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BMFT-P ROGRAMM „M ODELLHAFTE S ANIERUNG VON A LTLASTEN “

Ein großer Anteil von Verfahren zur Sanierung von kontaminierten Standorten wurde im Rahmen von BMFT-Forschungsvorhaben entwickelt. Da jedoch für diese Einzelentwicklun-gen noch konkrete AussaEinzelentwicklun-gen zur Leistungsfähigkeit, zu den Einsatzgrenzen und zu Kosten-Nutzen-Analysen unter Berücksichtigung ökologischer Erfordernisse fehlten, hat der BMFT im Jahr 1989 ein Sonderprogramm ,,Modellhafte Sanierung von Altlasten“ vorgestellt. Inner-halb dieses Programms ist die ganzheitliche modellhafte Sanierung ausgewählter Altlasten vorgesehen, wobei verschiedene Sanierungstechniken besonders im Verfahrensverbund in der Praxis erprobt werden sollen. Aus über 100 Vorschlägen für Sanierungsprojekte wurden 8 Projekte ausgewählt, die im Zeitraum 1990 - 1995 mit über 92 Mio. DM gefördert werden.

Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Hüttengelände in Saarbrücken, ein Gaswerk in München, eine Rüstungsaltlast in Stadtallendorf, sowie Chemie-Recycling-Betriebe in Berlin und Hannover, ein Gelände einer Batteriefabrik in Hannover, eine Maschinenfabrik in Konz

und eine Altablagerung in Stade. Die Ausschreibung wurde inzwischen auch auf die neuen Bundesländer ausgeweitet.

Im folgenden werden 6 der ausgewählten Modellprojekte näher beschrieben (s. Anlage):

6.1 Haynauer Straße 58 in Berlin

Bei dem Modellstandort Haynauer Straße 58 handelt es sich um einen 3.030 m2 großen Alt-standort, auf dem von der Kalisch/Kolhoff, ehemals Flutonalchemikalien Entgiftungs- und Verarbeitungs-KG Dr. Kalisch GmbH & Co., in der Zeit von 1952 bis 1986 Altöle sowie flüs-sige Chemieabfälle aus chemischen Reinigungen und metallverarbeitenden Betrieben aufbe-reitet bzw. entsorgt wurden. In Zeiten der Hochkonjunktur wurden bis zu 100 t verunreinigter Lösungsmittel im Monat weiterverarbeitet.

Ab 1967 wurde darüber hinaus zumindest zeitweise eine Altölverarbeitung betrieben, bei der auch Trafoöle, Testbenzin und Petroleum aufbereitet wurden. Im Jahr 1986 wurde die verar-beitende bzw. die entsorgende Tätigkeit auf dem Firmengelände eingestellt.

Aus diesen Tätigkeiten resultiert die Verunreinigung des Geländes mit aromatischen und chlo-rierten Kohlenwasserstoffen sowie Mineralölkohlenwasserstoffen, die zum Teil in hohen Konzentrationen vorliegen. Die Kontamination reicht lokal bis in etwa 50 m Tiefe und hat das Grundwasser in mehreren hydraulischen Stockwerken erfaßt.

Ziel der Sanierung ist es, daß dekontaminierte Erdreich weiterzuverwenden und die anfallen-den Reststoffe zu minimieren. Es kommen dabei neben Boanfallen-denluftabsaugung und mikrobiolo-gischen Verfahren auch Bodenwaschverfahren zum Einsatz, deren aufkonzentrierte Reststoffe in einer zirkulierenden Wirbelschichtverbrennung dekontaminiert werden.

6.2 Gaswerk, München

Das Gaswerksgelände, im Norden der Stadt an der Dachauer Straße 148 gelegen, ist einer von vier Gaswerkstandorten in München. Vom Jahre 1909 bis 1965 wurde hier durch Entgasung der Steinkohle Stadtgas produziert. Parallel dazu fand von 1957 an eine Umstellung auf die Nutzung des heimischen Erdgases statt. Die eigene Produktion endete 1975 mit dem vollen Anschluß an das internationale Erdgasversorgungssystem. Damals wurden auch die ehemali-gen Produktionsanlaehemali-gen mit Ausnahme von Verwaltungs-, Lager- und Werkstattgebäuden abgebrochen.

Das Gesamtgelände umfaßt eine Fläche von ca. 30 ha, wobei sich die festgestellte Altlast über eine Fläche von etwa 10 ha erstreckt und zwar den Standort der ehemaligen Ofenbatterien, die Anlagen zur Gewinnung der Kohlewertstoffe sowie die Kohlelagerplätze. Bei den festgestell-ten Schadstoffen handelt es sich vorwiegend um Kohlenwasserstoffkontaminationen (Kwges.;

PAK), teerhaltige Cyanidverunreinigungen (gebunden) sowie Blei.

6.3 Kertess Chemie, Hannover

Das ca. 1 ha große Gelände der ehemaligen Kertess Chemie liegt in der Südstadt von Hanno-ver und befindet sich heute im Besitz der Deutschen Bundesbahn. Im Zeitraum von 1943 bis 1985 wurden hier in Großbehältern angelieferte Chemikalien in kleinere Verkaufsbehältnisse umgefüllt und aus unterschiedlichen Chemikalien Produkte wie z. B. Kaltreiniger hergestellt.

