3. Methoden 17
3.2. Energiedispersive Rön tgenspektroskopie (EDX)
Ein wihtiges Werkzeug dieser Arbeit für die Untersuhung der Zusammensetzung der
Metallsilizidaussheidungen ist die energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX). Sie
besteht in der Detektion und Analyse von Röntgenstrahlung, die als Folge der W
eh-selwirkungen zwishen Probe und Elektronenstrahlerzeugt wird. In der Probe entsteht
Bremsstrahlung und harakteristishe Strahlung. Das Spektrum der harakteristishen
StrahlungerlaubteinenRükshlussaufdieenthaltenenElemente.Siebestehtaus
Rönt-genquanten, deren Energie dem Übergang eines Elektrons von einer äuÿeren auf eine
innereShaleeines Atomsder Probeentspriht.ZurAussendungdieserQuantenkommt
es, wennAtome,diezuvordurhWehselwirkungmitdemElektronenstrahlineinen
Zu-stand höherer Energieangeregt wordensind, wiederin ihren Grundzustand relaxieren.
DasAttributenergiedispersiv bezeihnetdieArtderDetektionderRöntgenquanten.
Anders als im Fallwellenlängendispersiver Spektroskopie (WDS) zeihnet bei EDX ein
Spektrometer dieIntensitätder Röntgenstrahlung inAbhängigkeitvonder Energie der
Röntgenquanten auf, [76℄. Das Kernstük des Spektrometers istein Halbleiterdetektor,
indem einRöntgenquant einen Strompuls erzeugt, dessen Höhe proportionalzur
Ener-giedes Quants ist.Dasgemessene Spektrum stellt imPrinzipeine Auftragungder Zahl
der Pulse als Funktionder Pulshöhe dar.
Einen ausführlihen Einblik in die Methode und ihre Verwendung in Kombination
mit TEM geben Williams und Carter, [76℄. In der vorliegenden Arbeit kam ein Link
ISIS System der FirmaOxford Instruments miteinem Si(Li)-KristallalsDetektor und
einer Energieauösung von 136 eV zum Einsatz. Stolze shildert die praktishe
Benut-zung dieses Systems in[77℄.
0 5 10
0 500 1000 1500
Ni-K E Cu-K D Ni-K D Ni-L DE Si-K D
In te n si tä t
E / keV
Abbildung 3.1. EDX-SpektrumeinerAussheidung,dieausCu,NiundSibestehen.Aufgetragen
ist die Anzahl derZählereignisse in Abhängigkeit von derEnergie der
Röntgen-quanten.
Abb. 3.1 zeigt ein EDX-Spektrum, das imRahmen dieser Arbeitan einer Stelle
auf-genommen wurde, an der sih eine Aussheidung innerhalb der Si-Matrix bendet. Die
Aussheidung lässt sih aufgrund struktureller Merkmale der binären Phase
Nikeldisi-lizid zuordnen. Das Vorliegen der harakteristishen Linien niht nur von Silizium und
Nikelsondern auhvonKupfer zeigt,dassdieAussheidung tatsählih
dreikomponen-tigist.DieBezeihnung der Linien,K
α
,Kβ
und Lα
ergibtsih ausder Nomenklaturder Elektronenshalen.Ein Standardverfahren für die quantitative Bestimmung der Zusammensetzung der
Probe aus einem EDX-Spektrum ist die Methode von Cli und Lorimer, [78℄. Der
Zu-sammenhangvonZusammensetzungundSignalintensitätlässtsihdurhdiesogenannte
Cli-Lorimer-Gleihung darstellen:
Darin bezeihnen
C A
undC B
die Anteile der ElementeA
undB
an derZusammen-setzung und
I A
undI B
die Intensitäten der fürA
undB
harakteristishen Linien im gemessenen EDX-Spektrum. Die Zusammensetzungen werden relativ ausgedrükt, sodass
C A + C B = 1
ist.Indünnen Proben, wiesiefürTEM-Folienzumeistvorliegen,lassensihAbsorptionund
Fluoreszenz inder Probevernahlässigen.DerFaktor
k AB
hängtindünnen ProbennohvondenKernladungszahlungen
Z A
undZ B
derElemente, derBeshleunigungsspannung der Elektronen, dem EDX-Detektor und dem zur Filterung der Bremsstrahlungver-wendeten Algorithmus ab. Für die Elemente Cu, Ni, Pd und Si, deren Anteile an der
Zusammensetzung von Aussheidungen in dieser Arbeitbestimmt werden, und das
