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3. Die Kompetenz Sprechen im Englischunterricht der Grundschule Grundschule

4.5 Systematische Übersicht über die Sprechaufgaben im Frühen Fremdsprachenunterricht

4.5.1 Aufgaben des zusammenhängenden Sprechens

Zu den Aufgaben des zusammenhängenden Sprechens zählen30:

a) (Dinge) benennen

Eine Aufgabe des zusammenhängenden Sprechens ist das Benennen eines Gegenstandes oder Lebewesens (vgl. Genesee & Upshur 1996: 170). Oft findet das Benennen im Rahmen von Ratespielen oder Wettbewerben statt, um Begriffe zu üben oder zu wiederholen (vgl. Klippel 2000: 60, Curtain & Pesola 1994: 354). Es kann aber auch als Vorstufe zur Beschreibung gesehen werden, bei der die Schüler Inhalte vermitteln. Da die Kinder sich hierbei nur in Ein-Wort-Sätze äußern, spielt diese Aufgabe vor allem zu Beginn des zweijährigen Fremdsprachenunterrichts eine Rolle.

Diese Aufgabe ist dem Übergang von der geschlossenen zur halb-offenen Aufgabe zuzuordnen, da die Kinder hier - aufgrund der limitierten Nutzung ihrer sprachlichen Ressourcen - nur wenig inhaltlichen und sprachlichen Spielraum haben.

Sie eignet sich für alle Themenbereiche. Die Schüler benennen z.B. beim dem Thema Familie ihre Familienmitglieder, die auf einem Bild zu sehen sind (mother, father) oder die Geschenke, die sie sich zu Weihnachten wünschen (doll, book, computer game).

b) Einen auswendig gelernten Kurztext wiedergeben

Im frühen Englischunterricht werden verschiedene Kurztexte aller Gattungen, wie u.a. Lieder, Reime, Gedichte, raps, action stories etc. gesprochen (bzw. gesungen, gerapt ...) sowie teilweise auswendig wiedergegeben. Gerade für die Übung der Aussprache und der Satzstrukturen sind sie geeignet (vgl. Cameron 2001: 137): „Im Singen lassen sich die fremden Laute leichter artikulieren; das häufige Wiederholen von Liedern festigt Aussprache und Satzmuster.“ (Klippel 2000: 33).

Auch Brewster et al sehen die besondere Bedeutung von Liedern und Reimen im Kontext der Aussprache: „Songs and rhymes are particularly useful for practising pronunciation. This includes individual sounds and sounds in connected speech, but, more importantly, features relating to stress, rhythm and intonation.“ (Brewster, Ellis

& Girard 1991: 178). Dabei kann die Lehrkraft Hinweise auf mögliche Schwächen der Schüler und damit auf nötige Fördermaßnahmen gewinnen.

30 Teilweise wird auch das Vorlesen als Sprechaufgabe gefasst (vgl. Klippel 2000: 97; Gompf 1980:

143). Da hierbei jedoch die Fertigkeit Lesen mindestens das gleiche Gewicht wie Sprechen hat, es aber in dieser Arbeit primär um die mündlichen Fertigkeiten geht (Sprechen und Hörverstehen), wird es hier nicht mit aufgenommen.

Damit sich die Schüler die Satzstrukturen und Inhalte gut einprägen können, werden die Texte oft von Bewegungen begleitet, denn:

When we are processing information, thinking or remembering, our visual, auditory and kinaesthetic (movement) neurological systems are activated. Multi-sensory activation of the brain during these processes increases the pupils` ability to memorise, as well as their concentration and their long-term retention of language information.

(Gerngross & Puchta 1994: 5)

Eine besondere Form der Textwiedergabe stellt das Nachspielen einer Geschichte dar: Die Kinder übernehmen eine Rolle, lernen einen vorgegebenen Text auswendig und führen die Geschichte mit verteilten Rollen auf.31

Insbesondere wenn die Geschichte nicht nur Narration, sondern auch Dialoge enthält, kann sie gut von den Kindern nachgespielt werden:

the dialogue in a story can be separated out from the narrative, if necessary in a version simplified by the teacher, and spoken by the children who take on roles of characters. (…) Rather than using all the dialogue, sections of it might be extracted for a closer focus.

(Cameron 2001: 176)

Bei allen Kurztexten spielt die Gestaltung durch Prosodie sowie durch Mimik und Gestik eine wichtige Rolle. Durch sie können individuelle Deutungen vermittelt werden und somit der Text eine individuell gestaltete Interpretation gewinnen.

Die Wiedergabe von Texten zählt zu den halboffenen Aufgaben, da zwar der Text vorgegeben ist, die Gestaltung jedoch hinsichtlich prosodischer (Tonhöhe, Akzent, Rhythmus) oder non-verbaler Elemente (Gestik und Mimik) individuellen Spielraum lässt.

Das Wiedergeben von Texten kann, ebenso wie das Benennen, durch alle Themen umgesetzt werden. Die Kinder lernen z.B. einen Rap über Gemüse (My vegetable soup), einen Reim über Tiere (Two little dicky birds) etc..

c) Anweisungen geben

Zu Beginn des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule werden (Spiel-) Anweisungen von der Lehrkraft gegeben und die Kinder führen sie (meist nonverbal) aus. Wenn die Kinder mit den sprachlichen Elementen vertraut sind und diese geübt haben, können auch sie die Rolle des Spielleiters übernehmen (z.B. Take a picture!

Throw the dice!).

