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Arnolds Weg bis zu der UKKH

Im Dokument Luther-Rezeption bei Gottfried Arnold (Seite 62-67)

III. Lutherbild in der Unparteiische Kirchen- und Ketzer-Historie

1. Die lebensgeschichtliche Wandlung Gottfried Arnolds

1.3 Arnolds Weg bis zu der UKKH

Während seines ersten Aufenthaltes in Quedlinburg wurde Arnold zwar von dem spiritualistischen separatistischen Kreis tief beeinflusst, jedoch bekannte es sich selbst noch nicht zum Separatismus. In dieser Zeit beschäftigte sich Arnold vielmehr intensiv mit dem Urchristentum.

Schon in seiner im September 1693 erschienenen Schrift Von den Bruder und Schwesternamen der ersten Christen337 schilderte Arnold die enge Verbundenheit der ersten Christen als Bruder und Schwestern. Auffallend ist es hier, dass Arnold „auf die Wichtigkeit des auf der Wiedergeburt fußenden allgemeinen Priestertums der Gläubigen“338 drängte. Auch gewann Arnold durch die deutsche Übersetzung der Clementis und Barnabae Sendschreiben (1695)339 den Eindruck, dass „die Ältesten der Gemeinden sich um die Zucht kümmern“340. Die Schrift Erstes Martertum (1695)341 handelte auch von der Wiederherstellung der Kirche im Sinne des Urchristentums. In der Schrift Fratrum sorormque appellatio (1696)342 als Gesamtausgabe des schon 1693 erschienen Teildrucks Von den Bruder und Schwesternamen der ersten Christen konzentrierte sich Arnold auf „das Konzept des Frühkommunismus im Urchristentum als idealer christlicher Lebensform“343 .

Diese Vorstudien Arnolds über das Urchristentum sind zwar inhaltlich nicht sehr ergiebig. Sie zeigen aber, dass Arnold sich weiter intensiv dem Studium der alten Kirchengeschichte widmete. Es folgte Arnolds erstes großes Werk Die erste Liebe, das ist: wahre Abbildung der ersten Christen (1696)344, ein Gegenentwurf zu William Caves' Primitive Christianity (1673)345, einer Selbstrechtfertigung der anglikanischen

336 HANSSCHNEIDER, Der radikale Pietismus im 17. Jahrhundert, in: GdP, Bd. I, S. 412.

337 HANS SCHNEIDER, Daten zur Biographie Gottfried Arnolds, in: Gottfried Arnold. Mit einer Bibliographie der Arnold-Literatur ab 1714 (Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 61), hg. von DIETRICH

BLAUFUß und FRIEDRICHNIEWÖHNER, Wiesbaden 1995, S. 411; Vgl. Dünnhaupt zu Nr. 7.1.

338 FRIEDRICHWILHELMKANTZENBACH, Gottfried Arnold, in: MARTINGRESCHAT(Hg.), Gestalten der Kirchengeschichte, 7: Orthodoxie und Pietismus, Stuttgart 1982, S. 264; ROBERT STUPPERICH, [Art.]

„Bruderschaften / Schwesternschaften / Kommunitäten“, in: TRE 7 (1981), S. 203.

339 Dünnhaupt Nr. 4.1

340 FRIEDRICHWILHELMKANTZENBACH, Gottfried Arnolds Weg zur Kirchen- und Ketzerhistorie 1699, in:

JHKGV 26 (1975), S. 208.

341 Dünnhaupt Nr. 5.1

342 Dünnhaupt Nr. 7.1

343 Dünnhaupt Nr. 7.1. S. 321.

344 Dünnhaupt Nr. 6.1

345William Cave (1637-1713) war Pfarrer in Londoner Vorortgemeinden, die ihm reichlich Zeit für

Kirche.

