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4 Situationsanalyse der Direktvermarktung im Main-Taunus-Kreis

7.1 Die Arbeit der Moderatorin

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• mehr Verständnis und eine gezielte Unterstützung der Teilnehmer in ihrer Entwicklung zu erwirken und

• die Effektivität bei der Gründung eines Arbeitskreises zu verbessern.

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Entscheidungen über die Gruppe hinweg trifft. In der Arbeit war aber eine Teilnehmerorientierung angestrebt; das bedeutet: die Teilnehmer entscheiden mit über die Arbeitsweise. Ihre Entscheidung sollte dann auch, wie hier, akzeptiert werden.

Der Schwerpunkt im Balance-Dreieck wurde sehr stark vom Thema beeinflusst. In den ersten drei Arbeitskreistreffen lag der Schwerpunkt beim WIR und ES. Das WIR wurde von der Moderatorin sehr stark vertreten, die Teilnehmer arbeiteten vermehrt am Thema (ES). Die folgenden drei Treffen dominierte das ES. In dieser Zeit wurde das Logo des Arbeitskreises entworfen. Um das Thema zu bearbeiten, wurde von der Moderatorin eine starke strukturgebende Arbeit verlangt. In dieser Zeit konnte sie weniger auf das WIR eingehen. Das WIR seitens der Teilnehmer eingebracht, trat dann wieder in den Vordergrund, als es um die weitere Moderation oder Leitung des Arbeitskreises ging.

Darauf folgend fanden zwei Treffen statt, die wiederum das ES stark betonten, da es um die Planung und Gestaltung von zwei Märkten ging, an denen sich die Direktvermarkter beteiligen wollten. Bevor die Moderation von den Teilnehmern übernommen wurde, lag der Schwerpunkt auf dem WIR und dem ES, denn es ging darum, wie die Teilnehmer gemeinsam weiter arbeiten werden. Wie stark das ICH vertreten war und das Umfeld gewirkt hat, konnte die Moderatorin nicht festlegen.

Die Auswertung mittels Nachbereitung durch einen Fragebogen - wie in Kapitel 3.2.3 dargestellt - geht nicht darauf ein, ob im Treffen ein Gleichgewicht zwischen ICH, ES und WIR aufgebaut wurde. Es wird lediglich der Schwerpunkt angegeben. Aber gerade das Gleichgewicht zeigt auf, ob zielorientiert gearbeitet wurde.

Die Teilnehmerbeobachtung setzt sich aus zwei Punkten zusammen – der Beobachtung und der Hypothese der Ursachen. Es werden hier nicht die einzelnen Arbeitskreistreffen vorgestellt, sondern Teilnehmertypen, der Bereich Teilnahme an den Sitzungen und der Diskussionsverlauf.

1. Teilnehmertypen

Es gab unterschiedliche Teilnehmertypen im Arbeitskreis. Die Interessierten, arbeiteten bei Diskussionen mit, erledigten Hausaufgaben, um den Arbeitskreis voran zu bringen und unterstützten die Arbeit dadurch, dass sie andere Teilnehmer aufforderten beim Thema zu bleiben.

Unruhestifter brachten den Arbeitskreis in seiner Entwicklung voran, denn die Teilnehmer mussten lernen, mit schwierigen Situationen umzugehen. Es war nicht immer nur gute Laune bei den Arbeitskreissitzungen gefragt. Unruhestifter waren sehr lautstark und neigten zu unkontrollierten Gefühlsausbrüchen. Häufig wollten sie sich dadurch profilieren und in den Mittelpunkt der Arbeit rücken. Sie unterstützten, dass sich die Konfliktfähigkeit der Gruppe vergrößerte und Auseinandersetzungen nicht dazu beitrugen, dass Teilnehmer gleich aus dem Arbeitskreis aussteigen wollten.

Der Ideengeber arbeitete nicht gerne an einem Thema – sprang viel hin und her in der Themenarbeit. Ständig fielen ihm neue Themen ein, die sofort in den Arbeitskreis hineingegeben wurden. Häufig hatten die Ideengeber ein sehr starkes Interesse an der Arbeit, gingen aber nicht strukturiert vor. In ihren Augen kam die

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Arbeit häufig nicht schnell genug voran. Grund dafür könnte sein, dass Diskussionen nicht so sehr als Arbeit anerkannt wurden wie Arbeit mit den Händen. So war für die Teilnehmer nicht leicht zu erkennen, was erarbeitet wurde.