ge-nutzte EDX-TEM-System sind die
k
-Faktoren mit Cu als Referenzelement in Tab. 3.1 angegeben.ElementA Cu Ni Pd Si
k ACu
1 0.911 1.257 0.712Linie Cu-K Ni-K Pd-L Si-K
Tabelle 3.1. k-Faktoren und Linien der harakteristishen Röntgenstrahlung der in dieser
Ar-beituntersuhtenElemente Cu,Ni,Pd undSi fürdie quantitativeAnalysevon
EDX-Spektren nahCliundLorimer[78℄
Die Stärke der Kombinationvon EDX und TEM liegt darin, dass sih die hemishe
und strukturelleInformationenmiteinanderinZusammenhangsetzenlassen.Dazuwird
das TEM im Rastermodus betrieben. Der Elektronenstrahl lässt sih bei dem in dieser
Arbeit verwendeten Gerät bis auf einen Durhmesser von 1 bis 2 nm fokussieren, so
dass sih die Zusammensetzung der Probe nah der Erfassung eines EDX-Spektrums
punktuellmithoherOrtsauösunguntersuhen lässt.Giltes,dielateraleVerteilungvon
ElementenineinemgröÿerenBereihderProbezuuntersuhen,soerweistessihals
hilf-reih,die harakteristishe Röntgenstrahlung zu messen, währendder Elektronenstrahl
die Probe abtastet. Dazu werden vor der Messung in der Umgebung der
harakteristi-shen Linien Spektralbereihe deniert, innerhalb derer alle Zählereignisse zum Signal
der jeweiligen Liniebeitragen. Auf diese Weise lassen sih darstellen:
Zusammensetzungentlang einer bestimmten Streke
zweidimensionaleVerteilung vershiedener Elemente(EDX-Karte)
Es ist allerdingszu beahten, dass die so erhaltenen Daten die Beiträge der
Bremss-trahlungenthalten.DiesewerdenimFallderoben beshriebenenAuswertungnahCli
und Lorimer durh numerishe Anpassung aus der Analyse eliminiert.
Kapitel 4
Ergebnisse
In dieser Arbeitwurden Aussheidungen metallisher Verunreinigungen inSilizium
un-tersuht,dasvergleihbare Eigenshaften wiedasinderPhotovoltaikgegenwärtig
inten-siveingesetztemultikristallineSiliziumhat,welhesKorngrenzenundVersetzungen und
auÿerdem Aussheidungennihtmetallisher Verunreinigungen wiebeispielsweise
Sauer-sto enthält.
Das Probenmaterial sollte im Ausgangszustand strukturelle Defekte und
Ausshei-dungen nihtmetallisher Verunreinigungen, aber keine metallishen Verunreinigungen
enthalten. Diese solltenvielmehr gezielt von auÿendurh Diusionin das Material
ein-gebraht und während langsamer Abkühlung durh heterogene Keimbildunganden im
Material vorhandenenDefekten zur Aussheidung gebraht werden.
Daher kameinbikristallinesProbenmaterial zum Einsatz,das durh Waferbonding aus
zwei einkristallinenSheiben Siliziumsheibenhergestellt wurde. Das Verfahren und die
Beshaenheit des Bikristall wird in Anhang A näher beshrieben. An der Grenzähe
der beiden miteinanderverbundenen Siliziumsheiben besteht einNetzwerk aus
Stufen-und Shraubenversetzungen, das einer Kleinwinkelkorngrenze entspriht. Der Abstand
zwishen den Stufenversetzungen beträgt 372 nm und der zwishen den
Shraubenver-setzungen 12 nm. Eine der beiden Siliziumsheiben enthält auÿerdem Mikrodefekte in
einer Dihtevonetwa
10 10
m−3
, beidenenes sihSiliziumoxidaussheidungenund Ver-setzungsringe handelt.4.1. Aussheidungen nah Diusion von Kupfer
AlsersterShrittwurdeuntersuht,wiesihAussheidungen einereinzigenmetallishen
Verunreinigung unterden Bedingungenmiteinanderkonkurrierender
Keimbildungsplät-ze bilden.Dazu werdenProben der Bikristallezunähst durh DiusionvonKupfer bei
einer Temperatur von
T = 1050
°C gezielt verunreinigt und anshlieÿend langsam mitT ˙ = −6
K/sabgekühlt,sodasssihandenvershiedenenKeimbildungsplätzen Ausshei-dungenbildenkonnten.EinzelheitenderPräparationderDiusionsprobenbenden sihinAnhang B.1 (Proben 1 und 2in Tab. B.1).
