4 Fallstudien
4.5 Fallstudie Stadt Worms
4.5.5 Wirksamkeitsanalyse: Konnte durch die eingesetzten Formate die Motivation zur Eigenvorsorge gestärkt werden? Eigenvorsorge gestärkt werden?
4.5.5.4 Auswertung der Online-Nachbefragung zur Starkregenvorsorge in Worms .1 Einleitung und Überblick .1 Einleitung und Überblick
Dieses Kapitel stellt die Ergebnisse der Online-Nachbefragung zur Starkregenvorsorge in Worms im Juni/Juli 2019 dar, die zur Evaluation der drei im Rahmen des Regen//Sicher-Projektes durchgeführten Beteiligungsformate in Worms durchgeführt wurde. Alle diese
Beteiligungsprozesse verfolgten das Ziel, durch eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema Starkregen die Eigenvorsorge von Bürgerinnen und Bürgern gegenüber möglichen
Starkregenereignissen in diesen Kommunen zu fördern. Die hier dargestellte Online-Nachbefragung sollte rund neun Monate nach der letzten Veranstaltung, die primär auf die Förderung der Eigenvorsorge ausgerichtet war – der Stadtteilworkshop am 28. September 2018 in Leiselheim (Worms) – evaluieren, inwieweit sich die Regen//Sicher-Veranstaltungen und die Beratungen zur Starkregenvorsorge des Entsorgungs- und Baubetriebs der Stadt Worms (ebwo) langfristig auf die Starkregenvorsorge ausgewirkt haben. Wie aus der folgenden Darstellung deutlich wird, können aufgrund der sehr geringen Befragungsteilnahme von Teilnehmenden der Regen//Sicher-Veranstaltungen nur sehr begrenzte Aussagen über die langfristigen Effekte dieser Veranstaltungen auf die Starkregenvorsorge gemacht werden.
4.5.5.4.2 Methoden
4.5.5.4.2.1 Fragebogenmethodik
Zur Evaluation wurde ein Fragebogen (siehe Anhang 9.4.5) eingesetzt, der in enger Abstimmung mit dem Umweltbundesamt entwickelt und in der Onlinebefragungssoftware
SocialScienceSurvey programmiert wurde. Hauptziel des Fragebogens war zu erfassen, inwieweit die unterschiedlichen Maßnahmen in Worms (Regen//Sicher-Veranstaltungen und ebwo-Beratungen zur Starkregenvorsorge im Rahmen der Starkregenereignisse des Sommers
2018) zu einer Motivierung von Handeln zur Starkregenvorsorge bei den Teilnehmenden geführt haben.
Zur Erfassung der Motivationseffekte wurde
► erstens danach gefragt, ob die Teilnehmenden bereits Maßnahmen zur
Starkregenvorsorge umsetzen oder deren Umsetzung planen (Fragen 1a und 1b). Wenn die Häuser der Teilnehmenden entsprechend den Starkregengefahrenkarten der Stadt Worms als nicht gefährdet eingestuft wurden, konnte hier die Antwortalternative gewählt werden, dass man bisher keine Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt hat und auch keinen Grund sieht, daran etwas zu ändern. Weiterhin wurde in den Frage 4a bis 4e danach gefragt, ob die Befragten an den unterschiedlichen Regen//Sicher-Veranstaltungen oder an den ebwo-Beratungen zur Starkregenvorsorge teilgenommen haben. Wenn diese Fragen mit „Ja“ beantwortet wurden, wurden die Befragten danach gefragt, ob ihre Teilnahme an den Veranstaltungen bzw. Beratungen dazu geführt hat damit zu beginnen, Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umzusetzen (Fragen 4a1, 4b1, 4c1, 4d1, 4e1) oder zu der Überzeugung geführt hat, dass im eigenen Haushalt keine (weiteren) Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt werden müssen (Fragen 4a2, 4b2, 4c2, 4d2, 4e2).
► Zweitens wurde nach den Selbsteinschätzungen der Teilnehmenden gefragt, inwieweit sie sich motiviert fühlen, Vorsorgemaßnahmen umzusetzen (Frage 3n).