2. Teilnahme an den Arbeitskreissitzungen

Die Teilnahme war vom Thema und dem Interesse der Teilnehmer daran abhängig, aber auch davon, wie schwierig es zu bearbeiten war. Fühlten sich die Teilnehmer überfordert, kamen sie nicht zu den Treffen. Auch die Jahreszeit hatte Auswirkungen auf die Teilnahme. Fiel auf den Betrieben mehr Arbeit an, kamen weniger zu den Sitzungen. Dies galt vor allem für den Beginn der Arbeitskreissitzungen. Als sich die Gruppe etabliert hatte, erkannten die Teilnehmer, welche Vorteile der Arbeitskreis ihnen brachte. Die Zeit war dann kein wichtiger Faktor mehr. Nach einigen Arbeitskreistreffen und gemeinsam erzielten Erfolgen, stieg auch die Verbundenheit zum Arbeitskreis; Teilnehmer begannen sich abzumelden, wenn sie keine Zeit hatten.

3. Diskussionsverlauf

Diskussionen verliefen zum Teil sehr lebhaft oder auch sehr schleppend.

Schleppend wurden sie, wenn die Teilnehmerzahl sehr klein war und die anwesenden Teilnehmer eher ruhiger waren. Auch das Thema trug dazu bei, wie die Diskussionen verliefen. Themen, die den Teilnehmern nicht ganz unbekannt waren, mit denen sie sich bereits auseinandergesetzt hatten, förderten den Diskussionsverlauf. Jeder wollte seine Meinung sagen. Es kam dann häufiger vor, dass sich die Teilnehmer ins Wort fielen. Eine gezieltere Einführung und Pflege von Gesprächsregeln kann den Verlauf von Diskussionen im Laufe der Arbeit verbessern. In diesem Projekt hätte die Moderatorin noch mehr auf die Einhaltung von Gesprächsregeln achten müssen.

Die Befindlichkeit der Moderatorin nach den Treffen war sehr unterschiedlich. Es konnte vorkommen dass sie „sich wie auf einer Kutsche mit vielen Pferden, die alle in eine andere Richtung wollten“ vorkam. Ein positives Gefühl entstand, wenn die Moderatorin bemerkt, dass

• die Teilnehmer Spaß an der Arbeit hatten

• ihre eigene Arbeit Anerkennung fand und

• sie sich überwinden konnte, für sie schwierige Themen anzusprechen.

Es entstanden aber auch negative Gefühle, die häufig von der Moderatorin selbst verursacht wurden, wenn sie

• die Ziele zu hoch steckte und nicht erreichen konnte - Themen nicht bearbeitet, keine Entscheidungen getroffen wurden oder Vorträge nicht so gut waren.

• zu viel Stoff in den einzelnen Sitzungen bearbeitet wollte.

• Aussagen der Unruhestifter persönlich nahm.

• Themen, die ihr schwer fielen, nicht bearbeitete sondern aufschob.

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Auf diese Punkte sollte eine Moderatorin achten, damit sie sich die Arbeit in einer Gruppe erleichtert, und nicht erschwert.

7.1.2 Aufgabenentwicklung der Moderatorin aus der Sicht der Teilnehmer

Die Teilnehmer konnten im Projekt zu zwei Zeitpunkten darlegen, welche Aufgaben die Moderatorin ihrer Meinung nach hatte.

• Einmal im Frühjahr 1999. Zu diesem Zeitpunkt hatten etwa sechs Arbeitskreistreffen stattgefunden, und die Teilnehmer schrieben auf Moderations-karten, welche Aufgaben die Moderatorin ihrer Meinung nach zu übernehmen hat.

Die Karten wurden der Moderatorin überreicht und nicht im Plenum vorgestellt.

• Am Ende der Moderation wurde ein Fragebogen ausgeteilt. Der Fragebogen kann in Anhang VI eingesehen werden. Neben geschlossenen wurde auch die offene Frage: „Welche Aufgabe hatte Ihrer Meinung nach die Moderation (nach der Sommerpause) in der zweiten Staffel der Arbeitskreistreffen?“ gestellt. Hier haben die Teilnehmer im nachhinein - nachdem die Moderation bereits durchgeführt wurde - ihre Meinung aufgeschrieben.

Die Ergebnisse des Teilnehmer Feedbacks für die Aufgaben der Moderatorin werden im folgenden dargestellt.

Frühjahr 1999 - Moderationskarten

Die Angaben der Teilnehmer wurden zu Themen zusammengefasst. Die Reihenfolge der Themen verdeutlicht ihre Gewichtung. Das erste Thema wurde am häufigsten genannt, alle weiteren sind in absteigender Reihenfolge aufgelistet.