In der Ersten Liebe galt Arnolds Interesse nicht so sehr der chronologischen und objektiven Geschichtserzählung, sondern der „Beschreibung von Frömmigkeit als Lebenspraxis“ 346 . Sein entschieden praktisches Darstellungsmotiv war die Wiederherstellung der ursprünglichen christlichen Glaubenseinfalt, der verlassenen

‚ersten Liebe‘ (vgl. Off. 2,4): „Ob nun wohl dieses nicht alleine einesHistorici gemeine Pflicht ist / sondern auch vornehmlich dessen / der die alten Kirchen=Geschichte untersuchet / daß er sonderlich die jenigen Sachen daraus vorstelle / welche der gegenwärtigen Zeit zur Nachfolge dienen können; so erstrecket sich doch nicht die Absicht dieser Schreib=Art so weit / viel weniger das Vermögen / daß er jemanden wider Willen etwas davon auffdringen könte. Sie überlässet vielmehr alles und jedes dem Urteil und der Weisheit eines erleuchteten Hertzens / welches voller göttlicher Furcht und Scheu ist / keiner von GOtt kommenden Wahrheit zu widersprechen / und hingegen offen stehet / derselben ohne Ausnahme in Einfalt zu folgen“347. Arnold hielt es also für die Pflicht des Kirchenhistorikers, zur Nachahmung der ersten Christen aufzurufen.

Nach Arnolds Meinung war die ‚erste Liebe‘ in der Urgemeinde lebendig. Die ersten Christen der Urgemeinde besaßen die Glaubenseinfalt des wahren Glaubens. Der wahre Glaube ist durch die wahre Bekehrung möglich348, die durch die Sündenerkenntnis den Menschen von sich und der Welt zur Umkehr zu Gott führt.349 Solche Bekehrung bedeutet Arnold zufolge die Abkehr von sich selbst und Verleugnung der Welt.350 Diese Bekehrung aber geschieht durch Erleuchtung durch den Heiligen Geist, der im Menschen Sündenerkenntnis, rechtfertigenden Glauben und Früchte eines neuen Lebens

seine patristischen Studien ließen. Er führte die glänzende Tradition der Kirche von England auf diesem Gebiet auf den Gipfel, besonders als Kenner des Frühchristentums. Gottfried Arnold befand sich stofflich in Abhängigkeit, theologisch im Widerspruch zu ihm, vor allem zu seiner Kanonisierung des konstantinischen Zeitalters und seiner naiven Gleichsetzung der altkirchlichen mit der anglikanischen Kirchenverfassung. Seine schriftstellerische Kunst lag in der Zeichnung eines eindrucksvollen Gesamtbildes auf gründlicher Quellenkenntnis. Vgl. MARTIN SCHMIDT, [Art.] „Cave, William“, in:

3RGG, Bd. 1, Sp. 1628-1629.

346 HANSSCHNEIDER, Nachwort, in: HANSSCHNEIDER (Hg.) Gottfried Arnold. Die Erste Liebe (Kleine Texte des Pietismus 5), Leipzig 2002, S. 194.

347 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, Vorrede an den Unpartheyischen Leser, Abschnitt III, S. 3.

348 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, I, 1, 1, S. 1.

349 Arnold ist der Meinung, dass die Sündenerkenntnis durch das Gesetz möglich ist. Das Entsetzen vor dem Zorn und Gericht Gottes zerschlägt das hochmütige Herz: „Wo alsoeine gründliche Erkäntnis des Sünden gewircket war, da fieng die Seele an den Zorn des Gerechten GOttes zu fühlen und sich vor seinen Gerichten hertzlich zu entsetzen. Dieses zerschlug das harte hochmüthige Hertze / durch die Erinnerung so vielerund grosser Boßheit / der unzehligen Wolthaten seines Schöpffers / und der schröcklichen Drohungen seiner Gerechtigkeit.“ (Die erste Liebe, I, 1, 7, S. 3).