Auf dem Gelände sind durch Leckagen, unsachgemäße Umfüllvorgänge und Unfälle eine Reihe chemischer Verbindungen - im wesentlichen chlorierte und aromatische Kohlenwasser-stoffe - mit einer Gesamtgrößenordnung von ca. 200 t in den Untergrund gelangt. Das Grund-wasser ist auf eine Fläche von 6 km2 mit ca. 40 t halogenierten KohlenGrund-wasserstoffen verun-reinigt.

Ziel der Sanierung ist die weitgehende Reduzierung der Schadstoffe, die in flüssiger Phase, in der Bodenmatrix, in Boden- und Grundwasser gelöst sowie in der Bodenluft vorliegen. Das Sanierungskonzept besteht aus der Erkundung und Entnahme der Schwerphase, Entnahme der Schadstoffe aus der ungesättigten Bodenzone durch in-situ Bodenwäsche. Die verbliebenen Schadstoffe werden durch eine on-site Wasseraufbereitung des Grundwassers entfernt.

6.4 VARTA-SÜD, Hannover

Das 45 ha große Gelände ,,Varta-Süd“ liegt im Nordwesten von Hannover im Stadtteil Ma-rienwerder. Es grenzt unmittelbar an das Betriebsgelände der Varta Batterie AG an, wo seit 1940 Akkumulatoren produziert werden und bis Mitte der 50er Jahre auch eine Bleihütte und Bleimühlen betrieben wurden. Das Gelände war seinerzeit für eine spätere Ausweitung der Produktionsstätten reserviert worden, die aber nicht realisiert wurde. Während des Krieges befanden sich hier militärische Einrichtungen und das Außenlager Stöcken des KZ Neuen-gamme. Nach dem Krieg wurde das Gelände vorwiegend landwirtschaftlich und kleingärtne-risch genutzt. Heute ist ein großer Teil der Fläche mit Gras- und Buschbestand besiedeltes Brachland. Einige Bereiche sind für den Arten- und Biotopschutz als besonders wertvoll an-zusehen. In W-O-Richtung wird das Gelände vom Roßbruchgraben durchflossen, der von der VARTA AG für die Einleitung von Betriebsabwässern als örtlicher Vorfluter genutzt wird.

Das Gelände ist durch die langjährige Produktion der VARTA AG sowie durch Abfallablage-rungen in unterschiedlichem Maße mit Blei, Antimon, Cadmium und PAK kontaminiert.

Zur Beseitigung der Kontamination wurde ein Sanierungskonzept auf der Basis eines Einsat-zes von physikalischen oder physikalisch-chemischen Bodenwaschverfahren entwickelt. Es wurden Bodenwaschversuche mit 4 ausgewählten Waschverfahren mit dem Ergebnis durchge-führt, daß nur ein kombiniertes Verfahren, aus einer physikalischen Behandlung in Form einer naßmechanischen Aufbereitung und einer chemischen Nachbehandlung geeignet ist, die vor-geschlagenen Sanierungszielwerte zu erreichen.

6.5 Burbacher Hütte, Saarbrücken

Die Burbacher Hütte wurde 1857 gegründet und hatte in ihrer Blütezeit eine Ausdehnung von ca. 60 ha. Als Folge der allgemeinen Stahlkrise wurden nach und nach wesentliche Produkti-onsbereiche aufgegeben. Demzufolge liegt ein großer Teil des Produktionsgeländes (ca. 40

ha) bereits seit einigen Jahren brach. Die Tätigkeit in den verschiedenen Betriebs- und Lager-stätten, vor allem Kokereien, Öllager, Gaserzeugung und Benzolfabrik verursachten Kontami-nationen des Bodens mit aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen, Phenolen, Schwer-metallen sowie Sulfiden und Cyaniden.

Als Reinigungsverfahren wurden im on-site Betrieb mehrere physikalisch-chemische, thermi-sche und biologithermi-sche Verfahren in Vorversuchen erprobt. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Pilotversuche wird zur Zeit eine Gesamtsanierungskonzeption erstellt und die Ausle-gung und Spezifikation der großtechnischen Anlagen definiert.

6.6 Rüstungsaltlast „Stadtallendorf“

Das DAG-Werk (DAG = Dynamit Aktiengesellschaft) in Stadtallendorf ca. 20 km östlich von Marburg/Hessen diente in den Jahren 1941 - 1945 zur Produktion des Sprengstoffes 2, 4, 6-Trinitrotoluol (TNT) sowie zur Herstellung von Bomben und Granaten. Die Untersuchungen auf dem ca. 42 ha großen DAG-Gelände haben bisher ergeben, daß sowohl Boden wie auch Grundwasser im DAG-Gelände mit Schadstoffen aus der Gruppe der Nitroaromate kontami-niert sind. Als Schadstoffe sind in erster Linie das TNT, daneben aber auch eine Reihe von Vor- und Abbauprodukten des Sprengstoffs (z. B. Mono-, Dinitrotoluole, Aminotuoloe u. ä.) zu nennen.

Auf dem ehemaligen Betriebsgelände leben heute ca. 10.000 Menschen.

Das Hauptziel des Sanierungsprojektes ist die Verfahrensentwicklung zur Beseitigung der TNT Kontamination im Boden. Auf der Basis von Labor und Pilotversuchen wird eine zwei-stufige Bodenreinigungsanlage aus einer naßmechanischen Bodenwäsche und einer thermi-schen Schadstoffentsorgung der Schadstoffkonzentrate konzipiert.