• Keine Ergebnisse gefunden

korreliert als Fehlerbelastetheit (β = -.25, p < .001), was die Bedeutung dieser personbezoge-nen Fehlermanagement-Variablen unterstreicht. Höhere Korrelatiopersonbezoge-nen waren u.a. aufgrund der geringen Spezifität der Prädiktoren nicht zu erwarten, darauf wird im Folgenden noch einge-gangen.

gängigen Anwendungen aber kaum notwendig ist. Dies gilt zumindest solange keine Probleme oder Fehler auftauchen (vgl. Kap. 5).

Wie in Hypothese 1 erwartet, finden sich positive Zusammenhänge zwischen Sicherheit im Umgang mit dem PC, Ausdauer sowie Eigeninitiative. Der Erwerb von PC-Umgangs-Sicherheit als Teil der Computer-Literacy bedarf einer ausdauernden Auseinandersetzung mit dem Medium. Persistenz meint ja die Fähigkeit, einmal initiierte Handlungen durchzuhalten, zum Abschluss zu bringen und z.B. trotz auftretender Fehler (Frese und Brodbeck, 1993), „am Ball zu bleiben“ sowie konkurrierenden Handlungstendenzen während der Arbeit zu widerste-hen (Heckhausen, 1989, sowie Kap. 3 der Arbeit).

Personen, die generell selbstinitiiert Anforderungen der Umwelt meistern, dürften auch in der Auseinandersetzung mit Informationstechnologien Vorteile besitzen, denn Eigeninitiative als aktive, zukunftsorientierte Handlungstendenz bzw. Arbeitsorientierung ist zumindest mit einem hohen Ausmaß an Trait-Ängstlichkeit inkompatibel. Natürlich ist es denkbar, dass auch sehr eigeninitiativ arbeitende Menschen Ängste und Unsicherheiten im Umgang mit Compu-tern aufweisen, da dieser Umgang stark von vorauslaufenden Erfahrungen bestimmt ist. Des-halb waren hier keine höheren Korrelationen zu erwarten.

Wenn die Beziehung zwischen Eigeninitiative und Sicherheit im Umgang mit dem PC von der Einstellung zum Medium abhängig ist, sollten sich Unterschiede in den Korrelationen der-jenigen, die eine sehr positive Einstellung haben von denjenigen mit moderater oder weniger positiven Einstellung unterscheiden. Dies war in Ex-Post-Analysen nicht der Fall (Medi-ansplit). Dies verweist möglicherweise auf eine Traitkomponente sowohl der PC-Ängstlichkeit als auch der Eigeninitiative (s.o.).

Eigeninitiative weist ferner moderate Korrelationen mit der planenden Handlungsstrategie und Selbstwirksamkeit auf (nicht vorhergesagt). Das ist sinnvoll, denn langfristige Ziele zu erreichen, bedarf eines hohen Anteils an Eigeninitiative und dem Glauben an die Wirksamkeit eigenen Tuns. Die moderaten Zusammenhänge zwischen Eigeninitiative und Fehlerkompetenz (nicht vorhergesagt) lassen sich ebenfalls gut erklären. Die Erfahrung des erfolgreichen selbst-initiierten Tuns und das Antizipieren von zukünftig zu Erreichendem werden nicht ohne ein Mindestmaß an Fehlertoleranz realisierbar sein. Ein kompetenter Umgang mit Fehlern kann somit die Zielerreichung vereinfachen und setzt Ressourcen frei: Wer wenig über Fehler

grü-belt, sie aktiv behebt und dabei erfolgreich ist, hat einen weiteren Schritt in Richtung Zieler-reichung getan.

Der Zusammenhang zwischen Sicherheit im Umgang mit dem PC und der studienspezifi-schen Selbstwirksamkeit finden sich zwar in der erwarteten Richtung, er ist aber gering. Mög-licherweise wäre auch hier das Erheben einer PC spezifischen Variante der Selbstwirksamkeit sinnvoller gewesen. Die hier genutzte studienspezifische Variante der Selbstwirksamkeit be-zieht sich auf Erfolgserwartungen von Lernhandlungen im akademischen Kontext. Dazu gehö-ren auch Handlungen, die unabhängig von der Nutzung des Computers sind (Mitschriften an-fertigen, Bücher lesen, Skripte organisieren etc.).