500 µm 500 µm
KG A
B Ref
Of-1
Of-2
Abbildung 4.1. LihtmikroskopisheAufnahme einesQuershnitts durh einebikristalline Probe
ausSinahDiusionvonCubei1050°C,langsamerAbkühlungundDefektätzung
(Seo,6s). Die Probe besteht auszwei Sheiben (Aund B).Die als
Diusions-quelledienende Shihtbendet sih auf derder OberäheOf-1.Ein Stük
de-fektfreienSiliziums(bezeihnetmitRef)wurdevordem Defektätzenauf Sheibe
AzurErkennungvonArtefaktenangebraht.
Abb. 4.1 und Abb. 4.2 zeigen lihtmikroskopishe Aufnahmen zweier
Quershnitts-proben nah Defektätzen. Es ist bekannt, dass Kupfer als einzelne metallishe
Verun-reinigung inSiliziumKolonienkleiner Aussheidungen einer Kupfersilizidphase (Cu
3
Si)bildet.Defektätzen führtzurEntstehung linien-odersternförmigerÄtzgrübhenamOrt
der Kolonien [25, 42℄.
Die lateraleVerteilungder Ätzgrübhen ist inhomogenund zeigt, dass dieDihteder
Kupfersilizidaussheidungen in Sheibe B wesentlih höher ist als in Sheibe A. Diese
KG A
B 500 µm Ref
Of-1
Of-2
Abbildung 4.2. LihtmikroskopisheAufnahmeeinesQuershnittsdurh einebikristallineProbe
ausSinahDiusionvonCubei1050°C,langsamerAbkühlungundDefektätzung
(Seo,6s).DieProbebestehtauszweiSheiben(AundB).Dieals
Diusionsquel-ledienendeShihtbendetsihhierauf derderOberäheOf-2.Ref:EinStük
defektfreienSiliziums wurde vordem Defektätzen auf Sheibe Bzur Erkennung
vonArtefaktenangebraht.
Beobahtung istunabhängig von der Lage der als Quelle für dieDiusion verwendeten
Shihten, wie der Vergleihder beiden inAbb. 4.1 und Abb. 4.2 dargestellten Proben
deutlihmaht.DiealsDiusionsquelledienendeShihtbendet sihbeidiesenProben
aufgegenüberliegendenProbenoberähen, inAbb. 4.1aufOberähe Of-1undinAbb.
4.2 auf Oberähe Of-2. Die inhomogene Verteilung kommt niht durh eine Wirkung
der Korngrenze als Diusionsbarriere zustande, sondern lässt sih auf die Anwesenheit
von Mikrodefekten in Sheibe B zurükführen, vgl. Abb. A.1 in Anhang A. Es handelt
sih um kleine Siliziumoxidaussheidungen und Versetzungsringe, die die Oxidteilhen
beimWahstumausgestoÿenhaben.DieMikrodefektestellenheterogene
Keimbildungs-plätze für Kupfersilizidaussheidungen dar.
Die Verteilung der Kupfersilizidaussheidungen in Sheibe B in Abb. 4.2 zeigt eine
aussheidungsfreie ZoneeinerBreitevonungefähr200
µ
mdirektunterhalbderOberä-heOf-2.DieBeobahtunglässtsihdurhdieNähederalsDiusionsquelleverwendeten
Shiht erklären. Diese Shiht bestand nah dem binären Phasendiagramm aus einer
Flüssigkeitaus Cu und Si,dadieDiusionstemperaturT=1050°C oberhalbder T
empe-ratur
T eut = 802
°Cdes eutektishen PunkteszwishenSiundCu3
Siliegt,vgl.Abshnitt2.1.1. Im Gleihgewiht mit der Flüssigkeit bzw. mitCu
3
Si unterhalb der eutektishen TemperaturstelltsihanderOberäheOf-2dieLöslihkeitein,sodassdiemetallishenFremdatomewährendder langsamenAbkühlung ausdem oberähennahen Bereihder
SheibeBindieFlüssigkeitherausdiundierten,bevorsihAussheidungenbilden
konn-ten.