Es gibt zahlreiche Aufgaben, bei denen die Kinder Anweisungen geben, die andere Schüler ausführen. Das bekannteste Beispiel, neben Simon Says und Command Chair, ist die Picture Dictation (vgl. Klippel 2000: 134ff, Curtain & Pesola 1994:

348ff). Hierbei gibt ein Schüler anhand eines Bildes vor, was die Mitschüler malen sollen und diese setzen es um.

Wenn die Schüler Anweisungen geben, können sie die Reihenfolge, den Umfang und die Inhalte innerhalb eines Kontextes selbst bestimmen. Deswegen zählt auch diese Aufgabe zu den halboffenen Aufgaben des zusammenhängenden Sprechens, die einen höheren Grad an Offenheit als die beiden letztgenannten Aufgaben hat.

31 Bei diesem Aufgabentyp werden Dialoge aus Geschichten auswendig gelernt und wiedergegeben.

Damit unterscheiden sie sich vom fiktionalen Dialog und dem Rollenspiel, bei dem die Kinder den Text selbst gestalten (siehe unten).

Bei diesem Aufgabentyp gibt es vielfältige Möglichkeiten hinsichtlich der Themen.

Lexik und Strukturen der Themen Zahlen, Körper, Schule und Wohnung können sich bei „Simon says“ wiederfinden (Bend your knees five times! Clap your hands three times! Touch your exercise book! Go to the blackboard! Open the window! Stand on your chair!). Bei einer Picture Dictation sind grundsätzlich alle Themen möglich (draw a dog, a schoolbag, the sun ...).

d) Beschreiben

Eine weitere Aufgabe des zusammenhängenden Sprechens ist die Beschreibung bzw.

beschreibende Aufzählung. Im Englischunterricht der Grundschule können Kinder ein Bild (vgl. Klippel 2000: 92), eine andere Person oder ein Tier (vgl. Klippel 2000:

92, Cameron 2001: 46) oder einen Handlungsablauf (vgl. Mindt & Schlüter 2003:

44) beschreiben, um es den Mitschülern vorzustellen. Um diese Aufgabe bewältigen zu können, werden zunächst Sprachstrukturen und Lexik geübt. Ein spielerisches Element kann beim Beschreiben hinzugefügt werden, indem die anderen Schüler, z.B. bei einer Personenbeschreibung aufgefordert werden zu erraten, um wen es geht oder bei Bildern, welche Unterschiede es zwischen mehreren Bildern gibt (Spot the difference!).

Cameron stellt bei ihren Beobachtungen in Norwegen fest, dass Kinder nur nach entsprechender Übung dazu in der Lage sind, eine (umfangreiche) Beschreibung vorzunehmen. Statt zusammenhängend zu sprechen, entwickelt sich die Beschreibung in ihrem Beispiel zu einer Interaktion, die durch -weitgehend geschlossene - Fragen von der Lehrkraft geleitet wird: „(...) the pupil does not seem to be able to produce an extended description using several sentences together, but instead the pupil and teacher together construct a description, using phrases or words elicited through questions.“ (Cameron 2001: 46). Auch wenn die empirischen Daten aus dieser Studie die These Camerons stützen, zeigen Beobachtungen der Forscherin in anderen Klassen, dass Schüler nach entsprechender Übung zusammenhängend beschreiben können.

Die Beschreibung kann als Übergang von der halboffenen zur offenen Aufgabe gesehen werden: Die Kinder können auf einen begrenzten Umfang an Strukturen und Wortschatz zurückgreifen und äußern sich dabei innerhalb eines vorgegebenen Rahmens teilweise recht kreativ.

Wenn die Kinder im Englischunterricht der Grundschule beschreibend von sich erzählen, greifen sie auf viele Inhalte zurück:

- Sie sagen ihren Namen, woher sie kommen, wie es ihnen geht, ihre Telefonnummer (Zahlen) wie alt sie sind und wann sie Geburtstag haben (Ich, Zahlen, Jahresablauf: Monate)

- Sie teilen ihre Vorlieben und Abneigungen mit: Welche Haustiere sie haben und wie diese aussehen (Tiere, Farben, Zahlen, Körper), was sie gerne essen und trinken (Essen und Trinken), welche Schulfächer sie mögen oder nicht mögen (Schule), ihre Lieblingsfarbe (Farbe)

- Sie stellen ihren Tagesablauf dar und sagen, welchen Hobbies sie nachgehen (Schule, Essen und Trinken, Freizeit)

- Sie beschreiben, wie sie aussehen (Haar- und Augenfarbe etc.) (Körper) und was sie tragen (Kleidung)

- Sie geben Auskunft darüber, welche Schulsachen sie im Schulranzen haben (Schule) und welche Spielsachen sie besitzen (Freizeit)

In entsprechender Weise können sie auch Familienmitglieder und Freunde vorstellen.

Außerdem können Kinder ganz allgemein beschreiben, was sie sehen (im Klassenzimmer, wenn sie aus dem Fenster schauen, auf einem Bild etc.). Auch das kann mehrere Themen umfassen:

- sie erzählen über das Wetter (Wetter)

- sie geben Informationen zum Tages- und Jahresablauf: wie viel Uhr es ist, welcher Wochentag und Monat es ist (Tages- und Jahresablauf, Zahlen) - sie beschreiben, wo sich etwas befindet (Wohnung)

- sie sagen, wie andere aussehen, was sie tragen und was sie tun (Körper, Kleidung, Freizeit).