► Darüber hinaus wurden auch Fragen zur Erfassung der psychologischen Einflussfaktoren des Vorsorgehandelns (z. B. bisherige Betroffenheit durch Starkregenereignisse,
Risikowahrnehmung zu Starkregenereignissen, siehe Fragen 3a-3m) gestellt, die sich in der wissenschaftlichen Forschung als einflussreich für das Vorsorgehandeln gegenüber dem Klimawandel oder Naturgefahren herausgestellt haben. Dadurch sollte
nachvollziehbar werden, auf welche Einflussfaktoren die Veranstaltungen und Beratungen wahrscheinlich gewirkt haben. Hierbei lag die Hypothese zugrunde, dass eine Veranstaltung oder Beratung in der Regel nicht direkt die Motivation zur Vorsorge erhöhen kann, durch die Erhöhung von psychologischen Einflussfaktoren des
Vorsorgehandelns aber gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt zur Auslösung von Vorsorgehandlungen beitragen kann. Da einige Stadtteile von Worms im Juni 2018 von Überschwemmungen und Schäden durch Starkregenereignisse betroffen waren, wurden zwei Fragen (3b und 3c) dazu aufgenommen. Diese zielten darauf ab zu erfassen, ob im Nachgang dieses Schadensereignisses die Befragten eher staatliche Stellen oder die betroffenen Bürgerinnen und Bürger in der Verantwortung sehen, mehr zur
Starkregenvorsorge tun zu sollen, und wie sich diese Verantwortungszuschreibung auf die eigene Vorsorgemotivation auswirkt.
Es wurde auch erfasst, ob die Befragten Mieter und Mieterinnen oder Eigentümerinnen und Eigentümer der von ihnen genutzten Wohn-, Gewerbe- oder Verwaltungsräume sind (Frage 2a) und ob sie mit ihrem Privathaushalt bzw. ihrer Organisation auch Räume im Keller oder
Erdgeschoss nutzen (Frage 2b). Mit diesen Fragen sollten Indikatoren für das Risiko, von
Schäden durch Starkregenereignisse betroffen zu sein, erfasst werden, weil Gebäudeschäden vor
allem die Gebäudeeigentümer betreffen und Schäden durch Starkregen vor allem in Keller und im Erdgeschoss auftreten.
Um auch einige soziodemographische Angaben zu den Befragten zu gewinnen, wurde nach dem Geschlecht (Frage 6a) und dem Alter der Befragten (Frage 6b) gefragt. Weiterhin wurde um Anmerkungen, Kritik oder Verbesserungsvorschläge zur Starkregenvorsorge in Worms gebeten (Frage 5).
Am Ende des Fragebogens wurden die Befragungsteilnehmenden gefragt, ob sie bereits an Vorbefragungen im Rahmen des Regen//Sicher-Projektes teilgenommen hatten (Frage 7). Wenn sie diese Frage mit „Ja“ beantworteten, wurden Sie um die Generierung ihres eindeutigen, anonymisierten Personencodes gebeten, um Ergebnisse dieser Befragung mit Ergebnissen aus vorherigen und weiteren in Worms geplanten Befragungen personengenau vergleichen zu können.
Um die Befragungsteilnahme zu erhöhen, wurde unter den Befragten Preise im Gesamtwert von 300 Euro verlost. Falls die Befragten daran teilnehmen wollten, konnten Sie nach der
Beantwortung des Fragebogens ihre E-Mail- oder Post-Adressen eingeben. Diese wurden unabhängig von den Befragungsergebnissen gespeichert.
4.5.5.4.2.2 Stichprobe und Rücklauf
Ausschließlich Bürgerinnen und Bürger von Worms bzw. Privathaushalte in Worms wurden zur Teilnahme an der Online-Befragung angesprochen. Die Ansprache erfolgte über mehrere E-Mails (Ersteinladung zur Teilnahme und Erinnerung an die Teilnahme) an die Teilnehmenden der verschiedenen Regen//Sicher-Veranstaltungen, von denen dem Projektteam die E-Mail-Adressen vorlagen. Weiterhin wurde durch den ebwo an die Teilnehmenden der
ebwo-Beratungen zur Starkregenvorsorge Briefe verschickt, in denen sie zur Teilnahme an der Online-Befragung eingeladen wurden. Außerdem wurde auf der Webseite der Stadt Worms zur
Starkregenvorsorge für die Teilnahme an der Online-Befragung geworben. In den E-Mails, Briefen und auf der Webseite war jeweils der Link zu der Online-Befragung angegeben.