350 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, I, 1, 3, S. 2. „Jn Betrachtung dessen beschrieben sie ihre und anderer Hertzen Veränderung und Bekehrung aus dem Nahmen / daß es ein Abwendung von sich selbst und der Welt / und eine Umkehrung zu GOtt sey.“

schafft. Der im Menschen innewohnende Geist Gottes bewirkt den Gehorsam gegen Gottes Wort und sein Gebot in lebendigem, tätigem Glauben und Vermeidung von Sünden. Es vollzieht sich ein Wachsen vor allem unter Kreuz und Verfolgung. Der Weg, den die ersten Christen gegangen sind, war der Weg des Kreuzes. Wenn man zur Idealform der Urgemeinde zurückfinden will, so muss man den Weg des Kreuzes gehen:

„Hätten sie einen andern / ausser dem Weg des Creutzes / vor seelig erkannt / sie würden ihn erwehlet und ihren Nachfolgern nicht verschwiegen haben.“351 Dieses Wachsen zielt auf die Herwiederbringung des verlorenen göttlichen Ebenbildes, die die allerseligste und wichtigste Frucht des wahren Christentums ist.352

Für Arnold war die Urgemeinde eine vom Heiligen Geist begabte und märtyrerbereite reine Christengemeinde, die aber durch die Konstantinische Wende und die damit aufkommende hierarische Staatskirche mit ihrem Zwang zu Dogma und reglementiertem Kult korrumpiert wurde.353 Damit stellt Arnold der gegenwärtigen Kirche das Urchristentum als Idealbild gegenüber.

Hier muss Arnolds Vergleich zwischen den ersten Christen und Luther kurz erwähnt werden. In der ersten Liebe gibt es keine Äußerungen über Luther. Jedoch spielen die ersten Christen als Vorbild eine Rolle für Arnolds Lutherdarstellung.

Die ersten Christen lebten Arnold zufolge unter dem Kreuz354. Der Zustand der Urgemeinde unter dem Kreuz aber war der reinste, glückseligste, vortrefflichste355, ein herrlicher Zustand356. Arnold ist der Ansicht, dass „der beste und vortreflichste Zustand der Gemeinen unter Creutz und Leiden gewesen“357 ist. Die Urgemeinde ist von Anfang an eine Gemeinde unter Kreuz und Verfolgung.

Für Arnold sind Kreuz und Verfolgung ein formales Prinzip der Wiedergeburt358. Unter dem Kreuz vollzieht sich ein Wachstum des Wiedergeborenen zu vollkommener Reife:

351 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, Zuschrifft.

352 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, I, 19, 1, S. 131. „Die allerseeligste und vornehmste Frucht des wahren Christenthums ist die Herwiederbringung des ver=lohrenen göttl. Ebenbildes. So saffen es eini=ge sehr kurz: Das Christenthum ist die Nachfolge der göttl. Natur.“

353 Vgl. HANSSCHNEIDER, Nachwort, in: HANS SCHNEIDER (Hg.) Gottfried Arnold. Die Erste Liebe (Kleine Texte des Pietismus 5), Leipzig 2002, S. 190f.

354 Diesen Punkt kann man schon im Titel des ersten Kapitels derersten LiebeArnolds finden: „Von dem besten Zustand der ersten Gemeinen unter dem Creutz“.

355 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, VIII, I, 16, S. 198.

356 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, VIII, II, 16, S. 199.

357 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, VIII, I, 2, S. 190.

358 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, I, IV, 6, S. 518f. „Eher könnte keine Seele zu dem wahren Himmlischen und zur völligen Gemeinschaft des H. Geistes gelangen / biß sie so viele Kämpffe und Proben und Versuchungen ausgestanden hatte. Dadurch sie erst zum geistl. Wachsthum gelangete / und das Maß erreichte von denen unordentlichen Bewegungen ihres Hertzens loß zu werden“.

