wurde darauf verwiesen, dass ein grundsätzlicher Paradig-menwechsel im Gesundheitssystem hin zu einer präventiven Medizin und Lebensführung notwendig sei, um den Ressourcenkonsum langfristig wirksam einzudämmen.
Zusammenfassend lässt sich anhand der Ergebnisse unserer Befragung feststellen, dass das Thema Ressourcenschonung im Gesundheitssektor zwar noch nicht im „Mainstream“ angekommen ist, es
101 aber dennoch engagierte Stakeholderinnen und Stakeholder, Einzelakteurinnen und -akteure sowie Organisationen in unterschiedlichen Bereichen gibt, die sich bereits aktiv damit auseinandersetzen.
Um weitere Fortschritte zu erzielen, besteht Handlungsbedarf zum einen auf politisch-strategischer Ebene, insbesondere zur Sensibilisierung des Managements von Organisationen für das Thema, zur Setzung von Anreizen für die konkrete Befassung damit sowie zur Vermeidung von Fehlanreizen. Auf operativ-organisatorischer Ebene besteht Handlungsbedarf, u. a. bzgl. Informationen zu guter Praxis und erfolgreichen Beispielen zur Ressourcenschonung.