An der Online-Befragung konnte im Zeitraum vom 13.Juni. bis 14. Juli 2019 teilgenommen werden. In diesem Zeitraum (am 25. Juni 2019) wurde in Worms auch die Bürgerveranstaltung
„Wassersensibles Worms: Damit die Häuser trocken bleiben!“ durchgeführt. Zwar ging es in dieser öffentlichen Veranstaltung primär um die Vorstellung des neu erarbeiteten städtischen Konzeptes zur kommunalen Starkregenvorsorge („Rahmenkonzept Wassersensibles Worms“), jedoch spielte auch die private Starkregenvorsorge eine Rolle, so dass auch die Teilnehmenden dieser Veranstaltung zur Teilnahme an der Online-Befragung eingeladen wurden. Zudem wurden direkt nach der Veranstaltung im Online-Fragebogen die Fragen 4e, 4e1 und 4e2 aufgenommen, um auch den Effekt dieser Veranstaltung auf die private Starkregenvorsore abschätzen zu können.
An der Online-Befragung nahmen 42 Personen teil, von denen der Fragebogen zu großen Teilen ausgefüllt wurde. Männer waren mit rund 66,7 Prozent der Befragungsteilnehmenden deutlich überrepräsentiert. Lediglich 16,7 Prozent waren weiblich, 7,1 Prozent wählten die
Antwortkategorie „Divers“, 9,5 Prozent machten hier keine Angaben. Gegebenenfalls wurde die Antwortkategorie „Divers“ ausgewählt oder keine Angaben gemacht, wenn (Ehe)Partner den Fragebogen gemeinsam ausgefüllt haben. Das Alter der Befragten lag zwischen 31 und 79 Jahren (das Durchschnittsalter lag bei rund 62 Jahren), 11,9 Prozent der Befragten machten zu ihrem Alter keine Angaben. Jüngere Menschen waren entsprechend deutlich unterrepräsentiert, denn
92,9 Prozent der Befragten gaben an, Eigentümerinnen oder Eigentümer der von ihnen bewohnten Wohnung bzw. Hauses zu sein. 4,8 Prozent machten zu dieser Frage keine Angabe, nur eine Befragte/ein Befragter gab an, Mieterin bzw. Mieter zu sein. 95,2Prozent der Befragten gaben an, dass von ihrem Privathaushalt genutzte Räume auch im Keller oder Erdgeschoss liegen, niemand gab an, keine Räume im Keller oder Erdgeschoss zu nutzen. 4,8 Prozent machten zu dieser Frage keine Angaben.
In der Stichprobe der Befragung sind also vor allem ältere männliche Wohnungseigentümer, die auch Räume in Keller und Erdgeschoss nutzen, vertreten. Folglich haben an der Befragung vor allem Personen teilgenommen, deren Wohnräume durch Starkregen betroffen sein könnten und die als Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer durch starkregenbedingte Gebäudeschäden direkt betroffen sind bzw. diese durch entsprechende Maßnahmen am Gebäude verringern können.
Die Befragungsstichprobe ist nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung in Worms. Männer, ältere Personen und Wohnungseigentümer sind in der Befragungsstichprobe deutlich
überrepräsentiert. Da die direkten Einladungen zur Teilnahme an der Befragung ausschließlich an Personen versendet wurden, die an den Regen//Sicher-Veranstaltungen oder an den ebwo-Beratungen zur Starkregenvorsorge teilgenommen hatten, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Personen, die in der privaten Starkregenvorsorge engagiert sind, überrepräsentiert.