InSheibeAhaben sihnursehrwenigeKupfersilizidaussheidungengebildet.Dieslässt
sihaufeinesehr geringeDihtealsheterogenenKeimbildungszentren wirkender
Mikro-defekte zurükführen.
Bei der in Abb. 4.1 untersuhten Probe liegt die Gleihgewihtsphase aus Cu und
Si auf der Oberähe Of-1 vor. Hier zeigt die Verteilung der
Kupfersilizidaussheidun-gen keine aussheidungsfreieZone unterhalbder Oberähe Of-1 inder Sheibe B keine
aussheidungsfreieZone,währendpraktishdiegesamteSheibeAaussheidungsfreiist.
An der Korngrenze bildeten sih ebenfalls Kupfersilizidaussheidungen. Es existiert
keine aussheidungsfreie Zone in der Nähe der Korngrenze inSheibeB.
4.2. Aussheidungen nah Kodiusion von Kupfer
und Nikel
Unter denselben Bedingungen wie bei Kupfer als alleiniger Verunreinigung, d.h. bei
T = 1050
°C,T ˙ = −6
K/s und in bikristallinemProbenmaterial wurden Aussheidun-gen zweier metallisherVerunreinigungendurhgleihzeitigeDiusion,imfolgenden alsKodiusionbezeihnet,undanshlieÿendelangsameAbkühlungpräpariert.Einzelheiten
derProbenpräparationundeineÜbersihtüberdiedurhgeführten
Diusionsexperimen-te (TabelleB.1) benden sihin Anhang B.1.
Die Beshränkung auf zwei metallishe Verunreinigungen ist sinnvoll, weil sih so
Än-derungen im Aussheidungsverhalten der einen metallishen Verunreinigung gegenüber
dem bekannten Verhalten bei Vorliegen als einziger Verunreinigung mit Eigenshaften
der zweiten Verunreinigung in Beziehung setzen lassen.
Eine wihtige Eigenshaft metallisher Verunreinigungen ist dieVolumenfehlpassung
der Metallsilizidphase,aus der ihre Aussheidungen bestehen. Zunähst wurden Kupfer
und Nikelalsmetallishe Verunreinigungen ausgewählt.DieseVerunreinigungenbilden
inSiAussheidungenaus Metallsilizidphasenmithöhst untershiedliher
Volumenfehl-passung, wodurhdieForm,GröÿeundVerteilungihrerAussheidungenbestimmtwird,
wie in Kapitel 2.1.2 gezeigt wurde. Im Fall von Kupfer als alleiniger metallisher
Ver-unreinigung mit hoher Volumenfehlpassung des Silizids (Cu
3
Si: 150%) bilden sih vonVersetzungen berandete Kolonien kleinerer Teilhen und im Fall von Nikel mit
gerin-ger Volumenfehlpassung des Silizids (NiSi
2
: -1.1% bei Raumtemperatur) einzelne groÿe Aussheidungen.EinexperimentellerParameter der Kodiusionzweier metallisher Verunreinigungen,
der über die Löslihkeiten der Verunreinigungen in Silizium indirekt einstellbar ist, ist
das Konzentrationsverhältnis
Q M 1 ,M 2
der Verunreinigungen:Q M 1 ,M 2 = [M 1 ]
[M 2 ] .
(4.1)Löslihkeit und Diusionskoezient von Kupfer, Nikel und Palladium,das in Kapitel
4.3 Kupfer als eine der beiden metallishen Verunreinigungen ersetzt, in Silizium bei
der in dieser Arbeit vorwiegend benutzten Temperatur von 1050°C sind in Tabelle 4.1
angegeben.
4.2.1. Aussheidungen unter kupferreihen Bedingungen
Nah Kodiusion von Kupfer und Nikel liegen kupferreihe Bedingungen
Q Cu,N i > 1
vor, da die Löslihkeit von Kupfer höher ist als die von Nikel (Probe 3, Tab. B.1 in
M
[M ] sol (
m−3 )
ReferenzD M (
m2
s−1 )
ReferenzCu
6 · 10 17
Weber [39℄2 · 10 −4
Hall und Raette[36℄Ni
3 · 10 17
Weber [39℄3 · 10 −5
Bakhadyrkhanov etal. [37℄Pd
1 · 10 17
Frank[40℄3 · 10 −5
Gra etal.[38℄Tabelle 4.1. Löslihkeit
[M ] sol
undDiusionskoezientD M
vonKupfer,NikelundPalladiumbei1050°CinSilizium
Anhang B.1). Physikalish besteht unter kupferreihen Bedingungen eine Situation, in
der zu erwarten ist, dass Form, Gröÿe und Verteilung der Aussheidungen durh hohe
Volumenfehlpassung bestimmt ist.
