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In diesem Abschnitt wird das Thema der Diskriminierung im Allgemeinen und aufgrund eines höheren Alters im Besonderen behandelt, und in den Folgeka-piteln die zum Verständnis der Thematik notwendigen Grundbegriffe und ge-setzliche Vorgaben dargestellt.

Die demografischen Einflussgrößen werden im Kapitel zwei in ihrer Bedeu-tung und Wirkungsweise erläutert. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen ein-schließlich der Transformation der vier EU-Richtlinien gegen Diskriminierung in das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) sind im Kapitel drei Gegens-tand der Betrachtung. Wegen der Bedeutung dieser gesetzlichen Rahmenvor-gaben für die Bundesrepublik findet zum Vergleich mit den Antidiskriminie-rungsregeln der Nachbarstaaten ein Blick über die Landesgrenzen statt, dem ein Bericht d. V. über die Teilnahme an der 1. Tagung der Antidiskriminie-rungsstelle (ADS) voran gestellt ist.

Das Kapitel vier beinhaltet sowohl die statistischen Auswirkungen der demo-grafischen Einflussgrößen für mehrere Jahrzehnte als auch eine kritische Wür-digung der angesetzten Parameter.

Der Hauptteil dieser Ausarbeitung35 beginnt mit dem Kapitel fünf.

Hierzu stellt der Verfasser die Ergebnisse einer vom Büro gegen Altersdiskri-minierung durchgeführten Telefonumfrage zu einer vorgegebenen Beschwer-deskala vor.

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Der Bedeutung entsprechend wird explizit die Diskriminierungsplattform „Ar-beitsplatz“36 im Kapitel sechs mit ihren (arbeits-) täglichen Diskriminierungs-problemen im Kontext mit den demografischen Entwicklungen behandelt.

Das Kapitel sieben zeigt die schmerzhaften (auch die ökonomischen) Folgen einer Vernachlässigung der Grundbedürfnisse auf. Außerdem betrachtet der Verfasser das Verhalten gegenüber den Schutzbefohlenen aus der Sicht des Leistungserbringers. Häufig stellt sich ursächlich für den Betreuungsmangel eine zu dünne Personaldecke, abhängig vor der Liquidität der Sozialkassen, heraus. Hier steht nicht nur der alte Mensch im Fokus der Betrachtung, son-dern auch die Pflegenden, Betreuer, Ärzte und administrativ Beschäftigten fühlen sich wegen der Beanspruchung (z. B.: pflegerisch, organisatorisch, Pflegedokumentation u.a.m.) physisch und psychisch überfordert bzw. nicht anerkannt.

Das Folgekapitel acht beinhaltet die Ergebnisse einer Exkursion in ein Ge-meinwesen (Bad Sassendorf), welches aktuell, gem. der Prognosen des Sta-tistischen Bundesamtes, schon im Jahr 2030 lebt. Die Darstellung der von Bad Sassendorf vorbildlich initiierten Maßnahmen zur Beeinflussung der de-mografischen Entwicklung wird ergänzt durch die Beschreibung von bevölke-rungsrelevanten Strategien in einigen exemplarisch ausgesuchten Städten bzw. eines Landkreises (s. Abschn. 8.2, S. 246). Diese Gegenüberstellungen zeigen, dass es nicht einen für alle demografischen Auswirkungen gleicher-maßen wirkenden Lösungsweg gibt, sondern mannigfaltige individuelle und kreative Lösungsmaßnahmen zur Beeinflussung der demografischen Entwick-lungstendenzen erforderlich sind. Den Schlussteil bilden die Kapitel neun und zehn. In diesen werden einige der z. Zt. in der Testphase befindlichen Techni-ken (z. B. Roboter), Pflegeorganisationen als auch mechanische Hilfsmittel vorgestellt.

Diese Kapitel beschreiben somit die zukünftige Altenbetreuung im Kontext mit dem Einsatz moderner Techniken und Organisationsformen. Abschließend versuchte der Autor eine Vision von dem drohenden Horrorszenarium in der Versorgung der Alten zu zeichnen. Er stellt die Frage nach der Gleichheit der Menschen, wobei diese Entwicklung auch als ein „Spiegel“ der vom Gemein-wesen „installierten“ Strukturen im Umgang mit den Alten gesehen werden

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kann und somit vermeidbar bzw. zumindest korrigierbar ist. Die Ausrede der Unwissenheit verliert somit ihre Wirkung.