Auf die Frage 7 nach einer Teilnahme an einer der vorherigen Befragungen des Regen // Sicher – Projektes nach der Veranstaltung zur Präsentation der Starkregenkarten am 2. Dezember 2017 oder nach dem Stadtteilworkshop zur Starkregenvorsorge am 28.09.2018 in Leiselheim antworteten lediglich 2 Personen (4,8 Prozent) der Befragten mit „Ja“, 78,6 Prozent mit „Nein“, 9,5Prozent mit „weiß nicht“ und 7,1 Prozent machten hier keine Angaben. Nur eine Person, die nach eigener Aussage an Vorbefragungen des Regen//Sicher-Projektes teilgenommen hatte, gab einen Befragtencode an. So konnten trotz großer Anstrengungen für die Gewinnung von
Befragungsteilnehmenden, die bereits an Vorbefragungen teilgenommen hatten (mehrere persönliche E-Mails mit Einladung zur Teilnahme an der Befragung, Preisausschreiben unter den Teilnehmenden) kaum Personen motiviert werden, an der Online-Nachbefragung
teilzunehmen, die bereits an vorherigen Befragungen (nach der Veranstaltung zur Präsentation der Starkregenkarten Worms am 2. Dezember 2017 und nach dem Regen // Sicher –
Stadtteilworkshop zur Starkregenvorsorge am 28. September 2018 in Leiselheim)
teilgenommen hatten. Der Nutzen von Befragungsdaten lässt sich aber deutlich steigern, wenn Ergebnisse mit vorherigen Befragungen auf individueller Ebene zusammengeführt werden können (wie dies mit anonymen Befragtencodes möglich ist). Da aber nur eine Person einen entsprechenden Befragtencode in der vorliegenden Befragung angegeben hat, sind diese Vergleiche auf individueller Ebene mit Ergebnissen aus Vorbefragungen des Regen//Sicher-Projektes nicht möglich. Ein Vergleich von Befragungsergebnissen aus der
Online-Nachbefragung (z. B. hinsichtlich des Ausmaßes der von den Befragten umgesetzten
Starkregenvorsorge) mit Befragungsergebnissen aus vorherigen Befragungen ist entsprechend nicht aussagekräftig; denn es kann nicht nachvollzogen werden, ob Unterschiede in den
Ergebnissen (z. B. ein höheres Maß umgesetzter Starkregenvorsorge in der Nachbefragung) auf tatsächliche Veränderungen über die Zeit (z. B. Zunahmen in der Starkregenvorsorge in Worms) oder darauf zurückzuführen sind, dass andere Personen (z. B. Personen, die schon immer ein höheres Maß von Vorsorgeaktivitäten gezeigt haben) befragt wurden. Folglich wird in dem vorliegenden Auswertungsbericht zur Online-Nachbefragung auf Vergleiche mit den Ergebnissen aus den zwei Vorbefragungen in Worms weitgehend verzichtet.
4.5.5.4.3 Ergebnisse
4.5.5.4.3.1 Bisherige Aktivitäten und Motivation zur Starkregenvorsorge
Auf die Frage 1a, ob die Befragten in ihrer Wohnung bzw. ihrem Haus bereits Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt haben, stimmten 66,7 Prozent der Befragten der folgenden Aussage zu „Ja, ich habe/ wir haben bereits Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt.“
(siehe Tabelle 43). Am zweithäufigsten wurde von 16,7 Prozent der Befragten die folgende Antwortalternative gewählt: „Nein, bisher habe ich/ haben wir keine Maßnahmen zur
Starkregenvorsorge umgesetzt, ich/ wir würde/n das aber gerne tun, weiß/ wissen jedoch noch nicht genau wie.“ Fast ebenso viele, 14,3 Prozent der Befragten, wählten die Antwortalternative
„Nein, bisher habe ich/ haben wir keine Maßnahmen zur Starkregenvor-sorge umgesetzt und ich sehe keinen Grund, daran etwas zu ändern.“ Keine Befragte und kein Befragter wählte die
Antwortalternative „Nein, bisher habe ich/ haben wir keine Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt, es ist aber mein/ unser festes Ziel, Maßnahmen zur
Starkregenvorsorge umzusetzen. Ich weiß/ wir wissen auch schon genau wie, der Plan muss nur noch in die Tat umgesetzt werden.“ Das hohe Maß bereits umgesetzter privater
Starkregenvorsorge bei den Befragten kann jedoch nicht als repräsentativ für das Maß der privaten Starkregenvorsorge in Worms angesehen werden, da – wie zuvor dargestellt – mit hoher Wahrscheinlichkeit Personen, die in der privaten Starkregenvorsorge engagiert sind, in der Befragungsstichprobe überrepräsentiert sind.
Tabelle 43: Erreichte Handlungsstufen in der Starkregenvorsorge bei den Befragten Haben Sie in Ihrer Wohnung/ Ihrem Haus bereits Maßnahmen zur
Starkregenvorsorge umgesetzt? Häufigkeit Prozent
Nein, bisher habe ich/ haben wir keine Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt und ich sehe keinen Grund, daran etwas zu ändern.
6 14,3
Nein, bisher habe ich/ haben wir keine Maßnahmen zur Starkregenvor-sorge umgesetzt, ich/ wir würde/n das aber gerne tun, weiß/ wissen jedoch noch nicht genau wie.
7 16,7
Nein, bisher habe ich/ haben wir keine Maßnahmen zur Starkregenvor-sorge umgesetzt, es ist aber mein/ unser festes Ziel, Maßnahmen zur
Starkregenvorsorge umzusetzen. Ich weiß/ wir wissen auch schon genau wie, der Plan muss nur noch in die Tat umgesetzt werden.
