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8. Auswertung der Ergebnisse

8.2. Interviews

8.2.1. Auswertung

Für diese Forschungsarbeit wurden die Interviews auf Basis der deduktiven Kategorienanwendung ausgewertet (siehe 6.2.3). Nach vorheriger Betrachtung der

64 Auswertung

Theorie wurde der Leitfaden für die Interviews konzipiert. Für die Definition der Kategorien wurde der theoretische Hintergrund der Untersuchung, den daraus definierten Forschungsfragen und den daraus aufgestellten Hypothesen (siehe 6.1) betrachtet. Die Forschungsfragen, nach denen das Kategoriensystem aufgebaut ist, werden hier noch einmal aufgeführt:

1. Inwiefern unterstützen grafischen Animationen in Video-Tutorials die

Informationsübermittlung im Problemfeld der Wissenschaftskommunikation?

2. Kann die persuasive Wirkung eines wissenschaftlichen Video-Tutorials durch den begleitenden Einsatz von grafischen Animationen verstärkt werden?

In dieser Analyse wurden Kategorien für die erste und die zweite Hypothese bestimmt.

Die erste Hypothese bezieht sich auf die Informationsvermittlung durch die Animationen.

H1: Ein Video-Tutorial mit integrierten Animationen erzielt eine bessere Informationsvermittlung als ein Video-Tutorial ohne Animationen.

Daraus leiten sich folgende Kategorien mit Ordinalcharakter ab:

K1: Informationsvermittlung hoch K2: Informationsvermittlung mittel

K3: Informationsvermittlung niedrig bis nicht vorhanden

Die zweite Hypothese befasst sich mit der persuasiven Wirkung der Tutorials durch die Animationen.

H2: Ein Video-Tutorial mit integrierten Animationen hat eine höhere persuasive Wirkung als ein Video-Tutorial ohne unterstützende Animationen.

Diese erschließt sich durch diese Kategorien:

K4: persuasive Wirkung hoch K5: persuasive Wirkung mittel

K6: persuasive Wirkung niedrig bis nicht vorhanden

Es wurden insgesamt sechs Kategorien aufgestellt. In dieser Arbeit erfolgte die Definition der Kategorien mit Fokus auf den Leitfaden der Interviews und Folgerungen, die sich daraus schließen lassen. Die Informationsvermittlung stützt sich beispielsweise auf die Erinnerungsfähigkeit der Probanden bei gezielter Fragestellung.

65 Auswertung Der Ausdruck der persuasiven Wirkung lässt auf die Zufriedenheit oder dem Missfallen der Probanden schließen.

Eine hohe Informationsvermittlung (K1) besteht bei der Betrachtung des ersten Videos Writing understandably, wenn der Proband den Namen des Modells (Cloverleaf) sowie die vier genannten Kategorien (short, simple, structured, dynamic) wiedergeben kann (siehe 6.4.1). Bei dem zweiten Video-Tutorial A framework for communicating science sollte sich der Proband an den Modell-Namen (Arrow) und die aufgezählten Kategorien (aim, audience, medium, style, topic) erinnern können (siehe 6.4.2). Nach Definition hat der Proband in diesen Fällen eine sehr gute Erinnerungsfähigkeit. Außerdem sollte der Befragte fähig sein, sich konkrete persönliche Anwendungssituationen für dieses Modell vorzustellen, was auf ein hohes Verständnis der vermittelten Inhalte schließen lässt.

Eine hohe persuasive Wirkung (K4) konnte erzielt werden, wenn der Proband eine hohe Zufriedenheit bekundet. Das äußert sich beispielsweise in einer klaren Präferenz für das Video, der Expression von ausschließlich positiven Gefühlen, Lob, Begeisterung und dem Nennen von positiven Aspekten oder Videoelementen.

Außerdem definiert sich die persuasive Wirkung über die Äußerungen im Speziellen zu den gezeigten Animationen des zweiten Videos A framework for communicating science und der Einschätzung des persönlichen Lerngewinns aus den beiden Videos.