1 Lehr, Ursula (2004): Der Demographische Wandel - Immer mehr Menschen erreichen ein immer höheres Alter, vom 15.06.2004, S. 11.

2 In einem Spiegel-Artikel zum Thema „Krieg der Generationen“ stellte der Sozialpolitiker Karl Lauterbach (SPD) fest: “Die Rentner sind die einzige Bevölkerungsgruppe, bei der die Politik in den letzten Jahren immer wieder gekürzt hat.“ (Der Spiegel 16/2008 – 14. April 2008, S. 20).

3 Kuratorium Deutsche Altershilfe (2005b): Forum Seniorenarbeit NRW. Themenschwerpunkt 4/2005.

Altersdiskriminierung – (k)ein Thema!?. S. 8.

4 Eine Verhaltensweise die auch heute, allerdings auf höherem Niveau, festzustellen ist. Ging es in der Nachkriegszeit um die bessere Ausgestaltung und Sicherung der Grundbedürfnisse, so ist heute den Printmedien zu entnehmen, dass die Eltern trotz sinkender Realeinkommen an ihren Kindern zuletzt sparen. So erhöhten sich das Taschengeld (Ø 27,- €/Kind/Monat) und die Geldgeschenke innerhalb von zwei Jahren um 17 Prozent. Die Hälfte aller 10 – 13 Jährigen (über 1,6 Mio.) besitzen ein Mobil-telefon (Kosten: Ø 11,- €/Monat) und erhalten zum Geburtstag Bares statt Sachgeschenken. Das Sparguthaben stieg in den letzten zwei Jahren um 25 Prozent auf 3,7 Milliarden € an. Als Sparziele gelten geschlechtsneutral das Handy und das Spielzeug, bei den Mädchen Kleidung und Ferienla-ger, bei den Jungen das Fahrrad und Videogames. Die nach einer Studie des Edmont-Ehapa-Verlags ermittelte „Finanzpower“ für 2004 beträgt 989,- € (800,- € im Jahr 2002) je Kind und sum-miert sich zu einem Finanzpotenzial von 6,03 Milliarden € in Deutschland (Solms-Braunfelser vom 06. Juli 2004, S. 5). Diese Entwicklung wird auch als „Wohlstandsverwahrlosung“ bezeichnet.

5 Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf ein Lehrgeld verzichtet und mit dem Berufsbildungsge-setz (BBiG) im Jahr 1969 die Zahlung einer Ausbildungsvergütung geBerufsbildungsge-setzliche Pflicht.

(http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ausbildungsverg%C3%BCtung&oldid=60936867

6 Lehr, Ursula, (2003): Die Jugend von gestern – und die Senioren von morgen, S. 3.

7 Zu dieser Thematik passt das Ergebnis einer Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie aus dem Jahre 2009 zum Umgang der Eltern mit ihren Kindern (Generationen-Barometer). Danach stell-ten die Statistiker fest, dass der Nachwuchs kaum durch körperliche Strafen, aber stattdessen durch vermehrte Diskussionen erzogen wird. Kinder stellen heute mehr denn je den familiären Mittelpunkt dar.

Dies wird auch an den Verschiebungen der gestrigen (60-Jährige) und heutigen (16 – 30-Jährige) Erziehungsziele ersichtlich:

Eigenschaften Gestern (%) Heute (%) Selbstvertrauen 42 89 Entfaltung der Persönlichkeit 35 78

Durchsetzungsvermögen 42 71

Wissensdurst 37 68

Pünktlichkeit 78 68

Gefühle zeigen 28 67

Sparsamkeit 77 67

Fleiß 73 64

Mut 29 58

Anpassungsfähigkeit 64 38

Bescheidenheit 43 25

(Solms-Braunfelser, 09.04.2009, S. 6)

8 Diskriminierung, direkte / unmittelbare

Hierunter subsumiert sich die Benachteiligung von Menschen durch herabwürdigende Äußerungen, durch Ausgrenzungen bis zu physischen Angriffen. Gemäß den EU-Richtlinien zur Bekämpfung von Diskriminierung ist eine unmittelbare Diskriminierung dann gegeben, wenn eine Person in einer ver-gleichbaren Situation eine weniger günstige Behandlung erfährt als eine andere Person.

