1 Einleitung
2.2 Recherche und Analyse weiterer regionaler Fallbeispiele
2.2.2 Analyse der Fallstudien
Die Beschreibung und Analyse der recherchierten Fallbeispiele erfolgt durch ein Grobscreening und eine anschließende vertiefende Analyse ausgewählter Projekte. Gesondert hiervon werden gemeinsame planungs- und genehmigungsrechtliche Besonderheiten von Bündelungsvorhaben dargestellt.
2.2.2.1 Grobscreening
Die aus den Recherchen resultierenden Hinweise werden in einer tabellarischen Übersicht zu-sammengetragen (vgl. Tabelle 1) und grob anhand ausgewählter Parameter (Bundesland, Ort, Art und Anzahl der gebündelten Medien, Länge, Jahr und Quelle)) charakterisiert. Auf Grundlage dieser aufbereiteten Informationen zu den recherchierten Projekten erfolgt ein Grobscreening der Projekte mit dem Ziel, jene Vorhaben herauszufiltern, aus denen für die im Forschungspro-jekt verfolgten Fragestellungen möglicherweise relevanten Erkenntnisse gewonnen werden können.
Zentrale Kriterien für das Grobscreening der Projektbeispiele sind:
► die räumliche Lage3,
► die Art und Anzahl der Medien und damit verbunden die überschlägige Anzahl involvierter Vorhabenträger4,
► die Länge der Infrastruktur5 (möglichst regional, möglichst UVP-pflichtig) und
► das Alter der Projekte6.
2 Gesucht werden Vorhaben, die möglichst UVP-pflichtig sind. Sehr klein dimensionierte Vorhaben sind in der Regel nicht UVP-pflichtig. Einige der hier relevanten Vorhaben müssen eine Mindestlänge von 2 km aufweisen, damit sie einer stand-ortbezogenen UVP-Vorprüfung unterzogen werden müssen (vgl. Anhang 1 Nrn. 9.4 (Gasrohrleitung) und 19.8 (Wasser-fernleitung) UVPG. Zudem ist damit zu rechnen, dass Vorhaben, die kürzer als 2 km sind, auf kommunaler Ebene und nicht auf regionaler Ebene anzusiedeln sind.
3 Hinsichtlich der Umweltauswirkungen ist es relevant, ob das Vorhaben im Außen- oder Innenbereich lokalisiert ist.
4 Die Vergleichsvorhaben – wie das Westeifel-Projekt – sollen möglichst unterschiedliche Medien in unterschiedlicher Trä-gerschaft aufweisen.
5 Aus Gründen der Vergleichbarkeit mit dem KNE-Projekt möglichst regional, statt innerstädtisch/kommunal und möglichst UVP-pflichtig (je länger, desto eher liegt eine UVP-Pflicht vor).
6 Mit Blick auf die Verfügbarkeit der Planungsunterlagen und auf die Rechtslage sollten die Unterlagen möglichst nicht vor 2010 erstellt worden sein.
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Tabelle 1: Ergebnisse der Recherche von Beispielprojekten gebündelter Infrastruktur Nr.
Bundes-land
Ort, Region Art und Anzahl gebündelter Medien (soweit das ermittelt werden konnte)
Länge (in m;
ca.)
Jahr
01 BB Potsdam-
Fahrland
Es liegen keine Informationen vor 1994
02 BE Berlin-Marzahn Fernwärme (2 x DN7 500) Strom (20 Kabel)
Trinkwasser (DN 400)
Telekommunikation (40 Kabel)Funktionskabel
9.800 1975
03 BE Berlin Tegel Fernwärme
Strom Gas Trinkwasser
Betriebswasser (Brauch-/Nutzwasser) Informations- und Kommunikationstechnik
800 seit 2015
04 Baden-Baden,
Leopoldplatz
alle Ver- und Entsorgungsleitungen 2016
05 BW Konstanz (und Tägerwilen/CH)
Energie Daten
600 2015 06 BW Lauchheim,
Hardsteige II
Strom (220 Volt) Erdgas (DN 110)
Trinkwasser (DN 100/50) Abwasser (DN 250/150) Telekommunikation
296 1994
07 BW Universität Freiburg
Kälteleitungen Strom (Leerrohre) Datenleitungen
2012
08 BW Universitätsklinik Freiburg
Strom Druckluft Dampf Sauerstoff Stickstoff Wasser Kühlwasser Datenleitungen
2006-2007
09 BW Universität Heidelberg
Versorgungsleitungen 2016
10 NW Dortmund, Steins-weg
alle Ver- und Entsorgungsleitungen 11 NW Düsseldorf,
Heerd-ter Dreieck
Fernwärme (2 x)
Strom (6 x 110 Kilovolt (kV)) Gas
Kommunikation (2 x)
430 2013
12 NW Köln, Rheindüker Mülheimer Brücke (Niehl-Mülheim)
Fernwärme (Vor- und Rücklauf) Strom (110 kV)
Gas (Hochdruck)
Medienleitung (mit Strom, 12 x)
645 2015
7 DN steht für die Nennweite (diamètre nominal) und bezeichnet den Innendurchmesser eines Rohres.
43 Nr.
Bundes-land
Ort, Region Art und Anzahl gebündelter Medien (soweit das ermittelt werden konnte)
Länge (in m;
ca.)