„Denn sie sahen vor allen Dingen auf den innerlichen Wachsthum / den ihr neuer Mensch bey gemeinen und sonderbaren Trübsalen in der That überkam“359. Die ersten Christen standen zwar äußerlich unter Kreuz und Verfolgungen, aber sie lebten in innerer, unsichtbarer Seligkeit in ihrer Wiedergeburt. Das innere Wachstum der Christen unter dem Kreuz führte zu einem tatvollen Glauben. Nachfolge unter dem Kreuz bedeckt Verfolgung und Schmach und damit Teilhabe an Christus und an der Gottseligkeit. Die Gabe der Welt ist äußere Ruhe, womit aber die Gottseligkeit geht verloren360. Die „äusserliche Ruhe / Glückseligkeit und Pracht“361 der konstantinischen Zeit war „nichts weniger als glücklich und ruhig“362.

Dieser Gedanke Arnolds lässt sich direkt auf den frühen Luther anwenden. Der frühe Luther stand unter Verfolgung durch die päpstlichen Feinde. Wie schon bei den frühen Christen so war es auch bei Luther die Verfolgung durch geistliche und weltliche Autoritäten, die ihn stark machte. Wie die christliche Gemeinde unter und nach Konstantin vom rechten Glauben abgefallen war, hatte auch Luther durch das Bündnis mit der Obrigkeit, äußerlich Ruhe gefunden, aber zugleich begann der Verfall der Reformation. Die Lutherdarstellung in der UKKH folgt diesem Schema, wie diese Untersuchung zeigen wird.

Mit dieser ersten Liebe erwies sich Arnold als profunder Kenner der patristischen Quellen. Dieses Werk fand auch bei den kirchlichen und radikalen Pietisten aller Richtungen einen starken Anklang, weil Arnold in diesem Werk aufgrund der patristischen Quellenuntersuchung „die wissenschaftliche Basis für das pietistische Ideal der Rückkehr zum Urchristentum“363 legte.

Neben der ersten Liebe beschäftigte sich Arnold im gleichen Jahr (1696) auch mit der altchristlichen Mystik. Arnolds innere Nähe zur altchristlichen Mystik zeigte sich in die Übersetzung und Herausgabe der Homilien des Macarius (1696). Er übersetzte und veröffentlichte erstmals in deutscher Sprache die 50 Homilien, die unter dem Namen

359 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, VIII, I, 7, S. 193. Vgl. Erich Seeberg, Gottfried Arnold, S. 151.

„Die Wiedergeburt ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein stufenweis fortschreitender Prozeß, ein Wachstum aus der Kindheit über die Jünglingsjahre in die vollkommene Mannheit hinein. Dies Wachsen

… vollzieht sich zumeist im Leiden, in den mannigfachen Prüfungen, in denen Gott die Seinen unter dem Kreuz läutert und prüft“.

360 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, VIII, I, 15, S. 197. „So war es mit den ersten Gemeinen unter den heydnischen Käysern in die 300. Jahre nach Christi Gebuhrt bewandt / daß sie von keiner äusserlichen Glückseligkeit zu sagen wusten / und gleichwol an der inwendigen und unsichtbaren Seeligkeit desto mehr genossen“.

361 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, VIII, I, 2, S. 191.

362 GOTTFRIEDARNOLD, Die erste Liebe, VIII, I, 2, S. 191.

363 Dünnhaupt Nr. 6.1

des ägyptischen Wüstenmönchs Makarios tradiert wurden und ein mystisch-asketisches Christentum propagierten. Während es bei Arnold in der ersten Liebe um die Wiedererlangung des göttlichen Ebenbildes ging, fand Arnold ein solches Beispiel im altchristlichen Mystiker Macarius. Nach Arnolds Meinung redete Macarius „von der Herwieder- bringung des göttlichen Bildes und der unaussprechlichen Vereinigung mit Gott“364. Das Gedankengut dieser 50 Homilien hat Arnold bis zum Ende seines Lebens begleitet365.

Auf Grund der ersten Liebe wurde Arnold von Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt auf eine Professorenstelle am Lehrstuhl für Geschichte in Gießen berufen.

