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Bestimmung suspensionsspezifischer Kennwerte

3.4 S TANDARDUNTERSUCHUNGEN AN AUFBEREITETEN D ICHTMASSEN

3.4.5 Bestimmung suspensionsspezifischer Kennwerte

3.4.5.1 Messung der Wichte

Die Wichte gammaF der Suspension wird allgemein mit Hilfe der in Abb. 3.2 dargestellten Spülungswaage bestimmt. Für den Versuch wird der Topf der Spülungswaage mit der zu prü-fenden Suspension gefüllt. Der Hebel wird an einer definierten Stelle auf einer Schneide gela-gert. Mit einem Gewicht, das auf dem Hebelarm verschoben wird, bringt man die Waage in die Horizontale. Die Wichte gammaF der frischen Dichtmasse läßt sich unmittelbar auf der Skalierung des Hebelarms an der Stelle ablesen, an der sich das Gewicht befindet.

Abb. 3.2 Schematische Darstellung der Spülungswaage

3.4.5.2 Fließparameter der Suspension

Zu den wesentlichen Fließparametern einer Suspension gehören die Viskosität eta und die Fließgrenze taoF. Die Fließgrenze taoF ist nach DIN 4127 die Scherspannung tao, ab der in einer stützenden Flüssigkeit Fließen eintritt.

Beide Parameter können mittels Viskositätsmessung bestimmt werden. Diese vergleichsweise aufwendigen Untersuchungen werden im Labor unter anderem mit Kapillar- und Rotations-viskosimetern durchgeführt. Darüber hinaus kann die Fließgrenze taoF, die unter anderem die stützende Wirkung der Suspension beschreibt, mit praxisorientiert vereinfachten Methoden bestimmt werden.

Zur Beschreibung des Fließverhaltens wird die Suspension bei einer Untersuchung im Visko-simeter zwischen zwei planparallelen Platten mit dem Abstand z oder in einem Ringspalt mit der Öffnungsweite z abgefüllt und mit der Schergeschwindigkeit v abgeschert. Besteht

zwi-und der daraus resultierenden Schubspannung tao eine Proportionalität zwi-und weist die Suspen-sion keine Fließgrenze taoF auf (Abb. 3.3, Fall 1), so läßt sich das Fließverhalten durch das NEWTONsche Fließgesetz

beschreiben, wobei eta die Viskosität darstellt und in diesem Fall eine Konstante ist. Dieses Fließgesetz läßt sich beispielsweise auf die Fließbewegung von Wasser anwenden. Weist das Fluid dagegen eine Fließgrenze taoF auf, wird das Fließverhalten vereinfacht durch das BINGHAMsche Fließgesetz

abgebildet (Abb. 3.3, Fall 2). Auch in diesem Fall ist die Viskosität eta konstant, also nicht von dem aufgebrachten Schergefälle D abhängig.

Eine Flüssigkeit oder Suspension mit einer vom Schergefälle D abhängigen Viskosität eta = f(D) führt auf ein nichtlineares Fließgesetz. Nimmt die Viskosität eta mit dem Schergefälle zu, handelt es sich dabei um ein sogenanntes dilatantes Fließverhalten (Abb. 3.3, Fall 2a), nimmt die Viskosität eta dagegen mit zunehmendem Schergefälle D ab, wird das Fließver-halten als strukturviskos charakterisiert (Abb. 3.3, Fall 2b). Diese Strukturviskosität, wie sie allgemein bei Suspensionen des Einphasenverfahrens und des Schmalwandverfahrens auftritt, ist begründet durch den Abbau struktureller Verbindungen im Scherfeld, zum Beispiel durch eine "Entknäuelung" von Makromolekülen (MUSCHELKNAUTZ & HECKENBACH 1980). Das allgemeine nichtlineare Fließgesetz dilatanter oder strukturviskoser Flüssigkeiten mit einer Fließgrenze taoF läßt sich nach HOPPE (1967) wie folgt beschreiben:

mit:

k Steifigkeitsziffer n Strukturziffer

Abb. 3.3 Fließgesetze

Für Flüssigkeiten oder Suspensionen mit einem dilatanten Fließverhalten ist die Strukturziffer n größer als 1, für strukturviskose Flüssigkeiten kleiner als 1. Mit der Strukturziffer n = 1 wird der Sonderfall einer BINGHAMschen Flüssigkeit beschrieben, und die Steifigkeitsziffer k kann dann mit der Viskosität eta gleichgesetzt werden. Die einzelnen Parameter des nichtlinearen Fließgesetzes lassen sich experimentell mit Rotations- oder Kapillarviskosimetern aufnehmen.