Jahr
13 NW Schwerte, Im Gän-sewinkel ("INKA")
alle Ver- und Entsorgungsleitungen Strom
Gas Wasser Abwasser Multimediakabel
280 2006-2007
14 NW Universität Bochum Fernwärme Strom Druckluft Trinkwasser Chemieabwasser Klimakaltwasser Schmutzwasser Daten
130 2013
15 RP Neubau
US-Klinikum Weiler-bach, Ramstein
alle Ver- und Entsorgungsleitungen medizinische Gase
2013
16 RP Speyer, Rheinufer Nord
Strom (Mittelspannung - MS), Gas (DN 114,3)
Trinkwasser (DN 1120) Brauchwasser (DN 150) Telekommunikation TV
Internet
165 400
2004-2005 2007
17 RP Worms, Rheindüker Strom (4 MS: 20 kV; 1 HS: 110 kV) Trinkwasser
Kommunikation (5 Schutzrohre)
464 2007
18 SH Kieler Förde, Unterquerung
Fernwärme Strom
1.368 1990 19 SN Leipzig-Connewitz Fernwärme (4 x DN 500)
Gleichstrom (6 x DN 100) Steuer- und Informationskabel
112 2005
20 SN Leipzig-Grünau Fernwärme Strom Trinkwasser Telekommunikation Daten
8.000 seit 1975
21 SN Markkleeberg, Wachau-Nord
Fernwärme Strom Trinkwasser Abwasser
Telekommunikation
3.800 1991
22 SN Universitätsklinik Leipzig
Nahwärme 2016
23 ST Halle (Saale) Fernwärme
Strom Gas Wasser
Telekommunikation
1964
44 Nr.
Bundes-land
Ort, Region Art und Anzahl gebündelter Medien (soweit das ermittelt werden konnte)
Länge (in m;
ca.)
Jahr
24 ST Halle (Saale) Sammelleitung (Zugbildungsanlage DB Knoten-punkt)
2014-2015
25 ST Magdeburg k. A.
26 ST Merseburg, Indust-riegebiet Süd
Strom (MS; Leerrohre) Gas
2.000 27 ST Merseburg, Nord Fernwärme
Strom (Leerrohre) Gas
28 TH Eisenach Trinkwasser
Abwasser Straßenbelag
seit 2004 29 TH Gera, Bieblach Ost Fernwärme
Strom Trinkwasser
Abwasser (unterhalb Kollektor) Telekommunikation
225 1980er
30 TH Suhl Es liegen keine Informationen vor
Abkürzungen der Bundesländer:
BW: Baden-Württemberg, BY: Bayern, BE: Berlin, BB: Brandenburg, HB: Bremen, HH: Hamburg, HE: Hessen, MV: Mecklenburg-Vorpommern, NI: Niedersachsen, NW: Nordrhein-Westfalen, RP: Rheinland-Pfalz, SL: Saarland, SN: Sachsen, ST: Sachsen-An-halt, SH: Schleswig-Holstein, TH: Thüringen
Aus dem Grobscreening ergeben sich sieben Projekte, die diese Kriterien am besten erfüllen.
Diese Projekte werden nachfolgend einer vertiefenden Analyse unterzogen, um die Auswahl auf drei Fallstudien zu konzentrieren, die ergänzend zum Westeifelprojekt untersucht werden:
► Nr. 03: Berlin Tegel
► Nr. 05: Konstanz/Thurgau
► Nr. 10: Dortmund, Steinsweg
► Nr. 11: Düsseldorf, Heerdter Dreieck
► Nr. 12: Köln, Rheindüker
► Nr. 16: Speyer, Rheinufer Nord
► Nr. 21: Markkleeberg, Wachau-Nord
2.2.2.2 Vertiefende Analyse ausgewählter Projekte
In der vertiefenden Analyse sollen die bisher sieben Projekte auf drei im Weiteren zu untersu-chende Fallbeispiele eingegrenzt werden. Hierfür werden die Projekte anhand von Kriterien analysiert, die über die des Grobscreenings (räumliche Lage, Art und Anzahl der Medien, Länge der Infrastruktur, Alter der Projekte) hinausgehen.
2.2.2.2.1 Vorgehensweise
Um bereits möglichst belastbare Informationen als Grundlage für die Auswahl der vertiefend zu analysierenden Beispielprojekte zu erhalten, wurden zunächst mittels Desktop-Recherche
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sätzliche Informationen recherchiert und ausgewertet. Hierfür wurde auf den Seiten der jeweili-gen Stadtwerke recherchiert sowie die Ortsnamen in Kombination mit den unter Kap. 2.2.1 ge-nannten Suchbegriffen gesucht. Die Recherche hatte auch die Ermittlung der Kontaktmöglichkei-ten der möglicherweise zuständigen Personen zum Ziel.
Um bei der Erhebung der Informationen möglichst systematisch vorzugehen und die Ergebnisse übersichtlich aufzubereiten, wurde eine Steckbrief-Struktur entwickelt. Die vorhabenspezifi-schen Steckbriefe wurden mit den recherchierten Informationen aus der Desktop-Recherche vorläufig ergänzt und den mutmaßlich zuständigen Personen mit der Bitte um Überprüfung, Richtigstellung und Ergänzung sowie ggf. Weiterleitung an weitere bzw. andere Zuständige zu-geschickt.
Teilweise zeichnete sich bereits im Rahmen des Telefonats mit Ansprechpartnern/-innen ab, dass ein Projekt nicht als Fallbeispiel geeignet ist. Die Steckbriefe der sieben analysierten Pro-jekte finden sich im Anhang 1 (Kap. A.5).