4.2.1.1. Verteilung
Die Verteilungder Aussheidungen nah Kodiusion vonKupfer und Nikel unter
kup-ferreihen Bedingungen im bikristallinen Silizium wurde nah Defektätzen
lihtmikro-skopish untersuht. Abb. 4.3 zeigt das Ergebnis der Ätzgrübhenuntersuhung.
DieVerteilungderÄtzgrübheninderProbeistinhomogenundqualitativdieselbewie
nahder Diusionvon Kupferalsalleinigermetallisher Verunreinigung, vgl.Abshnitt
4.1.Dieszeigt sihbeimVergleihvonAbb.4.3mitAbb. 4.1undAbb. 4.2insbesondere
amFehlen einer defektfreien Zone ander Korngrenze inSheibeB.
Die linien- und sternförmigen Ätzgrübhen entsprehen planaren Defekten, wobei
li-nienförmigeÄtzgrübhen aufeinzelne dieser Defekte und sternförmige Ätzgrübhen auf
Anordnungen mehrerer Defekte hinweisen. Diese Defekte bestehen aus Kolonien
kleine-rer Aussheidungen, wie der folgende Abshnitt 4.2.1.2 zeigt.
Die Defekte liegen auf
{110}
-Ebenen, wie durh die Rihtungsbeziehung der Ätzgrüb-hen mitder Korngrenze aufder Oberähe der Quershnittsprobein Abb. 4.3deutlihwird.DurhdiePräparationder Probeistgewährleistet,dass dieÄtzgrübhenaufeiner
{110}
-Oberähe der Probe liegen. Bei Festlegung dieser Oberähe als(110)
-Ebeneergeben sih für dieShnittlinien planarer Defekte auf
{110}
-Ebenen mitderProbeno-berähe diein Tab. 4.2angegebenen Rihtungsvektoren.
Da die Oberähe der Quershnittsprobe eine
{110}
-Ebene ist, liegen Defekte auhparallel zur Probenoberähe. Dies ist beispielsweise der Fall für den Defekt, der das
inAbb. 4.3mitPgekennzeihnete elliptish-unregelmäÿiggeformteÄtzgrübhen
verur-saht hat.
Abbildung 4.3. LihtmikroskopisheAufnahme des Quershnitts einerbikristallinen Probe nah
KodiusionvonCuundNi bei1050°C,langsamerAbkühlung undDefektätzung
(Seo,5s).LinienförmigeÄtzgrübhenmarkierenzahlreiheDefekteander
Korn-grenze(KG) undimInnerender beiden Sheiben (A,B).Eines derÄtzgrübhen
zeigteinenplanarenDefekt(P),derparallel zurProbenoberäheliegt.
Defekt Shnittlinie
(110) −
110
[001]
(101)
111
101
111
(011)
111
011
111
Tabelle 4.2. RihtungderShnittlinienplanarerDefekteauf
{110}
-EbenenmitderOberäheeiner[110]
-orientiertenProbe.4.2.1.2. Struktur
NahKodiusionvonKupferundNikelunterkupferreihenBedingungenimbikristallinen
Siliziumlässt sihmitTEMbeobahten, dass dieplanaren Defekte, derenVerteilungin
der Probe im vorangegangenen Abshnitt 4.2.1.1 untersuht worden ist, aus Kolonien
kleinererTeilhen bestehen, wie Abb.4.4zeigt. Die naheliegende Annahme, dass es sih
bei diesen Teilhen um Aussheidungen einer zweiten Phase (neben Silizium)
handel-te, wurde durh strukturelle und hemishe Analysen bestätigt, deren Ergebnisse im
Folgenden gezeigt werden.
(a)
[001]
[110 [1100] 0]
(b)
Abbildung 4.4. TEM-Hellfeld-Aufnahmen zweierKolonienkleinerAussheidungen ander
Korn-grenze(KG)einerbikristallinenProbenahKodiusionvonCuundNibei1050°C
undlangsamerAbkühlung.DieAussheidungensindaufEbenenangeordnet,die
untershiedlihorientiertsind:(a)senkrehtzurBildebeneund(b)gegenüberder
Bildebenegeneigt.