Die aufgenommenen Werteparameter müssen dabei mit bestimmten Korrekturgliedern beauf-schlagt werden, um Geräteabhängigkeiten usw. zu berücksichtigen (MÜLLER-KIRCHENBAUER

et al. 1994).

Stützsuspensionen und Dichtmassensuspensionen der Einphasen- oder der Schmalwandtech-nik haben thixotrope Eigenschaften, das heißt sie verflüssigen sich unter einer mechanischen Einwirkung beziehungsweise verfestigen sich während der Ruhephase. Außer vom Abbinde-grad und von der Temperatur wird die Fließgrenze dieser Suspensionen wesentlich vom Grad der thixotropen Verfestigung beeinflußt. Am Ende einer Fließbewegung besitzt die Fließgren-ze einer thixotropen Suspension ihren Minimalwert, der als dynamische FließgrenFließgren-ze dyn taoF bezeichnet wird. Befindet sich die Suspension anschließend in Ruhe, steigt die Fließgrenze an und nähert sich asymptotisch dem maximalen Grenzwert, der statischen Fließgrenze stat taoF. In Abb. 3.4 ist exemplarisch der Verlauf der thixotropen Verfestigung mit den zugehörigen Grenzwerten dargestellt (DIN 4127).

Abb. 3.4Verlauf der Fließgrenze taoF in der Zeit der thixotropen Verfestigung mit zu-nehmender Ruhezeit (DIN 4127)

Für die Bestimmung der Fließgrenze sind in DIN 4126 und DIN 4127 praxisgerechte Metho-den dargestellt. Dabei wird die Fließgrenze durch die Kraftwirkung auf eine in der Suspension befindliche Kugel bestimmt (Abb. 3.5). Wird die Kugel in einer Suspension des BINGHAM -Typs langsam verschleppt, so ergibt sich die auf die Kugel wirkende Kraft F als Integral der in Bewegungsrichtung über die Kugeloberfläche wirkenden Scherspannungskomponenten tao.

Vor der Untersuchung ist die Suspension zunächst zu durchmischen, um eventuell vorhandene thixotrope Verfestigungen aufzuheben. Um die Fließgrenze taoF(t,T) zu kennzeichnen, werden die Zeit t der thixotropen Verfestigung bis zur Messung sowie die Temperatur T während der

Abb. 3.5 Kraftwirkung auf eine in einer Suspension verschobene Kugel

Als Versuchsgeräte stehen die Pendelgeräte nach WEISS (DIN 4127; Abb. 3.6) sowie die Ku-gelharfe nach von SOOS (DIN 4126, Anhang B; Abb. 3.7) zur Verfügung. Beim Pendelgerät nach WEISS wird eine an einem Pendel befestigte Kugel in ein horizontal verschiebbares, mit Suspension aufgefülltes Becken eingehängt. Das Becken wird mit einer Geschwindigkeit von 3 cm/s so verschoben, daß am Ende der vorgesehenen thixotropen Verfestigungszeit gerade die Endstellung erreicht ist. Die Endstellung ist innerhalb der durch Abb. 3.6 gegebenen Grenzen frei wählbar, jedoch soll der Faden mindestens einen Weg von 150 mm an der Flüs-sigkeitsoberfläche zurückgelegt haben. Nach einer weiteren Minute wird die Auslenkung al-pha beziehungsweise tan alal-pha des Pendels abgelesen. Nach dem in Abb. 3.6 gezeigten Kraf-teck folgt F = GII,und es ergibt sich die Fließgrenze taoF(t,T) aus der Wichte gamma der Kugel mit dem Durchmesser d und aus der Wichte gammaF der Suspension zu

Die Kugelharfe nach von SOOS besteht aus 10 Glas- beziehungsweise Stahlkugeln von unter-schiedlichem Durchmesser, die an einer gemeinsamen Platte mit dünnen Perlonfäden befestigt sind (Abb. 3.7). Zur Messung wird die Platte so an einer Stativstange aufgehängt, daß sie langsam in lotrechter Richtung bewegt werden kann (Abb. 3.7). Die Suspension wird bis zu einer markierten Höhe in einen 1 l fassenden Behälter gefüllt. Nach der vorgegebenen Zeit der thixotropen Verfestigung wird die Platte so nach unten bewegt, daß die Kugeln die Oberfläche der Suspension erreichen. Bei weiterem Absenken der Platte tauchen die Kugeln entweder so weit in die Suspension ein, daß der Faden gespannt ist, oder sie bleiben in Schwebe bezie-hungsweise auf der Oberfläche liegen.