Die Universität Gießen wurde damals von Pietisten erobert, die nun ungehindert Speners Reformvorschläge in Universität und Kirche abzusichern suchten. Einer der führenden Männer im Sieg über die Orthodoxie war Johann Christopher Bielefeld366. Es bestand Kontakt zwischen Bielefeld und den Quedlinburger Pietisten um den Hofdiakon Johann Heinrich Sprögel, dessen Schwiegersohn Arnold später wurde. Arnold lehnte zunächst den Ruf nach Gießen ab, wahrscheinlich wegen der vorangehenden sondierenden Anfragen der Gießener Pietisten.367 Aber die Argumente seiner Freunde bewogen ihn, die Berufung anzunehmen. Also nahm Arnold am 2. September 1697 seine Lehrtätigkeit auf368. Aber schon Ende März 1698 legte er die Professur nieder und kehrte wieder nach Quedlinburg (1698-1701) zurück369, weil er das „verweltlichte akademische Leben“370 in der Gießener Zeit zunehmend als Anfechtung empfand.

Arnolds innere Verfassung findet man in dem Offenherzigen Bekenntnis (1698)371, mit dem er seinen Rücktritt von der Professur und seine Resignation begründet hat.

ImOffenherzigen Bekenntnis beschreibt Arnold den Zustand seiner innerlich bedrängten Seele. Er spricht mehrfach von seiner ‚Herzensangst‘, von der Liebe Christi, die ihn

„durch einen verborgenen Liebes-zwang bey ihr zu bleiben“372 nötigte. Um ein von der Welt „unbeflecktes hertz“ zu behalten, fordert der Herr „von den seinigen.., außzugehen,

364 TRÄUGOTTSTÄHLIN, Gottfried Arnolds geistliche Dichtung, Göttingen 1966, S. 37.

365 A.a.O., S. 36-38.

366 HANSSCHNEIDER, Gottfried Arnold in Gießen, in: Gottfried Arnold. Mit einer Bibliographie der Arnold-Literatur ab 1714 (Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 61), hg. von DIETRICH BLAUFUß und FRIEDRICHNIEWÖHNER, Wiesbaden 1995, S. 270. Anm. 21.

367 A.a.O., S. 273.

368 A.a.O., S. 277.

369 HANSSCHNEIDER, Der radikale Pietismus im 17. Jahrhundert, in: GdP, Bd. I, S. 412.

370 A.a.O., S. 413.

371 GOTTFRIEDARNOLD, Godfrid Arnolds Offenhertzige Bekandtnuß, Welche Bey unlängst geschehener Verlassung Seines Academischen Ampts abgeleget worden, o.O., gedruckt im Jahr Christi 1699.

372 GOTTFRIEDARNOLD, Godfrid Arnolds Offenhertzige Bekandtnuß, §13, S. 8.

sich abzusondern und kein unreines anzurühren“373. Natürlich schloss das auch die Erkenntnis des allgemeinen Verfalls der Kirche mit ein.374 Zum Pfarramt fühlte er sich untüchtig. Als Ausweg erschien ihm in dieser Situation die Arbeit an der Kirchengeschichte in einem abgeschiedenen Leben.375

Arnolds Gießener Zeit wird als ein wichtiges Kapitel seiner theologischen Entwicklung betrachtet. Laut Hans Schneider wurde in dieser Zeit die Grundlage für die theologische Entwicklung Arnolds gelegt. Es zeigte sich deutlich, dass die UKKH „den vorläufigen Endpunkt für die persönliche Entwicklung“376 Arnolds bildete.

Nach seiner Rückkehr nach Quedlinburg ging Arnold nicht mehr zur Beichte und zum Abendmahl377. Auch verzichtete er bewusst auf das Pfarramt und den Ehestand378. Arnold beschäftigte sich mit der Arbeit an der Kirchengeschichte in einem zurückgezogenen Leben in Quedlinburg. Die daraus resultierende Arbeit an der Kirchengeschichte war die Vollendung der UKKH und ihre Veröffentlichung. Die UKKH erschien also auf dem Höhepunkt der radikalen Entwicklung von Gottfried Arnold.

Im Dokument Luther-Rezeption bei Gottfried Arnold (Seite 62-67)