Wie in Hypothese 1.2 prognostiziert, finden sich moderate und signifikante Zusammenhänge zw. Fehlermanagement-Variablen und Sicherheit im Umgang mit dem PC. So geht Sicherheit im Umgang mit dem PC einher mit geringer Fehlerbelastetheit und hohen Werten in Fehler-kompetenz. Ergebnisse der Fehlerforschung weisen in die gleiche Richtung: Fehlerbelastetheit korreliert mit der Zeit für die Fehlerbehebung am PC (Brodbeck et al., 1993). Menschen, die angeben, unsicher im Umgang mit dem PC zu sein, dürften ebenfalls höhere Fehlerbehe-bungszeiten aufweisen, als hoch Sichere. Computerängstlichkeit wird sich deshalb u.U. nega-tiv auf die Fehlerbehebungsgeschwindigkeit auswirken, weil eine systematische Fehleranalyse durch hoch emotionale Reaktionen erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht wird. Sollte der Umgang mit neuen Medien für Nutzer mit Stress einhergehen, wird sich das im Falle komplexer Aufgaben jedenfalls häufig negativ auf die Informationsverarbeitung auswirken, u.a. durch die Generierung aufgabenirrelevanter Kognitionen (zu Stress und Fehlern etwa Zapf, 1991).

Die Maße Fehlerbelastetheit und Fehlerkompetenz sind hier sind nicht ausdifferenziert be-züglich eines spezifischen Lernkontextes. Dies gilt auch für die Sicherheit im Umgang mit dem PC. Es kann also z.B. durchaus sein, dass jemand bezüglich bestimmter (Lern-) Aufgaben durch das Vorhandensein moderater PC-Angst motiviert, bzw. energetisiert wird. In der Lern-emotionsforschung werden sowohl negative wie auch positive Zusammenhänge zwischen Angst und aktueller Lernmotivation berichtet (Pekrun & Hofmann, 1999), die inverse U-förmige Beziehung zwischen dem Grad der Aktivierung und der Leistung wurde bereits zu Anfang des letzten Jahrhunderts im sog. Yerkes-Dodson-Gesetz beschrieben (Bless & Fiedler, 1999).

In der Variablen Fehlerbelastetheit dürfte sich, wie auch im Falle der Sicherheit im Umgang mit dem PC, Aspekte der Persönlichkeit widerspiegeln. Ein Teil der gemeinsamen Varianz der Variablen Sicherheit im Umgang mit dem PC und Fehlerbelastetheit kann somit auf dispositi-onelle Faktoren zurückzuführen sein. Evidenz dafür bieten auch Untersuchungen zur Kon-struktvalidität der Skala „Fehlerbelastetheit“. Diese korreliert bspw. mit negativer Affektivität, psychosomatischen Beschwerden und Depression (Rybowiak et al, 1999). Allerdings sind auch positive Zusammenhänge zwischen Neurotizismus und der Webnutzung für Produktin-formationen und Lern- bzw. Bildungszwecke (educational purposes) nachgewiesen worden (Tuten & Bosnjak, 2001; vgl. auch Kap. 3.3).

Hinzu kommt, dass bei Vorhandensein hoher Fehlerbelastetheit die Informationsaufnahme für den Erwerb deklarativer und prozeduraler Wissenskomponenten zumindest erschwert wird.

Diese sind für die Fehlerentdeckung und –Behebung aber wichtig: Sie stellen die Grundlage für den sicheren Umgang mit dem PC dar. In Kapitel 3.3.3 wurde ausführlich auf theoretische Hintergründe der Fehlermanagementvariablen im Kontext neuer Medien eingegangen.