0 0
Ja, ich habe/ wir haben bereits Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt. 28 66,7
keine Angabe 1 2,4
Gesamt 42 100,0
Auf die offene Frage 1b nach den bisher durchgeführten Maßnahmen zur Starkregenvorsorge wurde vor allem der Einbau bzw. die Erneuerung von oft mehreren Rückschlagklappen bzw.
Rückstauventilen sowie Schutz- und Absperrventilen genannt. Ebenfalls häufig wurden Abdichtungsmaßnahmen am Keller beschrieben (z. B. Abdeckung von Kellerlichtschächten, Abdichtung bzw. Überdachung von Kellerabgang, regelmäßige Reinigung der
Kellerlichtschachtabläufe, Abdichtung vom Bodenablauf im Keller). Mehrfach wurden auch Maßnahmen zum Wasserrückhalt auf dem Grundstück genannt (entweder über Versickerung von Dachflächenwasser im Garten oder sogar Regenwasserrückhalt in Zisternen auf dem Grundstück), so dass zum Teil auf einen Anschluss der Dachfallrohre an den Abwasserkanal
Haushaltsgeräten genannt, eine Person nannte das Bereithalten von Wasserpumpen für den Notfall.
Insbesondere der von mehreren Personen genannte Wasserrückhalt auf dem Grundstück ist im Vergleich zu den Befragungen nach der Info-Veranstaltung zur Präsentation der
Starkregenkarten Worms am 2. Dezember 2017 und dem Stadtteilworkshop zur
Starkregenvorsorge am 28. September 2018 in Leiselheim ein interessantes Ergebnis, denn nach diesen Veranstaltungen wurde diese Maßnahme von fast keiner der befragten Personen als bereits umgesetzt genannt. Dass offenbar mehrere Haushalte in Worms
Regenwasserrückhaltemöglichkeiten auf dem eigenen Grundstück geschaffen haben, könnte darauf hindeuten, dass sich private Vorsorgemaßnahmen nicht (mehr) darauf beschränken, Regenwasser vom Eindringen in das eigene Haus bzw. das eigene Grundstück abzuhalten. Wenn Wasser auf den privaten Grundstücken zurückgehalten wird, werden dadurch auch die
Nachbarn geschützt, da das Wasser nicht wie bei ausschließlichen Abdichtungsmaßnahmen weiter fließt und bei nicht geschützten Häusern bzw. auf nicht geschützten Grundstücken zu Schäden führt. Allerdings kann – wie zuvor dargestellt – nicht nachvollzogen werden, ob die vermehrte Nennung von Wasserrückhalt auf dem Grundstück in der Online-Nachbefragung im Vergleich zu den Vorbefragungen auf eine tatsächliche Zunahme dieser Maßnahme in Worms in den letzten Jahren oder lediglich auf die Befragung anderer Personen zurückzuführen ist, die diese Maßnahme schon seit Langem umsetzen.
Bei der Motivation, mit dem eigenen Privathaushalt Vorsorgemaßnahmen umzusetzen (Frage 3n), zeigten sich 73,8 Prozent der Befragten in unterschiedlichem Ausmaß motiviert (siehe Tabelle 44). Hoch motiviert zeigten sich sogar 33,3 Prozent. Alle Befragten, die bei der Frage 1a angegeben hatten, zeigten sich bei Frage 3n motiviert, Maßnahmen zur Starkregenvorsorge weiterhin umzusetzen, oder machten zu der Frage 3n keine Angaben. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die meisten der Befragten motiviert sind, Starkregenvorsorgemaßnahmen (weiterhin) umzusetzen.