Wenn diese beiden Aspekte sehr positiv beziehungsweise mit einer hohen Tendenz ausfallen, erfolgte die Zuordnung zur hohen persuasiven Wirkung. Die Definition der anderen Kategorien wurden nach entsprechenden Abstufungen im ordinalen System vorgenommen.

So ließen sich die Definitionen der Kategorien logisch herleiten, Textstellen konnten klar kodiert und entsprechende Ankerbeispiele gefunden werden. Die Kodierregeln halfen bei der Strukturierung und Einordnung in die Kategorien. Für die Analyse wurden Kodierleitfäden tabellarisch für das Video-Tutorial ohne Animationen (siehe Anhang A.B.3.1) und für das Video-Tutorial mit Animationen erstellt (siehe Anhang A.B.3.2). Diese Tabellen ließen sich im Nachgang gegenüberstellen.

Nachfolgend ist ein Beispiel für eine der beschriebenen Tabellen des Kodierleitfadens zu sehen:

66 Auswertung

Kodierleitfaden: Video-Tutorial ohne Animationen

Kategorie Definition Ankerbeispiele Kodierregeln

Frage 1 / Hypothese 1

K1:

Informations-vermittlung hoch

Hohe Erinnerungsfähigkeit und Hohes Verständnis der beschriebenen Inhalte, d.h.:

1. Der Proband kann das grobe Thema des Videos benennen;

2. Der Proband ist in der Lage alle erfragten Begriffe (5) aus dem Gedächtnis wiederzugeben, d.h.

Der Proband kann sich an den Namen des Modells erinnern

Der Proband kann sich an die 4 enthaltenen Elemente des Modells erinnern

3. Der Proband ist in der Lage sich konkrete Anwendungssituationen für das Modell vorzustellen

Zu 1: „XYZ“ (Interview 1) Zu 2: „XYZ.“ (Interview 1) Zu 3: „XYZ.“ (Interview 9)

Alle genannten Aspekte in der Definition müssen die Richtung „hoch“

aufweisen.

Wenn ein Aspekt nicht erfüllt wird oder auf ein mittleres Maß schließen lässt, dann Kodierung K2.

K2:

Informations-vermittlung mittel

Teilweise Erinnerungsfähigkeit und Relatives Verständnis der beschriebenen Inhalte, d.h.:

1. Der Proband kann den Kontext des Video-Themas benennen;

2. Der Proband kann ca. 3 der erfragten Begriffe aus dem Gedächtnis wiedergeben, aber nicht alle;

3. Der Proband kann sich grobe Situationen vorstellen, wo das Modell angewendet werden könnte

Zu 1: „XYZ.“ (Interview 12) Zu 2: „XYZ.“ (Interview 8) Zu 3: „XYZ.“ (Interview 12)

Trifft zu, wenn nicht alle Definitionsaspekte auf „hoch“ oder

„niedrig“ schließen lassen.

K3:

Informations-vermittlung niedrig bis nicht vorhanden

Geringe bis keine Erinnerungsfähigkeit und Kaum Verständnis der beschriebenen Inhalte, d.h.:

1. Der Proband kann das Thema des Videos nicht wirklich oder gar nicht benennen;

2. Der Proband kann keine oder höchstens 1-2 der erfragten Begriffe aus dem Gedächtnis wiedergeben;

3. Der Proband kann sich keine realistische Situation vorstellen, wo das Modell angewendet werden könnte

Zu 1: „XYZ.“ (Interview 8) Zu 2: „XYZ.“ (Interview 12)

Alle Aspekte der Definition deuten auf niedrige

beziehungsweise negative Richtung.