Fehlerbelastetheit, Fehlerkompetenz und Eigeninitiative klären etwa 15% der Varianz der Sicherheit im Umgang mit dem PC auf. Dies mag sich zwar gering ausnehmen, höhere Korre-lationen innerhalb dieses Variablenkomplexes waren aber nicht zu erwarten. Bei den Fehler-management-Variablen handelt es sich, wie angedeutet, um distale Konstrukte mit Bezug auf Verhaltensergebnisse. Es wird danach gefragt, wie man im Allgemeinen mit Fehlern umgeht bzw. wie man sie erlebt. Im Umgang mit neuen Medien kann das aber ganz anders sein als

„sonst“, je nach Grad der Expertise auf diesem Gebiet. Jemand kann stark fehlerbelastet sein (z.B. durch ein hohes Maß an Neurotizismus), im Umgang mit den neuen Medien aber gerade nicht. Umgekehrtes ist ebenso denkbar: Ein souverän mit Fehlern des beruflichen oder priva-ten Alltages umgehender Mensch erlebt am PC Hilflosigkeit, Frustration und wenig Kompe-tenz im Umgang mit dort begangenen Missgeschicken. Deshalb scheint es sinnvoll, Fehlerlastetheit für den Umgang mit dem PC zu spezifizieren, dies wird im folgenden Kapitel 5 be-handelt.

Lernzielorientierung weist moderate Beziehungen zu Fehlerkompetenz, studienspezifischer Selbstwirksamkeit, planender Handlungsstrategie und Ausdauer auf, dies war in Hypothese 2 so vorausgesagt worden. Lernzielorientierung ist eine auf langfristige Lernerfolge

ausgerichte-te motivationale Orientierung, die der Persisausgerichte-tenz und Planung bedarf. Lernzielorientierausgerichte-te sehen Leistungsrückmeldung (also auch Informationen über Fehler) eher positiv entgegen, da sie ihr Fähigkeitskonzept als veränderbar erleben. Wenn Fehler als positives Feedbacksignal verstan-den werverstan-den, geben sie Anlass zur Veränderung, etwa zu größerer Anstrengung oder dem Fin-den von Problemlösungen. Auch mit Eigeninitiative finFin-den sich im Falle der Lernzielorientie-rungen Zusammenhänge (nicht vorhergesagt). Das proaktive Herangehen im Falle der Eigen-initiative kann als eine Subkomponente der Lernzielorientierung betrachtet werden: Lernziel-orientierte lernen eher „aus sich heraus“, sie gehen folglich neu zu Lernendes proaktiv und zukunftsorientiert an (Stiensmeier-Pelster, Balke & Schlangen, 1996; Rheinberg, 2002). Der nicht vorhergesagte Zusammenhang zwischen Lernzielorientierung und Sicherheit im Umgang mit dem PC lässt sich indirekt herleiten. Lernzielorientierte suchen in Anbetracht von Proble-men eher nach Hilfe als Leistungszielorientierte (vgl. Butler & Neuman, 1995, hier wurde allerdings die Lernzielorientierung durch den Versuchsaufbau „hergestellt“ und an Schulkin-dern getestet). Wenn dies eine Strategie darstellt, die relativ unabhängig vom Lernmaterial angewendet wird, ist es denkbar, dass Lernzielorientierte auch im Zusammenhang mit Schwie-rigkeiten am Computer eher Hilfe suchen oder akzeptieren. Sie sollten entsprechend wenig Angst davor haben, durch Hilfesuchverhalten von anderen als „unfähig“ wahrgenommen zu werden. Dies wirkt möglicherweise der Entstehung von Computerängstlichkeit entgegen.

Nach den vorliegenden Daten weisen Personen mit einem hohen Maß an Lernzielorientie-rung eine auch für den Umgang mit dem Computer eher günstige Motivationslage auf. Sie sind im Falle der vorliegenden Stichprobe fehlertoleranter, ausdauernder, zeigen mehr Eigen-initiative, zeigen ein höheres Maß an Selbstwirksamkeit und geben an, planvoller zu arbeiten als Personen mit einer geringen Lernzielorientierung. Dies alles sind notwendige aber keine hinreichenden Bedingungen für den Erwerb eines hohen Maßes an Computer-Literacy. Hin-zukommen muss ein entsprechend positiv ausgeprägtes Konzept der Computerbegabung (vgl.

Dickhäuser, 2001), darauf wird im folgenden Kapitel 5 ausführlich eingegangen.