Tabelle 44: Ausprägung der Motivation zum Vorsorgehandeln Ich bin hochmotiviert, mit meinem Privathaushalt Maßnahmen zur
Starkregenvorsorge umzusetzen. Häufigkeit Prozent
stimmt gar nicht 0 0
stimmt nicht 0 0
stimmt eher nicht 7 16,7
stimmt eher 5 11,9
stimmt 12 28,6
stimmt genau 14 33,3
weiß nicht / keine Angabe 4 9,5
Gesamt 42 100,0
4.5.5.4.3.2 Wirkung der Regen//Sicher-Veranstaltungen und der ebwo-Beratungen
Von den Befragten gaben sechs Personen an, dass sie an der Info-Veranstaltung zur Präsentation der Starkregenkarten Worms am 2. Dezember 2017 teilgenommen haben (Frage 4a). Sieben Personen gaben an, dass sie an einer der weiteren Info-Veranstaltungen zur Präsentation der
vom 20. bis 23. Februar 2018 teilgenommen hatten (Frage 4b). Lediglich zwei Befragte haben am Regen // Sicher – Stadtteilworkshop zur Starkregenvorsorge am 28. September 2018 in Leiselheim teilgenommen (4d). Fünf Personen gaben an, dass sie an der Veranstaltung
„Wassersensibles Worms: Damit die Häuser trocken bleiben!“ am 25. Juni 2019 teilgenommen hatten (Frage 4e). 30 der 42 Befragten hatten an keiner dieser Veranstaltungen teilgenommen, sieben Personen an einer Veranstaltung, drei Personen an zwei Veranstaltungen und zwei Personen sogar an drei Veranstaltungen. 22 Personen gaben an, dass sie an den
ebwo-Beratungen zur Starkregenvorsorge im Rahmen der Starkregenereignisse des Sommers 2018 teilgenommen hatten (Frage 4c).
Sofern die Befragten die Fragen nach den Veranstaltungs- bzw. Beratungsteilnahme bejahten, wurden ihnen jeweils zwei weitere Aussagen zur Zustimmung oder Ablehnung vorgelegt (Fragen 4a1 bis 4e2). Um die Wirkungen der Veranstaltung auf die Starkregenvorsorge zu messen, wurde folgendes Item präsentiert: „Rückblickend hat mein Besuch dieser Veranstaltung / Stadtteilworkshop / Beratung dazu geführt, dass ich begonnen habe, Maßnahmen zur
Starkregenvorsorge umzusetzen.“ Um die Wirkungen auf die begründete Überzeugung gegen (weitere) Maßnahmen zur Starkregenvorsorge zu messen, wurde folgenden Formulierung präsentiert: „Durch den Besuch dieser Veranstaltung / die Teilnahme an dieser Beratung bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass für meinen Haushalt keine (weiteren) Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt werden müssen.“ Nicht alle Personen, die ihre Veranstaltungs- bzw. Beratungsteilnahme bejahten, beantworteten diese Fragen. Folglich sind die im Folgenden dargestellten Ergebnisse zu den Effekten der Veranstaltungen auf die Starkregenvorsorge aufgrund der geringen Stichprobenumfänge nur wenig aussagekräftig (nur 12 Befragte haben an mindestens einer Veranstaltung teilgenommen und nicht alle dieser Befragten haben zu den Effekten der Veranstaltungen Angaben gemacht). Da es gelungen ist, 22 Personen, die an den ebwo-Beratungen teilgenommen hatten, zur Befragungsteilnahme zu gewinnen, sind hier die Ergebnisse aussagekräftiger.
Für fast alle Wirkungsindikatoren – sowohl für die Wirkungen der Veranstaltungen bzw.
Beratungen auf die Starkregenvorsorge als auch für die Wirkungen auf die begründete
Überzeugung gegen (weitere) Maßnahmen der Starkregenvorsorge – zeigen sich Mittelwerte um 3 (siehe Tabelle 45). Dies entspricht einer leichten Zustimmung („stimmt eher“) und indiziert leicht positive durchschnittliche Effekte der Veranstaltungen und Beratungen auf die
gemessenen Wirkindikatoren. Nur für die Wirkung der Veranstaltung „Wassersensibles Worms“
und für den Stadtteilworkshop in Leiselheim gibt es etwas andere Werte. Bei der Veranstaltung
„Wassersensibles Worms“ gab es durchschnittlich eher keine Effekte auf die Überzeugung gegen (weitere) Maßnahmen zur Starkregenvorsorge (Mittelwert von 2 entspricht einer leichten Ablehnung „stimmt eher nicht“). Da es sich bei dem Stadtteilworkshop in Leiselheim nur um die Angaben eines einzelnen Befragten handelt, sind diese als nicht aussagekräftig für die Effekte des Stadtteilworkshops anzusehen.
Die durchschnittlichen Effekte einer Veranstaltung bzw. Beratung auf die Starkregenvorsorge unterscheiden sich kaum von den durchschnittlichen Effekten auf die begründete Überzeugung dagegen. Folglich kann nicht gesagt werden, dass sich die Veranstaltungen bzw. Beratungen stärker auf die Starkregenvorsorge als auf die Überzeugung dagegen ausgewirkt haben.