Abb. 3.6 Pendelgerät nach WEISS (MESECK 1987

Jeder der 10 Kugeln ist bei gegebener Suspensionswichte gammaF eine andere spezifische Fließgrenze taoF(t,T)K

zugeordnet, bei der sie in der Suspension noch in Schwebe bleiben, weil sich in lotrechter Richtung gerade F = G unter Auftrieb ergibt. Kugeln, deren spezifische Fließgrenze taoF(t,T)K

kleiner ist als die Fließgrenze taoF(t,T) der Suspension, schwimmen auf der Oberfläche, während Kugeln, deren spezifische Fließgrenze taoF(t,T)K

größer ist, eintau-chen, bis der Faden gespannt ist. Als Meßergebnis wird die spezifische Fließgrenze der größ-ten Kugel mit gespanntem Faden ermittelt.

3.4.5.3 Bestimmung des Fließverhaltens mit dem M

ARSH

-Trichter

Der MARSH-Trichter besteht aus einem 1,5 l fassenden Trichter (Abb. 3.8), dessen Konusspit-ze ohne Einschnürung in ein Auslaufröhrchen übergeht. Mit dem MARSH-Trichter werden die Zeiten tM gemessen, in denen 1,0 l der eingefüllten Suspension durch das Auslaufröhrchen abfließen. Die gemessenen Auslaufzeiten tM sind von der Wichte gammaF, der Fließgrenze taoF und der Viskosität eta der Suspension abhängig und im allgemeinen nur als relative Ver-gleichswerte für die Fließeigenschaften verschiedener Mischungen anzusehen. Ein Liter Was-ser fließt in ca. 28 Sekunden aus dem MARSH-Trichter ab. Absolutwerte für die Fließgrenze taoF(t,T) sowie für die sonstigen Parameter eines Fließgesetzes (Abb. 3.3) lassen sich mit dem MARSH-Trichter nicht unmittelbar bestimmen.

Abb. 3.8 Schematische Darstellung des MARSH-Trichters

3.4.5.4 Bestimmung der Filtratwasserabgabe mit der Filterpresse

Mit dem Filterabpreßversuch wird die Filtration an einer porösen Grenzschicht simuliert, de-ren Pode-ren kleiner als die Partikelgröße der Suspension sind (Abb. 3.9). Die Versuchsergebnis-se des Filterabpreßversuchs sind Grundlage für die Beurteilung der Suspensionsstabilität und liefern insbesondere bei Einphasensystemen für relative Vergleiche von Suspensionen unter-einander auch Hinweise auf die Filtrat- beziehungsweise Filterkuchenentwicklung.

Abb. 3.9 Filterpresse

Zur Durchführung des Filterabpreßversuchs wird die zu prüfende Suspension in den zylindri-schen Filterpressentopf gefüllt (Füllinhalt ca. 320 cm3). Die Oberfläche der Suspension wird mit einem trockenen Filterpapier vorgegebener Porosität und einem Sieb abgedeckt, der Fil-terpressentopf mit einem Deckel verschlossen und in den Versuchsstand eingebaut. Innerhalb von 30 Sekunden wird mit einem Druckregler ein Luftüberdruck bis zu 700 kPa (± 35 kPa) auf die Probe aufgebracht und für weitere 7 Minuten konstant gehalten. Das Volumen des Filtratwassers, das nach einer Versuchslaufzeit von insgesamt 7,5 Minuten im Meßzylinder

hälter kommen. In einem solchen Fall wird praktisch das gesamte frei bewegliche Wasser aus der Suspension ausgepreßt. Der gesamte Feststoff der ursprünglich im Behälter vorhandenen Suspension kompaktiert zu einem wasserarmen Filterkuchen, in dem sich dann bei Aufrecht-erhaltung der Druckbelastung luftgängige Porenkanäle oder Risse bilden. In solchen Fällen wird zusätzlich zur Filtratwasserabgabe die Zeit registriert, nach der erstmalig eine Luftpassa-ge festLuftpassa-gestellt wird. Suspensionen mit vorzeitiLuftpassa-gen Luftaustritten neiLuftpassa-gen zu besonders intensi-ver Filterkuchenbildung mit gegebenenfalls entsprechenden Nachteilen für ihre Verarbeitbar-keit. Im Labor kann ein solches Verhalten insbesondere nach langen Rührzeiten und nach zu-sätzlicher Feststoffbeladung festgestellt werden.

3.4.5.5 pH-Wert der Suspension

Der pH-Wert einer Suspension kann entweder mit Indikatorstreifen oder mit einer kali-brierten pH-Einstabmeßzelle bestimmt werden.