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Diskriminierung, institutionelle / strukturelle

Das Merkmal dieser Diskriminierungsform sind die durch formale Rechte, im alltäglichen Ablauf und in Programmen und Routinen begründeten Ungleichbehandlungen durch grundlegende gesellschaft-liche Institutionen (z. B. Bildungsbereich, Arbeits- und Wohnungsmarkt).

Diskriminierung, mittelbare

Diese in den EU-Richtlinien zur Gleichbehandlung aufgenommene Diskriminierungsform definiert, dass eine solche dann vorliegt, wenn dem Anschein nach neutrale Vorschriften oder Verfahren be-stimmte Personen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, ihres Alters oder ihrer sexuellen Ausrichtung benachteiligt werden.

Diskriminierung, mehrfache

Dieser Begriff zeigt an, dass Personen nicht nur eindimensional, sondern durch mehrere Merkmale bzw. die Zugehörigkeit zu mehr als einer Minderheit geprägt sein können (z. B. Frauen oder alle Menschen mit Behinderung, ein homosexueller muslimischer Migrant, u.a.m.).

(Glossar – Begriffe aus dem Themenspektrum Vorurteile und Diskriminierung, S. 2 f.)

9 Diskriminierung, soziale

Diese Form der Diskriminierung wird von der Gesellschaft abhängig vom Grad der Einflussnahmen durch den Betroffenen bewertet. Akzeptabel erscheinen die Faktoren, die durch das Individuum be-einflussbar sind (z. B. Zugangsberechtigung zu Bildungseinrichtungen, Einkommenssituation, sozia-les Verhalten u. ä.). Nicht toleriert sind Benachteiligungen aufgrund von Fakten und Ursachen, die individuell nicht beeinflussbar sind (z. B.: Ethnie, Geschlecht, Behinderung, Alter u. ä.).

10 Wie facettenreich die Diskriminierungsproblematik ist, wird an der Tatsache deutlich, dass es auch eine sog. „positive Diskriminierung“ (affirmative action oder positive action) gibt. Hierzu zählen al-tersbedingte Vergünstigungen (z. B.: Fahrpreisermäßigungen, reduzierte Eintrittspreise u.a.m.). Die Europäische Seniorenorganisation AGE* definiert die positive Diskriminierung als eine Maßnahme, älteren Menschen die gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, und gibt jedoch zu bedenken, ob und inwieweit das Alter ein zutreffendes Auswahlkriterium z. B. bei finanziellen Vergünstigungen darstellt. Das Alter allein gewährt keinen Einblick in die ökonomische Situation von Menschen.

* AGE – die Europäische Plattform für ältere Menschen, Bruxelles / Belgien.

11 http://www.taz.de//index.php?id=archivseite&dig=2004/07/30/a0183

12 Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.)(2005a): Alter – kein Hinderungsgrund. Wege aus der Altersdiskriminierung. S. 9. Köln.

13 Der Spiegel 16/2008 – 14. April 2008, S. 20

14 Die Welt vom 11. April 2008: Die Älteren wollen jetzt Kasse machen.

15 Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (Hrsg.)(2006): Diskussionspapier der BDA.

Mehr Beschäftigung für ältere Arbeitnehmer, vom Februar 2006. S. 9. Berlin.

16 Arbeitsgericht Marburg, Gutenbergstr. 29A

17 Lehr, Ursula (2007): Psychologie des Alterns. 11. Aufl. S. 211. Wiebelsheim: Quelle & Meyer.

18 Ebenda

19 Ebenda

20 http://de.wikipedia.org/wiki/Altersdiskriminierung

21 Bergmann, Christine (1999): Rede vor der 54. Generalversammlung der UN in New York und http://de.wikipedia.org/wiki/Altersdiskriminierung

22 Siems, Dorothea (2008): Die Älteren wollen jetzt Kasse machen. In: WELT-ONLINE vom 11. April 2008. (http://www.welt.de/politik/article1891916/Die_Aelteren_wollen_jetzt_Kasse_machen.html - - Stand: 18.09.2009)

23 Unter dem Begriff Makroebene (ex-ante) subsumiert der Verfasser alle den Einzelnen oder der Gesamtheit der Individuen bzw. der Gesellschaft aufoktroyierten Transformationsvorgaben (z. B.:

ökonomische, gesetzliche, rechtliche, eigenstaatliche bzw. internationale o. ä. Faktoren).