Aus den Minimal- und Maximalwerten in Tabelle 45 wird deutlich, dass es große Unterschiede in den Antworten der Befragten gab. Folglich wirkten sich die Veranstaltungen und Beratungen sehr unterschiedlich bei verschiedenen Personen aus. Mehrere Befragte, die eine positive Wirkung einer Veranstaltung bzw. Beratung auf ihre Starkregenvorsorge bekundeten,
Starkregenvorsorge. Umgekehrt gab es mehrere Befragte, die eine Wirkung einer Veranstaltung bzw. Beratung auf ihre Starkregenvorsorge verneinten und stattdessen eine positive Wirkung einer Veranstaltung bzw. Beratung auf ihre Überzeugung gegen (weitere) Maßnahmen zur Starkregenvorsorge bekundeten. Beides sind plausible Wirkungsmuster. Andererseits gab es auch einige Befragte, die positiven Wirkungen sowohl auf ihre Starkregenvorsorge als auch auf ihre begründete Überzeugung gegen (weitere) Maßnahmen der Starkregenvorsorge
bekundeten. Dies könnte ein Hinweis auf eine ambivalente bzw. unklare Wirkung der Veranstaltungen bzw. Beratungen sein oder darauf, dass bestimmte Maßnahmen durch die Veranstaltung bzw. Beratung motiviert wurden, nach deren Umsetzung dann aber keine weiteren Maßnahmen zur Vorsorge umgesetzt wurden.
Da die Frage, ob man durch die Teilnahme zu der Überzeugung gekommen ist, dass für den eigenen Haushalt keine (weiteren) Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt werden müssen, immer jeweils nach der Frage zu den Effekten auf die Starkregenvorsorge gestellt wurde, könnte sich dieses Missverständnis der Frageformulierung ergeben haben. Weiterhin gab es auch einige Befragte, die angaben, dass eine Veranstaltung bzw. Beratung weder eine Wirkung auf ihre Starkregenvorsorge noch auf ihre begründete Überzeugung dagegen gehabt hätte. Folglich kann zwar konstatiert werden, dass im Durchschnitt die Veranstaltungen und Beratungen die Motivations- bzw. Überzeugungsbildung für oder gegen Vorsorgemaßnahmen eher unterstützt haben, im individuellen Einzelfall die Veranstaltungen und Beratungen aber höchst unterschiedliche Effekte aufwiesen.
Tabelle 45: Wirkung der Regen//Sicher-Veranstaltungen und der ebwo-Beratungen auf die Starkregenvorsorge bzw. die begründete Überzeugung gegen (weitere)
Maßnahmen zur Starkregenvorsorge Wirkung der Veranstaltung /
Beratung auf Starkregenvorsorge
bzw. begründete Überzeugung gegen (weitere) Maßnahmen
N Min. Max. Mittelw. Std-abw.
Info-Veranstaltung
Starkregenkarten Worms am 2. Dezember 2017
Starkregenvorsorge 5 0 4 2,80 1,64
begründete Überzeugung 5 1 4 3,00 1,41 Info-Veranstaltungen
Starkregenkarten in Stadtteilen vom 20. bis 23.
Februar 2018
Starkregenvorsorge 4 1 4 2,75 1,26
begründete Überzeugung 3 1 4 3,00 1,73
Stadtteilworkshop zur Starkregenvorsorge am 28.
September 2018 in Leiselheim
Starkregenvorsorge 1 (1) (1) (1,00) (0) begründete Überzeugung 1 (4) (4) (4,00) (0) Veranstaltung
„Wassersensibles Worms“ am 25. Juni 2019
Starkregenvorsorge 5 1 5 2,60 1,67
begründete Überzeugung 5 0 4 2,00 1,41 ebwo-Beratungen zur
Starkregenvorsorge im Sommer 2018
Starkregenvorsorge 20 0 5 3,00 1,52
begründete Überzeugung 18 0 5 2,94 1,55 Statistiken der Wirkungsindikatoren; Antwortalternativen wurden wie folgt kodiert: stimmt genau = 5; stimmt = 4; stimmt eher = 3; stimmt eher nicht = 2; stimmt nicht = 1; stimmt gar nicht = 0. N gibt die Zahl der Befragten an, die die jeweiligen Fragen zu Wirkungsindikatoren beantwortet haben. Der Minimalwert (Min.) gibt den geringsten Wert in den Antworten an,
Standardabweichung (Stdabw.) die durchschnittliche Entfernung der Antworten vom Mittelwert. Da für den
Stadtteilworkshop zur Starkregenvorsorge am 28. September 2018 in Leiselheim nur Auskünfte eines einzelnen Befragten vorliegen, sind diese als nicht aussagekräftig für die Effekte des Stadtteilworkshops anzusehen, so dass die entsprechenden statistischen Indikatoren in Klammern gesetzt sind.