Die Kolonien bestehen aus planaren Anordnungen vonAussheidungen. Die Ebenen,
aufdenendieKolonienangesiedeltsind,haben untershiedliheOrientierung,wie durh
denVergleihvonAbb.4.4aund4.4bdeutlihwird,diedieProbeinderselbenProjektion
(in
[110]
-Rihtung)abbilden. Abb. 4.4azeigt eineKolonieexaktvonderSeite her,dieseKolonie verläuft somit senkreht zur Bildebene. Dagegen zeigt Abb. 4.4b eine Kolonie
auf einer gegenüberder Bildebene geneigten Ebene. Die sheinbaren seitlihen
Begren-zungen dieser Kolonie sind keine tatsählihen Grenzen der Kolonie, sondern markieren
die Shnittlinie der Kolonie mit Ober- bzw. Unterseite der Probe. Da die Korngrenze
eine
(001)
-Ebene ist,lässt sihaus demShnittwinkelzwishen Korngrenzeund KolonieinderProjektionaufdieBildebeneshlieÿen,dassdieKolonienauf
{110}
-Ebenenliegen.D
Abbildung 4.5. TEM-HellfeldaufnahmedesRandbereihseinerKolonievonAussheidungennah
KodiusionvonCu undNibei1050°CundlangsamerAbkühlung.Die
Ausshei-dungen sindauf einer Ebene angeordnet,die hier senkrehtzur Bildebene liegt.
AmRandderKolonieverläufteineVersetzung(D).
DieKolonienwerdenamRandvonVersetzungenbegrenzt,wieAbb.4.5zeigt.Die
Ver-setzungslineverläuftgekrümmtund wirddabeivoneinerReihevonAussheidungen
de-koriert.Kolonien,dieaus planarenAnordnungenvonAussheidungenauf
{110}
-Ebenenbestehen unddabeivonVersetzungen berandet werden,stelleneine Defektstruktur dar,
die typish ist für Aussheidungen einer Metallsilizidphase mit starker
Volumenfehl-passung. Solhe Strukturen wurden beispielsweise beobahtet für Aussheidungen der
Cu
3
Si-Phase [42℄.Im Rahmender bisherigen Ergebnisse gleihtdie Defektstruktur der Aussheidungen
nahKodiusionvonCu undNidervoneinfahenCu
3
Si-AussheidungeninSi.Elektro-P11
Abbildung 4.6. TEM-AufnahmeeinerKolonievonAussheidungennahKodiusionvonCuund
Nibei1050°CundlangsamerAbkühlung.MitAusnahmedermitP1bezeihneten
polyedrishenAussheidungsindalleAussheidungennahezukugelförmig.
nenmikroskopishe Aufnahmen in höherer Vergröÿerung wie beispielsweise in Abb. 4.6
lassen jedoh erkennen, dass es zwei Typen vonAussheidungen in den Kolonien gibt.
Zum gröÿtenTeil sind die Aussheidungen nahezu kugelförmig.Ein solhes
kugelför-migesTeilhenwirdinAbb.4.7näheruntersuht.EinigeTeilhenindenKolonienhaben
abereinepolyedrishe Form mitOberähen parallelzu
{111}
-Ebenenwie beispielswei-sedasinAbb. 4.6mitP1bezeihnete.DieseTeilhen sindAussheidungen einerdrittenPhase neben Si und der Phase der kugelförmigen Aussheidungen. Der Mengenanteil
derpolyedrishen Aussheidungen andenTeilhen einerKolonieinsgesamtbeträgtetwa
8%. Siebildendabeioftmitanderen Aussheidungen zusammenhängendeTeilhen,wie
imFalldes hiermitP1bezeihneten Teilhens oderdes Teilhen P2inAbb. 4.8.Esgibt
auh einzelne von anderen Teilhen getrennte polyedrishe Aussheidungen, wie Abb.
4.9 zeigt.