Die Moderatorin hatte aus der Sicht der Teilnehmer einen Aufgabenschwerpunkt im Bereich Organisation. Am häufigsten genannt wurden das Schreiben des Protokolls, um die Ergebnisse für alle festzuhalten. Die Einladung der Teilnehmer zu den Veranstaltungen, aber auch die Termin- und Veranstaltungsplanung waren ebenfalls Aufgaben der Moderatorin. Zusätzlich fielen die Beschaffung der Arbeitsmaterialien und die Themenfindung in ihren Arbeitsbereich; gekoppelt mit dem Zusammentragen und Bündeln von Informationen.

Der Zusammenhalt des Arbeitskreises unterlag ebenfalls den Aufgaben der Moderatorin. Sie war Bindeglied zwischen den Teilnehmern und Ansprechpartnerin.

Wenn der Arbeitskreis keine neuen Themen entwickelte, gab sie Anregungen und bündelte die Interessen der Direktvermarkter im Main-Taunus-Kreis. Kontakte wurden durch sie aufrecht erhalten und der Arbeitskreis an der aktiven Arbeit gehalten.

Die Moderation der Arbeitskreistreffen war der dritte Aufgabenbereich der Moderatorin aus der Sicht der Teilnehmer. Damit verbunden war eine Leitung der Gespräche und Diskussionen, aber auch das „Vermitteln“ und „Streit schlichten“.

Neue Ideen und deren Umsetzung mit den Direktvermarktern im Arbeitskreis waren ebenfalls Aufgaben der Moderatorin. Als Beispiel wurde die Entwicklung und Organisation von neuen Vermarktungsaktivitäten genannt.

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Ihre Aufgabe bestand darin, Vermittlerin zwischen den Direktvermarktern und Ämtern sowie Ansprechpartnerin rund um die Problematik der Direktvermarktung zu sein.

Auch die thematische Arbeit unterlag, aus der Sicht der Teilnehmer, der Moderatorin.

Sie beriet und unterstützte bei Themen im Arbeitskreis und gab Tipps, wen man zu Themen noch befragen konnte, wenn Unklarheiten da waren.

Aus der Sicht der Teilnehmer hat die Moderatorin viele Aufgaben, die ihrem eigentlichen Aufgabenbereich nicht zuzuschreiben sind. Nach der Definition von Moderation ist sie für das methodische Vorgehen, aber nicht für die inhaltliche Arbeit verantwortlich.

Frühjahr 2000 - Abschlussfragebogen

Die Aufgabenbereiche der Moderatorin wurden schriftlich im Abschlussfragebogen (Anhang VI) von den Teilnehmern beantwortet. Die Antworten wurden ebenfalls zu Themen zusammengefasst.

Den Arbeitskreis in die Selbständigkeit zu führen, sahen die Teilnehmer als wichtigste Aufgabe der Moderatorin. Dafür musste sie den Teilnehmern nahe bringen, wie eine Moderation durchgeführt wurde und Möglichkeiten zur Organisation des Arbeitskreises aufzeigen.

Als neutrale Beobachterin half sie, Konflikte zu entschärfen. Sie hatte so etwas wie eine Kontrollfunktion, damit die Arbeitskreistreffen reibungslos abliefen.

Auch der Bereich Organisation spielte bei der zweiten Staffel eine wichtige Rolle für die Teilnehmer. Die Aufgaben der Moderatorin hatten sich hier aber geändert. Sie war mehr für die Koordination von Aktivitäten und eine gewisse Ordnung zuständig. Ein Teilnehmer sah weiterhin auch die Planung von Treffen und Themen als Aufgabe der Moderatorin.

Die Moderatorin hatte auch weiterhin die Aufgabe, für den Zusammenhalt des Arbeits-kreises zu sorgen. Sie unterstützte die Festigung und Strukturierung der losen Arbeitsgruppe.

Die Themenbearbeitung wurde durch die Moderatorin zielgerichteter durchgeführt. Sie sorgte für einen roten Faden durch das Thema und eine rasche Themenbehandlung.

Der Aufgabenbereich der Moderatorin hat sich aus der Sicht der Teilnehmer geändert.

Weg von der inhaltlichen Arbeit - hin zu den Bereichen Gruppenentwicklung und methodische Unterstützung der Themenbearbeitung. Der Wunsch nach Organisation liegt aber immer noch vor.

Das Feedback war für die Moderatorin hilfreich. Es war im nachhinein verständlich warum und wie sich die Teilnehmer verhalten haben, und welche Ansprüche an ihre Arbeit gestellt wurden. Die Zeitpunkte für das Teilnehmerfeedback waren ungünstig gewählt. Die erste Erhebung sollte gleich zu Beginn der Veranstaltungen durchgeführt werden. So könnte die Moderatorin Ansprüche und Wünsche, die seitens der Teilnehmer an ihre Arbeit gestellt werden, umsetzen oder darlegen, warum bestimmte Tätigkeiten nicht von ihr übernommen werden.

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