24 Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ausgabe FAZ.NET. vom 12.01.2005 - Befragt wurden 40.000 Männer und Frauen im Alter von 18 – 49 Jahren.

25 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Januar 2005.

26 Nave-Herz, Rosemarie (1988): Kinderlose Ehen.

27 Schneewind, Klaus A. (1995): Bewusste Kinderlosigkeit: Subjektive Begründungsfaktoren bei jungverheirateten Paaren.

28 Böhmert, Joachim (2006): Deutschland – ein Auswanderungsland? S. 12.

29 Schäuble, Wolfgang (2006): Die Folgen des demografischen Wandels aus der Perspektive des Bundes. Rede des Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble beim 2. Demografiegipfel des Freistaates Sachsen am 8. November 2006 in Dresden.(http://www.demografie.sachsen.de/download /demografiegipfel2_schaeuble_pdf - Stand: 02.07.2009)

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30 Deutscher Bundestag (14. Wahlperiode), Bt-Drs.14/8800 (2002b): Schlussbericht der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel – Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik“ vom 28.03.2002, Berlin: Presse- und Informationsamt der Bundes-regierung.

31 Diese Dokumentation, auch als „Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik“

bezeichnet, wird von der Bundesregierung einmal innerhalb einer Legislaturperiode veröffentlicht und behandelt jeweils Schwerpunktthemen.

Der Erste Altenbericht erschien im Jahr 1993 (Bt-Drs. 12/5397)* unter dem Titel „Die Lebenssituati-on älterer Menschen in Deutschland.“ Initiator dieses Berichtes war die Bundesministerin für Familie und Jugend, Ursula Lehr.

Der Zweite Altenbericht aus 1998 behandelt das Thema „Wohnen im Alter“ (Bt-Drs. 13/9750).

Mit dem Thema „Alter und Gesellschaft“ erschien im Jahr 2001 der Dritte Bericht zur Lage der älte-ren Generation (Bt-Drs. 14/5322).

Der Vierte Altenbericht hat den Titel „Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger – unter besonderer Berücksichtigung demenzieller Erkrankung“ (Bt-Drs. 14/8822).

Der Fünfte Bericht behandelt das Thema „Potentiale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft – Der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der Generationen.“ Dieser wurde am 30. August 2005 der Bundesministerin Renate Schmidt von der Kommission überreicht.

Die Berichte werden von einer multidisziplinären Kommission, bestehend aus Soziologen, Psycho-logen, GerontoPsycho-logen, Wirtschafts-, Sozial- sowie Technikwissenschaftlern erstellt und dem Bundes-ministerium für Familie, Senioren und Jugend (BMFSFJ), zur Vorlage im Parlament übergeben.

Der bis 2010 zu fertigende Sechste Altenbericht trägt den Titel „Altersbilder in der Gesellschaft“.

*Bundestags-Drucksache

32 Mayer, Karl-Ulrich: Anmerkung zu dem Buch von Meinhard Miegel und Stefanie Wahl: Das Ende des Individualismus. In: Friedrich Ebert-Stiftung. Digitale Bibliothek (http://library.fes .de/fulltext/

asfo /00224006.htm - Stand 28.09.2009).

33 Tichy, Roland und Andrea (2003): Die Pyramide steht Kopf. Die Wirtschaft in der Altersfalle und wie sie ihr entkommt, S. 90.

34 Lehr, Ursula (2007): Psychologie des Alterns. 11. Aufl. S. 74.

35 Zum Teileaspekt der Literatur- und Quellenangaben weist der Verfasser darauf hin, dass diese aus redaktionellen Gründen wie folgt gegliedert sind:

A) Allgemeine Literatur- und Quellenangaben (soweit verfügbar mit Internet-Adresse).

B) Quellen, die ausschließlich per Internet auffindbar waren/sind.

C) Amtliche Quellen (EU, Bund, Land, Kommune, Ministerien, Gerichte u.a.m.) D) Ungedruckte Quellen (vertrauliche Informationen).

36 Mit 31 % aller Beschwerden nimmt die „Arbeit“ den Spitzenplatz in der Beschwerdeskala ein (s. Abb.

16, S. 112).

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