5 nm 5 nm Si
K
(a)
2 1/nm 2 1/nm
(b)
2 1/nm 2 1/nm
()
Abbildung 4.7. (a) Hohauösende TEM-Aufnahme einer nahezu kugelförmigen Aussheidung
miteinemMoir
´ e
-MusternahKodiusionvonCuundNibei1050°Cundlangsa-merAbkühlung, (b) DasDiraktogramm einesBereihesder Aussheidung (K)
enthältzusätzliheIntensitätsmaximainderNähederMaxima,dieim
Dirakro-gramm()einesBereihesderSi-Matrix(Si)auftreten.DiesezusätzlihenMaxima
deutenauf die Überlagerungvon Probenbereihen mit untershiedlihen
Gitter-parameternhin.
Abb.4.7zeigteinehohauösendeTEM-Aufnahmeeinereinzelnennahezu
kugelförmi-genAussheidung (K).InderAbbildungistimBereihdesTeilhenseinStreifen-Muster
zu sehen. Dieses lässt sih als Moir
e ´
-Kontrast deuten. Diraktogramme der mitK und Si bezeihneten Bereihe innerhalb der kugelförmigen Aussheidung und der Si-Matrixzeigen eine untershiedlihe Intensitätsverteilung. Im Fall der Aussheidung liegen
zu-sätzliheIntensitätsmaximainderNähederMaximadesDiraktogrammsderSi-Matrix
vor. Die zusätzlihen Maxima entsprehen dem Moir
e ´
-Streifenmuster inder Abbildung undzeigen,dasshier inderProbeBereihe mituntershiedlihgroÿenGitterparameternder Elementarzelleüberlagertsind.Die nahezu kugelförmigenAussheidungen bestehen
auseiner Phase,diesihstrukturellvonSiuntersheidet,wie esfürAussheidungenaus
Cu
3
Si der Fall ist.Die polyedrishen Aussheidungen untersheiden sih strukturellvon den
kugelförmi-gen.Siehabeneine Kristallstruktur,diedervonNiSi
2
-Aussheidungen vomTyp Aoder Typ B in Sientspriht, wie inAbb. 4.8und Abb. 4.9 deutlih wird.Abb. 4.8 zeigt eine hohauösende TEM-Aufnahme einer kugelförmigen und einer
polyedrishen Aussheidung, die oenbar zusammenhängen. Das kugelförmige Teilhen
(K) hat, wie Moir
e ´
-Kontrast und Diraktogramm belegen, die gleihen Eigenshaften wiedas einzelne nahezukugelförmigeTeilhen inAbb.4.7.ImGegensatzdazu zeigtdasDiraktogrammeines Ausshnitts der Gitterabbildungder polyedrishen Aussheidung
dieselbeIntensitätsverteilungwiedas DiraktogrammderSi-Matrix. Diesepolyedrishe
Aussheidung besteht auseiner Phase,derenKristallstrukturkubishund deren
Gitter-konstantenahezu identishmitder vonSiist,wie esfürAussheidungen aus NiSi
2
vomTyp A mitkubisher CaF
2
-Struktur der Fallist.Abb.4.9zeigteinehohauösendeTEM-AufnahmeeineseinzelnenpolyedrishenT
eil-hens (P3). Zur Entstehung der in der Abbildung sihtbaren Moir
e ´
-Streifen tragen imWesentlihen dieimDiraktogrammmarkiertenMaximabei
± 1 3 (111)
bei.Diezusätzli-hen MaximaimDiraktogrammdes Teilhens und dasMoir
e ´
-Musterlassen sihdurhdas Vorhandensein eines Zwillingsaufeiner
(111)
-Ebene erklären. Das Teilhen bestehtwiedasTeilhenP2inAbb.4.8auseinerPhasemitkubisherStrukturundSi
vergleih-barer Gitterkonstante, wobei hier zusätzlih eine Zwillingsorientierung vorliegt, wie es
für NiSi
2
-Aussheidung vom Typ B zu erwarten ist.20 nm 20 nm
Si K
P2
(a)
2 1/nm 2 1/nm
(b)
2 1/nm 2 1/nm
()
2 1/nm 2 1/nm
(d)
Abbildung 4.8. (a)HohauösendeTEM-AufnahmezweierzusammenhängenderAussheidungen
nahKodiusion vonCuund Nibei1050°CundlangsamerAbkühlung. Die
Dif-fraktogramme (b) der polyedrishen Aussheidung (P2) und () von Si zeigen
dasselbe Muster, was darauf hinweist, dass die Aussheidung P2 eine kubishe
dasselbe Muster, was darauf hinweist, dass die Aussheidung P2 eine kubishe