Frage 2 / H2

K4:

persuasive Wirkung hoch

Hohe Zufriedenheit mit dem Video, d.h.:

1. Deutliche Präferenz für das Video 2. Äußerung von positiven Gefühlen, wie Begeisterung

3. Nennung von ausschließlich positiven Aspekten oder Elementen des Videos

4. Positive subjektive Bewertung des persönlichen Lerngewinns aus dem Video

Zu 1/2/3: „XYZ.“ (Interview 10) Zu 4: „XYZ.“ (Interview 2)

Alle genannten Aspekte in der Definition müssen die Richtung „hoch“

aufweisen.

Wenn ein Aspekt nicht erfüllt wird oder auf ein mittleres Maß schließen lässt, dann Kodierung K5.

K5:

persuasive Wirkung mittel

Teilweise oder schwankende Zufriedenheit mit dem Video, d.h.:

1. Äußerung von teilweise positiven oder schwankenden Gefühlen, eventuell Verwirrung

2. Nennung einiger Aspekte oder Elemente des Videos, die gefallen haben oder in Ordnung waren 3. Äußerung leichter Kritikpunkte 4. Nur teilweise gute Bewertung des persönlichen Lerngewinns aus dem Video

Zu 1/2/3: „XYZ.“ (Interview 12) Zu 4: „XYZ.“ (Interview 12)

Trifft zu, wenn nicht alle Definitionsaspekte auf „hoch“ oder

„niedrig“ schließen lassen.

67 Auswertung

K6:

persuasive Wirkung niedrig bis nicht vorhanden

Kaum Zufriedenheit mit dem Video, d.h.:

1. Ablehnende Haltung gegenüber dem Video oder Videoelementen 2. Äußerung von teilweise negativen Gefühlen

3. Eher kritisch, Nennung von negativen Aspekten oder Elementen des Videos

4. Teilweise Negative subjektive Bewertung des persönlichen Lerngewinns aus dem Video

Zu 1/2/3: „XYZ.” (Interview 9) Zu 4: „XYZ.“ (Interview 5)

Alle Aspekte der Definition deuten auf niedrige

beziehungsweise negative Richtung.

Tabelle 2: Beispiel für Kodierleitfaden

Im Anschluss erfolgte die Einschätzung der Kodierungen, wodurch diese nach Häufigkeiten ausgewertet wurden. Dazu wurden einzelne Anforderungen für die Kodierungen aufgestellt und die Zitate so quantitativ zusammengefasst. Für die Kategorien zur Informationsvermittlung (K1, K2, K3) ließen sich drei Anforderungen aufstellen. Diese wurden wie folgt benannt:

▪ Thema (Haben die Probanden das Thema des Videos verstanden?),

▪ Erinnerungsvermögen (An welche Begriffe kann sich der Proband erinnern?) und

▪ Anwendungsbeispiele (Kann sich der Probanden praktische und realistische Anwendungsbeispiele oder Situationen vorstellen, in denen er das beschriebene Modell anwenden könnte?)

In Betrachtung der Kategorien zur persuasiven Wirkung (K4, K5, K6) konnten diese Anforderungen aufgestellt werden:

▪ Allgemeine Bewertung (Wie bewertet der Proband das Video insgesamt? Wie bewertet der Proband das eine Video im Vergleich zu dem anderen Video?)

▪ Animationen (Wie bewertet der Proband die integrierten Animationen in Video FS insgesamt? Wie bewertet der Proband die beiden Animationssequenzen, auf die genauer eingegangen wird?)

▪ Lerngewinn (Wie schätzt der Proband sein Lerngewinn aus dem Video ein?) Mit diesen Anforderungen wurde ein zusammenfassendes Bild über die einzelnen Zuordnungen zu den Kategorien dargestellt. Die Einschätzung wurde zudem begründet (siehe Anhang A.B.3.4). Die vollständige und ausführliche Auswertung der Interviews bezüglich der beiden untersuchten Video-Tutorials steht tabellarisch im Anhang unter A.B.3.

68 Ergebnisse und Prüfung der Hypothesen