4.5.5.4.3.3 Einflussfaktoren der Vorsorgemotivation und der umgesetzten Starkregenvorsorge Weder die Korrelationen zwischen der Vorsorgemotivation (Frage 3n, siehe Tabelle 46) bzw.
der umgesetzten Starkregenvorsorge (Frage 1a, siehe Tabelle 43) und der Zahl der
Veranstaltungen, an denen die Befragten teilgenommen hatten, noch die Korrelationen zwischen der Vorsorgemotivation bzw. der umgesetzten Starkregenvorsorge und der Teilnahme an den ebwo-Beratungen waren bei Betrachtung aller Befragten statistisch signifikant. Dieser Befund kann dadurch erklärt werden, dass die Veranstaltungen und die Beratungen – wie zuvor dargestellt – neben den positiven Effekten auf die Starkregenvorsorge auch zu begründeten Überzeugungen bzw. Entscheidungen gegen Maßnahmen zur Starkregenvorsorge geführt haben.
Diese begründeten Entscheidungen gegen Maßnahmen zur Starkregenvorsorge beruhten wahrscheinlich nicht nur darauf, dass die eigene Wohnung entsprechend den Starkregenkarten der Stadt Worms als nicht gefährdet gelten, sondern auch auf Einschätzungen mangelnder eigener Handlungsmöglichkeiten zur Starkregenvorsorge. Diese Interpretation wird durch die folgende Antwort eines Befragten, der an einer der ebwo-Beratungen teilgenommen hat,
gestützt, die er als Begründung seiner Auswahl der Antwortoption „Nein, bisher habe ich/ haben wir keine Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umgesetzt, und ich sehe keinen Grund, daran etwas zu ändern“ bei Frage 1a angegeben hat:
„Keine Möglichkeit vorhanden, da keine Wasseranschlüsse im Keller vorhanden sind.
Wasser von der Straße über die Kellerfenster kann ich nicht verhindern. Habe mich auch beraten lassen vom ebwo.“
Entsprechend ergab sich bei Betrachtung ausschließlich von Personen, die angaben, entsprechend den Starkregenkarten der Stadt gefährdet zu sein (Frage 3e), und die im
Unterschied zu dem zuvor zitierten Befragten die Überzeugung hatten, wirksame Maßnahmen zur Starkregenvorsorge umsetzen zu können (Frage 3h), eine signifikante Korrelation zwischen der Teilnahme an der ebwo-Beratung und dem Ausmaß der bereits umgesetzten
Starkregenvorsorge (r = 0,55*, N = 17). Dieses Ergebnis stützt das dem Regen//Sicher-Projekt zugrundeliegende psychologische Wirkungsmodell, dass sowohl eine Risikowahrnehmung als auch eine Selbstwirksamkeitsüberzeugung notwendig ist, damit es zu Vorsorgehandeln kommt.
Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen Zahl der Veranstaltungen, an denen die Befragten teilgenommen hatten, und der umgesetzten Starkregenvorsorge ergab sich aber auch bei Betrachtung dieser Personengruppe nicht. Dies kann dadurch erklärt werden, dass an den Veranstaltungen auch mehrere Personen teilnahmen, denen es nicht primär um die private Starkregenvorsorge ging, sondern darum, auf die Planungen der Stadt Worms zur
Starkregenvorsorge einzuwirken. So nahm beispielsweise ein Befragter, dessen Wohnort nach eigenen Angaben entsprechend den Starkregenkarten der Stadt Worms nicht gefährdet ist, an insgesamt drei Veranstaltungen teil.
Eine statistisch signifikante negative Korrelation zeigte sich aber zwischen der Zahl der
Veranstaltungsteilnahmen und den Sorgen wegen möglicher Starkregenereignisse in Worms (r = -0,34*, Frage 3f). Dies könnte darauf hindeuten, dass die Teilnahme an den Veranstaltungen zur Starkregenvorsorge dazu geführt hat, Sorgen und Angst vor Starkregenereignissen zu
reduzieren und Beunruhigung bei den Bürgerinnen und Bürgern von Worms über die