Hypothese 3 sagte positive Zusammenhänge zwischen motivationalen und volitionalen Ei-genschaften voraus: Es finden sich hypothesenkonform substantielle und signifikante Korrela-tionen zwischen Selbstwirksamkeit, Ausdauer und Eigeninitiative. Die höchste Korrelation weisen Ausdauer und Eigeninitiative auf. Proaktives Verhalten wird nur dann positiv

ver-stärkt, wenn Aufgaben ausdauernd und erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Eigenini-tiative wird dann aktiviert, wenn zukünftige Ziele verfolgt werden. Dies beinhaltet auch die Überwindung von Hindernissen auf dem Wege der Zielerreichung. Ausdauer ist also eine notwendige Bedingung dieses überdauernden Arbeitsverhaltens (Fay & Frese, 2001).

Ein Manko der Untersuchung von 2002 bestand darin, dass z.B. die Fehlermanagement-Variablen wenig spezifisch erhoben wurden, das sollte in der Untersuchung des Jahres 2003 geändert werden (Kap. 5). Außerdem sollte die Rolle des Selbstkonzeptes der PC-Begabung zur Vorhersage von deklarativen und prozeduralen Aspekten von Internetwissen untersucht werden.

Für die Praxis bedeutsam sind m.E. besonders die Zusammenhänge zwischen Fehlermana-gement-Variablen und der Sicherheit im Umgang mit dem PC. Für den Erwerb von Umgangs-sicherheit mit PC und neuen Medien spielt also die Art und Weise des Umganges mit Fehlern eine Rolle. Das bedeutet für Lehrende innerhalb schulischer und/oder akademischer Sozialisa-tionsinstanzen, dass besonders die Reaktionen von Schülern oder Studierenden auf selbstbe-gangene oder durch das System verursachte Fehler im Fokus der Aufmerksamkeit stehen soll-ten, im Bereich der Arbeit mit Bürosoftware wurde darauf bereits hingewiesen (bes. Frese &

Zapf, 1991).

Die Zusammenhänge zwischen Sicherheit im Umgang mit dem PC und Eigeninitiative deu-ten darauf hin, dass die Förderung proaktiven Verhaldeu-tens auch im Umgang mit dem PC bzw.

neuen Medien von Nutzen sein kann. Dies steht in Einklang mit Forderungen nach stärkerer Betonung selbstorganisierten Lernens an Schule und Hochschule: „Selbst in Bildungsinstitu-tionen wie der Schule bleibt es dem Lerner zumindest teilweise überlassen, sein eigenes Ler-nen zu plaLer-nen, zu kontrollieren und zu steuern. Insofern ist selbstgesteuertes LerLer-nen eine Vor-aussetzung für erfolgreiches Lernen. Daneben kann selbstgesteuertes Lernen auch als Ziel von Erziehung angesehen werden“ (Wild, Hofer & Pekrun, 2001, S. 211). Eigeninitiative ist inso-fern ein förderungswürdiges Verhalten, welches sich offenbar auch im Bereich der Arbeit mit neuen Medien auszahlen kann. Im obigen Zitat wird sogar ausdrücklich auf die Planung eige-nen Verhaltens hingewiesen, Zusammenhänge mit Eigeninitiative konnten in der vorliegenden Arbeit deutlich gemacht werden. Wie in der Einleitung bereits erwähnt, wird in jüngerer Zeit wird immer wieder auf die Rolle sog. Schlüsselkompetenzen hingewiesen (vgl. etwa Rychen

& Salganik, 2001), darunter wird z.B. auch Zeitmanagement subsummiert. Die gefundenen Zusammenhänge deuten u.U. auch an, dass proaktives Verhalten alleine nicht ausreicht, um in Bildungsinstitutionen erfolgreich zu sein, Planungsfertigkeiten gehören dazu, weisen sie doch substantielle und signifikante Korrelationen mit Variablen auf, die für das Lernen von zentra-ler Bedeutung sind.

Im Umgang mit Bildungsmedien sollten neben Planungsfertigkeiten (etwa im Rahmen von Zeitmanagementseminaren) ebenfalls Selbständigkeit sowie ein souveräner Umgang mit Feh-lern vermittelt werden. Geschlechtsunterschiede sind nach wie vor vorhanden und deuten dar-auf hin, dass besonders der gender perspective auch in der Praxis Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Denkbar sind hier z.B. PC und/oder Internetkurse für Frauen von Frauen. Den Geschlechtsunterschieden ist das folgende Kapitel 5 gewidmet.

Der folgende Abschnitt befasst sich mit der Vorhersage von internetbezogenem Wissen durch medienrelevante Personvariablen.